Stronghold Castles ist ein Free2Play-Stronghold fürs Handy. Der Mobile-Ableger der legendären Stronghold-Reihe erscheint 2024 für Android und iOS. Ich habe mich vorab registriert und konnte heute los spielen – und meine ersten Eindrücke zum neuen Stronghold sind ernüchternd.
Stronghold Castles macht mich ratlos
Stronghold bedeutet mir viel. Ich bin mit der Burgbaureihe aufgewachsen, verbrachte in allen Ablegern hunderte Stunden und schleuderte zahllose Kühe über feindliche Burgwälle. Tatsächlich habe ich bislang kein Stronghold ausgelassen, weshalb ich mir natürlich auch Stronghold Castles auf dem Smartphone angeschaut habe.
Grundsätzlich bin ich Mobile-Spielen nicht abgeneigt, immerhin hatte ich mit dem MMO Stronghold Kingdoms auch auf dem Handy eine Menge Spaß und empfand besonders die grafische Umsetzung als spannend. Jetzt spiele ich Stronghold Castles und kann nicht recht verstehen, welchen Weg Entwickler Firefly hier eingeschlagen hat. Aber fangen wir einmal an.
Ein neuer Look
Schon im PlayStore blicke ich leicht verstört auf den neuen Stil, der für Stronghold Castles gewählt wurde. Ratte, Schlange, Schwein und Wolf erkenne ich sogleich, aber der neue Comic-Look überzeugt mich nicht. Er schreckt mich sogar etwas ab. Hier hat man sich offensichtlich am Design eines Clash of Clans orientiert.
Die gesamte Grafik im Spiel scheint sich an diesem Vorbild zu orientieren. Mein erster Gedanke: Das sieht viel schlechter als in Stronghold Kingdoms aus. Und tatsächlich kann ich nicht nachvollziehen, warum man den genialen 2D-Stil der ersten beiden Strongholds nicht genutzt oder zumindest stärker aufgegriffen hat. Die Grafik erscheint mir generisch und zugleich veraltet.

Die Grafik versprüht irgendwie keinen Stonghold-Charme.
Die kleinen Landschaften, Gebäude, Grafiken und Burgen sehen grundsätzlich nicht schlecht aus. Aber der Stil wirkt unstimmig. Ich habe nicht das Gefühl, ein Stronghold zu spielen, obwohl der originale Soundtrack des Erstlings mit schwerer Nostalgiekeule auf meine Trommelfelle schlägt – ach wie wundervoll.
Free2Play-Gameplay
Ich habe erst ein paar Stunden gespielt, aber die Spielmechaniken wirken bislang … ebenfalls generisch. Ich starte als Lord mit verfallener Burg und einigen Startgebäuden. Insgesamt gibt es drei Bauansichten:
Dorf: Hier errichte ich Wirtschaftsgebäude wie Holzfäller, Steinbrüche oder den Händler. Zusätzlich werden Hütten für die Bewohner platziert und Felder für die Nahrungsversorgung angelegt. Hier befinden sich außerdem Kornspeicher und Lagerhaus.
Herrenhaus: Das Herrenhaus ist verfallen und kann Stück für Stück aufgebaut werden. In der großen Halle kann ich dann Bankette für Ehre abhalten, während in der Küche neue Speisen gekocht werden. Später kann ich auch Schlafgemach, Kapelle und Schatzkammer bauen. Außerdem errichte ich hier Militärgebäude wie Waffenkammer und Unterkünfte.
Burg: In der Burgansicht steht der Bergfried, ein Türmchen und ein paar Palisaden. Hier errichte ich meine Verteidigung in Form von Mauern, Türmen und Wachstuben. Werde ich angegriffen, müssen die Angreifer meine Verteidigungen überwinden, um den Lord im Bergfried zu erreichen.

Das Herrenhaus ist verfallen und muss von uns Häppchenweise renoviert werden.
Ich lege also los, errichte im Dorf einen Holzfäller und eine Hütte für Dorfbewohner. Klingt nach Stronghold, ist aber meilenweit davon entfernt – leider. In einem groben Raster verschiebe ich ungelenk die Gebäude vor dem Bau – viel Auswahl habe ich bei der kleinen Fläche nicht. Danach läuft ein kurzer Timer und das Gebäude steht. Eine schöne Siedlung errichte ich hier nicht! Das ging in Kingdoms sehr viel besser.
Klicken und Warten
Jetzt muss ich einige Minuten warten, bis der frisch gebaute Holzfäller frisches Holz ranschafft. Ist Holz da, klicke ich auf das aufgeploppte Holzsymbol über der Holzfällerhütte. Schöne Animationen, wuselige Arbeiter? Fehlanzeige. Dafür könnte ich schon jetzt die Wartezeit abkürzen und ein paar Diamanten ausgeben. Ihr könnt euch denken, wohin diese Mechaniken letztlich führen.
Selbst die Steuern meiner Bauern lassen sich nicht einfach einstreichen. Die hungrigen Kerlchen muss ich eigenhändig mit Rüben versorgen, damit sie … Herzen sammeln? Je mehr Herzen, desto mehr Steuern presse ich meinen Untertanen ab. Sind die Steuern eingetrieben, sinkt die Anzahl der Herzen und ich muss diese wieder auffüllen. In jede Hütte zieht ein einzigartiger Bauer mit eigenen Vorlieben bei der Ernährung und Gebäuden. Das ist ein nettes Konzept, nötigt mir allerdings wieder viele zusätzliche Klicks ab.

