Kleines Haus – Die Geschichte der Casinos

Von kleinen Umkleideräumlichkeiten venezianischer Ratsmitglieder bis zur Stadt die niemals schläft.

Als junger Mensch, der unter anderem Geschichte studiert, bin ich immer interessiert, wenn es darum geht, historische Kontexte herzustellen und aufzuschlüsseln. Die gesellschaftliche Akzeptanz oder zumindest die öffentliche Präsenz von Casinos ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was besonders durch Hollywoodfilme wie Ocean’s 13, aber auch eine gesteigerten TV-Präsenz (ProSieben Poker-Nacht) hervorgerufen wurde. Heute ist es recht normal, dass am späten Abend Werbespots bestehender Online-Casinos gezeigt werden, während die Zahl von online Angeboten beständig wächst.

Doch während heute zumeist online gezockt wird, wie zum Beispiel das online Glücksspiel bei Euro Palace, ist die Geschichte der Casinos, also der klassischen Spielhallen, eine andere. Das Wort „Casino“ stammt zum Beispiel aus dem Venezianischen und bedeute übersetzt so viel wie „kleines Haus“. Als Casinos bezeichnete man ursprünglich private Räumlichkeiten, welche der venezianische Adel in der Nähe des Dogenpalastes unterhielt, um dort ihre Amtstrachten vor den Versammlungen des Großen Rates anlegen zu können. Damit sind „Casinos“ ursprünglich bessere „Umkleidekabinen“ für reiche Ratsmitglieder und haben nichts mit den Spielhäusern zu tun, die wir heute aus Hollywoodfilmen kennen. Doch tatsächlich wurden die Umkleideräumlichkeiten schnell auch zu Stätten der Geselligkeit, in welchen die reiche Gesellschaft zusammenkommen konnte. Die „kleinen Häuser“ wurden schnell für zahlreiche Zwecke genutzt, so ist auch überliefert, dass Giacomo Casanova zeitweise in einem Casino seiner Gönner lebte.

Das erste öffentliche Spielcasino Venedigs, das Ridotto, wurde unterdessen 1638 eröffnet. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche weitere Glücksspielhäuser errichtet, sodass in der Mitte des 17. Jahrzehnten mehr 100 solcher Spielstätten existierten. Betrieben wurden diese Casinos von reichen Privatleuten, zumeist Mitglieder des venezianischen Adels. Um im alten Venedig ein solches Casino zu eröffnen, bedurfte tatsächlich einer Art Lizenz, jedoch waren auch illegale Spielhäuser bis 1797 weit verbreitet.

Im damaligen Venedig hatten die Casinos auch eine wirtschaftliche Bedeutung, wie in einer anonymen Denkschrift deutlich wird. Diese Denkschrift beschreibt die Auswirkungen, nachdem das Ridotto am 27. November 1774 geschlossen wurde. So seien „30.000 Masken“ weniger verkauft worden, während die Textilindustrie als auch die Gastwirtschaft mit starken Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hätte. Dass die Auswirkungen der Schließung tatsächlich so gravierend gewesen sind, ist aber weitestgehend unwahrscheinlich. Tatsächlich etablierten sich in den Cafés der Stadt nach der Schließung des Ridotto zahlreiche neue Spielhöllen. Bis zum Ende der venezianischen Republik 1797 waren 136 Spielhäuser in der Stadt bekannt. Heute existiert nur noch ein Casino in Venedig, und zwar das Casinò im Palazzo Vendramin-Calergi am Canal Grande.

Die allgemeine Institutionalisierung des Glücksspiels fand dann im 18. Jahrhundert in ganz Europa statt. Der Anfang in Form von konzessionierten Spielhäusern, also staatlich zugelassenen Spielhäusern, wurde im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts in Holland und Flandern gemacht. In Deutschland wird das erste Spielhaus im Jahr 1396 in Frankfurt am Main eröffnet, 1720 die erste Spielbank in Bad Ems. 1763 wurde in der belgischen Stadt Spa das „Redoute“ eröffnet, welches sich in kürzester Zeit zu einem der größten Glücksspielmetropolen überhaupt entwickelte. Mit der französischen Revolution wurden jedoch sämtliche Casinos in Spa geschlossen, womit besonders die Spielhäuser in Deutschland an Bedeutung gewannen. Den größten Einfluss auf die Welt der Casinos wie wir sie heute kennen, hatte jedoch François Blanc, welcher 1863 das Casino von Monte Carlo übernahm und das Konzept des Glücksspiel mit Kunst und Entertainment erweiterte. Gut 100 Jahre später sollte dieses Konzept das Vorbild für das in Nevada erbaute Las Vegas werden, was wir heute wohl am ehesten unsere Vorstellung eines Casinos prägt. Aus den „kleinen Häusern“ sind also gigantische Gebäudekomplexe geworden, die gemeinsam eine niemals schlafende Stadt bilden – Verrückt.

Johann von Ti
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