Am 5. September 2024 soll es endlich soweit sein: GSC Game World bringen ein neues Stalker-Spiel heraus! Und als alter Zonenbandit bin ich natürlich extrem gespannt und blicke voller skeptischer Erwartung auf S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl.
Stalker 2 steht vor einer wirklich heiklen Aufgabe: Der Shooter muss den Zauber der Zone einfangen und zugleich im Rahmen heutiger Standards bestehen. Eine einfache „Kopie“ der Stalker-Formel kann 2024 nicht mehr funktionieren. Stalker muss sich weiterentwickeln, wenn es auch heute überzeugen will.
Stalker 2 sollte diese drei Punkte erfüllen
Die Stalker-Trilogie versprüht einen fast schon magischen Zauber, den ich in einem Shooter in dieser Form nie wieder vorgefunden habe. Die melancholische Atmosphäre in der rauen Spielwelt zog mich damals tief in die Zone und hat mich nie wieder losgelassen. Selbst die Metro-Reihe, die man durchaus als geistigen Nachfolger der Stalker-Spiele sehen kann, näherte sich dem großen Vorbild lediglich an.
Das muss Stalker 2 bieten:
Doch was macht Stalker eigentlich aus, warum reden wir knapp 15 Jahre nach Veröffentlichung des letzten Stalker-Spiels (Call of Pripyat) noch über die Reihe? Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend, wenn es darum geht, wie und ob ein Stalker 2 funktionieren kann und was die Fortsetzung des Shooters bieten muss.
Glaubwürdige Spielwelt
Die Stalker-Spiele leben von ihrer düsteren Spielwelt. Die Zone ist nicht einfach ein Schauplatz, auf dem wir als Spieler auftreten. Die Zone ist ein einmaliges Ökosystem mit eigenen Regeln und ungeschriebenen Gesetzen, in dem wir überleben müssen.
Die Welt selbst funktioniert so gut, weil sie glaubhaft ist. Die Zone ist an die existierende Sperrzone von Tschernobyl angelehnt. Man erkennt das Atomkraftwerk in Tschernobyl, stößt überall auf realistische Industrieruinen und trifft auf Menschen und Wesen, die in dieser lebensfeindlichen Welt gestrandet sind. Obwohl das Militär das Gebiet eigentlich abgeriegelt hat, sorgen verheißungsvolle und legendäre Artefakte dafür, dass wagemutige Glücksritter in Scharen in die Zone strömen.
Stalkers Spielwelt ist ein hartes Pflaster. Die tödliche Strahlung, unerklärliche Naturphänomene und gefährliche Mutanten machen die Suche nach den Artefakten zu einer selbstmörderischen Angelegenheit. Einige Stalker schließen sich daher zusammen und bilden Gruppierungen. Diese Stalker-Fraktionen haben nicht nur eigene Vorstellungen und Ideale, sie verfolgen auch ganz eigene Ziele. Ob sie dem Spieler feindlich oder freundlich gesinnt sind, hängt davon ab, ob er ihren Zielen im Weg steht.
Als frischgebackener Stalker wird man in diese absonderliche Welt geworfen. Dieser Schubser ins eiskalte Zonen-Wasser hat mich in Shadow of Chernobyl schwer beeindruckt. Wo bin ich hier? Was mache ich hier? Plötzlich steht man da, in der kontaminierten Zone und wandert verlegen durch die postapokalyptischen Ruinen der Menschheit.
Stalker 2 muss diese Glaubwürdigkeit bewahren und erweitern! Eine glaubwürdige Spielwelt gehört zu den elementaren Zutaten der Stalker-Formel. Stalker ist so besonders, weil es einen real existierenden postapokalyptischen Schauplatz bietet und in einen nachvollziehbaren Kontext setzt. Denn obwohl die Zone mit ihren Anomalien und Mutanten zu einem geradezu mystischen Ort wird, bleibt die Welt selbst immer greifbar und ihre Bewohner agierten nachvollziehbar.
Stalkers Spielwelt wirkt lebendig, weil die Zone ein echtes Ökosystem bildet. Stalker, Monster und Anomalien existieren nicht separiert voneinander, sondern begegnen und beeinflussen sich gegenseitig. Auch wenn wir nicht vor Ort sind, werden Begegnungen und Naturphänomen vom Spiel berechnet. Wir stoßen unter Umständen dann nur auf die Folgen dieser Ereignisse, was die Glaubwürdigkeit der Welt beflügelt.