Dummerchen Gurnard ist zwar dumm wie Brot, braucht aber vorerst nur Rüben, um glücklich zu werden!
Auch stoße ich schnell an künstliche Grenzen: nach zwei Hütten ist erstmal Schluss! Mehr Gebäude darf ich wohl erst bauen, wenn ich ein höheren Rang habe. Und einen höheren Rang gibt es, wenn ich mir Ehre verdient habe. Ehre erhalte ich über Bankette in meiner großen Halle … allerdings muss ich noch 30 Minuten warten, bis ich wieder ein Bankett abhalten darf.
Diamanten und Kämpfe
Ihr merkt: wir haben es hier mit ganz klassischen Free2Play-Mechaniken zu tun. Anfangs baut ihr noch in wenigen Sekunden eure ersten Gebäude, damit ihr später mehrere Stunden wartet, um voranzukommen. Zugleich könnt ihr fast alle Wege abkürzen, wenn ihr Diamanten ausgebt. Und besagte Diamanten gibt es natürlich für Echtgeld.

Im Edelsteine-Shop können wir uns mit frischen Klunkern eindecken. Die Pakete starten bei knapp 1,20 Euro und kosten bis zu 120 Euro.
Seid ihr die ersten Level aufgestiegen, habt neue Gebäude freigeschaltet, eure Burg verstärkt und erste Soldaten mit Waffen ausgestattet, könnt ihr auch andere Spieler angreifen und sie um ihre Ressourcen erleichtern. Vermutlich aber erst nach den Tutorial-Abschnitten, die einen sanften Start garantieren. Ich habe lediglich gegen KI gekämpft und eine löchrige Burg der Ratte mit einigen Bauern gestürmt.
Die Belagerungen laufen so ab, dass ihr die Festung des Feindes vor einem Angriff betrachtet. Nun wählt ihr die Truppen aus, die angreifen sollen. Nach kurzer Wartezeit startet dann der Angriff und ihr könnt zusehen, wie eure Truppen gegen die feindlichen Anlagen anstürmen. Auch das ist kein neues Konzept, ich kann mir aber vorstellen, dass es im späteren Spielverlauf durchaus zu spannenden Schlachten kommen kann.

Da kommt fast ein bisschen Stronghold-Feeling auf: meine Bauern stechen erbarmungslos auf den feindlichen Lord ein!
Erstes Fazit: Das ist kein Stronghold
Und während ich diese Zeilen tippe, liegt mein Smartphone vor mir und spielt den fantastischen Stronghold-Soundtrack. Ich warte nämlich ungeduldig auf den Baufortschritt meines Monuments beim Bergfried, der meinen aktuellen Baumeister-Platz blockiert. Ich möchte nämlich eine Schatzkammer errichten, damit ich mehr Gold sammeln kann. Gleichzeitig quillt im Dorf mein Lagerhaus über, kann es aber nicht aufwerten, weil mein Rang zu niedrig ist.
Stronghold Castles schreit jetzt schon danach, eine monotone Klickorgie zu werden, die mir viel Warterei und wenig echtes Gameplay bieten wird. Und das ist furchtbar schade!
Das Platzieren beim Bauen fühlt sich unsauber und grob an, zugleich erlaubt mir das Spiel keine schönen Siedlungen zu errichten, sondern lässt das Dorf wie eine willkürliche Ansammlung von Gebäuden wirken. Von den Kämpfen habe ich zu wenig gesehen, um sie wirklich einschätzen zu können, sehe hier aber etwas Potenzial.

Kläglicher Anfang: meine Burg sieht am Anfang noch … sehr einfach aus. Aber mit der Zeit kann man richtige Befestigungen errichten und sogar Truppen aufstellen. Leider ist das Platzieren beim Bauen auch hier umständlich.
Aber letztlich wirkt Stronghold Castles, so leid es mir tut, wie ein liebloser und uninspirierter Mobile-Ableger. Hier will einfach kein Stronghold-Feeling aufkommen und bis auf die Musik finde ich hier nichts, was mich als gigantischen Fanboy der Burgbaureihe abholen könnte.
Besonders nach einem Stronghold Kingdoms kann ich nicht so recht begreifen, warum sich Firefly Studios für diese Umsetzung entschieden hat. Mir ist schon bewusst, dass man hier an das finanziell extrem erfolgreiche Clash of Clans anschließen möchte, aber bislang bezweifle ich, dass sich Stronghold Castles an diesem hart umkämpften Markt durchsetzen kann. Es fehlen eigene Ideen, eine eigene Identität – es fehlt an Stronghold!
Als Stronghold-Fan bin ich, zumindest bis jetzt, maßlos enttäuscht und habe hier den bislang schwächsten Ableger der Reihe gefunden. Stronghold Castles soll irgendwann 2024 erscheinen. Ob sich bis zum Release noch etwas zum Positiven verändert, bleibt abzuwarten. Ich bin skeptisch, denn das ist schlicht kein Stronghold mehr.
Stronghold Castles zählt somit leider zu den schlechten Mobile-Ablegern 2024, wo sich mittlerweile auch ein AoE Mobile und Frostpunk: Beyond the Ice eingereiht haben.
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