Das Smartphone erstmals meist genutzte Spiele-Plattform in Deutschland

Erstmals überholt das Smartphone in Deutschland den PC, wenn es ums spielen geht.

Das Smartphone ist in fast allen Lebensbereichen nach wie vor auf dem Vormarsch und wird auch fürs Gaming immer relevanter. Natürlich ist das kein Geheimnis, in den letzten Jahren machte sich diese Entwicklung zunehmend bemerkbar und besonders in den letzten Jahren schneide ich diese Thematik vermehrt in diversen Artikeln an. Und während ich anfangs immer spekulieren musste, kann ich nun auch endlich vermehrt auf handfeste Daten zurückgreifen. So auch heute; Denn nach einem aktuellen Beitrag vom Verband der deutschen Games-Branche e.V. (game), die sich auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens GfK stützen, ist das Smartphone die meist genutzte Spiele-Plattform in Deutschland und hat erstmals den PC überholt.

Das Smartphone auf dem Vormarsch

Laut GfK sind es 2017 ganze 18,2 Millionen Menschen, die auf dem Smartphone spielen. Grob gesagt hat man damit ein Wachstum von 5 Prozent, wenn man den Blick auf 2016 wirft. Zum Vergleich; Auf dem PC sind es 2017 17,3 Millionen, auf den Konsolen (PS4, Switch und Xbox One) um die 16 Millionen Spieler. Auf Tablets spielten 2017 lediglich 11,5 Millionen Spieler, was der Anzahl von 2016 entspricht.

Daraus kann man nun einige Schlüsse ziehen, zunächst sollten die Zahlen aber ein wenig beleuchtet bzw. hinterfragt werden. Auch wenn es sich jetzt anbietet zu brüllen: „Hey, das Smartphone ist DIE Gaming-Plattform“, dann mag das auf den ersten Blick durchaus zutreffen, immerhin ist diese Entwicklung nicht zu verkennen, dennoch sollte man die Plattformen hier ganz besonders differenziert betrachten. Schon PC und Konsole ließen sich eher schwer vergleichen (und trotzdem hat es jeder gemacht), mit dem Smartphone wird die Geschichte aber nochmal ein wenig komplizierter.

Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig

Denn wen es überrascht, dass das Smartphone die meist genutzt Spiele-Plattform ist, sollte sich zunächst bewusst machen, wie stark Smartphones verbreitet sind. Fast jeder hat in der heutigen Zeit ein Smartphone, da muss man überhaupt nicht weiter drüber reden. Damit verfügt ein Großteil der Bevölkerung bereits über die „Plattform“, ganz unabhängig der Intention, damit Spiele zu spielen. Und genau das ist ein wichtiger Punkt, den ich immer wieder betone; Das Smartphone ist ein multimedialer Alleskönner. Und das ist nicht als billige Werbefloskel gemeint. Die Anwendungsbereiche für Smartphones sind schon heute enorm und mit neuen Technologien wie Augmented Reality kommen beständig neue hinzu.

Also ist das Smartphone bereits vorhanden, muss nicht extra angeschafft werden. Zudem haben es die User so gut wie immer dabei und verwenden es beständig. Damit sind die grundsätzlichen „Hürden“, um das Smartphone nun auch zum spielen zu verwenden, extrem gering. Weitere Faktoren; Spiele können auf dem Smartphone extrem leicht bezogen werden. Spiele-Apps sind oft kostenlos oder für wenige Cent und Euro-Beträge zu haben. Weiterhin sind Smartphone-Spiele oft als reine „Lückenfüller“ konzipiert, welche User zwischendurch ein paar Minuten spielen können, um sie dann wieder  zu beenden. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der Bärenanteil des Mobile-Marktes besteht wohl aus solchen „Snacks“.

Smartphone Gaming - Candy Crush

Spiele wie Candy Crush sind typsiche Beispiele für Games, die sich als „Snacks“ für zwischendurch eignen. In der Bahn, wenn man auf den Bus wartet oder während der Pause im Büro – Solche Spielchen lassen sich bedenkenlos für einige Minuten spielen und können danach getrost beendet werden.