Die Zone folgt also ihren eigenen Regeln und als Spieler muss man lernen, wie diese Regeln aussehen. Stalker 2 sollte dieses „Regelwerk“ verfeinern, also das „Ökosystem Zone“ weiter aufbereiten. Ich wünsche mir, dass ich die Bestrebungen der Fraktionen innerhalb der Spielwelt noch viel deutlicher erkennen kann, dass ich immer wieder feststelle, wie gefährlich die Kreaturen der Zone eigentlich sind und dass ich rätseln muss, welche Geheimnisse die Zone wirklich verbirgt.
Zuletzt sollte Stalker 2 das alles in eine echte Open-World gießen! Während die Stalker-Reihe aus miteinander verbundenen Arealen besteht, muss die Fortsetzung nun den Schritt zur echten Open-World bestreiten. Wichtig ist hier auch nicht die Größe, sondern eine dichte und atmosphärische Gestaltung.
GSC hat bereits eine Open-World versprochen – wichtig ist aber, dass diese nicht auf Größe und Bombast setzt, sondern sich an den Stärken der Trilogie orientiert. Ich möchte die Zone in Stalker 2 frei erkunden und mich in ihre verlieren können. Dazu braucht es das angesprochene Stalker-Ökosystem in einer Welt, die ich wirklich frei erkunden kann. Lasst mich endlich wieder in der Zone verloren gehen!
Melancholische Atmosphäre
Stalker bietet eine ungewöhnlich dichte Atmosphäre, die sich wie ein verhängnisvoller Schleier über die Zone legt. Die zynischen Stalker, die mit Waffe und Wodka dieser Welt trotzen, die mutierte Tierwelt, die sich den neuen Gegebenheiten angepasst hat und die Ruinen, die in ohrenbetäubender Stille die menschliche Hybris bloßstellen.
Stalker spielt mit der Einsamkeit. Wir bewegen uns vornehmlich allein in der lebensfeindlichen Zone. Natürlich gibt es Lager, Außenposten und vereinzelte Begegnungen in der Wildnis, aber am Ende des Tages ist man in der Zone auf sich selbst gestellt.
Auch die anderen Stalker versprühen diese nüchterne Melancholie, wenn sie in kleinen Grüppchen an ihren Lagerfeuern sitzen, wortkarg in die Flammen starren und dem Spiel der Gitarre lauschen. Das sind Momente, die mir damals Gänsehaut bereitet haben und die ich auch in einem Stalker 2 wiederfinden möchte.
Stalker ist rau, dreckig, brutal und dabei schrecklich menschlich. Die Survival-Shooter-Reihe schafft es, zivilisationskritische Töne anzuschlagen, ohne den moralischen Zeigefinger erheben zu müssen. Es ist die Welt, seine Bewohner und die Geschichte, die sie erzählen, die mich als Spieler eiskalt erwischten.
Stalker 2 muss die Atmosphäre der Reihe einfangen! Kein Survival-Shooter hat mich je wieder so sehr in seine Welt gezogen, wie die Stalker-Games. Ein Streifzug durch die Zone ist ein geradezu spirituelle Erfahrung, die mich als Spieler in Beschlag nimmt. Gothic 1 vermochte eine ähnlich dichte Atmosphäre zu stricken, die sich allerdings nie so bleischwer auf mein Gemüt legte.
Auch die Metro-Spiele kommen Stellenweise an diese Qualität heran, etwa wenn wir erstmals auf die Bibliothekare treffen oder nach langer Wanderschaft durch finstere Gänge die Lichter einer bewohnten Station sehen. Doch sind es in Metro nur Abschnitte, die so tief unter die Haut gehen, nicht die Gesamtheit des Spiels.
Stalker 2 steht vor der schwierigen Aufgabe, das melancholische Feeling der Reihe wiederzufinden und erfolgreich zu übertragen. Nichts lässt sich so schwer nachbilden, wie die Atmosphäre eines Spiels. Das liegt auch daran, weil Atmosphäre ein schwer zu greifendes Element ist, welches wiederum aus einer Vielzahl anderer Designkomponenten erwächst.
Doch ein Stalker 2 muss in Sachen Atmosphäre abliefern. Denn ohne die Stimmung, die die Stalker-Spiele versprühen, bleibt vielleicht ein gelungener Survival-Shooter, aber eben keine gelungene Fortsetzung.
