Ballerburg – Wenn Publisher Ideen stehlen

Keine eigene Idee? Vielleicht kann man ja Ideen anderer nutzen…

Während ich heute einen Beitrag über ein altes Spiel von mir verfassen wollte und für genaue Informationen in den weiten des Netzes suchte, fand ich heraus, dass der alte Klassiker meiner Kindheit eine nicht ganz saubere Vergangenheit hatte und selbst eine Neuauflage eines noch viel älteren Klassikers war. Doch fangen wir mal von vorne an…

Verwirrung

Der Name des besagten Titels ist Ballerburg von Ascaron, welches 2001 erschien und mit einem etwas eigenwilligen und doch amüsanten Humor auszeichnete und für mich als junger Mensch doch insgesamt ziemlich interessant war. Ziel war es eine Burg zu errichten, während man damit beschäftigt war eine andere Burg mit Kanonen und Katapulten zu beschießen und vernichten. Magie und Forschung erleichterten diese Aufgabe, während man mit Steuern und treudoofen Bauern Geld erwirtschaftete, womit man dann Gebäude, Mauern und Waffen errichten konnte. Das Spielkonzept war simpel, aber funktionierte und machte Spaß, verband es doch Strategie mit dem „ballern“ auf andere Festungen. Doch als ich im Internet nach genauen Infos zum Spiel forschte, stellte ich fest, dass da noch ein anderes Spiel mit dem selben Titel existierte… und dieses Spiel war Jahre älter…

Ballerburg - Ascaron - Festung und Feuer

So sieht das Ballerburg von Ascaron aus.

Das Original

Denn schon 1987 erschien ein Spiel mit dem Titel Ballerburg und bot ungefähr dass, was das Ballerburg von Ascaron bieten sollte; Burgen, die mit Kanonen ausgestattet aufeinander schossen, um den Gegner (durch den Tod des Königs) zu bezwingen. Das Spiel erschien für Astari ST (ein alter Heimcomputer) und wurde Public Domain veröffentlicht. Verantwortlich zeigt sich der damaliger Schüler (heute Professor für angewandte Informatik) Eckhard Kruse, der das Spiel nach der Schule programmierte und damit ein damals echten Klassiker schuf. Das Spiel erschien kostenlos, Kruse gab lediglich an, dass man Ihn mit einer freiwilligen Spende von 20 DM für das Spiel unterstützen könnte.

Ballerburg - Atari ST

Das Original war schon damals recht komplex.

Mit einem Runden-System mussten die Spieler (wie bei Worms) den Gegner unter Beschuss nehmen, wobei beide Festungen durch einen Berg getrennt wurden. Damit wurde horizontal gefeuert; Entscheidend war dabei die richtige Menge Schießpulver (je mehr, desto mehr Feuerkraft wurde entfacht und die Kugel flog weiter) und dem Schusswinkel. Ein weitere Faktor war der Wind, der die endgültige Flugbahn der Kugel weiter bestimmen würde. An Komplexität gewann das Spiel durch die Tatsache, das Pulver, Munition sowie die Instandsetzung zerstörter Kanonen und Mauern Geld kostete, was durch Steuern (lassen sich das Parallelen zum Ascaron Titel finden?) verdient wurde. Die Errichtung von recht teuren Fördertürmen konnte dann den Gewinn noch stark erhöhen – Eine ganze Menge Inhalt, für so ein altes Spiel. Gedacht war das Spiel im Hot-Seat Mehrspieler (also abwechselnd an einem PC) oder mit der Computer KI (in verschiedenen Schwierigkeiten).

Diebstahl?

Ja, die Frage liegt nahe; Liegen beide Titel in irgendeiner Weise zusammen, oder wie lässt sich die enorme Ähnlichkeit des Spielkonzeptes und des NAMENS erklären? Nun, da scheint Publisher Ascaron günstig eine Idee aufgenommen zu haben, die das Original nicht nur nicht nennt, sondern jeglichen Bezug leugnet. Auf der offiziellen Seit von Ascaron wird auf Nachfragen einiger Fans geantwortet, man kennen kein Spiel mit gleichnamigen Titel, welches für Astari ST erschienen sein soll. Als Original-Schöpfer Kruse direkt bei Ascaron auf den Bezug zu seinem Spiel anspielt, wird im versichert, das im Vorfeld durch Anwälte jegliche Ansprüche seinerseits ausgeschlossen werden konnten – Man sende Ihm als „kleine Entschuldigung“ zwei Versionen des eigenen Ballerburg Ablegers (na danke…).

Ballerburg - Atari ST - Wähle deine Burg

Ähnlichkeiten in Hülle und Fülle und dann noch der identische Name.

Fazit

Ich finde es traurig, dass man hier eine Idee nicht nur fast komplett kopiert, man würdigt nicht mal den eigentlichen Schöpfer. Dieser hatte ein Spiel kostenfrei angeboten und lediglich nach freiwilligen Spenden verlangt, während Ascsaron Jahre später eine grafische Neuauflage veröffentlicht und diese zum Vollpreis verkauft – Keine Feine Art und verdammt ungerecht. Zwar hat das Ballerburg von Ascaron einige neue Ideen sowie einen eigenen Stil und Charme eingesetzt, basiert aber unverkennbar auf dem Original von Kruse. Da hätte man sehr viel gerechter vorgehen und zumindest das Original nennen können. Schade, dass ein schönes Spiel meiner Kindheit eine solche düsteren Hintergrund hat…

Johann von Ti
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