Denuvo Kopierschutz-Software und wie FIFA geknackt wurde

DRM ist nutzerfeindlich und als Modell sinnlos und veraltet.

Erst letzten Monat wurde ja bekannt, dass der DRM Schutz von FIFA 18 innerhalb von wenigen Stunden geknackt wurde. Aber womit haben wir es hier eigentlich zu tun? Die von EA und anderen Firmen eingesetzte DRM Software (DRM steht übrigens für „Digital Rights Management“) nennt sich Denuvo und begrenzt die Möglichkeiten zum Debuggen von Dateien die von den eigentlichen DRM-Systemen genutzt werden. Denuvo soll Spiele mit DRM also sicherer machen – und zwar für die Hersteller, denn die haben ja ein Interesse daran, dass die Spieler keine Raubkopien anfertigen. Problematisch ist daran, dass gekaufte Spiele wahrscheinlich gar nicht mehr funktionieren, wenn der Hersteller den Support für Denuvo einstellt. Heißt im Klartext, dass man seine Spiele eben nicht wirklich kauft, sondern nur eine Art 70 Euro teure Lizenz ersteht, die so lange gilt, bis Denuvo irgendwann die Luft ausgeht – und das finden die Kunden nun mal gar nicht toll.

Die Spieler haben nichts zu sagen

Noch problematischer ist es, wenn es sich bei dem Spiel um eine weltweit irrsinnig bekannte Sportart wie Fußball handelt und beim Publisher um einen „Monopolisten“ wie EA. Fußball ist so bekannt, dass jeder die Gesichter der Nationalspieler kennt. Die Erste Bundesliga hat in der Saison 2016 über 3 Milliarden Euro umgesetzt, im selben Jahr sind mehr als 6 Milliarden Euro mit Sportwetten eingenommen worden und natürlich sind die Fußball-Wetten ganz weit vorne mit dabei, wenn auch Formel 1, Tennis und Eishockey ebenfalls mit von der Partie sind. Und dann kommt eine riesige Firma wie EA daher, besorgt sich für saftiges Geld die passenden Lizenzen und die ganzen Leute, die jedes Jahr das neue FIFA kaufen, haben überhaupt keine „wirkliche“ Möglichkeit, mit ihrem Geldbeutel gegen die DRM Praktik zu protestieren. Denn dass die Spieler keine Lust auf DRM haben, haben sie schon oft genug gezeigt und artikuliert. Dennoch ist (verständlich wie ich finde) keine Mehrheit der Spieler bereit, auf die grundlegend ja geschätzten Videospiele zu verzichten, nur weil einem die Kopierschutzmaßnahmen gehörig auf den Senkel gehen – Denn Steam spielt zum Beispiel in der gleichen Liga und ist trotzdem DIE Plattform, wenn es um den Kauf von Videospielen auf dem PC geht (auch bei mir, wobei GOG langsam Boden gewinnt). 

FIFA 18 -Denuvo geknackt

‚FIFA 18 confirmed for Nintendo Switch‘ – BagoGames via Flickr (CC BY 2.0)

DRM ist nutzerfeindlich

Die eigentlichen Probleme von DRM sind grundlegender Natur: Es schafft eine nutzerfeindliche Umgebung, in welcher der Spieler jedes Mal aufs Neue beweisen muss, dass er die Software rechtmäßig erworben hat – schuldig bis zum Beweis der Unschuld, könnte man sagen. Ähnlich wie bei DVDs, bei welchen vor dem Film meist eine Werbung gegen Raubkopien gezeigt wird – Entsprechend darf sich der „gute Kunde“, welcher auf Raubkopien verzichtete, immer wieder mit diesen makaberen Spots konfrontiert sehen, während der „böse“ Netzpirat (Awwwwr!) entspannt den Film genießt – Für mich bis heute mehr als unverständlich. So auch bei Videospielen – Raubkopien sind DRM-frei und bieten uneingeschränkt den Content des Spiels an, während sich ehrliche Käufer mit Mikrotransaktionen, Lootboxen und DLC herumschlagen müssen. Dass das nicht gut ankommt, hat man unter anderem bei der Xbox One gesehen: Bis heute ist das „immer online“ DRM, das Microsoft anfangs in der Xbox One einbauen wollte, aber dann doch zurücknahm, einer der Gründe, warum die Kiste verkaufstechnisch nie abheben konnte. Die Gamer haben es Microsoft nie richtig verziehen (wie so andere Geschichte, wie dem Umgang mit dem Tod von Windows Live), so etwas bleibt bei den Kunden im Hinterkopf. 

Früher sicher, heute nutzlos

Und wieso ist das oben erwähnte DRM inzwischen nicht mehr sicher? Denuvo arbeitet mit Keys, die von der Software generiert werden. Am Anfang wusste keiner, wie genau das abläuft. Inzwischen sind Hacker aber dahinter gekommen und haben ihre eigenen Key Generatoren geschaffen. Die brauchen zwar immer eine gewisse Zeit, bis sie für neue Spiele verfügbar sind. Das machte zunächst sogar noch Sinn, konnte man in den wichtigen Release-Wochen Cracks verhindern. Aber die Zeitspanne wird immer kürzer; FIFA 18 wurde innerhalb von ein paar Stunden gecracked. Heißt also für ehrliche Käufer: Man hat die Beschränkungen komplett umsonst am Hals, wer sein Spiel raubkopieren will, der bekommt es trotz Denuvo hin. Inzwischen schon wenige Stunden nach Erscheinen eines Titels. Bedeutet das also für die Zukunft, dass die DRM Praktik bald eingestellt wird? Wahrscheinlich nicht; DRM Gängelung ist heute schon recht normal geworden. Der „always on“ Gedanke passt gut zum Zeitgeist einer immer weiter digitalisierten Gesellschaft, weshalb die Gefahren ausgeblendet werden. Tatsächlich ist die große Frage bei DRM ja, was passiert, wenn die damit verknüpften Dienste und Anbieter von der Bildfläche verschwinden – Wie komme ich an meine Spiele, wenn Steam dicht macht? Spieler verlieren hier also und längst geht es um ganz andere Geschichten – In Zeiten, in welchen Vollpreisspiele mit DLCs, Mikrotransaktionen und Wahlweise Lootboxen versehen werden, erscheint DRM wie ein kleines Übel. Dennoch treiben solche Praktiken die Spieler geradezu zum cracken bzw. schaffen eine moralisch vertretbare Basis, die ich uneingeschränkt verstehen kann. So lange aber große Unternehmen wie EA mit DRM noch „gut“ fahren und Geld verdienen, werden sie den Spielern kaum entgegenkommen, auch wenn das Modell mit DRM gegen Kopierer vorzugehen als gescheitert und veraltet angesehen werden muss! Aber wer weiß: Vielleicht werden doch immer mehr Anbieter wie GOG verstehen, dass mit Kundenfreundlichkeit mehr Geld gemacht werden kann. Der Kampf der Spieler gegen DRM geht also in die nächste Runde und wird zukünftig an den Kassen der Dienste wie GOG gemessen.

 

Johann von Ti
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