Das Gothic Remake steht vor einer Mammutaufgabe: Es muss die unvergleichliche Atmosphäre des Kultklassikers von 2001 bewahren und gleichzeitig ein modernes Spielerlebnis bieten, das sowohl Nostalgiker als auch neue Spieler begeistert.
Oblivion Remastered hat vorgemacht, wie man dieses Kunststück meistert. Mit behutsamen Verbesserungen bei Grafik und Gameplay, aber unveränderter Atmosphäre, traf es den Nerv der Fans. Und genau das wünsche ich mir für das Gothic Remake.
Remaster vs. Remake: Ein entscheidender Unterschied
Sprechen wir ganz kurz über den Elefanten im Raum: Oblivion Remastered ist nämlich ein kleiner Sonderfall.
Die Neuauflage bewegt sich irgendwo zwischen Remake und Remaster, weil es zwar grundsätzlich auf dem Original basiert, aber Grafik, Steuerung, Benutzeroberfläche und sogar Gameplay-Aspekte modernisiert. Somit greift es mehr ein als klassische Remaster, obwohl das Rollenspiel im Kern unverändert blieb.
Die große Leistung: Oblivion Remastered fängt die Magie des Originals perfekt ein und transportiert sie in einer modernisierten Spielerfahrung. Beim Spielen wurde ich in meine eigene Kindheit zurückversetzt und von einer brachialen Nostalgiekeule erschlagen. Eine Punktlandung, die ich mir auch für Gothic wünsche.

Als Oblivion-Veteran bin ich vom Remaster begeistert! Ich erkenne das wuchtige Schloss von Skingrad sofort wieder und erfreue mich an der neuen Optik, während ich die Vorzüge des modernisierten Gameplay genießen und direkt zum Eingang sprinte.
Jetzt wird die Neuauflage für Gothic allerdings ein waschechtes Remake, was einige Chancen … aber auch mehr Risiken bietet.
Ein Remake baut ein Spiel von Grund auf neu, mit eigenen Designs, technischen Gerüst und angepassten oder sogar neuen Mechaniken. Das Original soll also nicht nur modernisiert werden, sondern wird neu interpretiert, erweitert und im Idealfall sogar verbessert.
Und obwohl Oblivion Remastered also einen anderen Ansatz als das Gothic Remake verfolgt, steht Alkimia Interactive vor der gleichen Herausforderung: Eine Balance zwischen Nostalgie und Innovation zu schaffen, um nicht nur alte Fans zurückzuholen, sondern im selben Atemzug auch eine ganz neue Generation für die düstere Minenkolonie zu begeistern.

Alkimia Interactive macht sehr viel richtig. Besonders die Rüstungen haben die Entwickler hervorragend modernisiert, ohne das ursprüngliche Designkonzept zu untergraben.
Oblivion als Vorbild für Gothic
Oblivion Remastered zeigt eindrucksvoll, wie Nostalgie und Moderne vereint werden können. Das Rollenspiel nutzt die Unreal Engine 5, um Cyrodill in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Es verschafft dem Klassiker verbesserte Texturen, realistische Licht- und Schatteneffekte, eine überarbeitete Vegetation sowie modernisierte Charaktere und Animationen. Das ist so gut gelungen, dass es an ein Remake erinnert. Zugleich läuft die Neuauflage stabil und liefert flüssiges Gameplay. Es ist kein High-End-Gaming-PC notwendig, um das modernisierte Kultspiel genießen zu können (und ich kann mein Hardware-Upgrade noch etwas hinauszögern).
Gleichzeitig sorgen viele kleine Verbesserungen der Spielmechaniken, wie das angepasste Level-System, eingebautes Sprinten oder die optimierten Kämpfe, für ein frisches Spielgefühl. Dabei geht die Essenz des Originals in keiner Sekunde verloren und wird sogar noch etwas verfeinert.
Das Gothic Remake muss sich daran ein Beispiel nehmen. Obwohl es einen anderen Ansatz verfolgt und eine eigene Version des Minentals erschafft, muss die düstere Atmosphäre der Kolonie erhalten bleiben.
Die bedrohlichen Nächte voller hungriger Schattenläufer.
Die ungeschliffenen Charaktere wie Haudegen Diego oder Nervensäge Mud.
Die lebendige Fraktionsdynamik innerhalb und zwischen den drei Lagern.

