The Culling 2 – Wenn man ein totes Spiel released

Innovation, Qualität und Individualität ablegen und ein Battle-Royal-Rip-off auf den Markt klatschen.

Es ist mal wieder so weit; Die Videospielbranche schickt sich an, sich von der besten Seite zu präsentieren und klare Kante gegen Innovation und Spieler zu demonstrieren. Heute; Entwickler Xaviant mit The Culling 2.

Ja ist es denn die Möglichkeit? Die Jungs und Mädels von Xaviant haben mal ein recht interessantes Spiel geschaffen. Noch lange bevor diese Battle-Royal-Welle zahlreiche Entwickler dazu zwang, dass gleich Spielprinzip so lange zu verwursten, bis es keiner mehr sehen kann, erschien The Culling. Natürlich als Early Access, denn Spiele zu veröffentlichen, wenn sie fertig sind, ist schrecklich überholt. Aber gut, das Konzept muss nicht schlecht sein, manchmal kann so eine Early Access tatsächlich dazu beitragen, dass Videospiele mithilfe der Community besser werden und ein gutes Release entspringt. Manchmal. The Culling wurde letztlich am 5. Oktober 2017 unfertig veröffentlicht und dann fallen gelassen – Scheiß auf die Spieler, scheiß aufs Spiel – Geld ist da, die Leute haben das unfertige Ding zu lange gespielt, um es refunden zu können, perfekt.

Neid ist ein schlechter Ratgeber

Klingt überspitzt, aber so oder so hat sich Xaviant bei The Culling völlig daneben benommen. Dass ihr Battle Royal-Spiel nicht den millionenfachen Hype und entsprechenden Gewinne einfahren konnte, wie es spätere Titel wie PUBG, Fortnite und, Gott bewahre, sogar der ehemalige, weltbeste Zombie-Survival-Spaß H1Z1 (rip) schafften, wird die Entwickler sicherlich gewurmt haben. Kann ich sogar verstehen, immerhin hatte The Culling einige Elemente, welche sich in meinen Augen durchaus positiv von der Konkurrenz abhoben. Aber auf der anderen Seite waren da eben auch Defizite und letztlich schaffte man es nicht, diese zu beseitigen. Stattdessen schraubte man an den falschen Stellen… denn jeder weiß, ohne Skins für Waffen und alberne Kostüme für die Spielfigur, kann man heute nicht mehr bestehen. Aber Schwamm drüber, ist gegessen, sie haben es eben verkackt und gut ist.

Die Ratten verlassen also das sinkende Schiff, sagen fix, dass man nun fertig entwickelt hat und widmen sich dem nächsten Projekt. Geld muss ja rein kommen, aus wirtschaftlicher Sicht verständlich. Also sitzt man bei Xaviant in der Besprechung, was macht man nun? Battle-Royal natürlich, denn der Hype ist noch recht frisch und selbst solche Frechheiten wie H1Z1 werden gespielt, da kann man heute kaum noch was falsch machen. The Culling war vermutlich nur zu früh auf dem Markt, darum kommt jetzt The Culling 2! Aber ohne die Elemente, die das eigentliche Spiel ausmachten; Fallen stellen, Ressourcen-Management und Nahkampf-Fokus. Das hat ja beim ersten mal schon nicht geklappt – Also scheiße. Lieber Fallschirmsprung, generische Schießeisen, dumme Kostüme und Skins – Geil! Das brauchen wir! Noch ein PUBG, nur eben hässlicher! GEIL! Diese Branche weiß einfach immer wieder zu überraschen und zu begeistern.

Ein totes Spiel veröffentlichen

Also haut man das eifrig zusammengeklickte Stück Software auf den Markt; Early Access lässt man aus, das mögen die Leute nicht mehr so, die wollen fertige Spiele. Dass The Culling 2 nicht fertig ist, ist doch erst mal egal, man kann ja heutzutage patchen. 20 Euro, dass ist ein netter Preis, nicht zu hoch, um Leute direkt abzuschrecken, aber noch hoch genug, sodass jedes verkaufte Spiel ordentlich Geld einfährt. Zum Glück ist dieser große Haufen Mist so faulig, dass kaum einer der ersten Käufer über 120 Minuten Spielzeit kam, ohne direkt zu merken, was für ein unfertiger und uninspirierter Murks hier veröffentlicht wurde. Entsprechend gibt es massig Refunds, zurecht. Das Spiel startet mit 12% positiven Bewertungen auf Steam (Stand. 11.07.2018), wobei sich diese „positiven“ Bewertungen fast ausschließlich über das Spiel und seine Entwickler lustig machen. Muss man auch erst mal schaffen, ein totes Spiel zu veröffentlichen.

