Mount & Blade: Warband – Napoleonic Wars – Tolles Mehrspieler Gameplay

Wenn Spieler die Regeln aufstellen, wird es richtig interessant!

Ich bin alter Veteran der Napoleonic Wars Erweiterung für Mount & Blade: Warband, welches von Fans entwickelt wurde und im offiziellen Handel landete. Schon zum Release gönnte ich mir den Spaß, als Soldat der napoleonischen Kriege in Gefechten von bis zu 200 Spielern anzutreten und genoss in dieser Zeit zahllose Schlachten, die für mich als Geschichtsfan eine wahre Freude waren. Infanterist, Kavallerist oder Kanonier – Zusätzlich stehen verschiedenste Regimenter der verfügbaren Nationen zur Verfügung und man neben dem einfachen Soldaten auch die Rolle des Offiziers, Musikanten oder Bannerträgers übernehmen. Eine tolle Basis für geniales Gameplay, welche jedoch nur aufkommt, wenn man mit genügend Spielern auf organisierten Servern spielt. Lasst mich dazu ein wenig ausholen.

Mount & Blade Warband – Napoleonic Wars - Sturm französischer Soldaten

Ego Shooter – Nur anders

Napoleonic Wars kann man als eine Art Ego-Shooter verstehen, in welchem man aber mit Muskete und Bajonett ins Gefecht zieht und sich vor den gefährlichen Säbeln der Husaren in Acht nehmen muss. In geordneten Formationen bekämpfen sich die Regimenter, wobei immer 2 Nationen aufeinandertreffen. Briten, Österreicher, Preußen, Russen und natürlich die Franzosen stehen dabei zur Wahl. Während die Team Deathmatches und einfachen Deathmachtes eher uninteressant sind, wird es bei den so genannten Schlachten und Belagerungen erst richtig spannend. Der Grund ist: Stürmen die Einheiten einfach Kopflos aufeinander zu, so wie man es bei Call of Duty gewöhnt ist, verliert das Spiel alles, was es zu bieten hat. Und das ist eine ganze Menge. Denn erst organisierte Regimenter, mit Offizieren die Befehle erteilen und einem General, der den Überblick behält, machen die Gefechte richtig Spaß. Spannung kommt auf, indem bei Schlachten pro Runde ein permanenter Tod einsetzt – Wer sein digitales Leben verliert, muss warten biss eine Seite gewonnen hat oder die maximale Spielzeit abgelaufen ist. Dadurch ist das eigene Leben wertvoll und es kommt eine echte Schlachten Atmosphäre auf, weil jeder Vorstoß den Tod bedeuten kann. Da kann es auch mal passieren, dass man bei einem Sturmangriff auf ein befestigtes Lager des Feindes schon von weitem von einer Kanonenkugel erwischt wird. Manche Spieler lernen mit der Zeit sehr gut mit diesen Gerätschaften umzugehen, die in der Regel sehr ungenau sind, bei Treffern aber verheerenden Schaden anrichten können. Gleiches gilt für Musketen und Gewehre – Treffen ist neben einer ruhigen Maushand auf größere Entfernung vor allem eine Glückssache. Daher sind Formationen und geordnete Regimenter auch so wichtig. Ein einzelner Soldat hat nicht genug Feuerkraft, um im Alleingang gegen eine gegnerische Formation zu laufen. Allein das nachladen der abgefeuerten Waffe dauert gefühlte Stunden – Wunderbar authentisch und der Garant für recht erwachsene Gesellschaft beim spielen, die man in neueren Call of Dutys vergeblich sucht.

Mount & Blade Warband – Napoleonic Wars - Nahkampf mit Bajonett

Zusammenspiel statt Rambos

Auf Line Battle Servern oder Role Play Servern findet man die Spieler, die wie man selbst wert auf richtiges Gameplay legen und keine Lust auf „Rambos“ haben, die alleine vorstürmen und denken, sie könnten die Schlacht im Alleingang entscheiden. Auf solchen Servern finden die Regimenter geordnet zusammen, Offiziere übernehmen die Koordination, man selbst folgt und hofft, nicht schon zu Beginn von einer verirrten Kugel getroffen zu werden. Das tolle ist: Die Mechaniken des Spiels unterstützen diese Spielweise enorm – Offiziere, Musiker und Bannerträger geben den Soldaten Buffs, wodurch sie schneller nachladen können oder besser in Fern- und Nahkampf werden. Dadurch hat eine organisierte Gruppe immer einen Vorteil gegenüber einem wilden Haufen anstürmender Vagabunden, was dann auch tatsächlich Spaß macht. Auch das Zusammenspiel der Truppentypen ist von zentraler Bedeutung – In einer Feldschlacht kann die Kavallerie entschiedene Entlastungsangriffe führen, um die Infanterie zu unterstützen, während eine Reitereinheit von einer gut organisierten Infanterie-Einheit auseinandergenommen werden kann. Zusammenspiel ist hier alles, alleine kommt keiner weiter. Gleiches gilt für die Artillerie und die Baumeister; Diese ergänzen den Rest der Armee mit Feuerkraft und errichten provisorische Schutzanlagen oder sprengen Festungsmauern. Doch ohne den Schutz einer Einheit sind diese Männer leichte Beute und können mit einem gekonnten Überraschungsangriff schnell überrannt werden.

Mount & Blade Warband – Napoleonic Wars - Kampf in einem Wald

Spielkultur auf Basis von Spieler-Regeln

Ich finde es immer wieder spannend, wie solches Gameplay funktioniert, welches auf der reinen Bereitschaft der Spieler basiert, sich diesem „zu unterwerfen“. Fast alle, die auf solchen Servern solche Schachten schlagen, haben ein Interesse daran, dass diese möglichst atmosphärisch ablaufen – Ein Score, Punkte oder der Wunsch möglichst viel im Alleingang zu schaffen sind unwichtig, sie passen nicht in diese Art des Spiels. Dabei setzt das Spiel zwar selbst den Rahmen und die Möglichkeiten, schreit aber ansonsten nichts vor. Die Regeln müssen die Spieler machen und das finde ich unglaublich spannend. Ein wenig wie bei unabhängigen Hardcore MMORPGs, wie zum Beispiel (wobei MMO hier wenige zutrifft) bei Strafkolonie Online, wo die Regeln der Spielwelten von Spielern geschaffen werden, nicht vom Spiel. In einem Call of Duty stellt der Admin des Servers die grundlegenden Regeln ein, Höhepunkte der Freiheit sind dann noch Events, bei denen man zum Beispiel nur mit Pistolen spielen darf/soll. Doch wirklich interessant wird es doch, wenn plötzlich Schlachtordnungen aufgestellt werden, weil es eben alle so wollen und sich dann daran halten. Ähnliches gilt dann in Strafkolonie Online oder anderen Mehrspieler Titeln, in denen Rollenspiel betrieben wird und die Regeln allein von den Spielern gemacht – Hier entstehen eigene Sozialstrukturen mit eigenen Regeln, an die sich Spieler dann wieder halten müssen. Jedoch werden diese Regeln allein von der Interaktion der Spieler untereinander erstellt, bzw. sie bilden sich heraus, wie im echten Leben.

 

Johann von Ti
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