Im Jahr 1274 entsendet Kublai Khan eine Invasionsstreitmacht, um Japan vollständig zu erobern. Auf ihrem Weg liegt die japanische Insel Tsushima. Als zehntausende Mongolen am Strand anlanden, stellen sich ihnen 80 schwer gerüstete Samurai in den Weg – ohne Aussicht auf einen Sieg, werfen sich die todesmutigen Krieger in den ungleichen Kampf.
Im Spiel schlüpfen wir in die Rolle von Jin Sakai, einem jungen Samurai, der die Schlacht gegen die Mongolen nur knapp überlebt. Die meisten Samurai werden in dem blutigen Scharmützel niedergestreckt. Danach überrennen die Mongolen die Insel und massakrieren die Bevölkerung. Jin Sakai macht es sich zur Aufgabe, die schrecklichen Invasoren aus seiner Heimat zu vertreiben – er wird zum Ghost of Tsushima … und begleitet uns auf dem besten Samurai-Abenteuer überhaupt!
Für mich ist Ghost of Tsushima schlicht das beste Samurai-Spiel auf dem Markt! Kein anderes Videospiel versprüht den Zauber des feudalen Japans so geschickt und bildgewaltig, wie das Abenteuer auf Tsushima. Das hat drei zentrale Gründe:
1. Die Rettung der Heimat als Story
Tsushima brennt bereits lichterloh, während wir uns noch von unseren Verletzungen erholen. Schmerzlich müssen wir feststellen, dass ein einsamer Samurai die Insel nicht aus eigener Kraft von der Knute der Besatzer befreien kann. Wir brauchen Verbündete, um den übermächtigen Mongolen die Stirn bieten zu können.
Also ziehen wir durch die große und abwechslungsreiche Open-World, um Gefährten zu rekrutieren. Unser Leben verdanken wir zum Beispiel der listigen Yuna, die uns schwerverletzt vom Schlachtfeld zog und behandelte. Nun erwartet sie von uns Hilfe: wir sollen ihren Bruder, einen talentierten Schmied, aus der mongolischen Gefangenschaft retten. Ein fairer Deal, zumal wir einen fähigen Schmied gut gebrauchen können.
Im Spiel treffen wir neben Yuna auf weitere Schlüsselfiguren, denen wir unsere Hilfe anbieten. Daraus entspinnen sich episodenhafte Missionen, die wir im eigenen Tempo absolvieren können. Dabei lernen wir die Charaktere, ihre Beweggründe und die japanische Lebensweise besser kennen, während uns jeder kleine Sieg ein Stück näher zum großen Ziel bringt.
Die Story ist grundsätzlich gelungen, obwohl sie in weiten Teilen keine großen Überraschungen bietet. Stattdessen profitiert die Erzählung vom inneren Konflikt unseres Protagonisten Jin, der die ehrenhaften Tugenden der Samurai zum Teil ablegen muss, um seine Heimat retten zu können. Endlich mal ein Spiel, welches geschickt mit Rückblenden arbeitet, ohne dem Spieler dabei auf die Nerven zu fallen!
Neben den erzählerischen Strängen, gibt es auch unzählige Nebenaufgaben, die wir in der Welt finden. So retten wir gefangene Bauern, löschen Versorgungsposten aus oder befreien eine Sake-Brennerei von besonders durstigen Mongolen. Zusätzlich verfassen wir an geradezu magischen Orten Haikus, erklimmen Berge um zu entlegenen Tempeln zu gelangen, baden in heißen Quellen um unseren Lebensbalken zu vergrößern oder folgen quirligen Füchsen, um mehr Talisman-Plätze freizuschalten.
All diese kleinen Aufgaben, Events und Missionen fügen sich so natürlich in die Welt, dass sie gar nicht weiter auffallen. Stattdessen untermauern sie das japanische Setting und lassen die Welt tatsächlich lebendiger wirken. Wenn ich durch die Welt ziehe und mich vom Wind leiten lasse, absolviere ich nebenbei nur, was mir ins Auge springt. Das passiert meist so natürlich, dass ich nie das Gefühl habe, lästige Sammelaufgaben abzuschließen, sondern die Facetten der Welt zu entdecken.
Ghost of Tsushima folgt also mehr oder weniger der klassischen Ubisoft-Formel, verzaubert mich aber auf seine ganz eigene Art und Weise. Die wunderschöne Open-World sowie das gelungene Kampfsystem entwickeln eine starke Eigendynamik, die mich noch tiefer in die Welt der Samurai abtauchen lässt.
