Frostpunk: Beyond the Ice im Test – Das Aufbauspiel fürs Handy lässt Städtebauer im Eisregen stehen

Frostpunk: Beyond the Ice im Test: Das Free2Play-Aufbauspiel fürs Handy startet stark und verliert dann immer schneller an Tempo.

Frostpunk: Beyond the Ice erschien am 29. Oktober 2024 als Free2Play-Aufbauspiel fürs Handy. Der Mobile-Ableger des legendären Frostpunk ist auf Android und iOS verfügbar. Ich habe das Survival-Städtebauspiel auf dem Smartphone getestet und überprüft, wie viel Spaß das Mobile-Frostpunk macht.

Der Mobile-Markt bleibt spannend: Nach Stronghold Castles und Age of Empires Mobile hat es nun auch Frostpunk aufs Handy geschafft. Damit sind in kurzer Zeit gleich drei für mich wichtige Spiele-Reihen auf dem Smartphone erschienen. Glücklich wurde ich bislang mit keinem der Handyspiele, aber die ersten Minuten in Frostpunk: Beyond the Ice erweckten meine kühnsten Hoffnungen … um mich nach einigen Stunden Spielzeit dann doch auf den Permafrostboden der Realität zurückzuholen.

Die Story in Frostpunk: Beyond the Ice wird über Grafiken erzählt. Hier ist ein gestrandeter Dreadnought, aus dem Überlebende in die eisige Ödnis flüchten.

Zum Start präsentiert sich Beyond the Ice noch als waschechtes Frostpunk-Spiel!

Frostpunk für die Hosentasche

Das Survival-Städtebauspiel Frostpunk ist perfekt für eine Mobile-Umsetzung geeignet. In einer Eiswelt ein kleines Städtchen um einen wärmenden Generator errichten? Das kann auch auf dem Handy hervorragend funktionieren. Und tatsächlich überträgt Beyond the Ice viele Aufbaumechaniken hervorragend auf das Smartphone.

Wie im Original schlägt sich eine Gruppe Londoner durch die eisige Ödnis. Die letzte Hoffnung: ein verlassenes Lager, in dessen Mitte ein alter Generator thront. Dieser Ort soll unsere neue Heimat werden – der Wiederaufbau beginnt.

Der Start in Frostpunk: Beyond the Ice ist simpel. In einem eisigen Tal steht ein eingeschneiter Generator. Versorgen wir ihn mit Kohle, schmilzt das Eis und wir können unsere Stadt errichten.

Alles zugeschneit, aber sobald der Generator wieder läuft, wird hier unsere Stadt entstehen!

Da der eingeschneite Generator ohne Kohle nur ein lebloser Stahlkoloss ist, repariere ich zunächst die Kohlemine. Ich tippe die Mine an, wähle reparieren und schon bald beginnt der Abbau des Wärme versprechenden Rohstoffs.

Mit der Kohle kann ich den Generator wieder anfeuern – ein Hebel umgelegt und schon erwacht das schlafende Monstrum zu feurigem Leben! In einem kleinen Radius um den Generator schmilzt das Eis und ich plane schon die ersten Wohnhäuser für meine tapfere Schar Bewohner. Das fühlt sich richtig gut an! Ich merke, wie das typische Aufbaufieber mich packt.

Tolle Grafik auf dem Handy

Die Grafik ist in Beyond the Ice ebenfalls ein echter Hingucker. Meine kleine Stadt präsentiert sich auf dem Smartphone prächtig! Der mächtige Generator spuckt Feuer, Bewohner schlendern die beheizten Straßen entlang und die Gebäude fügen sich perfekt ins Frostpunk-Szenario.

Die Grafik von Beyond the Ice fängt den Frostpunk-Look hervorragend ein.

Ich bin beeindruckt, wie weit und problemlos ich ans Geschehen heranzoomen kann. Dabei stoße ich dann auch auf zahlreiche Details in der Stadt, etwa ein kleines Ladenfenster in meinem Speisehaus oder der Zeppelin auf meinem Handelshaus, der tatsächlich abhebt und landet, wenn er frische Waren heranschafft.

Zugleich rauschen Schneeflocken über meine kleine Enklave hinweg, von einer stimmigen Soundkulisse begleitet. Schneestürme werden ebenfalls dargestellt und auch sonst macht die eisige Umwelt einen hervorragenden Eindruck. Optisch ist die Transformation des Survival-Aufbauspiels aufs Handy gelungen.

