Der modrige Geruch des Sumpfes, welcher sich im dichten Nebel vor uns erstreckt, wird allein vom durchdringenden Gestank des Todes überschattet. Die Lebenden sind nur Gäste in dieser verlorenen Welt, welche längst im festen Griff der Toten ist, die ruhelos durch die Reste der Zivilisation wandeln. Wir wollen auch nicht lange bleiben; saftige Kopfgelder lockten uns in dieses von Gott verlassene Sumpfland. Neben den unzähligen Abscheulichkeiten, die uns hier überall das Leben schwer machen, gibt es auch ganz besondere Ungetüme, für deren Beseitigung unsere Auftraggeber eine Menge springen lassen. Doch müssen wir deren Aufenthaltsorte zunächst einmal ergründen und möglichst unauffällig Hinweise suchen. Sollten wir in diesen teuflischen Landen zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, werden wir bald nicht nur von den Toten, sondern auch den Lebenden gejagt. Andere Jäger, die wie wir auf die großen Kopfgelder aus sind und kein Interesse an Konkurrenz haben. Fressen oder gefressen werden lautet das Credo aller Jäger und wir wissen, worauf wir uns hier eingelassen haben.
Für mich wohl einer der Überraschungshits dieses Jahr! Mit Hunt: Showdown ist ein Shooter erschienen, welcher mit innovativen Mechaniken als auch einem frischen Setting aufwarten kann. Der auf kooperatives Teamplay fokussierte Ego-Shooter kombiniert dabei gekonnt PVP- und PVE-Elemente und schafft so eine immersive Spielerfahrung, die ihresgleichen sucht. Ein absolutes Fest für alle, die vom klassischen Shooter-Markt nur noch gelangweilt sind. Doch was macht Hunt: Showdown so besonders?
Das innovative Spielprinzip – Hunt erklärt
Gegen Ende des 19. Jahrhundert ist in Louisiana die Hölle auf Erden ausgebrochen; das Land wird von Dämonen und schrecklichen Monstern heimgesucht, während eine rätselhafte Seuche die Lebenden in groteske Untote verwandelt. Diese kommen in verschiedenen Erscheinungsformen daher und können uns tatsächlich gefährlich werden. Geraten wir in einer ungünstigen Situation an die Untoten oder fehlt uns die passende Ausrüstung, bereiten uns auch diese Gegner schon ordentlich Probleme und nicht selten erklingen wüste Flüche gegen Schwarmmütter, Höllenhunde und Immolator auf dem TeamsSpeak.
Doch sind es die Boss-Monster, um die es eigentlich geht. Drei Stück sind es aktuell: Die agile und giftige Spinne, der schwerfällige aber robuste Schlächter als auch der heimtückische wie tödliche Meuchler. Mindestens einer, maximal zwei dieser Boss-Kreaturen haben auf zufälligen Orten auf der Karte ihren Unterschlupf. Um sie zu finden, sammeln die Spieler Hinweise, welche über die so genannte „Schattensicht“ geortet werden können. Sind drei Hinweise für ein Monster gesammelt, offenbart sich deren Versteck. Die Jäger können also dorthin gehen und dem Mistvieh den Garaus machen. Die Prämisse; die anderen Jäger haben dasselbe Ziel und früher oder später wird man sich über den Weg laufen. Gespielt wird übrigens alleine, zu zweit oder im Dreierteam – bis zu 12 Jäger tummeln sich auf einer Karte.