2. Die Malerische Open-World im Japan-Setting
Obwohl Ghost of Tsushima mit dem epochalen Ansturm der unterlegenden Samurai gegen die mongolische Streitmacht beginnt, sind es die ersten Schritte in der Open-World, die mich sprachlos zurückließen. Natürlich sieht man dem Spiel sein Alter (Release 2020) mittlerweile deutlich an. Besonders Texturen, aber auch Gesichter können nicht ganz überzeugen. Allerdings ist der künstlerische Stil des Spiels in meinen Augen kaum gealtert und stellenweise einfach atemberaubend.
Die Landschaften legen sich wie Kunstwerke auf den Bildschirm. Jede Szenerie entfacht einen tiefen Sog, den ich so schlicht nicht erwartet habe. Immer wieder unterbreche ich meine Streifzüge über die Insel, um die Welt auf mich wirken zu lassen. Tausende Kirschblüten segeln tänzerisch durch die Luft, ein weißes Meer aus Pampasgras ergießt sich auf einer weitläufigen Waldlichtung und an der Küste beobachte ich, wie die goldene Sonne langsam im Meer zu versinken scheint.
Auch nach Stunden habe ich mich nicht an der abwechslungsreichen Schönheit der Open-World sattgesehen. Immer wieder staune ich über die fantastische Spielwelt, die ich mit meinem treuen Ross durchquere. Nicht selten bemühe ich eine Suchmaschine, um mich über die gezeigten Pflanzen oder Bauwerke zu informieren, deren Schönheit mich im Spiel geradezu erschlägt.
Ghost of Tsushima zeigt mir die wunderschöne Welt des mittelalterlichen Japans, mit seinen Tempeln, Fischerdörfern und mächtigen Festungen. Lediglich die marodierenden Mongolen bilden einen düsteren Kontrast zu dieser hell scheinenden Schönheit. Denn bei der Erkundung der Welt lassen sich die Folgen der Invasion nicht übersehen.
Am Horizont erblicke ich mächtige Rauchsäulen, die von einem niedergebrannten Gehöft künden, am Wegesrand entdecke ich die blutigen Spuren verbissener Kämpfe und immer wieder berichtet die Landbevölkerung von den schrecklichen Taten der gefürchteten Mongolen … oder brutaler Banditen. Ghost of Tsushima verkehrt die Realität dabei nicht in eine glorreiche Heldensaga, sondern bildet die unbarmherzigen Schrecken des Krieges immer wieder mit starken Bildern und Situationen ab.
Diese Kombination aus wunderschöner Spielwelt im Setting des feudalen Japans und der blutigen Besetzung der Mongolen erschafft eine gelungene Stimmung, die mich voll abgeholt ab. Hinter jeder Ecke erwarte ich ein wunderschönes Tal mit einem von bunten Blüten umwehten Tempel oder eine niedergebrannte Siedlung, in welcher eine mongolische Einheit darauf wartet, von mir gerichtet zu werden.
3. Das belohnende Kampfsystem
Apropos brandschatzende Mongolen richten: Was Ghost of Tsushima für mich letztlich zum besten Samurai-Spiel überhaupt macht, ist das gelungene Kampfsystem! Denn als Jin können wir mit unserem Katana mühelos durch ganze Horden von Mongolen tänzeln, während wir Schwerthiebe abwehren, Lanzenstößen ausweichen und dabei noch selbst tödliche Hiebe austeilen. Doch Vorsicht: geben wir uns auch nur eine Blöße, liegen wir schnell selbst tot im wunderschönen Pampasgras.
Das Kampfsystem ist leicht gelernt, verlangt allerdings gutes Timing, taktisches Vorgehen und Konzentration. Wildes Tastengeklimper bringt, zumindest auf den höheren Schwierigkeitsgraden, wenig. Erst wenn wir perfekt blocken, geschickt ausweichen und gezielt Schlagfolgen auf unsere Kontrahenten niederprasseln lassen, werden wir siegreich aus den Kämpfen hervorgehen … und haben dabei auch noch höllisch Spaß!
Während ich Anfangs noch oft niedergestreckt wurde, erwuchs ich nach wenigen Spielstunden zu einem echten Samurai! Und obwohl sich die rasanten Kämpfe grundlegend immer wieder wiederholen, macht es dennoch Freude, seine Fähigkeiten zu nutzen, um gleich mehrere Feinde unter Druck zu setzen und dann Stück für Stück auszuschalten.
Besonders motivierend sind die Kampfkünste und Fertigkeiten, die erst im Verlauf des Spiels freigeschaltet werden. Wir erlangen mächtige neue Schlagfolgen, können unsere Kampfhaltung grundlegend ändern (was sich für unterschiedliche Gegnertypen anbietet) und erweitern unser Arsenal mit Bogen oder Bomben.
