Dragon Quest XI – Ein würdiger Nachfolger?

Ein starkes JRPG zwischen Kitsch und Tradition – Endlich wieder Dragon-Quest!

Gute 13 Jahre hat es gedauert, doch nun ist tatsächlich ein weiterer Nachfolger der Dragon-Quest-Serie für die westliche Welt herausgebracht worden. Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals bringt den JRPG-Klassiker ein weiteres Mal auf unsere Spielekonsolen – und diesmal hat man sogar an den PC gedacht! Bei Dragon Quest haben sich schon immer die Geister geschieden; während der ein oder andere vor lauter Kitsch schon bald Karies bekommt, erfreuen sich andere an dem klassischen, bunten JRPG-Stil von Akira Toriyama, dem Schöpfer des wohl beliebtesten Manga/Anime Dragonball. Das neue Dragon Quest ist sicherlich ein ehrwürdiger Vertreter seines Genres, doch handelt es sich um einen guten Nachfolger, der an dem Erfolg der vorherigen Teile anknüpfen kann? Die Dragon-Quest-Serie ist immerhin bereits drei Jahrzehnte alt; Hat die Serie inzwischen zu viel Staub angesetzt oder haben die Entwickler bei Square Enix es geschafft, etwas zu kreieren, das unserer Spielerherzen erneut um Sturm erobert?

Was erwartet uns?

Bereits seit den 1980ern erfreuen sich Spieler an der Dragon-Quest-Serie. Drei Jahrzehnte sind inzwischen vergangen, dennoch ist die Reihe seinem ursprünglichen Konzept treu geblieben (in dieser Form durchaus selten, denn im Gegensatz zu „Call of Warfighter: Modern Combat XY“ blieb die Seele dieser Spiele erhalten). Der Fokus liegt also erneut auf den tollen und charismatischen Charakteren, einer ansehnlichen Optik samt stimmiger Inszenierung und der großen Welt die zum erkunden einlädt. Wir reisen also von Stadt zu Stadt, erfüllen Aufgaben, sammeln Ausrüstung und folgen dabei dem roten Faden der Geschichte. Natürlich wartet auch eine Vielzahl an rundenbasierten Kämpfen, die zwar klassischer kaum sein könnten, aber mit einigen Kniffen und Besonderheiten auftrumpfen können. Man könnte es als eine simple Formel bezeichnen (und das ist sie letztlich auch), doch sie funktioniert. Dennoch hat Dragon Quest XI natürlich auch einige Veränderungen erfahren.

DRAGON QUEST XI - Die Helden am Feuer

JRPGs leben von ihren Charakteren, die oft überzeichnet, aber dafür dennoch liebevoll und gut geschrieben sind, sodass Spieler schnell emotionale Bindungen zu ihnen aufbauen können. Dragon-Quest XI kann an dieser Stelle gut punkten und verpackt Witz, Charme und Ernsthaftigkeit zu einem gelungenem Paket, welches mir äußerst gut gefällt.

Ein großer Schritt wurde im Kampfsystem getan, sodass Spieler deutlich mehr Einfluss auf die rundenbasierten Kämpfen nehmen können. Außerdem wurde auch das Casino wiedergebracht, allerdings auf modernere Art und Weise, denn im Vergleich zu früher sind die Spielautomaten deutlich interaktiver, ganz im Stil der heutigen Slot Spiele. Eine besonders interessante Neuheit ist zudem, dass Spieler nun Tiere aus der Wildnis einfach als Transportmittel verwenden können, um schneller Distanzen zu überwinden und in Dungeons an geheime Schätze zu gelangen. Das ein oder andere ganz schön coole und skurrile Monster kann so mit der neuen Funktion geritten werden.

Das Konzept – Klischee oder Tradition?

Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals ist ein völlig typisches Dragon-Quest-Game, wie auch die vorherigen Titel der Serie. Spieler schlüpfen in die Rolle des stummen Protagonisten (was zum Teil absolut out of place wirkt), der sein Zuhause verlassen hat, um die Wahrheit über seine Vergangenheit zu ergründen. Auf der Reise begegnet er einer Vielzahl an Charakteren, die ihm auf seiner Mission helfen. Hierbei handelt es sich um die typischsten aller JRPG-Charaktere, die aber liebevoll geschrieben und exzellent in Szene gesetzt werden. Dabei halten sich Humor, aber auch die nötige Ernsthaftigkeit immer die Waage, sodass es weder zu albern, noch zu schwermütig wird. Stattdessen fällt es leicht, eine emotionale Bindung zu vielen Charakteren aufzubauen, was vielen westlichen RPGs ala Skyrim nicht mehr so leicht gelingen mag. Und, Überraschung, es müssen magische Kugeln gefunden werden. All das klingt besonders für alteingesessene JRGP-Spieler nur allzu bekannt und wird diese Zielgruppe komplett abholen.