Die Gebäude in Frostpunk: Beyond the Ice haben liebevolle Details. Das Speisehaus hat zum Beispiel ein Schild und ein Ladenfenster. Vor der Tür lagern einige Nahrungsmittel.

Die Gebäude wie das Speisehaus besitzen liebevolle Details, sodass ich mich gerne in den Straßen meiner Stadt umschaue.

Bauen, Produzieren und … Warten?

Frostpunk: Beyond the Ice hat seine Hausaufgaben gemacht. Inszenierung, die ersten Schritte, das Bauen – das fühlt sich wie Frostpunk an! Als großer Fan des ersten Teils war ich vorsichtig begeistert, machte das Mobile-Spiel in den ersten Minuten einen wirklich starken Eindruck.

Das Bauen funktioniert auch auf dem Smartphone erstaunlich gut. Mit wenigen Aktionen wähle ich meine Gebäude und ordne sie um den Generator herum an. Ich kann die Ansicht jederzeit ändern und betrachte meine Stadt dann von oben, was die Planung erleichtert. Passt mir etwas nicht oder möchte ich umplanen, lassen sich die Gebäude auch nach dem Bau entspannt umsetzen.

Das Baumenü in Frostpunk: Beyond the Ice ist funktional und übersichtlich. Beim Bau von Gebäuden werden die Wärmestraßen angezeigt, an denen wir unsere neue Bauwerke platzieren können.

Vom Generator ausgehend verlaufen Wärmestraßen, die ich ebenfalls bauen und bei der Planung berücksichtigen muss.

Ich baue also fleißig drauf los und schon bald stehen neue Wohnhäuser, weitere Kohleminen, ein Holzlager sowie Treibhäuser für Nahrung. Über das Steueramt kassiere ich Schillinge, im Gerichtshaus erlasse ich neue Gesetze und über die Handelsstation kaufe ich bei Bedarf praktische Items.

Günstiger ist es natürlich, benötigte Gegenstände in Fabriken selbst herzustellen. Bei diesen Items handelt es sich um bestimmte Gegenstände und Luxusartikel, welche ich zum Bauen brauche oder in Form kleiner Sammelaufgaben für meine Bewohner heranschaffen muss. Ziegel, Gerüste und Sandwiches, aber auch Laternen, Taschenuhren und Dampfkerne.

Und hier stoße ich auf die ersten Mobile-Mechaniken, die mich in meiner Bauwut fürchterlich ausbremsen. Denn das Lager hat nur wenige Lagerplätze für meine Gegenstände. Und obwohl meine Bewohner nach einem schicken Holzbett und schmackhafter Sülze verlangen, kann ich der Bitte nicht entsprechen.

Volle Lager und lange Bauzeiten bremsen aus

Die heiße Ware wurde in der Fabrik hergestellt, aber das Lager ist voll! Knapp 30 Plätze, mehr Items passen einfach nicht hinein. Blöd gelaufen, denn jetzt kann ich die Nachfrage schlicht nicht erfüllen. Ich müsste jetzt eigentlich wertvolle Items auf den Müll werfen … oder meinen Lagerplatz erhöhen. Mit der kaufbaren Premiumwährung geht das auch sofort.

In den folgenden Tagen nutze ich dann jede kostenlose Gelegenheit, mein Lager zu erweitern. Denn Items brauche ich eigentlich immer und erhalte sie auch als Belohnung für einige Quests. Ist das Lager dann voll, kann ich meine Stadt oft nicht richtig weiterbauen. Meine Bemühungen sind allerdings nicht wirklich von Erfolg gekrönt: 46 von 45 Items im Lager – ich bin dauerhaft überfüllt, muss also immer mal wieder Gegenstände rausschmeißen – der Schwabe in mir tobt!

Die Lagerhaus-Verwaltung in Frostpunk: Beyond the Ice ist sperrig. Wenig Kapazität, viele Items und wenige Stellschrauben sorgen dafür, dass das Lagerhaus ständig zu voll ist.

Im Spiel verbringe ich viel zu viel Zeit im Lagerhaus, statt meine Stadt weiter auszubauen.