Dadurch werden uns immer mehr Möglichkeiten geboten, Kämpfe zu bestreiten und eine eigene Kampf-Dynamik zu finden. Und genau das macht mir am meisten Spaß!
Die Mongolen sind durchaus gefährlich, schlicht weil sie Fehler in der Verteidigung schnell nutzen und, lässt man sie zum Zug kommen, ordentlich Schaden austeilen. Allerdings bleibt die KI unserer Gegenspieler hinter den Erwartungen zurück. Verlassen wir den Weg des Samurai und meiden die offene Konfrontation, sind die feindlichen Krieger meist gänzlich überfordert.
So können wir ein halbes Heerlager meucheln, ohne dass so wirklich Alarm geschlagen wird. Stehen wir auf einem Dach, kennen die begnadeten Nomadenkrieger oft keine Antwort darauf oder klettern, einer nach dem anderen, eine Leiter hinauf, um von uns niedergestreckt zu werden. Diese Schwächen machen in den ersten Spielstunden wenig aus, sägen aber an der Langzeitmotivation, weil wir unsere Gegner so zu leicht ausmanövrieren können.
Zuletzt wünschte ich mir noch etwas mehr Abwechslung. Zwar verfügen die Mongolen über eine handvoll Typen von Kriegern, die dann noch in unterschiedlichen Variationen auftreten, allerdings hat man sich zu schnell an diesen satt gekämpft. Besonders die Anführer der Mongolen bleiben trotz mächtiger Rüstung zu farblos. Hier hätte ich mir ein paar eindrucksvollere Boss-Kämpfe erhofft, die meine Fertigkeiten so richtig auf die Probe stellen – schade.
Ghost of Tsushima ist kein perfektes Spiel, aber das beste Samurai-Spiel
Ghost of Tsushima gibt mir das Gefühl, ein mächtiger Samurai zu sein. Es ermöglicht mir einen Einblick in die Welt des feudalen Japan und vermittelt mir einen Eindruck von einer mir fremden Kultur, die ich im Verlauf des Spiels immer mehr zu schätzen weiß. Kurzum: Es ist das beste Samurai-Spiel, dass ich jemals gespielt habe und begeisterte mich über viele Stunden.
Die Story ist zwar eher zweckdienlich aufgestellt, liefert aber die nötige Motivation. Außerdem stützen die glaubwürdigen Charaktere das Setting, sodass man sich schnell auf Tsushima verlieren kann.
Die große Open-World verzichtet auf Fotorealismus und setzt ganz bewusst auf stimmungsvolle Szenerien, kräftige Farben sowie dynamische Bewegung. Ständig weht der Wind, Blätter wabern umher und Wolkenfetzen ziehen über den Himmel, während wir durch die malerischen Landschaften der Insel streifen.
Das Kampfsystem ist besonders belohnend. Taktisches Vorgehen führt zum Erfolg, die Inszenierung ist mit dynamischen Animationen und den wunderschöne Modellen von Waffen und Rüstungen ein Augenschmaus. Die solide Auswahl von Waffen, Techniken und Hilfsmitteln erlaubt währendessen ganz eigene Spielstile. Wer sich darauf einlässt, schnellt wie ein tödlicher Tänzer über das Schlachtfeld und sieht dabei auch noch richtig cool aus!
Wer dem feudalen Japan als Setting, den Samurai als Kriegern und ganz generell Open-World-Abenteuern etwas abgewinnen kann, wird mit Ghost of Tsushima eine fantastische Zeit haben. Auch wenn insgesamt etwas mehr Abwechslung schön gewesen wäre, erhält man hier ein waschechtes Samurai-Abenteuer in einer glaubwürdigen und zugleich wunderschönen Spielwelt und somit das besten Samurai-Spiel, dass es aktuell gibt!
Vorteile:
stimmiges Samurai-Abenteuer
atemberaubend schöne und abwechslungsreiche Open-World
cleveres Kampfsystem, das Taktik belohnt
gelungene Vertonung (Sound, Synchro und Effekte)
Nachteile:
zu wenig Abwechslung bei den Gegnern
Gegner-KI ist zu schnell überfordert
Kämpfe und Infiltrationen wiederholen sich zu oft
Jetzt ist eure Meinung gefragt: Wie gefällt euch Ghost of Tsushima? Ist das Action-Adventure ebenfalls euer Favorit in Sachen Samurai-Abenteuer, oder mögt ihr Sekiro einfach mehr? Schreibt eure besten Samurai-Empfehlung in die Kommentare – ich bin auf eure Meinung gespannt!
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