Holy Potatoes! A Spy Story?! – Review

Geschält oder gestampft?! Die Kartoffel-Spionage-Agentur will gemanagt werden und wir sind genau die richtige Knolle dafür!

Zunächst muss ich gestehen, dass mir nicht bewusst war, dass Entwickler Daylight Studios bereits eine ganze Reihe knolliger Kartoffel-Spiele veröffentlicht hat, die allesamt ziemlich lange Titel haben. Darunter eben „Holy Potatoes! We’re in Space?!“, „Holy Potatoes! What the Hell?!“ oder auch „Holy Potatoes! A Weapon Shop?!“. Wir haben es also mit einer eigenen Reihe an… Kartoffel-Abenteuern zu tun, die sich in Sachen Setting, aber auch Gameplay stark voneinander unterscheiden. Heute soll es aber primär um den neuesten Ableger Holy Potatoes! A Spy Story?! gehen. Also, was kann man von den Detektiv-Kartoffeln erwarten?

Ein Gelegenheitsspiel

Als erstes sollte wohl geklärt werden, mit welcher Art von Spiel wir es hier eigentlich zu tun haben. Als ich Holy Potatoes! A Spy Story?! startete, war mir nämlich noch nicht wirklich klar, was mich eigentlich erwarten würde. Eine „verrückte Spionage-Simulation“, in der ich Kartoffel-Spione auf „streng geheime Missionen“ schicke. Dahinter verbirgt sich in meinen Augen ein Gelegenheitsspiel, welches als seichtes Management-Game aufgestellt ist. Wir starten mit einem Hauptquartier, welches unsere Zentrale darstellt. Hier heuern wir Spione an, errichten weitere Gebäude und schicken unsere Kartoffeln auf neue Missionen. Dabei müssen wir unsere Agenten trainieren, Geräte und Gadgets bauen und letztlich unsere Gelder im Auge behalten. Alles ist aber sehr einfach gehalten, sodass man zwar viel zu klicken hat, aber eigentlich nie überfordert wird. Eben ein typisches Gelegenheitsspiel, bei welchem man wunderbar abschalten kann und nicht zu viel nachdenken muss.

Holy Potatoes - A Spy Story - Story-Abschnitt mit Ren und Rexa

Besonders in der Story sind nette Ideen, welche das Kartoffel-Setting voll ausnutzen und dabei durchaus funktionieren. Leider wird der Story selbst nicht so viel Zeit eingeräumt, wie ich es mir gewünscht hätte.

Referenzen und popkulturelle Anspielungen

Verwoben ist dieses Gameplay noch mit der Geschichte der Zwilligne Ren und Rexa, welche im Verlauf des Spiels das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Eltern aufdecken wollen. Die Geschichte wird primär in einfachen Dialog-Boxen präsentiert, welche von Kartoffel-Anspielungen und popkulturellen Referenzen nur so überquellen. Das ist im übrigen auf das gesamte Spiel bezogen (und soweit ich weiß auch ein Markenzeichen der Holy Potatoes!-Games). Ich muss sagen, dass ich bei diesen zahllosen Anspielungen etwas zwiegespalten bin. Die vielen Kartoffel-Bezüge haben mich teilweise wirklich zum Schmunzeln gebracht, was auf eine gute Schreibe der Entwickler als auch eine gute, deutsche Übersetzung schließen lässt. Dennoch sind mir viele der popkulturellen Referenzen dann doch eine Ecke zu „billig“. Wenn wir zum Beispiel die offensichtliche Link-Anspielung „Zelma“ anstellen, oder statt Super Mario eben „Super Maria“. Das ist kein Beinbruch, ich würde auch sagen, dass das durchaus den Geschmack vieler Leute trifft, ich empfand es aber primär als Mittel zum Zweck.

