Virtuelle Realität – Wirklich der nächste große Schritt?

Alle Welt spricht darüber, die ersten haben schon vorbestellt, doch sind die VR-Brillen wirklich die größte Innovation seit Jahren?

Die Frage nach der Bedeutung der aufkommenden „virtuellen Realität“, welche durch die VR-Brillen ermöglicht werden, ist nicht unangebracht. Denn immerhin hat der Markt selbst diese ja noch nicht auf der Nase, sondern lediglich vorbestellt. Im Mai geht es dann selbst für mich endlich los und ich werde mit der HTC Vive ergründen, wie große diese ganze Geschichte wirklich ist. Doch muss man sich diese Frage überhaupt stellen? Ist es nicht sowieso klar, dass das DER Schritt in der Videospiel Geschichte ist, welcher ein neues Zeitalter einläuten wird? Ein Schritt, der vergleichbar mit dem Aufkommen erster Heim-PCs oder der ersten Konsolen-Generation ist? Nun, theoretisch werden die VR-Brillen genau das sein, doch ob es wirklich so kommt, ist nicht wirklich sicher. Denn eine tolle Idee muss nicht zwingend super funktionieren. Doch lasst mich dafür ein wenig ausholen…

VR - Sieht so die Zukunft aus

Sieht so die Zukunft der Videogames aus?

Aller Anfang ist schwer

Die ersten Tester der Oculus Rift als auch der HTC Vive waren von dem Erlebnis die virtuelle Realität direkt erleben zu können, begeistert. Sogar in der sehr frühen Phase der Entwicklung, als den Testern noch Achterbahnfahrten ohne jegliche Interaktion vorgesetzt wurden. Im Verlauf des Hypes wurden zahlreiche Indie Games besonders für die Oculus Rift angekündigt, die zum Teil aber ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwanden (zum Beispiel Atajrubah). Doch schauen wir auf Projekte, die Tatsächlich für die Brillen entwickelt und zu Release verfügbar sein werden, macht sich ein wenig Ernüchterung breit. Zum Teil scheint es noch sehr schwer zu fallen, bekannte Spielkonzepte für die Brillen zu übernehmen und umzusetzen und neue, wirklich innovative zu schaffen. Bisher trifft man vor allem auf Minigames, Puzzle und Tower Defense Games sowie Spielereien, wie den Job Simulator. Diese Games zeigen, dass man sich erst an die neue Hardware herantasten muss, dass noch nicht wirklich bekannt ist, wie man damit umgehen kann, was wirklich möglich ist. In der Theorie sollten doch vor allem Shooter perfekt funktionieren, aber so einfach ist es dann doch nicht. Wie passt man die Steuerung an, sodass von eigentlichen Gameplay so viel erhalten bleibt, dass das Spiel nicht seine Seele verliert? Wie hoch kann man die Grafik schrauben, sodass die PC-System, auf welchen man spielt, diese überhaupt im Zusammenhang mit den VR-Brillen wiedergeben kann und wie macht man etwas ganz neues aus den neuen Möglichkeiten?

Frühe VR Games - Job Simulator

Funktionert das alte Gameplay denn noch?

Wenn man wirklich darüber nachdenkt, fällt es schwer konkrete Antworten auf diese Fragen zu finden. Denn so ganz kann ich mir ein Call of Duty mit der HTC Vive auch nicht vorstellen. Natürlich wäre es genial, durch die Spielwelt zu rennen und mit den neuen Controllern und der Motion Capture Technik Bewegungen, Animationen und das Kämpfen ausführen zu können, doch wie gut lässt sich das umsetzen, wenn das Gameplay bisher nicht darauf ausgelegt war. Plötzlich müsste man völlig weg von den herkömmlichen Eingabegeräten und gleichzeitig alles so weit anpassen, dass das Spiel noch gut funktioniert. Deckung nehmen, aus der Hüfte schießen, rennen, ducken – Alles müsste man anpassen. Auch ist nicht klar, wie gut wir Spieler solche Anpassungen aufnehmen können – Wird uns bei dem schnellen Gameplay eines Shooters nicht direkt schlecht? Immerhin müssten wir blitzschnell umherschauen und uns durch die Welten bewegen. Weiterhin glaube ich kaum, dass man den Mehrspiele dann zusammenlegen könnte, da Spieler ohne VR-Brille vermutlich große Vorteile hätten. Es würde wenn überhaupt getrennte Mehrspieler geben, was wiederum die Community um diese Games klein machen würde. Alles mehr als abschreckend für die großen Entwickler und Publisher.

