Rollenspiele – Nicht nur am Bildschirm ein Erlebnis

Wenn ich darüber nachdenke, warum gerade Rollenspiele eine so tiefe Faszination auf mich ausüben, dann fallen mir direkt einige Aspekte ein. Es sind die fremden und neuartigen Welten, in welchen man sich verlieren kann, die mich immer wieder fesseln. Die Möglichkeit ein ganz eigenes Universum mit eigenen Gesellschaften, Völkern und Regeln zu erkunden, ist einfach fantastisch. Dabei schlüpft man auch in eine neue Rolle und kann selbst entscheiden, wer man sein will und wie man mit seiner Umwelt interagieren möchte. Besonders in der Welt der Videospiele hat das Rollenspiel einen festen Platz und bietet zahllose Titel, welche fantastische Abenteuer versprechen (jedem sei hier Planescape: Torment ans Herz gelegt, oder wer es etwas klassischer mag die Baldur’s Gate- als auch Gothic-Reihe).

Pen-&-Paper-Rollenspiele

Die RPGs der Videospiel-Welt wurden stark, zumindest im westlichen Kulturkreis, von Pen-&-Paper-Rollenspielen beeinflusst. Diese Form des Rollenspiels zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Spieler zusammensitzen und in fiktive Rollen schlüpfen, während ein Erzähler durch das Abenteuer führt. Hauptwerkzeuge sind die namensgebenden Stifte und Papier, welche vor allem dazu genutzt werden, die jeweiligen Rollen der Teilnehmer auf Charakterbögen festzuhalten, als auch um Notizen zum Spielverlauf zu machen. Weiterhin kommen je nach System umfassende Beschreibungen der Spielwelten, Regelbücher als auch Spielwürfel hinzu, welche in das Spiel eingebunden sind. Dennoch ist es vor allem der Fantasie der Spieler und vor allem des Spielleiters überlassen, wie immersiv diese Rollenspiel-Erfahrung werden kann.

Pen-Paper-Rollenspiele

Pen-&-Paper-Rollenspiele verdanken ihren Namen den Charakterbögen, welche in Papierform bereitliegen und den Eigenschaften des Helden entsprechend beschrieben werden.

Diese theoretische Grenzenlosigkeit macht Pen-&-Paper-Rollenspiele so interessant. Allein die Wahl des Charakters und seiner Eigenschaften kann hier einige Zeit in Anspruch nehmen; Möchte ich der streitlustige Zwergen-Kleriker mit einer Vorliebe für Starkbier sein, die arrogante und kaltherzige Hochelfenmagiern, ein menschlicher Paladin mit akutem Helfersyndrom oder doch der Gnom-Schurke, der vor allem darum bemüht ist, an möglichst viel glitzerndes Kleinod zu gelangen? Die Gestaltung des Charakters bleibt einem selbst überlassen und der Reiz ist es, die gewählte Rolle im Spiel auch entsprechend auszufüllen. Daher ist der Einstieg in diese Form des Rollenspiels durchaus mit gewissen Hürden verbunden, da es einige Einarbeitungszeit benötigt, besonders wenn eine Gruppe sich neu bildet und noch keine größeren Pen-&-Paper-Rollenspiel-Erfahrungen vorhanden sind. Doch keine Angst; Ist man einmal in diese Welt eingetaucht und hat Blut geleckt, entfaltet sich schnell das volle Potenzial dieser Form des Rollenspiels. Im Fantasy-Genre seien kurz Dungeons & Dragons, Das Schwarze Auge und Pathfinder erwähnt, wobei ich aktuell mit meiner Gruppe D&D spiele. Doch natürlich gibt es zahlreiche weitere Systeme, die auch völlig andere Genres wie Science Fiction, Horror oder gar Satire abdecken.