Doch mit fortschreitender Stadtstufe wirft mir Beyond the Ice weitere Stöcke vor die Füße. Knackpunkt werden bald die Bauzeiten. Anfangs noch umgehend oder nach wenigen Sekunden errichtet, soll ich schon bald 60 Minuten warten. Mit den richtigen Marken lässt sich diese Zeit auch verkürzen, aber grundsätzlich muss ich für meine Bauwerke immer größere Zeitspannen in Kauf nehmen.

Das bremst nicht nur aus, sondern zerstört auch den Aufbauflow. Während ich mich in Frostpunk und Frostpunk 2 gänzlich verliere, ständig neue Stadtteile plane und eine Krise nach der anderen bewältige, wird mir auf dem Handy immer öfter ein Riegel vorgeschoben.

Vom Survival bleibt nur die Fassade

Ich will ein Dampfzentrum reparieren, aber die nötigen Dampfkerne liegen in der Fabrik, weil das Lager zu voll ist. Der Generator kann endlich aufgewertet werden – ein Meilenstein für meine aufstrebende Gemeinschaft – aber die Fertigstellung dauert 45 Minuten. Ich möchte die Mine aufstufen, aber die dafür nötigen Rohstoffe sind gerade nicht verfügbar – schaue ich lieber in einer halben Stunde nochmal vorbei … und vergesse das Projekt schließlich.

Der Städtebau in Frostpunk: Beyond the Ice hat kaum echte Survival Elemente. In der Stadt warten viele kleine Quests der Bewohner oder Events, die abgeschlossen werden wollen.

Viel Klickerei, wenig Survival-Gameplay. Statt dem Kampf ums Überleben, arbeite ich die vielen Icons ab … und langweile mich schnell.

Vom eigentlich so wichtigen Survival-Aspekt der Frostpunk-Reihe bleibt währenddessen nichts übrig. Ich jongliere mit Items, erhöhe bei einem Schneesturm die Leistung meines Generators und streiche fleißig Rohstoffe ein, aber eine echte Bedrohungslage baut sich niemals auf. Das passt auch nicht ins Konzept, immerhin würde man bei einem möglichen Game Over zahlende Spieler unglücklich machen.

Ingame-Währungen, Pakete und Premium

Statt Survival schleichen sich unzählige Zeitfaktoren ins Spiel, die alle eine zentrale und schnelle Lösung anbieten: Mikrotransaktionen. Das Konzept ist nicht neu, aber dennoch wird dadurch jeder gute Ansatz des Aufbauspiels erstickt. Es fühlt sich in einem Survival-Aufbauspiel einfach falsch an, wenn alle Mechaniken mit dem Echtgeldshop verwoben sind und Beyond the Ice zum spielbaren Shop verkommt. Manchmal direkter, manchmal auch über ein paar Ecken.

Der Shop in Frostpunk: Beyond the Ice hat alle möglichen Mobile-Mechaniken. Darunter kaufbare Pakete, Währungen, Items oder einen Season-Pass. Das preise der gezeigten Pakete reicht von 23 Euro bis 100 Euro.

Als Free2Play Mobile-Spiel hat Frostpunk: Beyond the Ice natürlich zahlreiche Shops, Währungen und Pakete, für die ich Geld ausgeben soll.

Klar ist nur: Diese Kombination aus Aufbaumechaniken und Pay2Win beißt sich nicht nur, es zerstört die eigentlich spannenden Spielmechaniken. Ständig spüre ich die künstlichen Beschränkungen im Spiel, die mir den Shop schmackhaft machen sollen. Natürlich ist das nicht allzu aufdringlich und die ersten Stündchen baut es sich auch noch recht flott – aber dann versiegt der anfängliche Spielfluss immer mehr und verkommt zur typischen Smartphone-Warterei.

Mein Baufieber wird erstickt

Dabei hat Frostpunk: Beyond the Ice die typischen Pay2Win-Mechaniken noch zurückhaltend implementiert. Zumindest kann ich auch ohne Geldeinsatz sehr viel bauen, planen und produzieren. Melde ich mich täglich an, nehme an Events teil und spiele alle Mechaniken aus, komme ich auch ohne Geldeinsatz voran – es dauert dann eben einfach länger.

Doch das macht Beyond the Ice zu keinem guten Spiel. Denn je länger ich spiele, desto größer wird meine Distanz zu meiner Siedlung. Nichts bleibt vom anfänglichen Aufbaufieber übrig. Der Ausbau meiner Stadt wird zur lästigen Aufgabe, die wie ein Kaugummi jeglichen Geschmack verliert und immer zäher wird.

