Battlefield 1 – Wie bedeutend ist das WW1 Setting

Ein neues Kleid macht nicht automatisch ein besseres Spiel – Was wird der Erste Weltkrieg am Ende für Battlefield bedeuten?

Nun, nachdem ich brav den Trailer geteilt und auch fleißig die wichtigsten Informationen zu Battlefield 1 zusammengetragen habe, will ich mich nun persönlich zum neuesten Ableger der Battlefield Reihe zu Wort melden – Immerhin ist etwas für mich verdammt unerwartetes geschehen – EA hat Mut bewiesen und ein Setting abseits des bekannten Mainstreams angepeilt. In meinen Augen ein guter Schritt, ein wichtiger dazu, was die Bedeutung von Battlefield für die Zukunft angeht. Denn in den letzten Jahren hat die Serie seine Wurzeln vergessen, sich mehr und mehr an Call of Duty und anderem Shooter Einheitsbrei angepasst und im Grunde immer unpassendere Inhalte generiert. Ich erinnere hier gerne (oder eher weniger gerne) an Battlefield: Hardline, welches mit einem echten Battlefield bis auf den Namen im Titel eigentlich nichts mehr zu tun hatte, bzw. auch ein Shooter XY hätte sein können, mit einem Bezug zu Polizei VS Gangstern. Das war nicht innovativ, man versuchte einfach nur verspätet auf den Payday Zug aufzuspringen, was in meinen Augen nicht funktioniert hat.

Battlefield 1 - Kampf in der Luft

Solche Schlachten sollen uns im neuen Battlefield 1 erwarten!

EA beweist Mut

Jetzt gehen wir wieder in ein echtes Kriegsszenario und man geht dabei weiter in die Vergangenheit, als je zuvor. Der Erste Weltkrieg ist ein extrem interessantes und unverbrauchtes Setting. Bis heute gibt es nur eine handvoll Titel, die sich auf diesen Krieg berufen. Damit sagt man sich endlich los, vom modernen Setting der letzten Teile, was der Serie verdammt gut tut. Die Luft ist nach Battlefield 3 und Battlefield 4 langsam raus – Besonders wenn man bedenkt, dass so gut wie jeder Shooter der heutigen Zeit das gleiche präsentiert. Natürlich war Battlefield immer eine große Nummer unter diesen Titeln, aber das lag eben auch am großen Namen und dem nötigen Kleingeld im Hintergrund. Dass der Schritt in ein neues Setting mutig war, zeigt Konkurrent Call of Duty ganz gut, der seit Jahren auf echte Innovation verzichtet und mit dem gleichen aufgewärmten „Essen“ immer mehr Gäste satt macht, Millionen-Verkäufe generiert. Etwas zu machen, was Potenziell schlecht aufgenommen werden könnte, was wenig bekannt ist – Das ist schon mutig. Jetzt könnte man diesen Mut auch sehr gut in Frage stellen, denn auch Hardline war in gewisser Weise ja ein Schritt in eine neue Richtung. Doch war diese Richtung lediglich für die Reihe neu, nicht für den Markt. Dieser hatte viel Raum für ein solches Szenario, welches grob schon mit Counter Strike (Polizei VS Terroristen) seit vielen Jahren gut funktioniert und mit Payday nochmal ordentlich gepusht und in gewisser Weise erneuert bzw. erweitert wurde. Doch hier hatte man einfach gehofft den Nerv der Menge zu treffen – Und damit fast alles, was ein Battlefield eignetlich ausmacht, über Bord geworfen. Daher war dieser Schritt damals nicht mutig, dieser jetzt aber schon viel mehr.

Battlefield 1 - WW1 Shooter verkündet - Tank

Der „unbekannte“ Krieg

Denn Battlefield 1 mit seinem Ersten Weltkriegs-Szenario hat keine große Referenz – Shooter die die Jahre 1914 bis 1918 thematisieren, gibt es kaum und wenn, wird diese Zeit nur am Rande angeschnitten (wie in Darkest of Days). Eine der wenigen Ausnahmen bildet das Indie Game Verdun, welches dann aber auch genau den Nerv der Zielgruppe trifft – Taktisches Vorgehen, mit recht realistischer Darstellung, Umsetzung und historischer Authentizität. Der Massenmarkt springt auf solch ein Game nicht an, soll aber auch nicht angesprochen werden. Ich als Geschichts-Freund hatte meine Freude an den historischen Waffen, den detailreichen Maps und dem anderen Gameplay, welches eben nicht 0815 Shooter typisch daherkommt. Doch die breite Masse wird darauf einfach nicht aufmerksam, interessiert sich eben nicht für diesen Krieg, sucht nach etwas völlig anderen. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle auch noch die Mount & Blade Warband: Napoleonic Wars Modifikation Iron Europe, welche das Setting der napoleonischen Kriege gegen das des Ersten Weltkriegs tauscht. Hier haben Fans auf Basis eines DLCs eines Spiels Ihren eigenen Mehrspieler „Shooter“ zum Ersten Weltkrieg gebastelt. Eine tolle Sache und ein Beweis, dass ein Interesse an diesem Krieg besteht. Trotzdem sollte man dieses Grundinteresse nicht überschätzen, es sogar mit Bedacht genießen. Denn sowohl Verdun als auch Iron Europe: Beide Titel bilden in meinen Augen erstens keinen großen Markt und bedienen zeitgleich eine Zielgruppe, die wenig mit einem Battlefield anfangen können wird. Warum? Weil sie recht auf den historischen Faktor setzen – Weniger auf Action. Battlefield 1 wird wohl kaum historisch korrektes Gameplay bieten, was aber auch gar nicht zu einem solchen Shooter passen würde.