Obwohl ja aktuell alle Welt Battle-Royal spielt, geht The Culling 2 irgendwie leer aus. Komisch, dabei war die Rechnung der Entwickler so einfach; Auf den Hypetrain aufspringen und Geld einheimsen – Ende. Aber Mist, die Spieler sind nicht ganz so debil, wie man es sich wünschen würde, uff. Man geht zu Release mit ca. 250 Spielern rein und ist nun bei soliden 0 bis 10 gelandet (Stand. 11.07.2018, ein Tag nach Release). Natürlich unpraktisch, wenn man ein Battle-Royal-Spiel mit gigantischer (und gigantisch hässlicher) Map hat. So bleiben die Lobbys eben leer und selbst wer wollte, ernsthaft wollte, kann dieses Debakel von Spiel nicht mehr konsumieren. Nur warten, warten auf ein paar andere mutige Spieler, die sich von den Warnungen der anderen Steam-User nicht abschrecken ließen um selbst herauszufinden, wie schlecht The Culling 2 wirklich ist. Also hockt man da, 20-30 Minuten, spielt vielleicht ein Match mit drei anderen und macht dann ernüchtert aus, um sich selbst den warnenden Stimmen auf Steam anzuschließen.

Da gibt es kein Potenzial

Übrigens ist es bezeichnend, wenn die wenigen ersnthaft positiven Stimmen zu The Culling 2 von Potenzial reden und davon, was wäre, wenn nur mehr Spieler da wären. Ja hallo? Das ist ja großartig! „Was wäre wenn…?!“ bei der Bewertung eines veröffentlichten Spiels. Schon bei Early Access macht es wenig Sinn, dass Potenzial in eine aktuelle Bewertung fließen zu lassen, einfach weil potenziell die wenigsten Early Access Spiele ihr gelobtes Potenzial jemals auch nur im Ansatz ausschöpfen. Solche Sprüche bei einem Entwickler zu bringen, der seinen ersten Title unfertig veröffentlichte und dann direkt sterben ließ, hat schon einen bitteren Beigeschmack. Aber richtig schön wird es, wenn wir uns bewusst machen, dass das keine Early Access ist. The Culling 2 wurde veröffentlicht. Xaviant geht also davon aus, dass das gut genug ist, um es als fertiges Spiel präsentieren zu können. Nichts mit Potenzial, das ist es, viel mehr kommt da nicht mehr, das Ding ist fertig entwickelt – Wurde eben nur tot veröffentlicht.

The Culling 2 ist ein Sinnbild für einige Dinge, die in der Videospiel-Branche falsch laufen. Da versucht ein Entwickler, welcher die eigene Community bereits einmal gefobbt hat, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld einzusacken. Jegliche Innovation des Vorgängers entfernt man und behält den Namen, dieser ist zumindest etwas bekannt und lockt direkt Käufer an. Dass das Spiel NICHTS mit The Culling zu tun hat? Egal, wir hassen unsere Community sowieso und die PUBG-Spieler kennen den Vorgänger sowieso nicht – Alles prima.

Zum Glück läuft es dann doch nicht ganz so einfach, sodass es nun interessant wird, wie man mit diesem katastrophalen Release umgeht. Anders als ihr Erstlingswerk können sie es sich nämlich aktuell nicht erlauben, es so schnell fallen zu lassen, dafür fehlen ganz sicher die finanziellen Kapazitäten. Man hat ein totes Spiel veröffentlicht, ist aber auf die Einnahmen angewiesen. Also werden wir in den nächsten Tagen und Wochen vermutlich ein Gewitter an kurzfristigen Patches und PR-Kampagnen erleben, die dem Spielervolk klarmachen sollen, dass The Culling 2 ein total töftes Battle-Roayal ist, dass man doch bitte zu spielen hat! Ich bin nicht mal sicher, ob das nicht noch klappen könnte, denn ganz ehrlich, wir haben Spiele wie H1Z1 auf dem Markt… Auf der anderen Seite hat The Culling 2 wirklich überhaupt nichts zu bieten und müsste eigentlich in der Versenkung verschwinden. Schauen wir mal, was aus diesem großen Haufen noch erwächst, in dieser Branche ist eben alles möglich und am Ende beleben sie diese Totgeburt irgendwie doch noch wieder.

Johann von Ti
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