DRAGON QUEST XI - Die Stadt Heliodor

Bestechend an Dragon-Quest XI ist für mich die wunderbar große Spielwelt, die mit zahlreichen Städten, Klima-Zonen und kuriosen Gegnern aufwartet und meinen Entdecker-Geist erweckte, den ich in Skyrim und Fallout 4 verlor.

Denn das ist es genau das, was Dragon Quest ausmacht; Während zwar einige Spieler vom altbekannten Gameplay und Story unbeeindruckt bleiben, ist es genau diese Tradition, die so viele andere Spieler schätzen. Sie spielen Dragon Quest um in einer charmanten Welt auf interessante Charaktere und Wesen zu stoßen und genau das wird hier geboten. Veteranen der JRPG-Szene werden also beglückt sein, während Neueinsteiger (wie ich) zum Teil erst mal reinkommen müssen. Dragon Quest steht für JRPG-Tradition, und das bereits seit über 30 Jahren. Auch Dragon Quest XI bietet keinen Downloadable Content, kein Spielen online und das ist auch völlig in Ordnung so (ich weiß bis heute nicht, wie man es schaffte, uns Online-Zwänge für Singleplayer-Spiele unterzujubeln). Stattdessen warten über 70 Stunden (bis über 100 sicherlich auch, je nachdem, ob man alles abgrasen will) Unterhaltung mit einem der traditionsreichsten JRPGs der Geschichte, das dennoch mit einer fesselnden Story und unerwarteten Wendungen glänzen kann.

Die Version für den Westen

Mit dem Release der japanischen Version des Spiels im Juli 2017 gab Designer und Autor Yuji Horii bekannt, dass auch eine internationale Edition herauskommen sollte. Am 4. September 2018 war es soweit, Dragon Quest XI kam lokalisiert in vier Sprachen auf den Markt, zudem erfolgte neben dem Release auf Nintendo 3DS, PlayStation 4 und Nintendo Switch erstmals ein Release für dem PC über Valves Spieleplattform Steam. Wie im Trailer zu sehen ist, wurden die Dialoge von ausgezeichneten englischen Synchronsprechern übernommen; Eine wirklich gelungene Arbeit an dieser Stelle. Auch die deutschen Untertitel sind grundsolide, leider wurden einige der Namen hier verändert, sodass es durchaus zu Verwirrungen kommen kann. Wirklich schade, das dämpft die Qualität deutschen Untertitel durchaus, die ansonsten eben wirklich in Ordnung sind. Dragon Quest XI erstrahlt zudem im neuen HD-Glanz, auf der Playstation 4 sogar in 4K, wodurch die tiefen, bunten Farben der sowieso schon farbenfrohen Szenerien noch besser aussehen als je zuvor. Auch hier könnte man vielleicht mehr erwarten, aber letztlich ist es der Stil, der überzeugt.

Fazit

Haben wir es bei Dragon Quest XI also mit einem akzeptablen Nachfolger der altehrwürdigen Reihe zu tun? Ich denke schon, denn bis auf einige Schnitzer (aus irgendeinem Grund steht nur ein Weltentheme bereit, welches man in der gigantischen Spielwelt Stunden hören muss, was nach einiger Zeit zur Qual erstarkt!), wurde hier ein klassisches JRPG geliefert, welches qualitativ hochwertig daherkommt. Natürlich muss man offen für die kitschig-bunte Gesamtaufmachung solcher Spiele sein und auch die rundenbasierten Kämpfen sind nicht jedermanns Geschmack, aber wer sich darauf einlässt, wird mit einem der besten JRPGs belohnt, die wir in den letzten Jahren zu Gesicht bekamen. (Sollte ich jemals die Zeit aufwenden, um diesen Giganten komplett durchzuspielen, wird es unter Umständen eine richtige Review dazu geben.)

 

Johann von Ti
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