Castle Story – Ein Early Access Negativbeispiel

Von einer tollen Idee über eine lukrative Kickstarter Kampagne zu einer nie fertigstellten Early Access Version…

Es ist schon völlig normal geworden, dass auf Game 2 immer wieder über Kickstarter Projekte sowie Early Access Spiele berichtet wird. Der Grund ist einfach die pure Masse an zunächst interessanten Ideen, die auf diese Weise, also mit Unterstützung der Community, realisiert werden sollen. Während auf diese Weise also teilweise großartige Ideen völlig ohne Publisher angegangen werde können, führt die anfängliche Euphorie um ein Spiel nicht immer zu einem befriedigenden Ergebnis; Hier ein trauriges Beispiel.

Castle Story - Explosion einer Festung.jpg

Die Anfänge

Angefangen hatte alles Dezember 2011 mit einem elfminütigen Video, in welchem die Entwickler erstmals Castle Story vorstellten und grundlegende Inhalte zeigten. Schon damals war mein Interesse geweckt und ich begann aktiv die Entwicklung des Spiels zu beobachten. Es sah einfach genial aus und lockte mit einem tollen Konzept mit interessanter Umsetzung. Kleine gelbe Viecher, „Bricktrons“ genannt, errichten auf fliegenden Inseln mittelalterliche Burgen und verteidigen diese gegen graue Monster. Dafür lassen wir sie fleißig Rohstoffe sammeln und konstruieren dann aus einzelnen Bausteinen unsere Bauwerke. Damals war der Bezug zum noch jungen Minecraft stark und Castle Story erinnerte an eine strategische Umsetzung des Pixel-Hits. Ich war mehr als gespannt, wann diese tolle Idee endlich als fertiges Game erscheinen würde.

Castle Story - Ein Diamant wird in die Burg geschafft.jpg

Eine lukrative Idee

Die nächste große Etappe die ich wahrnahm, war die Kickstarter Kampagne, welche 27. Juli 2012 an den Start ging. Als Ziel waren 80.000 US-Dollar gesetzt, welche um ein Vielfaches überboten wurden. Die begeisterte Community brachte ganze 702.516 US-Dollar zusammen und damit die Entwicklung auf einen vermeintlich sicheren Weg – Doch es sollte alles anders kommen.

Castle Story - Abbau von Rohstoffen.jpg

Die Realität

Am 23. September 2013 landete das Spiel dann als Early Access Version auf Steam und konnte von interessierten Spielern für knapp 20 Euro erstanden werden. Die grundlegenden Spiel-Inhalte waren fertig gestellt, jedoch noch nicht Fehlerfrei und nicht vollständig ausgebaut. Es fehlten Feinheiten sowie lagen einige schwerwiegenden Baustellen in der KI und sowie Welt vor. So reagierten die kleinen gelben Arbeiter oft nicht, die Maps waren zu klein und es gab zu wenig verschiedene Rohstoffe. Im Laufe der nächsten 2 Jahre folgten dann ein paar Updates, die jedoch kaum einen wirklichen Fortschritt in der Entwicklung brachten. So sorgte ein Update zwar für größere Karten, brachte jedoch so viele neue Bugs mit sich, dass diese kaum zu spielen waren. Diese Probleme gab es mit vielen der Updates. Während also die eine Hälfte der wenigen Updates mehr neue Probleme mit sich brachten, als dass sie Fehler lösten, waren die anderen eher Kleinkram und vor allem optischer Natur. So wurden die Grafik des Spiels immer wieder in unterschiedlichen Bereichen verbessert, was zwar ein schöneres Spiel schuf, dieses aber trotzdem nicht von seinem unfertigen Zustand erlöste. Als wenn man ein fehlendes Organ mit viel Schminke „ersetzen“ will.

Castle Story - Konstruktion einer Burg.jpg

Stillstand in der Entwicklung

Wer jetzt kommt und erzählen will, dass das Projekt sich immer noch in der Entwicklung befindet und ich lernen solle, was Early Access eigentlich heißt, sollte sich den Zeitraum vor Auge führen, in welchem so gut wie nichts passiert ist. Schon die Standalone Version des Zombie Survival Erfolgs DayZ ist in seiner Entwicklung verdammt langsam, doch Castle Story kann dies noch mal toppen. So gut wie keine wirklich neuen Inhalte wurden im Laufe der Zeit veröffentlicht und das Spiel wurde nicht weiterentwickelt. Im Grunde hat man heute eine aufgehübschte Version des Prototyps von 2012, welcher für 20 Euro angeboten wird. Besonders traurig ist für mich die im Vorfeld so erfolgreiche Kickstarter Kampagne, bei welcher die Entwickler versprachen, Vollzeit an der Umsetzung des Spiels zu arbeiten. Dieses Versprechen wurde einfach nicht umgesetzt, anders kann man mir die Update-Armut nicht erklären. Es wirkt, als würde es sich um ein Game handeln, welches nebenbei als Hobby-Projekt entsteht und nicht um eine von der Community mit so viel Geld geförderte Produktion.

Castle Story - Kampf gegen Monster.jpg

Fazit

Castle Story ist eines der traurigen Negativbeispiele, welches sowohl die Tücken von Kickstarter als auch Early Access Versionen aufzeigt. Bei diesen investiert der Spieler im Vertrauen auf den Entwickler in eine Idee. Er hofft, dass diese mit seiner Unterstützung umgesetzt werden kann und geht das Risiko ein, dass dies am Ende nicht gelingt. Natürlich kann man nicht zu hundert Prozent ein erfolgreiche Fertigstellung einer Idee erwarten, doch wenn man schon die eigentliche Finanzierungssumme um fast 900 Prozent übertrifft, sollte man in meinen Augen schon etwas erwarten können. Besonders traurig ist es, wenn die Entwickler scheinbar ihre Versprechen nicht einhalten und die Community im Stich lassen, denn genau so sieht es für mich heute mit Castle Story aus. Die Updates erscheinen sporadisch und wirken eher wie Lebenszeichen, um den Schein einer Weiterentwicklung aufrecht zu erhalten, obwohl intern wohl nicht mehr viel los sein wird. Daher ist es wichtig, bei solchen Projekten nicht allein in eine Idee zu investieren. Denn neben der Idee müssen auch Menschen hinter dem Projekt stehen, die diese auch umsetzen können. Hier sollte man darauf achten, welche Entwicklungspläne schon im Vorfeld bekannt sind, wie viele Inhalte schon vorliegen und welcher Fertigstellungstermin grob angepeilt wird. Am Ende hat man dann zwar immer noch keine Garantie auf tatsächliche Fertigstellung, jedoch deutlich bessere Chancen sein Geld nicht in der Sand zu setzen.

Johann von Ti
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