Ist ein Boss aufgespürt, muss dieser niedergerungen werden. Jeder Boss hat bestimmte Stärken und Anfälligkeiten, sodass auch hier die richtige Herangehensweise wichtig ist. Haben wir einen Boss ausgeschaltet, ist das Spiel aber längst nicht vorbei. Zunächst muss ein besiegter Boss nämlich „verbannt“ werden, sodass er wieder in die Tiefen der Hölle einfährt und wir die Überreste der Bestie einsammeln können. Während dieser Verbannungs-Phase wird für alle Jäger auf der Karte ersichtlich, wo der Boss verbannt wird. Sollten also nicht schon einige Aasgeier in der Nähe lauern, werden sich spätestens jetzt andere Spieler aufmachen, um uns um unsere Beute zu bringen. Denn wenn die Verbannung abgeschlossen ist und wir das Kopfgeld beanspruchen, müssen wir damit auch noch erfolgreich von der Karte entkommen. Drei zufällige Ausstiegspunkte befinden sich in Form einer Kutsche oder eines kleinen Dampfbootes am Rand der Map. Die Schwierigkeit: Nehmen wir die Trophäe des Boss-Gegners an uns, werden wir für jeden Spieler sichtbar. Diese können unsere grobe Position direkt auf der Karte, oder in der Schattensicht in Form mächtiger Blitze ausmachen, wodurch wir von Jägern zu gejagten werden.
Schaffen wir es die anderen Jäger niederzustrecken oder geschickt zu umgehen, können wir mit der Trophäe von der Karte flüchten und das Kopfgeld einstreichen. Erfahrung gibt es ebenfalls, mit welcher wir unserem Jäger neue Fähigkeiten verleihen können, welche ihn bei zukünftigen Einsätzen nützlich sein werden. Schaffen wir es jedoch nicht und lassen uns die Beute abjagen, ist unser Jäger tot und bleibt es auch. Hunt setzt auf den permanenten Tot von Jägern, sodass jede Runde an den Nerven zerrt, besonders wenn wir einen hoch gelevelten und teuer ausgerüsteten Jäger ins Feld schicken.
Ein faires Progressionssystem
Wir werden in Hunt also keinen wackeren Tausendsassa heranzüchten und diesen immer wieder in die sumpfige Hölle entsenden, sondern schicken eine Vielzahl von Jägern ins Feld, die nur hoffen können, lebendig zurückzukehren. Dafür heuern wir gegen Ingame-Geld Hunter an, welche zufällig ausgerüstet sind. Je besser die Ausstattung, desto mehr müssen wir investieren. Alternativ gibt es auch kostenlose Jäger, die im Verhältnis schlechter starten, aber keinesfalls chancenlos ins Spiel gehen. Tatsächlich bin ich mit diesen Gesellen oft besser unterwegs, einfach weil die Angst, einen teuer eingekauften und ausgerüsteten Jäger zu verlieren, ausbleibt. Überlebt unser Jäger ein paar Runden, sammelt er, wie schon angemerkt, Erfahrung, mit welcher wir ihn mit einer Vielzahl praktischer Fertigkeiten ausstatten können; darunter schnellere Erholung von Ausdauer, das Tragen von zwei großen Waffen oder die Fähigkeit, Tiere wie Raben oder Enten nicht zu schnell aufzuschrecken. Diese Fähigkeiten sind allemal praktisch, aber letztlich nicht zu übermächtig. Heißt: Selbst ein maximal gelevelter Jäger lässt sich von einem gut platzierten Treffer ins Grab befördern. Dennoch können die Perks für die persönliche Taktik entscheidend sein und machen sich spielerisch durchaus bemerkbar.
Dem Level der einzelnen Hunter übergeordnet existiert die sogenannten „Blutlinie“, welche dem allgemeinen Spieler-Fortschritt entspricht. Hier schalten wir neue Perks, Ausrüstungsgegenstände und Waffen frei. Jäger ab Stufe 25 (maximale Stufe ist 50) können wir zum Beispiel in den Ruhestand entsenden, was uns ordentlich Erfahrungspunkte für die Blutlinie beschert. Aber auch so erhält man mit jeder Runde einige Punkte, sodass es sich recht angenehm levelt und ich das System nicht als wirkliche Einschränkung für Anfänger ansehen würde.