Meine Stadt wächst, während meine Bauwut sinkt. Ich muss immer länger warten und habe weniger Gameplay, während sich die vielen Shop-Mechaniken schamlos ins Bild drücken.

Ich starte das Spiel, sammel Kohle, Holz und Kartoffeln ein, prüfe alle rot markierten Shop-Icons für kostenlose Freischaltungen und ärgere mich, dass das Lager schon wieder voll ist und die neue Taschenuhr in der Fabrik vergammelt. Aber hey! Ich kann dieses neue Gebäude bauen und zack – läppische zwei Stunden Wartezeit! Ja … dann, spiele ich wohl morgen weiter … oder irgendwann.

Daran ändern auch die vielen Nebenbeschäftigungen wenig. Ich kann etwa Expeditionen starten und das Umland erkunden oder treffe mit anderen Spielern politische Entscheidungen. Das bringt dann jeweils bestimmte Items und Belohnungen. Für die H.E.A.T-Organisation kann ich Missionen erfüllen und erhalte dafür H.E.A.T-Münzen … noch eine Ingame-Währung. All das bleibt wenig Gehaltvoll und schafft es nicht, einen echten Spielfluss zu ermöglichen.

Die Expeditionen in Frostpunk: Beyond the Ice ekunden mit einem Schlitten das eisige Umland. Dabei können sie Ressourcen und Items sammeln.

Die Expeditionen sind eine nette Ergänzung. Wir statten den Trupp mit Nahrung und Werkzeugen aus und schicken ihn über die Kacheln, um Items einzusammeln und die Gegend zu erkunden.

Fazit: Beyond the Ice lässt Städtebauer kalt

Frostpunk: Beyond the Ice könnte die perfekte Umsetzung des Frostpunk-Universums fürs Handy sein. Die Betonung liegt auf könnte.

Optisch ist das Free2Play-Aufbauspiel grandios! Die vielen Gebäude versprühen echten Frostpunk-Charme und es macht tatsächlich Spaß, die kleine Stadt im eisigen Tal wachsen zu sehen. Jedes neue Bauwerk, etwa die stattliche Kirche, sind für mich kleine Meilensteine und voller Begeisterung plane ich neue Straßen oder verlege die Industriegebiete.

Doch leider darf sich dieser Aufbausog nicht entfalten und wird künstlich beschnitten. Lästige Wartezeiten, unnötige Währungen, zahlreiche Items und begrenzte Lagerkapazitäten – je größer meine Stadt, desto weniger darf ich bauen. Stattdessen verwalte ich die vielen lästigen Mikrotransaktionsmechaniken, die mir den Besuch in den vielen Shops schmackhaft machen wollen.

Frostpunk: Beyond the Ice wichtigste Features:

  • Vorteile:

    • optisch starkes Frostpunk fürs Handy

    • grundsätzlich gelungenes Aufbauspiel

    • spannendes Szenario

    • viele Gebäude zum bauen

    • interessante Mechaniken mit Gesetzen & Wirtschaftszonen

  • Nachteile:

    • Mikrotransaktionen durchsetzen alle Aufbaumechaniken

    • nervige Lagerverwaltung und Item-System

    • Bauphasen dauern immer länger

    • Spielfluss wird immer langsamer

    • Quests und Missionen fühlen sich meist belanglos an

    • Survival-Aspekte geraten in den Hintergrund

Beyond the Ice ist hochwertig produziert und man spürt, dass viel Liebe und Verständnis für das Universum in den Mobile-Ableger geflossen sind. Doch leider beißen sich Aufbau-Gameplay und Pay2Win so stark, dass bei mir jede Freude erstickt wurde. Hier wurde ein eigentlich starkes Aufbauspiel zugunsten der vielen Mobile-Mechaniken geopfert – bedauerlich.

Ich weiß, dass der Mobile-Markt mit diesen Mechaniken arbeitet und mit ihnen die großen Gewinne erwirtschaftet werden. Dennoch werden die eigentlichen Spielmechaniken eines Aufbauspiels hier nicht nur untergraben, sie werden im späteren Verlauf des Spiels schlicht zerstört.

Ich persönlich baue dann doch lieber auf dem PC weiter und lasse meine tapferen Bewohner auf dem Handy frieren – denn ich will Städte bauen und keine Shop-Menüs studieren.

Johann von Ti
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