Endlich: S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl erschien am 20. November 2024 und nach gut 15 Jahren Wartezeit können mutige Abenteurer wieder die gefährliche Zone durchstreifen. Der Survival-Shooter legte aus technischer Sicht zwar einen wirklich holprigen Start hin, begeistert aber dennoch viele eingefleischte Stalker-Fans wie mich.
Und obwohl mich die Tragekapazität anfangs in den Wahnsinn trieb, weiß ich die ruppige Mechanik mittlerweile zu schätzen.
Stalker ist zurück!
Stalker 2 hat mich voll erwischt! Die lebensfeindliche Zone, die zynischen Stalker, die fiesen Mutanten und die bedrohlichen Anomalien – das alte Stalker-Konstrukt geht nicht nur auf, es nimmt mich wieder voll in Beschlag. Entwickler GSC hat damit einen der wichtigsten Aspekte für die Wiederbelebung der Reihe erreicht – und das ist verflucht nochmal eine gute Nachricht!
Stalker 2 präsentiert sich als grafisch modernisierte Version der klassischen Stalker-Spiele, mit all seinen Vorzügen … und auch einigen Problemen. Dennoch hat man es geschafft, die Essenz der altehrwürdigen Shooter-Reihe zu bewahren und diese nicht zu verwässern. Das weiß ich als alter Zonen-Bandit zu schätzen.
Die Tragelast als zentrale Spielmechanik
Stalker 2 ist meilenweit von heutigen Standards entfernt und beharrt auf seinen ruppigen Mechaniken. Daran musste ich mich innerhalb der ersten Spielstunden erst mal wieder gewöhnen. Der Shooter ist langsamer, die Welt tödlicher und in der Zone nimmt dich keiner an die Hand.
Die Tragekapazität in Stalker 2 ist arg begrenzt. Zwei Hauptwaffen, ein wenig Ausrüstung und dann wird es schon eng. Bin ich überladen, muss ich mit einigen Einschränkungen leben, darunter:
erhöhter Ausdauerverbrauch
verringerte Ausdauerregeneration
geringere Bewegungsgeschwindigkeit
Die maximale Tragelast beträgt 80 Kilo. Haben wir mehr Last auf unseren Schultern, können wir uns nicht mehr bewegen. Erste Einschränkungen gibt es allerdings schon, wenn wir über 50 Kilo schleppen. Es ist also unabdingbar, sich immer wieder mit der mitgeschleppten Ausrüstung auseinanderzusetzen.
Kein Spiel für Lootgoblins
Wer wie ein wilder Lootgoblin alles einsteckt, was er in die Finger bekommt, ist ständig überladen. Das störte mich zunächst enorm, bis ich es als zentrale Spielmechanik verstand. Ich KANN schlicht nicht alles mit mir herumschleppen, sondern MUSS meinen Rucksack mit dem befüllen, was ich für einen Ausflug in die Zone benötige.
Dadurch bin ich genötigt, mich mit meiner Ausrüstung auseinanderzusetzen, abzuwägen worauf ich verzichten kann. Das ist keine lästige Einschränkung, es ist ein System, welches als Survival-Element hervorragend funktioniert.
Das hat auch Einfluss auf meine Beute. Klar könnte ich den großen Wummsmacher direkt einsacken und durch den Sumpf schleppen, aber lohnt sich das überhaupt? Für das Ding habe ich keine Munition und der Verkaufswert ist zwar gut, aber schaffe ich es mit dem unhandlichen Ding im Gepäck überhaupt Feuergefechte zu überstehen? Immerhin geht mir mit dem Teil super schnell die Puste aus … und wenn mich so eine verdammte Chimäre jagt, möchte ich lieber möglichst mobil sein.
Ich lass das Teil also liegen und schaue mich stattdessen nach ein paar Artefakten um. Die sind nämlich leicht und bringen gute Summen ein. Und in diesem Moment hat es bei mir irgendwie Klick gemacht und ich habe mich wie ein Stalker gefühlt, der in der lebensfeindlichen Zone genau solche Entscheidungen treffen muss. Denn die schönste Waffe ist nichts wert, wenn sie dafür sorgt, dass mich so ein verfluchter Mutant einholt und im Moorwasser ertränkt.