Gothic 1 lebt von der rauen Energie der Sträflinge. Diego dürfen wir bereits in der Demo kennenlernen und dort macht er, trotz neuer Stimme, eine wirklich gute Figur. Auch optisch gefällt mir der alte Haudegen wirklich gut.
Dieser rohe Charme des Originals darf nicht durch verbesserte Grafik, ein modernes Interface oder zugänglicherem Gameplay verloren gehen. Stattdessen müssen sogar die Schwächen des Originals aufgriffen und verbessert werden. Etwa leere Abschnitte in der Spielwelt oder unausgereifte Handlungsstränge im späteren Spielverlauf. Eine absurde Herausforderung für das Entwicklerteam.
Gemeinsames Ziel, unterschiedliche Wege
Obwohl Gothic Remake und Oblivion Remastered also unterschiedliche Ansätze verfolgen, ist ihr Ziel dennoch identisch: Ein geliebtes Spiel für ein neues Publikum erlebbar machen, ohne dabei die treue Fangemeinde zu enttäuschen. Der Neuauflage von Oblivion gelang dies, indem es die Balance zwischen Vertrautheit und Fortschritt fand.
Das Gothic Remake muss diesen Spagat ebenfalls schaffen. Denn nur wenn Alkimia Interactive das Rollenspiel erfolgreich modernisiert und dabei die Seele der Kolonie bewahrt, kann das Remake überhaupt ein Erfolg werden.
Die Herausforderung für Gothic ist groß
Die Nyras Demo zeigt mir, dass die Entwickler grundsätzlich auf dem richtigen Pfad wandeln. Die Grafik wirkt insgesamt stimmig, Diego macht eine solide Figur und die Dialoge (und Sprecher) greifen den Charme des Originals gut auf. Und während ich das kleine Demo-Areal munter erkunde, bin ich vom wunderschönen Soundtrack begeistert.
Allerdings erscheinen mir Animationen und besonders das Kämpfen bislang noch als größere Baustellen. Die Spielfigur reagiert leicht verzögert, Animationen wirken nicht flüssig und die Kämpfe lassen jegliche Präzision des Originals missen. Auch an der Performance krankt es in der Demo, sodass ich trotz 2080 Ti und AMD Ryzen 9 3900X keine stabilen FPS erhalte. Glücklicherweise haben die Entwickler diese Probleme bereits erkannt und geloben für die finale Version Besserung. Ob sie das schaffen, muss sich noch zeigen.

Die größte Baustelle für das Gothic Remake sehe ich in der technischen Umsetzung. Wird es stabil und flüssig laufen? Die Kämpfe fühlten sich ebenfalls noch unbefriedigend an.
Aktuell glaube ich, dass die Macher die Atmosphäre des Originals wirklich einfangen könnten. Aber der technische Aspekt – die gelungene Modernisierung – ist in meinen Augen aktuell der größte Stolperstein, den die Entwickler bis zum Release irgendwie in den Griff bekommen müssen.
Apropos: Zum Release wissen wir bislang immer noch nichts konkretes. Das ist vielleicht aber auch besser so, damit das Team sich ausreichend Zeit für die nötigen Verbesserungen nehmen kann, damit das Gothic Remake nicht nur gelingt, sondern vielleicht auch an den enormen Erfolg von Oblivion Remastered anknüpfen kann. Denn vergessen wir nicht: Der Erfolg des Remakes wird die Zukunft der gesamten Gothic-Marke bestimmen.
Auf den Geschmack gekommen? Kein Problem, ich habe noch mehr Gothic für euch:
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Was denkt ihr: Kann das Gothic Remake an Oblivions Erfolg anknüpfen? Und können die Entwickler den gigantischen Erwartungen überhaupt gerecht werden? Teilt eure Meinungen und Erwartungen doch gerne in den Kommentaren!
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Habe nie viel Oblivion gespielt, aber höre nur gutes vom Remaster. Ich hoffe einfach das Gothic remake richtig gut wird damit wir dann auch gothic 2 bekommen. Bin aktuell soooooo hyped auf Gotihc. Die Demo ist schon ok und die Kommunikation mit der Community ist einfach top! Ich habe gelesen dass der namenlose wieder seinen originalen Sprecher bekommt, das wäre Hammer. Wird direkt gekauft zum relase, danach dann Gothic 2 remake und dann g3 wäre doch n träumchen
Ja das Obilvion Remaster ist einfach super. Ich hoffe auch ganz stark auf ein Gothic 3, das würde meiner Meinung nach am meisten von den Möglichkeiten eines Remakes profitieren. Bei G2 wäre ich allerdings auch neugierig, wie sie das neu interpretieren und umsetzen würden. Aber mal schauen. Was allerdings stimmt, ist der Umgang mit der Community. Finde auch, dass sie in der Summe extrem gut machen. Passt sicherlich nicht zu jedem Studio oder Projekt, aber das Gothic Remake macht das wirklich gut. Zum Namenlosen kenne ich bislang auch nur die Gerüchte – es wäre allerdings extrem cool – je mehr… Weiterlesen »