Stronghold 3

Burgen, Bugs, Fehler und Frust – Stronghold 3 ist nach zahlreichen Patches immer noch ein unfertiges Spiel – Sehr Schade!

Ich habe es gewagt; In einiger Zeit wird Stronghold Crusader 2 erscheinen, da habe ich mir den dritten Teil auf Steam gegönnt. Für 4 Euro kann man nichts falsch machen, Steam Angebote sei dank. Also lade ich mir die Gold Version des Burgenbau Spiels runter und hoffe, dass die zahlreichen Patches für ordentlich Verbesserungen gesorgt haben, war die Veröffentlichung des Spiels doch ein wahres Fiasko. Doch fangen wir mal an.

Das große Vorbild

Ich bin Stronghold Veteran, heißt ich habe bisher alle veröffentlichten Stronghold Teile gespielt und vor allem die ersten beiden, also Stronghold und Stronghold Crusader, geliebt. Auch in Stronghold 2 hatte ich meinen Spaß und konnte nach anfänglicher Enttäuschung doch noch die eine oder andere Burg bauen oder niederreißen (besonders im Mehrspieler ein Traum). Stronghold Legends habe ich jedoch versucht so gut wie möglich zu verdrängen…

Stronghold 3 wollte ich wieder auf die Anfänge der Serie besinnen und an die in Teil 1 erzählte Geschichte anknüpfen. Damals ging es hoch her; Der König war aufgrund eines Komplotts gefangen genommen wurden und ein Bürgerkrieg brach im Land aus. An uns war es nun, Länderei um Länderei aus den Händen der revoltierenden Herzöge zu befreien und ihnen Burg für Burg den gar aus zu machen. Unser letzter Feind war Herzog Volpe, welcher auch der Wolf genannt wurde. In der letzten Mission der 21-teiligen und großartigen Kampagne standen wir dann vorm Wolfsbau und brachten es zu Ende. Die Feinde waren vernichtet und dem Reich stand ein goldenes Zeitalter entgegen.

stronghold-burg

Aber da ein friedliches Reich langweilig ist, hat man sich bei den Firefly Studios ordentlich was einfallen lassen. Also zumindest ein wenig. So hat der Wolf unseren Angriff und den Sturz von seinem Bergfried erstaunlich gut überstanden und dürstet natürlich nach Rache. Das ist schon die ganze Hintergrundgeschichte der Militärkampagne und wird wie die Wirtschaftskampagne (welche wohl die Beste ist) in einem schwarz-weiß Comic Stil erzählt. Das heißt; Keinerlei Videos. Auch das kein Beinbruch, würden die Bilder nicht wie Konzept-Entwürfe aussehen, die man in der Not neu Verwurstet hat. Wir spielen den jungen Feldherren vom ersten Teil und müssen uns gegen den launigen Wolf zur Wehr setzten. Dieser überrennt nämlich das Königreich im Sturm und überfällt Burg für Burg. In den ersten Missionen sind wir dann nur damit beschäftigt, unsere Truppen zu sammeln und einen geordneten Rückzug anzutreten.

Die Probleme

Später geht es dann schon offensiver zu und wir müssen auch dem Gegner die Burgen einreißen. Soweit also recht typisch. Doch leider kommt oft keine rechte Atmosphäre auf. Das hat zahlreiche Gründe, die einzeln kein Problem wären, würden sie nicht in Massen auftreten. Ein paar Beispiele; Wir befinden uns grade in einer der ersten Missionen und sollen uns vor eintrudelnden Angriffen wappnen um Vorräte und Truppen zu sammeln. Man darf nicht vergessen, wir wurde überraschend überfallen und versuchen zu retten, was zu retten ist. Da ertönt die Meldung, dass der König zu Besuch sei und das Volk sich freut. Etwas ungläubig schaue ich in meiner Burg nach und entdecke tatsächlich einen dicken König, welche sich von meiner Bevölkerung vergöttern lässt. Kinder, Mütter und die alten Männer (alle mit nur jeweils einem echt hässlichen und schlechten Modell) winken hölzern mit Händen und braunen Fähnchen ihrem König zu. Dass wir uns eigentlich in einem waschechten Krieg befinden und der König eigentlich wichtigeres zu tun hätte, als sich in diese Gefahr zu bringen, vergessen wir mal.