Arma 3 Soldaten auf einem Berg

Innovation ist nur die halbe Miete

Also werden wir eher ambitionierte Indie Projekte sowie einige Casual Games vorgesetzt bekommen, bevor sich die Gaming Industrie hoffentlich vollkommen auf die neuen Möglichkeiten eingeschossen hat. Doch was ist, wenn genau das nicht passiert? Wenn es nicht weitergeht in der Entwicklung und man auf der Stelle tritt. Genau das ist schon passiert – Die Wii hatte als erste Konsole auf dem Markt eine sensorische Steuerung, die mit Bewegungen der Nutzer arbeitete (anfangs mit der Wii Fernbedienung, später mit Sensoren, die allein mit dem Körper funktionierten). Doch daraus wurde wenig gemacht und das Konzept nicht weiter entwickelt. Bis heute sind kaum nennenswerte Spiele erschienen, die gut auf der Wii funktionieren und das Potenzial der Gesten-Steuerung ausnutzten. Hier blieb es auf ewig bei Spielereien und nicht gut funktionierenden Ports großer Titel. Schade. Doch müssen wir das gleich Schicksal bei der VR Generation fürchten?

Wii Sports - Ein erster Versuch der virtuellen Realität

Der Markt scheint bereit

Nicht wirklich, zumindest ist ein solches Schicksal tatsächlich unwahrscheinlich, weil das Feld der Entwickler und auch der Hardware selbst, viel umfangreicher gestaltet ist, als bei der Wii damals. Wir haben schon jetzt 2 hochklassige VR Brille für den PC, ein großes Projekt (Morpheus) für die Play Station und viele weitere Varianten, die zum großen Teil für Handys ausgelegt sind. Damit zeigt sich, dass die Technik schon vorangeschritten ist und der Markt dafür bereit zu sein scheint. Auch haben, durch die offenen Plattformen der VR-Brillen, fast alle gewillten Entwickler die Möglichkeit, an Umsetzungen für diese Geräte zu arbeiten. Weiterhin steht nicht allein eine große Marke hinter den Projekten, sondern viele verschiedene, zudem konkurrierende Firmen, was für die Kunden ein wahrer Gewinn ist. Besonders, dass der von Facebook aufgekauften Oculus Rift ein potenter Gegenspieler in Form der HTC Vive vorgesetzt wurde, ist hier besonders hervorzuheben. Die Kooperation von HTC mit Valve und damit Steam, ist zudem ein Garant für gute Spiele, die nach und nach für die Brille erscheinen werden, denn mit Steam hat man hier DIE Plattform, für den Vertrieb solcher Games. Weiterhin wäre es durchaus möglich, dass diverse ältere Games nachträglich für die SteamVR (also die Vive) angepasst werden, was wiederum zahlreiche Games für die Konsumenten, also uns Gamer bedeutet.

HTC Vive - STEAM VR - Vorbestellen und Games abräumen

Fazit

Damit zeigt sich: Für Gamer ist die Frage nach der tatsächlichen Bedeutung der VR-Brillen noch nicht vollends beantwortet, dennoch stehen die Aussichten gut. Eine wirkliche Antwort werden wir aber auch nach Release nicht erhalten, es müssen zunächst ein paar Monate, wenn nicht Jahre der praktischen Erprobung der neuen Materie erfolgen, um die Wahre Bedeutung dieser Innovation einschätzen zu können.

Johann von Ti
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