Superhelden – Der neue Gaming-Trend?

Auf der Leinwand so populär wie nie, müssen Superhelden den Videospiel-Markt erst noch erobern.

Nach dem Trend der VR-Games und dem diesjährigen Battle-Royale-Hype ist es natürlich spannend zu vermuten, welche Entwicklungen sich zukünftig bemerkbar machen werden. In den letzten Jahren haben Superhelden die Kinoleinwände beständlich dominiert und  ob nun Marvel– oder DC-Produktionen, so füllen diese doch ganz verlässlich die größten Kinosäle – Und das sicherlich auch nicht ohne Grund. Aus Erfahrung wissen die Verantwortlichen bereits, dass Spiderman, Wonder Woman und Co. generell erst mal gut ankommen und sich schon mit den Namen jede Menge Eintrittskarten verkaufen lassen. Auch im Gaming-Bereich waren Superhelden immer wieder Thema, schafften es aber nie am aktuellen Kino-Hype anzuschließen. Zu lieblos waren viele der aktuellen Vertreter gestaltet, die meisten  waren schnell als Lizenzgurken gebrandmarkt. Viele der Titel mussten mit einer schlecht vermittelten Handlung vorlieb nehmen oder es krankte ganz massiv daran, die gewaltige Leinwand-Action mit spaßigem Gameplay umzusetzen.

Lizenzgurken und Ausnahmen

Tatsächlich ist es doch ziemlich überraschend, wie wenig starke Titel, die auf der Leinwand so erfolgreichen Helden, auf dem Videospiel-Markt hervorgebracht haben. Ein Grund sind natürlich die hohen Lizenzkosten, die für eine Videospiel-Umsetzung anfallen. Im übrigen wohl DER Grund, warum Videospiel-Adaptionen aktueller Kino-Filme meist eher schlecht daherkamen. Das meiste Geld musste dabei immer schon für die Lizenz selbst fließen, für die Entwicklung des Spiels selbst blieb dann nicht mehr genug übrig. Zumal oft auch enge Zeitfenster gegeben sind, da das Spiel ja rechtzeitig zum Hype des Films erscheinen muss.

Doch natürlich gibt es Ausnahmen; Allen voran ist die Batman Arkham-Reihe ein tolles Beispiel, wie Videospiel-Umsetzungen von „Super“-Helden funktionieren können. Dennoch muss die Bedeutungsdimension der Helden in der Videospiel-Welt aktuell eher als marginal eingeschätzt werden, zumindest wenn man den Vergleich zum Kino bemühen will. Doch könnte sich das in Zukunft doch noch mal ändern und schaffen es die Superhelden von der Kinoleinwand (und Comics) wieder vermehrt auf den PC und die Konsole? Das neue Spider-Man-Videospiel könnte sieht in Sachen Gameplay zumindest ziemlich vielversprechend aus. Es gilt abzuwarten.

Warum wir sie lieben

Aber was ist es, was uns an Superhelden so fasziniert? Die Liebe zum Heldentum recht weit bis ins antike Griechenland (und noch darüber hinaus) zurück. Heldengeschichten rissen schon immer das Publikum mit, denn neben unglaublichen Taten schwingt auch oft eine gewisse Tragik um die großen Heldenfiguren. Der als unbesiegbar geltende Krieger Achilles wird von einem Pfeil an seiner einzigen Schwachstelle, seiner Ferse, von einem Pfeil getroffen und erlag dieser Verletzung. Der Trojaner Hektor, als Günstling der Götter, edler Ritter und als liebevoller Bruder, Ehemann und Vater beschrieben, wird letztlich im Kampf, von Achilles, niedergestreckt. Antike Heldenfiguren sind noch ziemlich sterblich und auch das macht ihre Geschichten so interessant.

Auch die heutigen Heldenfiguren, die sich auf den Leinwänden tummeln, sind oft von Tragik begleitet. Nur ihre Sterblichkeit hat drastisch abgenommen, wobei man nach Infinity War auch einen anderen Standpunkt einnehmen könnte. Dennoch sind viele der ehemaligen Comic-Helden mit tragischen Lebensgeschichten verbunden. Superman verliert schon in jüngsten Jahren die Eltern und seinen gesamten Heimatplaneten. Auch Batman ist ein Waise und wird vom Butler der Familie großgezogen. Und sogar ein chaotischer Antiheld wie Deadpool verliert in frühster Kindheit die Eltern, zumindest gehen die meisten Interpretationen seiner Vergangenheit davon aus, und wird später mit einer lebensbedrohlichen Krebs-Erkankung konfrontiert. Viele der Heldenfiguren haben also durchaus schwere Familien- und Hintergrundgeschichte und sind letztlich auch nicht frei von Fehlern und Schwächen. Interessant wird es, wenn wir beobachten können, wie diese Superhelden mit diesen Schwächen und eigenen Unzulänglichkeiten umgehen.