Stronghold 3 Der Koenig zu Besuch

Wie gesagt, nicht wirklich schlimm, hat man eben einfach zufällige Ereignisse in dieser Mission zugelassen. Trotzdem musste ich an dieser Stelle etwas Schmunzeln. Doch leider verging eben jenes Schmunzeln, als ich meine Bewohner näher betrachtete. Unglaublich hässlich kann man da nur sagen. Die Grafik in einem Spiel muss nicht super sein, besonders nicht bei einem Stronghold, doch hier muss man sich erst mal fassen. Spitze Arme und Beine, hölzerne Animationen und Monotonie wo man schaut. Hier merkt man deutlich, dass man mit dem Spiel einfach nicht fertig geworden ist. Das die Macher bessere Modelle drauf haben, zeigen sie bei den Soldaten und besonders bei den bewaffneten Bauern, welche gleich mit mehreren Modellen daherkommen. Da sieht man Mistgabeln, Schaufeln, Hacken und Sensen. Auch die Speerträger sehen nicht schlecht aus, zumindest wenn sie nicht grade kämpfen. Hier kommt wieder eine der unzähligen Schnitzer, die aus einem potenziell guten Titel einen der schlechtesten Teile der Serie machen. Die Speerträger schleudern ihre Waffen lieber, als sie im Nahkampf einzusetzen. Das haben die Speerträger in Stronghold noch nie gemacht und wohl auch zurecht. Warum sollte ein mit dem Speer ausgerüsteter Krieger, seine Waffe werfen, wenn er sonst nur ein kleines Messer sein eigen nennt? Weiterhin ist es doch ein Speerträger, kein Speerwerfer. Die Einheit entspricht damit den Vogelfreien aus Stronghold 2, welche mit Wurfspeer und Kurzschwert in den Kampf zogen. Was bei den Vogelfreien cool und neu war, wirkt in Stronghold 3 und seinen Speerträgern so fehl am platz, dass ich die Einheit richtig hasse.

Stronghold 3 Speerwerfer in Aktion

Burgbau und Kämpfe mit Problemen

Ok, ich gebe es zu, bisher sind das alles nur kleine Unzulänglichkeiten und keine Gründe, dass Spiel an sich nicht zu mögen, doch leider ist die Liste an Fehlern lang und ich mache mal weiter. So erwarte ich von einem Stronghold vor allem, dass ich starke Burgen errichte und eine ordentliche Wirtschaft zum Laufen bekomme. Während die Wirtschaft noch überzeugen kann und an sich gut funktioniert, ist es der Burgenbau, welcher völlig versagt. Stronghold 3 ist der erste und vermutlich einzige Titel der Reihe (Stronghold Crusader 2 verzichtet wieder darauf), welcher uns Gebäude frei „drehen“ lässt. Auch Mauern müssen nun nicht mehr in einem Raster errichtet werden, sondern können auch rund angelegt werden. Was in der Theorie mehr Individualität verspricht, lässt uns leider oft am gemütlichen bauen scheitern. So können wir Mauer-Abschnitte oft nicht richtig vollenden, weil das Spiel die Lücken partu nicht geschlossen sehen will. Auch Treppen können oft nicht platziert werden, auch wenn dafür mehr als ausreichend Platz zur Verfügung steht.

Stronghold 3 Wenig Platz sorgt fuer kleine Burgen

Doch auch wenn die Burg dann endlich geschlossen ist, die Treppen erfolgreich errichtet wurden und unsere Bogenschützen und Speerwerfer auf den Zinnen stehen, will der Ärger um die Burgen nicht abnehmen. Denn leider wollen unsere Männer oft nicht automatisch angreifen und lassen sich seelenruhig vom Gegner niederschießen. Das passiert nicht nur ein mal, sondern ist an der Tagesordnung. Befehlen wir dann manuell den Angriff, muss man immer noch höllisch auf seine Bande acht geben, laufen sie doch gerne dem Feind bis auf wenige Meter entgegen, bevor sie angreifen. Besonders frustrierend, wenn unsere Bogenschützen von den Wällen strömen, um vor den Toren von den gegnerischen Speerträgern niedergeworfen zu werden. Auch Katapulte rollen gerne vor die feindlichen Mauern um sich dort in tausend Einzelteile feuern zu lassen. Scheinbar sind die Dinger direkt aus Hollywood importiert und wurden von den gleichen Leuten gebaut, die für die explodierenden Autos verantwortlich sind. Im Grunde stimmt also die Wegfindung der Einheiten sowie ihr Verhalten in der Schlacht alles andere als gut umgesetzt. Weiterhin sind die Einheiten alle recht langsam, was dem Spielfluss stark beeinträchtigt. Aus Stronghold Crusader aber auch Stronghold 2 ist man ein recht rasantes Spieltempo gewohnt. Zwar gab es auch hier mit den Schwertkämpfen und Rittern zu Fuß und in schwerer Rüstung echt langsame Kollegen, aber insgesamt waren die Truppen schnell unterwegs. In Stronghold 3 schlurfen unsere Soldaten eher über die kleinen Karten und selbst die flinken Bogenschützen sind irgendwie langsam.