Von Waffen existieren oft unterschiedliche Varianten wie Schalldämpfer, Scharfschützen-Optik oder Nahkampf-Erweiterung. Diese schalten wir durch die Nutzung der Basis-Version der Waffe frei. Wir können mit der Ingame-Währung gezielt freigeschaltete Waffen und Gadgets für unsere Hunter kaufen, sollte uns deren zufällige Ausstattung nicht zusagen oder ausreichen. Dabei sind Basis-Gegenstände wie Heilungs-Spritzen oder Nahkampf-Waffen relativ preiswert, besonders starke Waffen dafür aber recht kostenintensiv. Entsprechend gibt es zwar ganz eindeutig Waffen, die anderen deutlich überlegen sind (hier seien die „Dolch“-Pistole oder auch „Mosin Nagant Avtomat“ genannt), diese gehen dann aber auch aufs Geld und wie schon gesagt, kann am Ende auch eine kostenlos erhaltene Waffe das Spiel entscheiden.
Nun gibt es also diese zahlreichen Level-Möglichkeiten, welche Waffen, Ausrüstung und Fähigkeiten freischalten – wie steht es also um mögliche Mikrotransaktionen und die Gefahr von Pay-To-Win? Hier direkt Entwarnung; es gibt Mikrotransaktionen, aber diese haben keinerlei Einfluss auf das Gamepaly. So können wir über so genannte „Blutmarken“ primär Skins für Jäger als auch Waffen kaufen, die jedoch nur optisch einen Unterschied machen. Auch können wir unsere Waffen reinigen, sodass diese von Schlamm und Schmutz befreit werden, bereits vergebene Perks löschen, unsere Hunter-Plätze erweitern oder die zufällige Auswahl der zu kaufenden Hunter zurücksetzten. Der Eingriff in die Balance des Spiels bleibt davon aber unberührt, sodass ich hier aktuell komplette Entwarnung geben kann. Hoffentlich bleibt man auch dabei.
Eine gelungene Spielwelt
Die von Zombies überrannte Western-Welt ist wunderbar unverbraucht und die beiden gut ein Quadratkilometer großen Maps sind grandios gestaltet. Kirchen, Fabriken, Gebäudekomplexe, Schlachthäuser, eine große Festungsanlage, die Sägemühle oder ein Gefängnis; auch nach über 80 Spielstunden habe ich mich noch nicht an den beiden Karten sattgesehen und entdecke immer wieder neue Details auf diesen. Vorteilhaft ist dabei sicherlich, dass die Karten jeweils mit einer Tag- und Nachtversion aufwarten. Auch können wir im dichten Nebelschleier oder mit besten Sichtbedingungen im Sonnen- oder Mondschein auf die Pirsch gehen. Weiterhin bieten die Karten ein paar Interaktionsmöglichkeiten, wie auffindbare Nahkampfwaffen in Form schwerer Äxte und Hämmer, explosive Fässer oder Öllampen sowie Fallen, die wir frei platzieren können. Sicherlich nichts Weltbewegendes, das Ganze rundet das Spielerlebnis aber ab und bietet zusätzlich taktische Möglichkeiten.
Das Design der Karten ist ebenfalls gelungen. So machen halbtote Pferde, Wachhunde in Käfigen als auch Krähen und Enten ordentlich Radau, wenn diese aufgeschreckt werden. Geräusche bilden ein enorm wichtiges Spielelement in Hunt, sodass gute Kopfhörer zur Pflicht werden. Es geht oft einfach darum, selbst unbemerkt zu bleiben und seine Gegenspieler zu lokalisieren. Wer also zu unvorsichtig über die Maps stromert, wird schnell einiges Getier aufschrecken und zur Zielscheibe anderer Jäger, welche die Verfolgung aufnehmen. Wie schon erwähnt, vermögen es auch die einfachen Zombies für einigen Ärger zu sorgen. Zwar schafft man es nach einiger Eingewöhnung sehr leicht, diese auszuschalten oder zu umgehen, jedoch wird Unachtsamkeit beständig bestraft. In Gefechten mit anderen Spielern können die Untoten nämlich das Zünglein an der Waage sein, wenn sie plötzlich von hinten auf einen Eindreschen oder einen giftigen Schwarm von Insekten auf uns hetzen.