Holy Potatoes - A Spy Story - Legend of Zelda Referenz

Hier haben wir mit „Zelma“ eine Anspielung auf The Legend of Zelda, wobei man eigentlich Link porträtiert. Fast alle der Kartoffel-Agenten sind an diverse popkulturelle Persönlichkeiten angelehnt.

Gameplay

Das Gameplay ist, einem Gelegenheitsspiel entsprechend, zunächst recht einfach gehalten. Wir eröffnen eine Spionage-Agentur und beginnen, unsere ersten Agenten in der Kaserne anzuheuern. Dabei haben wir die Auswahl aus unterschiedlichen Bewerben, welche zunächst einer von vier Grund-Klassen angehören (Kämpfer, Dieb, Charmeur und Analyst, später kommen komplexere „Mischklassen“ und Sonderklassen hinzu). Jede Klasse und jeder Agent bringt bestimmte Fertigkeiten und Spezifikationen mit, die auch die Werte unserer Agenten bestimmen. Insgesamt gibt es vier Eigenschaftswerte, welche man langfristig jedoch beständig steigern muss, damit die Agenten die Missionen auch erfolgreich abschließen können.

Die Missionen

Für diese Aufwertung der Fähigkeiten müssen wir neue Gebäude errichten, von welchen wir mit dem Voranschreiten der Geschichte weitere freischalten. Neben Trainingsgebäuden gibt es auch Spezialgebäude, in welchen wir bestimmte Tools und Hilfsmittel erforschen und bauen können. Sind unsere Agenten dann bereit für einen Auftrag, können wir sie auf eine Mission schicken. Dabei gibt es die Story-Missionen als auch optionale Aufträge. Haben wir einen Auftrag angenommen bzw. startet einen Story-Mission, müssen wir diese innerhalb einer bestimmten Zeit abschließen, sonst haben wir den Auftrag unwiderruflich verloren. Wird ein Auftrag erfolgreich abgeschlossen, gibt es Geld, aber auch einen Erfahrungsgewinn für unsere Agenten. Schaffen wir jedoch eine Story-Mission in der angedachten Zeit nicht, heißt es Game Over und wir müssen einen unserer letzten Speicherstände laden.

Holy Potatoes - A Spy Story - Eine Mission

Missionen müssen gut geplant sein und nur gut ausgebildete Agenten schaffen es, diese auch erfolgreich abzuschließen. Mit der Zeit werden auch Gadgets, Fahrzeuge und aufzudeckende Alternativ-Routen wichtiger.

Missionen laufen dabei so ab, dass der von uns gewählte Agent auf einer kleinen Anzeige seinen Weg zum Ziel abläuft und dabei mit einigen Problemen konfrontiert wird, die er mit seinen Fähigkeiten bewältigen muss. Diese „Probleme“ sind achtsame Wächter, neugierige Passanten oder verschlossene Türen, die jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen besitzen, sodass wir am besten den Agenten wählen, der die Schwächen gut bedient. Ist ein Wächter beispielsweise anfällig für einen Charmeur, nehmen wir einen sehr charismatischen Agenten. Das System ist relativ einfach, wird aber durch Gadgets, Fähigkeiten und später auch Fahrzeuge erweitert. Dennoch ist der Ablauf immer gleich; Bei jedem Hindernis muss unser Agent aktiv werden und dieses überwinden. Je nachdem, wie gut seine Fertigkeiten die Schwächen des Hindernisses bedienen, wird weniger oder mehr Aufmerksamkeit erregt. Wird im Verlauf einer Mission zu viel Aufmerksamkeit erregt, ist diese verloren.

