Meinung: Auf dem Smartphone geht es ab! In den letzten Wochen habe ich drei Handy-Spiele getestet. Darunter Stronghold Castles, Age of Empires Mobile und Frostpunk: Beyond the Ice. Diese Spiele entspringen allesamt Reihen, die ich auf dem PC seit Jahren liebe. Leider offenbaren die Mobile-Ableger vor allem die großen Probleme, die den Spaß in Mobile-Spielen ersticken.
Stronghold, Age of Empires und Frostpunk: Das sind für mich wichtige Namen, immerhin spiele ich die Spiele leidenschaftlich gerne auf dem PC. Stronghold war eines der ersten Aufbauspiele, die ich jemals gespielt habe. Age of Empires 2 begeistert und fordert mich auch nach über 18 Jahren noch. Und auch ein Frostpunk erkämpfte sich mit seiner spannenden Mischung aus Aufbau und Survival einen festen Platz in meinem Gamer-Herz.
Kurzum: Ich bin Fan dieser Spiele-Reihen.
Als solcher Fan habe ich mir auch die Mobile-Ableger angeschaut … und wurde jedes mal bitter enttäuscht. Die großen Namen haben es aufs Handy geschafft, aber von ihrer Essenz blieb kaum etwas erhalten. Dafür sind Stronghold, Age of Empires und Frostpunk auf dem Handy mit Mobile-Mechaniken vollgepumpt – und das ist ein generelles Problem des Mobile-Gaming-Markts!
Free2Play: Spielbare Shops auf dem Handy
Alle genannten Titel sind auf dem Handy Free2Play. Ihr könnt sie also einfach kostenlos herunterladen und loslegen. Das Konzept kennen wir und auch auf dem PC gibt es mittlerweile einige Free2Play-Spiele, die nicht nur richtig erfolgreich sind, sondern auch erstaunlich gute Qualität bieten. Aber auf dem Mobile-Markt sieht das alles ganz anders aus.
Denn während mir ein The Finals für lau einen waschechten Shooter bietet oder ich in Der Herr der Ringe Online auch ohne einen Euro auszugeben das Auenland durchstreifen kann, scheint auf dem Handy nur eins im Vordergrund zu stehen: Der Shop.
Die große Gemeinsamkeit von Stronghold Castles, Age of Empires Mobile und Frostpunk: Beyond the Ice ist die enge Verwebung von Spielmechaniken mit Mikrotransaktionen. Die Spiele werden um die Shops herum gebaut, sodass sie sich nicht selten wie Shop-Manager anfühlen. Dafür werden eigentlich essenzielle Spielmechaniken beschnitten, die Kernbestandteile der Spiele entfernt. Kein schönes Burgbauen in einem Stronghold Castles, keine packenden Echtzeitschlachten in einem Age of Empires Mobile und kein Survival-Aufbau in einem Frostpunk: Beyond the Ice.
Dafür immer und überall: Wartezeiten, Einschränkungen und Pay2Win. Die Mechaniken sind nicht neu, dafür aber lukrativ. Statt hochwertiger Spiele werden auf dem Handy zuhauf hochwertige Shops angeboten. Die Spiele sind nur das Vehikel, um Spieler auf den jeweiligen Shop zu locken. Alle Spielmechaniken, alle psychologischen Reize, ja die gesamt Aufmachung der Spiele soll Mikrotransaktionen schmackhaft machen … und sie zu einem notwendigen „Spiel“-Element erheben. Die Lösung für alle Probleme im Spiel sind so gut wie immer Echtgeldkäufe.
Fans sind nicht die Zielgruppe
Als Fan der Spiele ist man hier also schlichtweg falsch. Alles was Stronghold, Frostpunk und Age of Empires ausmacht, wird in den Mobile-Ablegern geopfert, um Platz für die vielen Shops, Pakete und Premiumwährungen zu machen. Natürlich versuchen die Spiele das möglichst lange zu vertuschen. AoE Mobile fährt etwa ein langes Tutorial auf, um Spieler möglichst langsam an sein Pay2Win heranzuführen.
Die großen Namen sind nur ein Aufmerksamkeitsinstrument, um auf dem umkämpften Markt einen besseren Start hinzulegen. Wer Spiele spielen will, ist hier eigentlich falsch. Wer in Shops Geld ausgeben möchte, dafür genau die Zielgruppe.
Mobile Gaming scheint stillzustehen. Gewinne in Milliardenhöhe machen es den Anbietern allerdings auch leicht, immerhin scheint es schlichtweg zu funktionieren. Während tausende Spieler einfach ein wenig vor sich hin spielen, zahlen die Wale, also die Großeinkäufer der Ingame-Shops, horrende Summen, um die Ranglisten anzuführen.
Ist der der Mobile-Markt für Gamer verloren?
Nirgendwo sonst ist der Anspruch an das Medium Videospiel so weit gesunken. Der Handy-Spiele-Markt ist so kaputt, dass sogar das Ausbleiben eines echten Spielflusses und offensichtliche Pay2Win-Mechaniken nicht nur toleriert, sondern etablierter Standard geworden sind. Die Zielgruppe ist so gut konditioniert, dass die wenigen Ausnahmespiele so wenig Beachtung finden, dass sie in den Mobile-Stores oft untergehen.
Darum ist der Mobile-Markt für leidenschaftliche Videospieler tot. Zumindest der Free2Play-Sektor, der auf dem Handy einen Bärenanteil des Angebots ausmacht, bietet für Videospieler nur schöne Shops, aber keine guten Spiele. Ein weiteres Paradebeispiel dafür ist Hogwarts Mystery, das wohl schlechteste Harry-Potter-Spiel auf dem Markt.
Wer wirklich auf dem Smartphone spielen möchte, muss auf die Zahlspiele oder Abo-Modelle wie das Spiele-Angebot von Netflix zurückgreifen. Denn selbst große Namen wie Age of Empires, Stronghold oder Frostpunk sind auf dem Handy nur leere Hüllen, die euch ihre spielbaren Shops präsentieren – ernüchternd.
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