Langfristig wäre es jedoch wichtig, dass Crytek weitere Karten nachliefert. Zwei Karten sind, trotz unterschiedlicher Varianten für Tag, Nacht sowie Nebel, eindeutig zu wenig und es wäre wünschenswert, wenn hier noch mehr Abwechslung geliefert werden könnte (gleiches gilt für die Boss-Monster). Noch bin ich mit den gebotenen Karten gut versorgt, aber so langsam merke ich dann doch, dass es mir nach Abwechslung dürstet. Aktuell scheinen jedoch keine weiteren Karten geplant zu sein, wie man der Roadmap der Entwickler entnehmen kann – äußerst schade. Hoffentlich tut sich hier noch etwas.
Interessante Waffen
Auch das Thema Waffen meistert Hunt in meinen Augen souverän und geht endlich mal einen Weg abseits der ausgetretenen Shooter-Pfade. Das Western-Setting wird auch hier richtig angepackt und wir sind mit allerlei interessanten Waffen unterwegs. In den Nahkampf ziehen wir mit Schlagring, Messer, Machete oder Kavalleriesäbel, während uns in Sachen Schusswaffen ein solides Sortiment verschiedenster Gerätschaften zur Wahl steht: Von Revolvern über halbautomatische Pistolen, Karabinern und Scharfschützengewehren bis hin zu Schrotflinten, Armbrüsten und der experimentellen „Bombenlanze“. Durch die bereits angesprochenen Varianten der Waffen, wobei jede Waffen einige mitbringt, haben wir eine wirklich bunte Mischung, die uns taktische Vielfalt erlaubt und echte Abwechslung verspricht. Weiterhin hatte man die Eier in der Hose, die Waffen ihrer angepeilten Epoche entsprechend zu designen; wir haben also alte Schießprügel, welche sich auch so anfühlen und spielen. Geringe Magazin-Kapazitäten und manuelles Nachladen einzelner Kugeln sind an der Tagesordnung. Endlich ist man nicht von Maschinengewehrfeuer umgeben, sondern Repetierer und Revolver dominieren die sumpfigen Schlachtfelder (da hätte sich Battlefield 1 mal eine verdammt große Scheibe von abschneiden können!).
Doch wie steht es um das Gunplay? Auch hier viel Lob; die Waffen fühlen sich allesamt verdammt gut an. Es bedarf etwas Zeit, sich mit jeder Waffe einzuspielen und ihre Schwächen und Stärken in Gefechten kennenzulernen. Ist man aber mit seiner Ausrüstung vertraut, eröffnen sich unterschiedlichste Spielstile, die sich mit den Gadgets und Perks weiter individualisieren lassen.
Taktik als zentrales Spielelement
Kernelement von Hunt ist und bleibt die Taktik. Das kommt dadurch zustande, dass die spielerischen Möglichkeiten so weitreichend sind und sich das Verhalten anderer Spieler nur sehr schwer einschätzen lässt. Zudem sorgt das gelungene Map-Design dafür, dass die Spielwelt uns immer wieder vor Hürden stellt. Waten wir zum Beispiel durch das weite Sumpfland, um direkt zum Ziel zu kommen und riskieren weite Strecken ohne echte Deckung zu laufen, oder umgehen wir die Gewässer vorsichtig, um dann vielleicht zu spät am Zielort anzukommen? Das macht Hunt: Showdown zu einem Sandbox-Taktik-Shooter, welcher uns eine gewaltige Spielwiese bietet und dann die Spieler entscheiden lässt, was sie damit anfangen. Schießen wir bei erstbester Gelegenheit oder verfolgen wir andere Jäger heimlich, um auf einen perfekten Moment zu warten? Versuchen wie schnellstmöglich einen der Bosse zu töten, um von der Karte zu entkommen, oder warten wir ab, bis jemand anderes mit dem Vieh beschäftigt ist, um uns dann einzumischen? Diese und zahllose weitere Entscheidungen müssen wir und unsere Mitspieler während des Spielens beständig treffen und abwägen. Dadurch lässt sich der Ausgang keiner Runde vorhersagen, während man vom Spiel immer wieder überrascht wird.