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Das Gameplay besteht dann auf lange Sicht daraus, seine Agenten möglichst gut aufzuwerten und zugleich neue Geräte und Fahrzeuge zu erforschen und zu bauen. Leider nutzt sich das ganze System sehr schnell ab, weil man schnell alles gesehen hat. Abwechslung gibt es leider kaum und die einzigen „Highlights“ sind die Story-Einspieler, bei denen die Protagonisten das Verschwinden ihrer Eltern untersuchen und wir ein paar nette Dialoge zu lesen haben. Ansonsten bin ich recht ernüchtert, einfach weil das Gameplay sehr eintönig daherkommt. Und trotz der Eintönigkeit im Gameplay fühlte ich mich, für ein Gelegenheitsspiel, besonders nach einigen Stunden nur noch genervt von den vielen Dingen, die dann doch geklickt werden müssen. Dieser und jener Gegenstand soll erforscht sein, dieses und jenes Fahrzeug gebaut und auch die Dekoration in unserer Zentrale sollte abgestimmt sein, während die Agenten trainiert werden müssen.

Holy Potatoes - A Spy Story - Die Klassen

Die vier Grund-Klassen laufen auf weitere Mischklassen hinaus, die im späteren Spiel an Bedeutung gewinnen und weitere Optionen offenbaren.

Das ganze ist nicht schwer, sondern war mir letztlich einfach nur lästig, weil ich primär an der weiteren Handlung interessiert war, dann aber mehr oder weniger „grinden“ musste, damit ich die Aufträge weiterhin erfüllen konnte. Dass man dabei, besonders später, unter Zeitdruck gerät, scheint der restlichen Aufmachung des Gelegenheitsspiels zu widersprechen. Ich habe das Gefühl, dass die Entwickler viele Ideen hatten und diese alle in ihr Spiel haben einfließen ließen. Dabei hat man aber irgendwie vergessen, worauf man sich nun eigentlich fokussieren wollte, sodass man nun zahlreiche, nicht ganz ausgereifte Ansätze findet, die jedoch der Gesamtaufmachung schaden. Nichts Halbes und nichts Ganzes eben.

Fazit

Holy Potatoes! A Spy Story?! ist Gelegenheitsspiel, das uns die Leitung einer Kartoffel-Agenten-Agentur überträgt und sich als Simulations- und Management-Titel präsentiert. Leider ist das Gameplay sehr eintönig und wird zugleich von zu vielen Optionen, in meinen Augen, unnötig aufgebläht, sodass es zwar immer was zu tun gibt, bei mir aber sehr schnell jegliche Motivation verloren ging. Weiterhin sorgt das Zeitlimit dafür, dass man nicht zu entspannt spielen kann. Es ist dabei nicht mal unbedingt schwer, wer aber nicht beständig am Ball bleibt, hat später Probleme, die Missionen zu schaffen. Dadurch entfällt aber die Leichtigkeit, die das Spiel ansonsten mit seiner ganzen Aufmachung versprüht. Das Kartoffel-Setting ist dabei durchaus humorvoll umgesetzt und wirkt stimmig, auch wenn ich mir für die Referenzen mehr Qualität statt Quantität gewünscht hätte.

Holy Potatoes - A Spy Story - Die Basis

Hier unser zweiter Agenten-Standort; In Gebäuden wird trainiert, während unten ein aktueller Auftrag zu sehen ist.

Der Preis erscheint mir mit 15 Euro auf Steam zu hoch, auch wenn ich diesen nachvollziehen kann, da durchaus sehr viele Spielstunden gewährleistet werden. Jedoch muss man auch genau auf diese Art von Spielen stehen, um diese Spielstunden auch genießen zu können. Für ein Gelegenheitsspiel ist Holy Potatoes! A Spy Story?! In meinen Augen zu „komplex“, während es für ein waschechtes Management-Spiel zu wenig bietet. Dadurch wird nur eine sehr kleine Zielgruppe wirklich von diesem Titel abgeholt. Wer mehr an Story und Handlung interessiert ist und sich vom Titel ein Abenteuer im Kartoffel-Setting verspricht, wird aber klar enttäuscht werden. Wer einen Blick riskieren möchte, sollte dringend die Spielzeit im Auge behalten, damit man notfalls vom Steam-Rückgaberecht Gebrauch machen kann.

Johann von Ti
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