Und letztlich sind es auch die Gegenspieler, welche Superhelden so interessant machen. Die Superschurken können dabei oft mehr als nur ein einfaches Feindbild darstellen, sondern liefern ganz gerne die Verkörperung gesellschaftlicher Probleme, die in den oft vielschichtigen Persönlichkeiten eingearbeitet werden. Ein Joker ist nicht einfach nur ein mieser Kerl, der Unschuldige abschlachtet und auch Thanos geht davon aus, dass er letztlich das Richtige tut. Auch wenn sich Superhelden bekämpfen, wird klassisches Schwarz-Weiß-Denken hinterfragt; Wer sind eigentlich die „Guten“?

 

Größer, besser, schneller

Im Kino gehören die Superhelden-Filme nun schon seit Jahren zum festen Bestandteil. Und obwohl diese „neue Generation“ der Superhelden-Filme keine Neuheit mehr darstellt, machen sich durchaus Entwicklungen bemerkbar. Seit Beginn der ersten Avengers-Filme haben Superheldenfilme eine neue Dimension erreicht, was nicht nur allein auf die technischen Innovationen im 3D und VR-Bereich zurückgeführt werden kann. Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung bietet die Thor-Reihe. Der erste Teil von Thor wurde noch vor seinem Auftritt bei den Avengers produziert und war vergleichsweise unspektakulär – eine eher kleine Bedrohung, eine obligatorische Liebesgeschichte, ein fieser Roboter und schon ist die Welt gerettet. Im Vergleich dazu werden im zweiten Teil Thor: The Dark Kingdom und im dritten Teil Thor: Ragnarok ganz andere Geschütze aufgefahren. Hier stehen ganze Welten vor der Zerstörung. Städte werden dem Erdboden gleich gemacht und die Helden müssen echte Verluste verkraften, statt immer gerade noch rechtzeitig alle ihre Liebsten in Sicherheit bringen zu können (nähert man sich hier etwa der Sterblichkeit antiker Heldenfiguren an?!). Besonders der dritte Teil ist sehr düster, was nicht zuletzt sogar durch das Abschneiden von Thors geliebten Haaren symbolisiert wird (ich war tiefst getroffen!). Hier geht es tatsächlich um Leben und Tod und wir sind uns am Ende wirklich nicht mehr ganz so sicher, ob unsere Helden glimpflich aus der Situation herauskommen werden… (zumindest wenn man Hollywood und deren finanziellen Interessen für eine Weile ausblendet). Dieser Entwicklung setzt der neue Avengers: Infinity War die Krone auf. Hier treffen die Helden aus zahlreichen Marvel-Filmen aufeinander, um an einem wertverändernden Krieg teilzunehmen. Die Krieger aus Black Panther kämpfen da Seite an Seite mit Figuren wie Doctor Strange, den Avengers und sogar Spiderman. Und wer den Film gesehen hat, wird das Ende wohl nicht so schnell vergessen.

Vom Kino in unser Leben

Von den Comicbüchern gelangten die Helden auf die großen Leinwände und von dort ins unser alltägliches Leben. Vom T-Shirt mit Batman-Aufdruck, zu dem Spiderman-Schulranzen bis hin zur grünen Hulk-Tasse ist alles dabei, was sich die Götter des Merchandising so vorstellen können. Und natürlich lässt sich mit Superhelden auch gut spielen, sogar abseits der klassischen Pfade. Mit dem Brettspiel Batman: Gotham City Chronicals können bis zu 5 Spieler nach Schurken in der düsteren Stadt jagen. Das Spiel wurde mit einer Kampagne auf Kickstarter finanziert und ist für Brettspiel-Freunde als auch Superhelden-Fans eine schöne Möglichkeit, eigene Abenteuer zu erleben. Für Hellboy soll jetzt ebenfalls mit einer Kickstarter-Kampagne genug Geld gesammelt werden, um ein Brettspiel mit dem roten Riesen herauszubringen. Auch in weniger rühmlichen Gefilden ist der gutmütige Satansbraten zu finden; Beim Betway Casino wird ein Slot-Spiel in Hellboy-Optik für Fans der Comicbücher und Filme angeboten, bevor 2019 dann das düstere Remake auf die Leinwand kommen soll.

An der Videospiel-Front regt sich was

Im klassischen Gaming-Bereich haben wir immer noch eher den Trend zu Lizenzgurke, als einer neuen Umsetzung in Qualität der Arkham-Reihe. Dennoch zeigen auch Titel wie das Deadpool Videospiel, dass gute Superhelden-Games durchaus möglich sind. Sogar bevor die Figuren auf der großen Leinwand so richtig durchstarten. Aktuell scheint auch das, im Vorfeld schon hoch gelobte, Spider-Man Spiel eines dieser positiv-Beispiele werden zu können. Allein wie sich der olle Spinnenmann da durch die Wolkenkratzer-Dschungel von Manhattan schwingt, sieht nicht nur einfach gut aus, es sieht richtig gut aus. Auch eine Kooperation von Marvel und Square Enix wurde mit dem Avengers Project angekündigt und erscheint durchaus vielversprechend. Es wird sich zeigen, ob sich die Superhelden nicht zukünftig doch stärker auf dem Videospiel-Markt aufstellen können. Auch wenn ich nicht der größte Superhelden-Fan bin, hätte ich gegen gute Spiele mit ihnen nichts einzuwenden.

 

Johann von Ti
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