Verdun - WW1 Taktik Shooter

Der Erster Weltkrieg ist auch in der Shooter-Welt kein völliges Neuland, wie Verdun zeigt.

Setting & Gameplay

Denn machen wir uns nichts vor: Der Erste Weltkrieg war geprägt von dem Verlust der Bedeutung des Soldaten an der Front, der mehr und mehr reines Kanonenfutter wurde, niedergestreckt durch neue Waffentechniken. Tausenden Soldaten, die bei einem einzigen Ansturm auf ein MG-Nest an der Westfront fielen oder durch Granatenbeschuss in Stücke geschossen wurden, ohne dass diese jemals einen Feind zu Gesicht bekommen hätten. Natürlich gab es auch andere Fronten: Der Ostfront war „lebendiger“, aber hier fielen genauso ganze Reiter Regimenter gegen neumodische Panzer. Es gab eben kaum diesen „Mann gegen Mann“ Charakter, der in den Straßenschlachten des Zweiten Weltkrieges durchaus immer wieder aufkam. Viel mehr war die Infanterie nicht vorbereitet oder angepasst wurden auf diesen neuen, technischen Krieg – Wodurch einzelne Soldaten in diesem Krieg wenig „wert“ waren. Ein schlechte Ausgangssituation, für einen actionreichen Shooter, in dem man in bester Manier einem guten Score entgegenstrebt oder den Team-Sieg herbeiführen will.

Battlefield 1 - arabischer Reiter mit Säbel

Doch wie werden DICE und EA mit diesem neuen Setting umgehen? Der Trailer zeigt schon ganz gut, dass man die weiterhin die gleiche Zielgruppe ansprechen will – Den alten Battlefield Fan wie auch Shooter-Fans in allgemeinen. Darum zeigt der Trailer fernab des neuen Settings auch ganz normale Shooter Kost, aber dafür endlich in einem erfrischenden Gewand. Der Erste Weltkrieg bietet genug Möglichkeiten, gewohntes Gameplay zu bieten, dieses aber sehr ungewohnt aussehen zu lassen. Was meine ich konkret damit? Wir werden, denke ich, recht klassisches Gameplay erwarten dürfen, welches aber durchaus durchs Setting beeinflusst, vllt. sogar verbessert wird (Potenzial ist gegeben, die Frage ist, was am Ende dabei raus kommt). Da kann eben nicht jede Klasse vollautomatische Waffen haben und keiner mit Drohnen den Luftraum ausspähen. Dafür gibt es mehr Karabiner und klassische Vehikel der Vergangenheit. Der Erste Weltkrieg hat einen weiteren Vorteil, was die Gestaltungsmöglichkeiten betrifft – Jede Fraktion hat eigene, zuweilen stark differenzierte Waffen, Fahrzeuge und Uniformen. Man sieht endlich mal was neues, nicht die tausendste AK-Mod oder M4-Sturmgewehre. Jetzt werden viele Spieler Waffen in die digitalen Hände gedrückt, die sie so vermutlich noch nie gesehen haben. Das wirkt enorm auffrischend. Dass man sogar noch ein wenig weitergeht, zeigt die Tatsache, dass wir unter anderem Pferde im Spiel reiten können und auch der Nahkampf als solcher eine wichtigere Rolle einnehmen soll. Damit bietet man andere Gamplay-Ansästze, die zwar kaum etwas völlig neues darstellen, aber trotzdem das eingefahrene System auffrischen.

