„Der Fürst“ in Game of Thrones

Na, welche Serie ist gerade in aller Munde? Natürlich Game of Thrones, für deren letzte Staffel ich mich mit ein paar Kommilitonen regelmäßig zusammensetze um das Finale dieses epischen Kampfes gebührend zu würdigen.

Dabei wird sowohl zu Beginn als auch am Ende jeder Folge stets heftig diskutiert: Wer wird wohl als nächstes dran glauben und wer endet letztlich auf dem Eisernen Thron?

Der Erfolg der Serie lässt sich nicht zuletzt aufgrund des spannenden und immer währenden Kampfes um die Spitze des Königreichs erklären. Worüber sogar in meinen Uni-Kursen häufig diskutiert wird, ist die politische Brisanz der Handlung. Man erkennt in der preisgekrönten Serie ganz klar politische Theorien wieder:

Beispielsweise den Realismus in Haus Lannister, da sich der Realismus eher auf Machtausbau durch militärische Stärke und das Verfolgen der eigenen Interessen stützt.

Oder den Liberalismus in Haus Stark, da hier Macht stets in Verhältnis mit Moral gesetzt wird und eher Idealismus im gesellschaftlichen Gefüge thematisiert wird (d.h. hier werden weniger Staaten als zentrale Akteure gesehen – im Gegensatz zum Realismus).

Auch lohnt sich ein Blick auf den einstigen Philosophen Niccolo Machiavelli, wenn man Game of Thrones betrachtet. Diesem Thema möchte ich mich jetzt etwas mehr widmen, da es nicht nur Aufschlüsse über Handlungsmotive einzelner Figuren gibt, sondern auch abzeichnet, wer am Ende letztlich die Macht an sich reißen könnte.

Lasst euch gesagt sein: Das Folgende ist für GoT-Kenner gedacht, es kommen Spoiler bis zum Ende der 7. Staffel.

Niccolo Machiavelli (1469-1527) war ein italienischer Schriftsteller, der mit seinem Werk Der Fürst heute zu einem der wichtigsten und kontroversesten Staatsphilosophen zählt. Er beschäftigt sich darin mit Theorien des Machterwerbs und Machterhalts, die jedoch nicht unumstritten sind. Mit Der Fürst schreibt er sozusagen eine Art Handbuch für die Fürsten in Florenz, einen Leitfaden wie man sich als Herrscher verhalten sollte, um dauerhaft an der Macht zu bleiben. Seine Überzeugung ist, dass zum Erreichen eines hohen Zwecks durchaus auch unmoralische Taten zulässig sind.

Dabei kann man viele seiner Grundsätze bereits in Game of Thrones wiederfinden und die Konsequenzen beobachten.

Ein Grundsatz lautet, dass es besser ist, gefürchtet als geliebt zu werden. Tywin Lannister verkörpert diesen Grundsatz ganz gut, indem er politisch klug agiert und sich dabei wenig, aber im nötigen Rahmen, um die Meinung des Volkes schert. Dabei sollte Furcht jedoch nie mit Hass verwechselt werden, was letztlich Joffrey Baratheon zum Verhängnis wurde.

Außerdem sagt Machiavelli, dass ein gutwilliger Mensch notwendigerweise an der Schlechtheit seiner Zeitgenossen zugrunde geht. Das kann man schon relativ zu Beginn der Serie an Ned Stark sehen, der stets moralisch und gutherzig agiert. Nie wäre es ihm eingefallen, einen Eid zu brechen oder jemanden zu hintergehen. Diese Naivität bringt nicht nur ihn, sondern auch seinen ältesten Sohn Rob Stark um. Aus Liebe bricht er sein vorab gegebenes Versprechen, eine Lady aus dem Hause Frey als Frau zu nehmen und hofft auf das Verständnis von Walder Frey. Zugegebenermaßen kommt das in den Büchern besser rüber, was sein eigentliches Problem ist: Dort heiratet er seine Ehefrau weniger aus Liebe, sondern vielmehr um nach der gemeinsamen Liebesnacht die eigene Ehre zu bewahren. Aus diesem Akt wird ganz klar deutlich, dass ihm sein Ehrgefühl zum Verhängnis wurde.

Jon Snow ist aus Sicht der politischen Theorie am schwierigsten einzuordnen, da er wie Ned und Rob Stark sehr idealistisch und naiv ist, aber trotzdem zu Macht kommt. Seine Vorgehensweise hat ihn zumindest einmal schon das Leben gekostet und auch jetzt in Staffel 8 scheint er von seinem idealistischen Bild nicht abzuweichen. Deshalb wäre es aus dieser Sichtweise auch wahrscheinlicher, dass jemand wie Daenerys Targarien oder Sansa Stark am Ende auf dem Thron sitzt.

Weiterhin stellt Machiavelli klar, dass seiner Meinung nach nur eigene Truppen dazu geeignet sind, seine Herrschaft dauerhaft zu sichern. Anhand von Daenerys sehen wir, dass ihre Truppen ihr aus Überzeugung und Hoffnung folgen und somit an den Glauben etwas Höherem zu dienen – ganz im Gegensatz zu Cercei Lannisters Streitmacht, die größtenteils aus bezahlten Söldnern besteht.

In Staffel 7 zeichnet sich jedoch bereits ab, dass auch Daenerys bereit ist im Zweifel skrupellos zu agieren, als sie den Vater und Bruder von Samwell Tarly verbrennt, weil diese sich nicht unterwerfen wollen.

An dem nun angekommenen Punkt in Staffel 8 scheint es, als hätten sich Jon Snow und Daenerys durchweg unterschiedlichen politischen Strategien angeschlossen. Sie herrscht mit eiserner Hand, setzt zur Not ihre Drachen ein, um Gehorsam zu erlangen, während er sich für einen idealistischen Weg entschieden hat. Dabei ist er es, der sie im nötigen Maße besänftigen zu können scheint – wie das jedoch sein wird, wenn sie von Jons wahrer Herkunft erfährt, lässt sich mit Spannung erwarten.

 

Elena
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