Realistisches Survival-Gameplay
Die Stalker-Spiele vereinen Survival, Simulation sowie Horror und sind auf diesem Gebiet bis heute unerreicht. Die Essenz dieser gelungenen Mischung ist das facettenreiche Survival-Gameplay, das bis heute zu begeistern weiß.
Stalker steht für anspruchsvolles (Shooter)-Gameplay. Wir müssen mit Waffen, Munition und Rüstung haushalten. Gut platzierte Schüsse sind Gold wert, während sich unsere Ausrüstung ohne Wartung immer mehr abnutzt. Einmal angeschossen, sollten wir uns zudem um eine medizinische Versorgung bemühen, um nicht elendig an den Spätfolgen zu krepieren.
Die Zone ist kein Ort, an dem man sein möchte. Banditen, wilde Tiere, Mutanten, Anomalien und die Strahlung sorgen für einen immerwährenden Bedrohungszustand, während man durch die friedlich wirkenden Ruinen streift. Zudem will ein Stalker nach einem beschwerlichen Feuergefecht und kilometerlangen Wanderschaft auch Essen und Trinken.
Das Survial-Gameplay zwingt mich, vorausschauend zu handeln, wenn ich überleben möchte. Als Stalker muss ich an Waffen, Munition, Schutzausrüstung, medizinische Güter und Nahrung denken und alles in meinem begrenzten Inventar unterbringen. Diese Survival-Komponenten, die in einer symbiotischen Beziehung mit dem Gunplay aber auch dem Weltdesign stehen, sorgen für ein intensives Spielgefühl, das ich auch in Stalker 2 spüren möchte … nein muss!
Stalker 2 muss das Survival-Gameplay auf die nächste Stufe heben! Die Stalker-Reihe kann sicherlich als einer der wichtigsten Pioniere des Survival-Shooter-Genres gesehen werden. Für den Nachfolger ist es daher unabdingbar, dass man nicht nur an diese Ursprünge anknüpft, sondern diese erneut voranbringt. Bis heute hat kein Shooter seine Survival-Mechaniken so geschickt mit der Welt verknüpft, wie die Stalker-Spiele.
Für Stalker 2 wünsche ich mir, dass die etablierten Mechaniken ausgefeilter, umfangreicher und eindringlicher werden. In Stalker spielt man keinen tapferen Kriegshelden, sondern einen Menschen, der versucht der Zone zu trotzen. Ein gefährlicher Kampf, der jederzeit verloren werden kann und von allen Stalkern gleichermaßen ausgetragen wird.
Stalker 2 sollte herausfordern und Entscheidungen abverlangen. Das Durchqueren der Zone muss ein Erlebnis darstellen, das mich als Spieler fordert und eben nicht an die Hand nimmt. Ich will keine Annehmlichkeiten, ich will die Symbiose aus Shooter, Simulation, Survival und Horror wiederfinden, übertragen auf einen modernen Stand.
Ich will dieses mulmige Gefühl in der Magengegend, wenn ich die düsteren Tunnel einer Industrieruine hinabsteige. Ich will den Adrenalinschub, wenn ich irgendwo im Nirgendwo das heulen wilder Hunde vernehme. Ich will am Lagerfeuer grübeln, welche Ausrüstung ich für die nächste Mission mitnehme.
Die Technik von Stalker 2 muss funktionieren!
Stalker 2 bietet das Potenzial, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Denn auch wenn die Stalker-Spiele bis heute eine unvergleichliche Mischung aus Survival, Simulation und Horror bieten, so sind sie technisch ein … Problemfall.
Die Stalker-Spiele sind schwer von der Bug-Seuche getroffen und in der Vanilla-Variante nur bedingt zu genießen. Dafür sorgen unzählige grandiose Mods (wie Lost Alpha oder Anomaly) dafür, dass man die Stalker-Spiele auch heute noch bedenkenlos spielen kann.
Stalker 2 muss dieses lästige Erbe dringend abtreten! Eine technisch saubere Umsetzung ist entscheidend, damit die vielschichtigen Komponenten der Stalker-Formel tatsächlich ihre Synergien entfalten und Spieler begeistern können. Ich kann mich in keiner Welt verlieren, die mir ständig ihr technisches Gerüst offenbart, es kommt keine Atmosphäre auf, wenn ich immer wieder unfreiwillig aus der Welt gezogen werde, die besten Gameplay-Mechaniken enttäuschen, wenn sie nicht reibungslos funktionieren.