Stronghold 3 So soltle eine Belagerung aussehen leider ist die Wegfindung schlecht

Das soll zwar zu Release noch schlimmer gewesen sein, ist aber immer noch nervig. Besonders in den Mehrspieler-Schlachten belasten die trägen Truppen jeden Spieler. Eine frisch geschlagene Bresche lässt sich kaum mit Soldaten verteidigen, weil diese einfach zu lange brauchen, um an besagter Stelle einzutreffen. Weiterhin informiert uns das Spiel selten bis gar nicht darüber, dass der Gegner eine Lücke gefunden hat schon fleißig Zivilisten niedermacht. So wurde ich im Mehrspieler von 2 Gegner angegriffen und musste an 2 Fronten meine Truppen koordinieren, was schon gegen die recht einfache KI eine Herausforderung darstellt (selbstmörderische Bogenschützen), wird hier zum echten Meisterstück. Doch während alles nach einer erfolgreichen Verteidigung ausschaut, schaffen es einige Soldaten des Feindes in meine Burg und bleiben dort. Sie bringen meine Holzfäller um und erleichtern mich um meine Holz-Versorgung. Bevor ich das merke, ist die Produktion von Bögen und Speeren bereits zum erliegen gekommen und ich kann keine Truppen mehr ausheben.

Kleine Karten – Kleine Burgen

Doch leider bin ich immer noch nicht fertig und könnte wohl immer weiter schreiben, was hier nicht so glücklich umgesetzt wurde. Doch was mich am Ende doch stark getroffen hat, war die Umsetzung der Karten. Viel zu klein und von einem Steinrahmen umgeben. Ernsthaft, man hat die Karten von einer Art Steinmauer umschlossen, die uns eine Art taktischen Tisch vorgaukeln soll (was anderes kommt mir nicht in den Sinn). Wir können mit Space auf eine Draufsicht wechseln und sehen nun die gesamte Karte bzw. den Tisch, auf welchem die Welt ruht, vor uns. Das wäre vielleicht bei einem Tabletop-Game im Hobby-Raum cool, will in einem Videospiel aber einfach nicht einleuchten. Wer hat sich denn das nur ausgedacht? Warum lässt man die Welt nicht einfach da enden, wo sie zu ende ist? Oder macht statt Steinrahmen einen aus Wald. Doch wäre das nicht so schlimm, wären die Karten wenigstens groß. Aber das sind sie nicht, so sind wir gezwungen eher kleine Befestigungen zu errichten. Hier kann man keine riesigen Festungen bauen – Auch wenn Benutzererstelle Karten hier für etwas Abhilfe sorgen, zumindest im Mehrspieler.

Stronghold 3 Die Wirtschaft muss funktionieren

Viel ungenutztes Potenzial – Ein Fazit

Doch Stronghold 3 ist nicht gänzlich schlecht und immer wieder merkt man, wie viel Potenzial der Titel hatte. Da macht es richtig Spaß die Wirtschaft Stück für Stück auszubauen, die Produktion zu erhöhen um seine eigene Festung. Die Entwickler haben sich Gedanken gemacht und wollten ein wirklich gutes Spiel machen, sind aber scheinbar nie wirklich fertig zu werden. Besonder gefällt mir die Idee, Wohnhäuser der Entfernen zum Bergfried anzupassen; Je näher das Gehöft, desto mehr Bewohner fasst es und umso größer fällt es aus. Da errichten wir im Zentrum der Burg mehrere Stadthäuser die 10 Bürge beherbergen, während im Außenring Lehmhütten mit Strohdach platziert werden, die 6 oder 4 Leute Wohnraum bieten. In der Pampa stehen dann nur kleine Holz-Verschläge, wo eine einsame Seele haust. Das ist nicht nur schön und abwechslungsreich, sondern lässt und auch recht realistische Städte errichten. Auch ist die Wirtschaftskampagne wirklich nicht schlecht und macht auch Spaß. Leider reichen die Lichtblicke keinesfalls aus, um die zahlreichen kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten auszugleichen.

Stronghold 3 Die Schilde bewegen sich leider hinter den Einheiten

Damit scheint eines der dunkelsten Kapitel der Stronghold Reihe geschrieben zu sein; Der Titel ist auch nach zahlreichen Patches und Updates kein fertiges Spiel und lässt eher erahnen, was hätte sein können. „Stronghold 3 Gold“ ist ein Stronghold, aber kein gutes. Man merkt dem Spiel jede Sekunde an, dass man den Veröffentlichungstermin lieber ein Jahr nach hinten verschoben hätte. Damit kann ich hier keine Kaufempfehlung aussprechen, außer der Titel ist im Angebot. 6 Euro sollten drin sein, bei 10 Euro kann ein Fan noch überlegen, alles was drüber ist; Finger weg! Ein Lob am Firefly muss aber noch ausgesprochen werden; Sie haben sich wirklich bemüht, den Titel mit zahlreichen Patches langfristig spielbar zu machen, was ihnen gelungen ist. Man kann es spielen, es ist eben nur nicht so spaßig, wie es sein sollte. Da merkt man wieder deutlich, was der Druck eines Publishers aus Spielen machen kann, schmerzlich denke ich da an Gothic 3, aber das ist eine andere Geschichte.

Johann von Ti
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