Das Tragelimit verbindet mich enger mit der Spielwelt
Und auch sonstige Ausrüstung wie Proviant, Granaten oder der lebensrettende Wodka wollen in abgestimmten Mengen in meinen Rucksack wandern. Anfangs schleppte ich noch 20 (ZWANZIG!) Granaten mit mir herum – kein Wunder, dass ich ständig überladen war. Und auch für Nahrung reichen wenige Notrationen, da ich in der Welt ausreichend Futter finde.
Als zog ich künftig mit einem leergefegten und perfekt auf mich abgestimmten Inventar auf Erkundungstour.
Waffen kann ich beim Techniker modifizieren, sodass sie leichter sind und ich spare bereits fleißig, um die Tragelast meiner Rüstung zu erhöhen, damit ich mehr schleppen kann.
Für Notfälle habe ich zudem ein paar stärkende Substanzen dabei, die mich kurzfristig zum Herkules machen und mir trotz vollgepackten Rucksack die Tour zum nächsten Händler ermöglichen.
Auf meinen Wegen sammle ich nur noch das ein, was ich mir und meinem Charakter an Tragelast zutraute und priorisiere meine Beute immer wieder um. Der Wert eines Items misst sich nicht nur am Verkaufswert, sondern ist auch direkt an der Traglast und seinen Nutzen für mein Überleben gekoppelt. Ist das Ding zu schwer und nicht lebensnotwendig, landet es im kontaminierten Staub.
So hole ich aus einer Mission sicherlich nicht das Maximum an Loot heraus, aber entwickel ein echtes Gefühl für meine Ausrüstung, die Bedürfnisse meines Charakters und die Anforderungen der Zone – und das trägt unheimlich zur dichten Atmosphäre des Survival-Shooters bei!
Stalker 2 ist ein Rohdiamant
Ihr merkt vielleicht: Ich bin von Stalker 2 angetan. Allerdings möchte ich an dieser Stelle auch betonen, dass das neue Stalker trotzdem seine Probleme hat. Und davon nicht zu wenige.
Technisch blieb ich vom Schlimmsten verschont und nur wenige Abstürze und verschmerzbare Performance-Einbrüche prägten meine bisherigen 30 Spielstunden. Meine RTX 2080 Ti leistet noch einen ordentlichen Dienst und beschert mir (Dank aktivierter FSR 3 Frame-Generierung) auch knappe 60 FPS in WQHD auf hohen Einstellungen. Ein Upgrade für meinen Gaming-PC war also zum Glück nicht notwendig, auch wenn Stalker 2 technisch noch gehörig optimiert werden muss.
- Allerdings gibt es lästige Gamebreaking Bugs, sodass ich einige Missionen nicht direkt abschließen konnte. Das ist extrem nervig und häuft sich, je weiter man im Spiel voranschreitet (ab ca. 20 Stunden geht es damit so langsam los).
- Auch das gesamte KI System ist schlicht noch nicht ausgereift. Am schlimmsten sind die Spawns, sodass Gegner plötzlich direkt vor einem erscheinen und losballern. Das nervt und zerstört nicht selten den Spielspaß.
- Kämpfe gegen Mutanten fühlen sich noch zu fleischlos an. Es fehlen spielerische Elemente, die über das bloße draufholzen hinausgehen. Hoffentlich werden hier Mechaniken nachgeliefert.
Solche Bugs und Probleme beeinflussen Stalker 2 leider noch zu sehr, um es uneingeschränkt empfehlen zu können. Der Survival-Shooter ist mit all seinen Ecken und Kanten ein echter Rohdiamant, in dem die Seele der Zone schimmert. Es fehlt allerdings noch etwas Feinschliff, um sich gänzlich an den rauen Mechaniken erfreuen zu können – ich bin mir allerdings sicher, dass Stalker 2 tatsächlich zu dem Nachfolger erwachsen kann, den sich viele Fans seit Jahren wünschen.
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Ich hasse Tragelimit, ich hasse es – ich hasse es – ich hasse es 😀
Dennoch, lieb das Game, suchte es ständig.
Anfangs war ich vom Tragelimit ebenfalls nur gefrustet – aber seit ich schlicht jegliche Bindung zum Loot abgeworfen (und vieles weg geworfen lol) habe, durchwandere ich glorreich die die Zone.
Wirklich ein top Singleplayer Shooter – mit vielen Ecken und Kanten – aber einer Seele und wirklich tollen Momenten (wobei mein Konsum von Energydrinks im Spiel langsam aber sicher lebensbedrohlich erscheint, darauf erstmal ne Wurst!)