Live Action Role Playing

Der Grund warum Rollenspiele also so interessant sind, liegt unter anderem also im Spielprinzip selbst. Mit einem selbst kreierten Charakter interaktiv an einem Abenteuer teilzunehmen und mit seinem Umfeld zu interagieren, das reizt im Rollenspiel. Doch das muss nicht auf dem Bildschirm oder am Tisch in der eigenen Fantasie stattfinden, denn beim LARP wird man selbst aktiv und streift durch fantastische Welten. LARP steht für Live Action Role Playing, also einem Live-Rollenspiel, bei welchem die Spieler auch physisch in ihre Charaktere schlüpfen. Dabei treffen sich die Teilnehmer an bestimmten Spielorten, welche durch ihr Ambiente das Szenario der gewählten Spielhandlung unterstützen. Wälder, Burgen oder alte Industrieanlagen werden zum Teil von den Organisatoren extra für solche Events hergerichtet.

Mittelalterliche-Kleidung

Händler wie lostlegends.de haben sich auf mittelalterliche Kleidung spezialisiert und bieten Gewänder, Rüstungen und andere Ausrüstung an.

Es bleibt dann den Spielern überlassen, wie genau sie ihre Rolle im angebotenen Szenario ausfüllen wollen. Dabei variieren Regeln, Spielwelt und Ziele je nach Veranstaltung. Die Veranstaltungsgrößen bewegen sich dabei von kleinen Cons von 30 bis 200 Teilnehmern, bis hin zu Großveranstaltungen (Conquest of Mythodea, Drachenfest oder Epic Empires) mit mehreren Tausend Teilnehmern, wobei diese eher die Ausnahme bilden. Auch beim LARP werden zahlreiche Genres geboten, wobei Mittelalter und Fantasy die populärsten sind. Dem gewählten Szenario entsprechend hüllen sich die Teilnehmer dann in ihre Gewandung wie Mittelalter Kleidung sowie Rüstungen und schlüpfen während der Spielzeit in ihre gewählten Rollen. Je nach Organisationsform kann ein LARP durch die Spielleitung in Handlung und Ablauf koordiniert werden, oder in freien „Systemen“ lediglich einen Rahmen erhalten, in welchem die Spieler allein das Geschehen bestimmen. Im Vordergrund steht aber immer der Spaß der Teilnehmer, ihre Rolle spielen zu können.

Schreib-Rollenspiele

Und vom Live-Ation-Event wieder zurück zum Bildschirm, wobei sich Schreib- oder Foren-RPGs auch noch mal vom „klassischen“ Videospiel-RPGs unterscheiden. In dieser Form des Rollenspiels schreibt man das, was die Spielfigur erlebt, in Textform und lässt andere Spieler daran teilhaben. Dabei gibt es Varianten mit Chat-Systemen, oder eben Foren, in denen über Threads die Abenteuer der Teilnehmer stattfinden. Auch diese Rollenspiele unterliegen bestimmten Regeln, welche den Rahmen des Spiels bilden. Persönlich habe ich lediglich mit dem Foren-RPG auf World of Gothic Erfahrung gemacht, wobei ich hier nur als stiller Mitleser „aktiv“ war. Auch hier stehen die klassischen Rollenspiel-Aspekte im Fokus; Die Spieler schlüpfen in einer Rolle und interagieren mit dieser in einer fremden Welt.

Fazit

Es ist dabei bemerkenswert, wie breit gefächert das Rollenspiel aufgestellt ist. Die verschiedenen Formen bieten jeweils wiederum zahllose Varianten, wobei die Kernelemente immer im Fokus stehen. Spielerisch in eine andere Rolle zu schlüpfen, einen Charakter in einer fremden Welt zu spielen, mit dieser und ihren Bewohnern oder den Mitspielern zu interagieren, darin liegt der Reiz des Rollenspiels, welcher von allen Varianten aufgegriffen wird. Ob wir uns in mittelalterlicher Gewandung in einer Taverne treffen, am PC eine tapfere Abenteurergruppe durch das Eiswindtal führen oder mit Freunden einen geselligen Abend in Niewinter verbringen. Ich für meinen Teil habe Spaß an dieser Form des Spielens und werde auch zukünftig noch in viele Rollenspiel-Welten und Abenteuer abtauchen, ob am Computer, auf dem Papier oder vielleicht sogar mal bei einem LARP.

Johann von Ti
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