Nicht nur Videospiele, auch klassische Gesellschaftsspiele bringen Zeitfresser und Snacks hervor!
Gespielt wird seit den Anfängen der menschlichen Zivilisation. Die Frage ist nur, wie? Während früher vor allem gemütlich ganze Abende lang im Kreis von Familie oder Freunden um den Besitz von Schlossallee und Hauptbahnhof gewürfelt wurde und ein Aufenthalt im Gefängnis sich hinziehen konnte, ist heute oft auch mal Tempo angesagt.
Neue Varianten bekannter Klassiker
Der US-Spielehersteller Hasbro hat sich längst darauf eingestellt und schnelle Varianten seiner Spielklassiker auf den Markt gebracht. Statt der alten Variante von Monopoly, die sich mit Ereignisfeldern, Strafen und dem Austüfteln der besten Strategie über Stunden erstrecken konnte, dauert „Monopoly Imperium“ gerade mal eine halbe Stunde. In der alten Version wurde auf die Mieteinnahmen durch den Erwerb möglichst aller Straßen oder Einrichtungen der selben Farbe gesetzt, in der neuen Version dreht es sich um Big Business. Statt um die Parkstraße geht es hier um bekannte Riesenkonzerne, und die bunten Plastikhäuser zum Markieren der Felder sind durch knallige Werbeschilder ersetzt. Jeder Kauf bringt einen Stein ein, der auf den firmeneigenen Wolkenkratzer kommt. Nichts mehr mit stundenlangem Zusammensammeln von Farben. Das Gefängnis gibt es noch, und auch über Los geht es weiterhin. Doch alles ist schneller, bunter, kürzer und dreht sich um Macht – ein Imperium halt.
Schach und Schnellschach
Die schier endlose Dauer von Schachpartien mit diversen Stunden Bedenkzeit mag Profis nichts ausmachen, aber für die meisten Spieler war der Zeitaufwand gelegentlich ein echtes Problem. Die Lösung: Blitz- und Schnellschach. Während es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Zeitkonto für das Denkspiel gibt, war auch das sehr relativ. Sieben oder acht Stunden für eine Partie ist unter Schachgrößen keine Seltenheit. Beim in den 80er-Jahren populär gewordenen Schnellschach ist die Bedenkzeit der Spieler für alle Züge auf 15 bis 60 Minuten festgelegt und wird wie üblich mit einer digitalen Schachuhr gemessen. Im Normalschach liegt die Bedenkzeit in der Regel bei zwei Stunden allein für die ersten 40 Züge, und so manches Schachspiel kommt auf dreistellige Zahlen, was die Züge angeht.
Inzwischen trägt der Internationale Schachverband FIDE sogar Weltmeisterschaften im Schnellschach aus. 16 Teilnehmer trafen sich 2012 zur ersten Auflage. Gespielt wurde mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten plus zehn Sekunden pro Zug. Deutsche Meisterschaften im Schnellschach werden seit 1990 ausgerichtet, und seit 1993 gibt es zusätzlich Damen-Einzelmeisterschaften. Blitzschach ist eine noch schnellere Variante, die auch deshalb lange eher als Abwechslung denn Ernst zu nehmendes Schachspiel galt. Mit einer Bedenkzeit von zehn bis 15 Minuten für die gesamte Partie ist Entscheidungsfreudigkeit gefragt, und Überlegen wird zum Luxus – eine ungewöhnliche Situation für ein Denkspiel, die sogar Weltklassespielern zu schaffen machen kann. Seit 2006 gibt es allerdings sogar eine Weltmeisterschaft im Blitzschach, die 2012 erstmals als Doppelveranstaltung mit Schnellschach ausgetragen wurde.
Temporeiche Online-Games
Noch deutlich schneller lassen sich viele Online-Spiele absolvieren. Eine temporeiche Variante des klassischen Pokerspiels Texas Hold‘Em ist BLAST Sit & Go. Dabei spielen vier Teilnehmer um einen zufällig fest gelegten Preispool. Die Höhe des Pools bestimmt, wie lange der BLAST-Zähler läuft. Der Countdown beginnt mit dem ersten Spielzug. Ist der Zähler abgelaufen, gehen alle Spieler All-In, setzen also ihr gesamtes Guthaben, bis der Gewinner den kompletten Topf einstreicht. Ansonsten sind die Regeln, beziehungsweise die Wertigkeit der Hände, dieselben wie immer. Nichts übertrumpft einen Royal Flush. Aufs Tempo kommt es auch beim Online-Spiel Speed Solitaire drauf an. Dabei werden die Karten gestapelt, so schnell die Maus geklickt werden kann. Nur Turbospieler haben gute Karten.
Brot und Spiele
Wettkämpfe, Brett- und Gesellschaftsspiele sind seit Jahrtausenden Bestandteil von Kulturen. Von den Anfängen der olympischen Spiele im antiken Griechenland über „Panem et Circenses“ (zu Deutsch: Brot und Spiele) der alten Römer, die auch dazu dienten, das Volk abzulenken und zufrieden zu halten, bis zu den Anfängen von Dame, Schach und Mikado haben Spiele auch stets dazu gedient, den Alltag zu vergessen und Bindungen zu schaffen . Dazu gehört auch, ein gemeinsames Regelwerk zu akzeptieren, Situationen und andere Charaktere einzuschätzen, mit Risiken umzugehen und Verluste akzeptieren zu lernen – Erfahrungen, die umso wertvoller sind, weil sie häufig unbewusst gemacht. Dabei ist es gleich, ob es sich um Monopoly, Schach, Poker, Kniffel oder ein anderes Spiel handelt.
Auf Platz eins der beliebtesten Gesellschaftsspiele aller Zeiten liegt übrigens gerade mit Kindern in vielen Umfragen noch immer das klassische „Mensch ärgere Dich Nicht“. Monopoly in der ursprünglichen Variante liegt auf Platz zwei. Simple Kartenspiele wie Mau Mau und Uno sind auf Platz drei. Aufregend, aber auch zeitaufwändig ist Spielehit Nummer vier. Bei Siedler von Catan geht es um Siedlungen, Rohstoffhandel und Machtgewinn, und das lässt sich halt nicht binnen Minuten erledigen. In meinem Freundeskreis ist das Spiel um die Vorherrschaft in Catan zu einem Dauerbrenner für gemütlicher Abende geworden, bei dem Intrigen ala Game of Thrones gesponnen und Freundschaften auf eine beachtliche Probe gestellt werden. Und je öfter wir spielen, desto länger ziehen sich die Runden auch hier in die Länge, denn keiner gönnt dem anderen einen direkten Vorteil, sodass eine Zeit ins Land zieht, bis einer die geforderten Siegespunkte zusammenkratzen kann.
Am Ende ist es egal, wie viel Zeit ein Gesellschaftsspiel in Anspruch nimmt; Spaß bereiten sie alle. Der Vorteil ist, dass wir je nach Situation auf eine ganze Palette dieser Titel greifen können und selbst wenn eigentlich nur wenig Zeit zur Verfügung steht, muss man aufs Spielen nicht verzichten. Auf der anderen Seite bieten die „Snacks“ unter den Gesellschaftsspielen die Möglichkeit, eine beachtliche Anzahl von Runden zu spielen, um so auch wieder eine Menge Zeit damit zu verbringen (wer hat nicht schon mal eine Zugfahrt oder einen Abend mit Uno verbracht?).
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