Bekanntes Gameplay mit Innovation

Doch wird sich EA hüten, hier zu viel Innovation angedeihen zu lassen. Das neue Setting war gut gewählt, der Markt dafür bereit. Doch große Innovation im Gameplay, bzw. echte Änderungen des System werden sie nicht vornehmen. Action und Unterhaltung stehen um Vordergrund, was auch ganz gut ist. Will ich einen historisch belegten Shooter mit Authentizität, greife ich wie gesagt auf Verdun zurück, da brauche ich kein Battlefield für. Damit wäre es nur wichtig, dass sie aber alles aus dem Setting rausholen, was dem Gameplay zugute kommt. Neue Waffen und Fahrzeuge sind zwar schon mal ganz nett, aber es ist eben wichtig, dieses auch passend einzuarbeiten, ein gutes Battlefield um das Setting herum zu schaffen. Was bringt mir ein Pferd zu reiten oder einen Doppeldecker zu steuern, wenn diese Inhalte spielerisch nichts bieten? Genau hier muss uns etwas präsentiert werden, was gut funktioniert. Dass sie gelobt haben, den Fokus auf das Teamplay zu setzen, ist ein gutes Signal, bleibt wie immer zu hoffen, dass es auch wirklich umsetzen. Dabei geht es viel weniger darum, dass ein Team gemeinsam von Server zu Server switschen kann, sondern viel mehr darum, welche Möglichkeiten durch gutes Teamspiel eröffnet werden. In einem optimalen Battlefield 1 wäre ein Sieg nur möglich, wenn verschiedene Squads nur gemeinsam mit gewisser Organisation, den Sieg herbeiführen können. Doch schauen wir mal.

Battlefield 1- Luftschlachten mit Doppeldecker und Zeppelinen

Der Singleplayer

Während meine Ausführungen in Bezug auf Battlefield 1 besonders dem Mehrspieler galten, will ich auch ein paar Worte zur Kampagne verlieren, welche sich ja stark am Mehrspieler orientieren soll, was die Action betrifft. Dass ist kein neuer, aber auch kein zwingend schlechter Ansatz. Der Singleplayer war selten die Stärke eines Battlefields, auch weil die ersten Teile der Reihe einfach gar keinen boten, abseits von Matches gegen Bots. Battlefield Bad Company 1 & 2 hatten das noch ganz gut geschafft, aber besonders Battlefield 3 hatte mich enorm enttäuscht und vor allem gelangweilt. Hier könnte man recht einfach etwas interessantes schaffen, eine Kampagne, die mehr als einfaches Moorhuhn in schicker Rüstung darstellt. Dass man die Rolle von gleich 7 Protagonisten abwechselnd übernehmen wird, ist auch an dieser Stelle ein echt gutes Signal. Wenn sie diese Charaktere auch ein wenig formen, ihnen moralische Fragen entgegenwerfen und sie nicht blind auf alles Feuern lassen (zumindest nicht die gesamte Zeit), könnte sich hier auch mal etwas mehr ergeben. Man darf nie vergessen: Alle großen Nationen sind recht euphorisch und unbedarft in diesen großen Krieg gezogen und am Ende hatten die wenigsten wirklich viel zu bejubeln, besonders die einfachen Soldaten nicht. Dieser Konflikt bietet keine einfachen Feindbilder, nicht das bekannte „Schwarz und Weiß“, Gut und Böse. Und so ist es eigentlich in fast jedem Konflikt in der Geschichte und Gegenwart – Selten gibt es einen eindeutigen Übeltäter oder eine Fraktion ohne Schuld. Schaffen sie diese Tatsachen auch nur ein wenig in ihre Geschichte einzuflechten, dann haben sie für mich schon viel erreicht.

Battlefield 1- Gigantischer Zeppelin

Fazit

Letztlich muss sich zeigen, was man aus dem tollen Setting macht. Die Möglichkeiten sind enorm, wobei ich nicht glaube, dass man dieses voll ausschöpft. Wie problematisch das wird, ist davon abhängig, wie gut das Gameplay am Ende daherkommt. Gerne verzichte ich auf eine Menge Authentizität, wenn dabei das Gameplay funktioniert und Spaß macht. Leider wird EA seine DLC Politik nicht groß ändern, was langfristig ein Negativaspekt bleiben wird. Liefert man Content, welches in einem ordentlichen Preis/Leistungsverhältnis steht, könnte sich das durchaus lohnen, leider wird es dazu kaum kommen. Ich hoffe nur, dass sie es mit Map-Packs, zu kaufenden Waffen und anderen Leistungen gegen Mehrzahlung nicht übertreiben. Doch eine Erkenntnis der letzten Jahre: EA ist nicht zu trauen.

Warten wir also ab, bis mehr Gameplay zu sehen ist und konkrete Informationen zur Kampagne vorliegen. Bis dahin trinken wir Tee und schauen uns das elfte Video von „Unge“ an, der mal wieder seinen Kanal löscht * cry *.

 

Johann von Ti
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