Klar ist, dass Stalker 2 recht potenten Hardware von eurem Gaming-PC abverlangt. Zumindest die empfohlenen Anforderungen sprechen hier eine klare Sprache und dürften einigen Stalkern ein Hardware-Upgrade abverlangen:
Empfohlene Systemanforderungen:
Betriebssystem: Windows 10, Windows 11
Prozessor: AMD Ryzen 7 3700X / Intel Core i7-9700K
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: AMD Radeon RX 5700 XT 8GB / NVIDIA GeForce RTX 2070 SUPER 8GB / NVIDIA GeForce GTX 1080 Ti 11GB
Speicherplatz: 150 GB verfügbarer Speicherplatz (SSD)
Minimale Systemanforderungen:
Betriebssystem: Windows 10, Windows 11
Prozessor: AMD Ryzen 5 1600X / Intel Core i5-7600K
Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
Grafik: AMD Radeon RX 580 8GB / NVIDIA GeForce GTX 1060 6GB
Speicherplatz: 150 GB verfügbarer Speicherplatz (SSD)
Zudem sollte man bedenken, dass diese Systemanforderungen bereits 2021 bekanntgegeben wurden – es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die Anforderungen für Stalker 2 bis zum finalen Release noch mal ändern. Wer für den Trip in die Zone also ein Hardware-Upgrade in Erwägung zieht oder sich mit einem Konfigurator einen neuen Gaming PC zusammenstellen will, sollte noch warten, bis sicher ist, dass es bei diesen Anforderungen bleibt.
Letztlich bleibt zu hoffen, dass GSC nicht nur ein technisch sauberes Spiel abliefert, sondern am Ende richtig optimiert, damit möglichst viele Spieler problemlos in der Zone verloren gehen können. Denn wenn ich mir schon einen neuen Gaming PC zusammenstelle, möchte ich darauf dann auch flüssig und Bugfrei zocken können.
Fazit: Stalker 2 hat das Potenzial, das Genre voranzubringen
GSC Game World stehen vor einer wahren Mammutaufgabe. Die Stalker-Spiele sind bis heute unerreicht und das nicht ohne Grund. Das geradezu überambitionierte Konstrukt der Stalker-Reihe hat etwas einmaliges Geschaffen und ich bin skeptisch, ob dieser Zauber erneut eingefangen werden kann.
Zugleich bietet Stalker 2 die Chance, endlich wieder Bewegung in das Genre der Survival-Shooter zu bringen. Denn auch wenn die Metro-Reihe in Versatzstücken an die Stärken der Stalker-Spiele anknüpfen konnte, haben wir bis heute keine Singleplayer-Shooter, die auch nur im Ansatz die Dimensionen von Stalker erreichten.
Wenn Stalker 2 funktionieren soll, muss erneut die Symbiose aus realistischer Spielwelt, dichter Atmosphäre und dem spielerischen Survival-Mix gelingen. Werden diese drei Komponenten richtig und (hoffentlich) Bug-frei zusammengefügt, könnte Stalker 2 das gesamte Genre auf eine neue Stufe heben … oder ambitioniert daran scheitern. GSC Game World muss sich weiterentwickeln, sonst droht ein ähnliches Schicksal wie den Piranha Bytes.
Ich persönlich hoffe, dass man bei GSC die richtigen Schwerpunkte im Blick hat, um uns den Traum eines echten Stalkers 2 zu erfüllen. Das dass gelingen kann, haben die ehemaligen Stalker-Entwickler mit der Metro-Reihe bewiesen. Nun gilt es, dass auch das Original seine verdiente Chance erhält und das Genre, wie 2007, erneut überflügeln kann. Wie die Entwickler des Gothic Remakes (Alkimia Interactive) steht GSC vor einer fast unlösbaren Aufgabe und ich bin gespannt, wie sie sich schlagen werden.
Wie geht es euch: Könnt ihr meiner Analyse folgen, oder seht ihr für Stalker 2 vielleicht ganz andere Baustellen? Überwiegt bei euch die Skepsis, oder seid ihr voller Hoffnung, dass die Fortsetzung der Survival-Shooter-Reihe gelingen wird? Schreibt es mir gerne in die Kommentare, ich bin auf eure Meinung gespannt!
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