Ebenfalls elementar – das Teamplay. Zwar können wir auch als einsamer Wolf losziehen, das wahre Potenzial entfaltet Hunt jedoch mit wahlweise einem oder zwei Kameraden. Kommunikation ist enorm wichtig, weshalb Dienste wie TeamSpeak entsprechend essentiell sind. Ein weiteres Hilfsmittel ist die Möglichkeit im Spiel zu pingen, also ein akustisches wie optisches Signal zu setzen, welches nur Teamkollegen sehen können. Damit können wir schnell die grobe Postion von Gegenspielern markieren oder gezielt vor lauten Krähen oder Enten warnen. Geht ein Mitspieler zu Boden, ist für diesen die Runde noch nicht vorbei! Wir haben alle Zeit der Welt, dem Kerl wieder auf die Beine zu helfen, vorausgesetzt wir schaffen es unbeschadet zu seiner „Leiche“. Bestenfalls schalten wir die Mörder direkt aus und minimieren so die Gefahr, bei der Rettungsaktion ebenfalls im Staub zu landen. Um das aufheben von Gegenspielern zu verhindern, können wir die Besiegten anzünden. Dabei verbrennen langsam aber erbarmungslos die leeren Lebensbalken vollständig, sodass der Betroffene nach einiger Zeit unwiederbringlich ins Gras beißt.
Stimmige Optik
An dieser Stelle sei auch kurz die Grafik des Spiels erwähnt; Hunt sieht gut aus. Die postapokalyptische Western-Welt ist Abwechslungsreich und schmeichelt dem Auge. Weiterhin sind Waffen, aber auch die Charakter-Modelle der Jäger und Zombies sehr detailliert gestaltet. Ein paar kleine Schnitzer gibt es bei zu spät landenden Texturen oder aufpoppenden Zombies. Auch schweben immer mal wieder ein paar Moddels, meist von Schlagringen oder Messern, in der Luft, wenn Jäger an dieser Stelle vorbeigekommen sind. Insgesamt Kleinigkeiten, aber doch konsistent auftretend.
Ansonsten sind die Tag- und Nachtversionen der Karten ausgezeichnet und sorgen jeweils für ein stark differenziertes Spielgefühl. Eine stimmige Ausleuchtung unterstreicht die gelungene Szenerie noch. Auch die allgemeine Performance ist gut und auch unter höheren Einstellungen läuft Hunt recht reibungslos. Lediglich die Animationen einiger Zombies wirken stellenweise abgehackt, sodass deren Bewegungsmuster zum Teil uneindeutig werden (hier seien besonders die Höllenhunde genannt). Alles in allem bietet Hunt aber eine wirklich stimmige Spielwelt, die optisch viel bietet und nicht zu schnell langweilig wird.
Probleme
Leider muss ich den bislang so positiven Tenor an dieser Stelle einschränken. Das größte Problem von Hunt sind aktuell vor allem die Server, welche immer wieder Ärger verursachen. Verbindungsabbrüche treten zwar sporadisch, aber dafür beständig auf. Wir haben selten einen Abend, an welchen wir mit keinen Verbindungsproblemen und Lags zu kämpfen haben. Oft sind zwar nur einzelne Runden betroffen, die meisten spielen wir ohne Probleme, dennoch hat sich die Situation in meinen Augen innerhalb der letzten Wochen eher verschlechtert, als verbessert. Kommt es zum Abbruch, scheint es vom Glück abhängig zu sein, ob Crytek unseren Hunter als tot verbucht oder er uns gütigerweise erhalten bleibt. Hier muss dringend nachgebessert werden, denn nichts wirkt so schädlich auf einen kompetitiven Shooter mit Permadeath, wie schlecht aufgestellte Server.
Ein anderes Problem, welches ich ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen kann: Spielen wir in einer Gruppe mit einem oder zwei Kollegen, müssen wir die Party nach einer Runde neu bilden. Schließen wir nämlich ein Spiel ab, fliegen alle Mitglieder aus der Lobby und wir müssen jedes mal neue Einladungen verschicken. Das mag nach keinem großen Ding klingen, nervt aber ungemein, einfach weil an einem Abend unnötig viel Zeit damit verbracht wird, die eigentlich feste Gruppe immer wieder neu zu bilden. Mir will es nicht in den Kopf, wieso Crytek ein so elementares Feature bislang nicht ins Spiel einbauen konnte, besonders nach einer so langen Early Access Phase. Wenigstens ist hier Besserung in Sicht, denn für das Update 1.1 sind permanente Lobbys geplant (man entblödet sich dabei nicht das Ganze „Stay in lobby feature“ zu nennen).