Das Smartphone erreicht völlig neue Nutzergruppen

Dass das eben Zielgruppen erreicht, die eigentlich mit klassischen Videospielen überhaupt nichts zu tun haben, sorgt für diese großen Nutzerzahlen. Selbst meine Eltern spielen mittlerweile an ihren Smartphones – Da werden dann klassisch Karten in Solitär gelegt oder in einer modernen Tetris-Adaption Kästchen gestapelt. Für mich sehr spannend, so würde sich meine Mutter zum Beispiel niemals an einen PC setzen, um dort ein Videospiel zu starten. Aber für ein paar Minuten des Tages nimmt sie eben ihr Handy zur Hand, und spielt eines ihrer Spiele – Ein kurzweiliger Zeitvertreib, der einzig der Entspannung, dem „Herunterkommen“ dient.

Natürlich findet auch immer mehr eher „klassisch“-aufgestelltes Gaming auf dem Smartphone statt. Dabei waren besonders die Browsergames Vorreiter, was wenig verwundern sollte. Diese Spiele boten schon immer eine recht leichte Zugänglichkeit, da sie oft kostenfrei im Browser gespielt werden konnten und zudem weder starke Hardware noch komplexere Eingabegeräte benötigten. Entsprechend war der Schritt auf das Smartphone nur logisch. Auch Online-Casinos haben den Mobile-Trend früh erkannt und längst ist die Verfügbarkeit von Smartphone-Apps bei Anbieter-Tests, wie auf diversen Vergleichsseiten, ein Standardkriterium.

„Core-Gaming“ gewinnt erst langsam an Bedeutung

Doch heute sind auch komplexere Videospiele auf dem Smartphone vertreten; Hier würde ich Minecraft als wichtigen Namen sehen. Schon 2011 erschien eine Mobile-Version des Klötzchenspiels. Zwar war diese im Vergleich zur Original-Version deutlich vereinfacht, dennoch handelt es sich hier um einen der ersten wirklich erfolgreichen Mobile-Ports. Mittlerweile haben wir mit PUBG und Fortnite zwei extrem große Titel, welche mit eigenen Smartphone-Umsetzungen daherkommen und dabei starke Umsätze generieren können. Entsprechend wird auch für „Core-Gaming“ das Smartphone wichtiger, dennoch kann man Smartphone und PC nicht einfach gleichsetzen.

PUBG Mobile Google-Play-Store

Schon kurz nach Veröffentlichung der spielbaren Mobile-Versionen von PUBG und Fortnite konnten beide Title Millionen Downloads zählen und generierten mit Mikrotransaktionen in den ersten Monaten nach Release Millionenschwere Umsätze.

Denn auch wenn das Smartphone für „Core-Gaming“ interessanter wird, werden komplexere Titel primär auf PC und Konsole gespielt und das wird sich, meiner Einschätzung folgend, auch nicht so schnell verändern. Ich gehe davon aus, dass hier keine wirkliche Verdrängung stattfindet: Das Smartphone wird die anderen Spiele-Plattformen kaum verdrängen können. Stattdessen wird es seinen eigenen Platz neben den etablierten Plattformen einnehmen und bestehende Marktlücken weiter besetzen. Ich glaube nämlich auch, dass das Smartphone ebenfalls dafür sorgen kann, dass sich Menschen, welche eigentlich nicht mit Videospielen in Berührung gekommen wären, mit diesen auseinandersetzen und so auch für andere Plattformen sensibilisiert, „geöffnet“ werden. Aber gut, lassen wir es zunächst dabei.

Fazit

Halten wir also fest; Ja, das Smartphone ist die aktuell wohl meist genutzte Spiele-Plattform in Deutschland, greift dabei aber einen deutlich breiteren Nutzerkreis ab. Ein direkter Vergleich der klassischen-Spiele-Plattformen bietet sich daher nur zum Teil an, einfach weil die Art der Spiele und des Spielens sich deutlich von PC- und Konsolenspielen unterscheidet, zumindest wenn man den Blick auf die breite Masse von Spiele-Apps wirft. Das Smartphone wird in den nächsten Jahren wohl kaum PC und Konsole ersetzen, dafür aber eine deutlich stärkere Stellung auf dem Gaming-Markt selbst beziehen.

Johann von Ti
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