Fazit
Doch geht das Gesamtkonzept von Hunt: Showdown nun auf und kann das Spiel mit seinem Gameplay überzeugen? Hölle ja! Ich muss schon gestehen, dass ich fasziniert davon bin, wie gut die verschiedenen Elemente von Hunt miteinander harmonieren und am Ende ein so gutes Spielerlebnis schaffen. Das Western-Setting überzeugt vollkommen und bildet in Kombination mit den innovativen Gameplay-Mechaniken ein frisches Gesamtkonzept, welches ein mächtiges Potenzial entfaltet. Selten schaffte es ein Spiel mich immer wieder so tief in seinen Bann zu ziehen und mich in brenzligen Situationen so mit Adrenalin vollzupumpen. Nicht selten sitze ich mit rasendem Herzen vor meinem PC, nachdem wir in ein hitziges Gefecht geschlagen haben.
Hierbei wird jedoch klar: Hunt: Showdown ist ein (verdammt guter) Nischentitel, welcher sich an Hardcore-Spieler richtet. In jeder Runde müssen wir voll konzentriert sein, denn überstürzte Handlungen werden eigentlich immer bestraft. Durch den permanenten Tod von Jägern samt Verlust der Ausrüstung ist das Frust-Potenzial ebenfalls sehr hoch angesetzt. Viele Situationen, in welchen wir unser virtuelles Leben verlieren, wirken unfair, sind es aber nicht. So können wir bei einem wilden Schusswechsel auch mal einfach von saublöden Zombies überwältigt werden, die plötzlich aus einem Gebüsch springen oder rennen bei der Flucht vor einer Gruppe direkt vor die Flinte einer weiteren Jägertruppe. Jedoch kann das eben jedem passieren und oft waren es die eigenen Entscheidungen, die letztlich in diese Situation führten.
In Hunt wird geflucht und gepöbelt, aber am Ende startet man dann eben doch in die nächste Jagd. Es ist wichtig, eigene Fehler einzusehen, aus diesen zu lernen und eine verpatze Runde nicht zu ernst zu nehmen. Denn aller Ärger ist vergessen, wenn eine Aktion mal gut ausgeht und man als Sieger vom Feld schreitet. Es fühlt sich einfach unsagbar belohnend an, wenn die eigene Taktik aufgeht oder man eine schier ausweglose Situation dank eines kühlen Kopfes noch mal zum eigenen Vorteil wenden kann. Es sind diese Emotionen, welche ein gutes Videospiel in meinen Augen ausmachen und Hunt schafft diese mit größter Bravur.
Hunt: Showdown ist rau und ungestüm und jeder potenzielle Spieler sollte sich auf eine Menge Frust einstellen. Der Einstieg dauert seine Zeit; gut 15-20 Stunden sind notwendig, um im Spiel wirklich Fuß zu fassen. Danach wird man aber beständig sicherer und lernt die endlosen Möglichkeiten des Spiels mehr und mehr kennen. Wer am Abend nach der Arbeit einfach ein wenig abschalten will, wird mit Hunt wohl weniger glücklich. Wer aber einen fordernden Taktik-Shooter sucht, welcher mit innovativen Konzepten und einem unverbrauchten Setting glänzt, wird mit Hunt: Showdown seine Freude haben und mit einer der immersivsten Shooter-Erfahrungen 2019 belohnt.
Hunt: Showdown ist für 40 Euro auf Steam erhältlich; ein in meinen Augen angemessener Preis, auch wenn man durchaus einen Sale abwarten kann (ideal wären in meinen Augen ca. 25 Euro). Bedenkt vor dem Kauf, dass Ihr mindestens einen Mitstreiter im Freundeskreis rekrutieren solltet, denn alleine oder mit zufälligen Jäger-Kollegen wird die Formel von Hunt nicht gänzlich aufgehen.
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