Aktuell wird viel über Battlefield 5 diskutiert und es geht dabei um Spielspaß und Realismus; Hier meine Kritik.
Oh Battlefield, was ist da nur wieder los? Ich war tatsächlich ziemlich überrascht, wie schlecht mir der neue Trailer zu „Battlefield V“ bzw. Battlefield 5 gefiel. Besonders nachdem man in Sachen Setting zuletzt doch relativ mutig war und mit dem Ersten Weltkrieg in Battlefield 1 zwar nicht das volle Potenzial ausnutze, sich nach totalen Flops wie Battlefield Hardline aber wieder in eine Richtung bewegte, die mir als Fan von Battlefield 1942, Battlefield Vietnam und Battlefield 2 durchaus gefiel. Tja. Und jetzt macht man eben wieder das, von dem irgendwelche Analysten glauben, dass man damit das meiste Geld aus den Spielern pressen kann… year. Aber ich will nicht einfach los pöbeln, sondern erklären, was genau mich an Battlefield 5 schon jetzt so sehr stört.
Das Setting WW2
Der Zweite Weltkrieg ist, ganz besonders für Shooter, alles andere als ein neues oder gar frisches Setting. Dennoch sind die Zeiten, in welchen WW2-Shooter den Markt überschwemmten, schon lange vorbei. Tatsächlich hatten wir einige Jahre sogar eher eine Flaute, was Shooter mit historischen Settings betraf, da fiktive Zukunft-Szenarien oder direkt Science-Fiction deutlich häufiger Verwendung fanden. Doch wie schon damals bei den unzähligen WW2-Shootern, setzte auch in Sachen Zukunft irgendwann eine gewisse Ermüdung bei den Spielern ein, weshalb Activision als auch EA beschlossen, neuere Ableger ihrer größten Shooter-Reihen wieder mit historischen Hintergrund aufzuziehen.
Battlefield 1 war mutig
Und man; 2016 war EA in meinen Augen mutig, denn mit dem Ersten Weltkrieg hat man sich ein zwar enorm interessantes und unverbrauchtes Setting gewählt, gleichzeitig aber bewusst ein deutlich populäreres Setting, den Zweiten Weltkrieg, ausgegrenzt. Aus Sicht eines kreativen Entwicklers wäre diese Entscheidung nur logisch, immerhin gab es in der Vergangenheit einfach extrem wenige Spiele, welche den Ersten Weltkrieg behandelt haben. Da aber bei Multi-Millionen-Schweren Publishern nicht mehr kreative Köpfe Entscheidungen treffen, sondern Aktionäre und Analysten, war Battlefield 1 ein mutiges Projekt, welches ich sehr schätze. Natürlich hat man, besonders in Sachen Gameplay, viel zu wenig gewagt, denn BF1 spielt sich eben auch wie fast jeder moderne Shooter heute, nur eben mit historischen Skins. Dennoch konnte man sehen, dass an vielen Stellen versucht wurde, die Möglichkeiten des Settings zu nutzen, um einen interessanten Shooter zu schaffen.
Call of Duty: WWII machte es schlecht vor
Und für den Schritt, welchen man bei Battlefield 1 nach vorne gegangen ist, geht man bei Battlefield 5 nun wieder zwei zurück. Mit dem Setting WW2 hat man eben zum Konkurrenten Call of Duty geschaut und muss jetzt auch nachziehen. Ich habe Call of Duty: WWII (ich glaube, man sollte EA als auch Activision zwingen, mehr Geld in die Namensgebung fließen zu lassen) gemieden, weil mir weder Mikrotransaktionen, noch der Umgang mit dem Setting gefallen haben. Call of Duty schaffte es eben nicht, den typischen Bombast abzulegen und bringt dann eben sinnlos viel Action auf den Bildschirm, welcher dem Setting nicht gerecht wird. ABER was viel schlimmer ist; Warum zur Hölle grast man in Sachen WW2 immer und immer wieder die selben Szenarien ab? Ich kann den Omaha Beach langsam nicht mehr sehen, besonders, weil man sich stilistisch und spielerisch seit Jahrzehnten null weiterentwickelt hat. Hier siegt wieder die Faulheit der großen Publisher und Entwickler, welche es nicht wagen, die ausgetretenen Pfade des Settings zu verlassen, um mit dem riesigen Potenzial etwas wirklich neues zu schaffen. Es gibt so endlos viele Möglichkeiten, den Zweiten Weltkrieg spielerisch zu verarbeiten, aber letztlich haben wir dann immer nur 4-5 Schauplätze, die eben seit Jahren verwendet werden. Innovation bedeutet eben auch das Risiko einzugehen, dass es weniger gut ankommt… Tja, dann wohl lieber das alt bekannte nehmen, was zwar auch nicht gut ankommt, aber eben gekauft wird.
Dass der Mehrspieler von Call of Duty: WWII dann eben noch weniger aus dem Setting herausholte, machte Paket eben Komplett und Call of Duty für mich ein weiteres Jahr völlig uninteressant. Dabei geht es mir nicht mal darum, welches Geschlecht oder Hautfarbe meine Spielfigur hat, sondern am meisten, dass die Wahl der Waffen nicht mehr auf die Fraktionen bezogen ist. Wozu stellt man dann überhaupt noch reale Armeen dar, wenn man ansonsten völlig daran vorbei arbeitet. Dann könnte man auch einfach Team Blau und Rot einführen und fertig. Aber genug, eigentlich geht es mir ja um Battlefield.
Battlefield V
Und scheinbar ahut auch Battlefield in diese Kerbe, dass man zum einen ein populäreres Setting will, auf der anderen Seite dann aber nicht damit arbeitet. Aber kommen wir erst mal zum ganz allgemeine Eindruck, welcher der Battlefield 5-Trailer bei mir hinterlassen hat. Und meine Güte; Hektik. Hier wird in knapp 2 Minuten so viel ohne Sinn, Konsistenz oder roter Linie gezeigt, dass es schwer fällt, dem ganzen überhaupt zu folgen. Mich hat dieser Trailer ganz extrem an diese miesen Kinder-Cartoons erinnert, die nur laut, bunt und schrill sind und eigentlich überhaupt nichts aussagen und zu erzählen haben. Und genau so macht es dieser Trailer auch; Er ist laut, es passiert unendlich viel, ohne dass dabei etwas von Relevanz wäre. In etwa so, wie eine Waschmaschine, in der die Wäsche geschleudert wird. Da bewegt sich eben auch ganz viel, aber letztlich eben nichts interessantes (obwohl ich meine Waschmaschine deutlich faszinierender finde, als diesen Trailer).
Explosionen, schnelle Schnitte, Deutsche niederschießen, Flugzeuge vom Himmel holen, Panzer fahren durch ein Gebäude… jaja. Dieser Trailer ist nicht gehaltvoll, aber Standard. Wenn wir ehrlich sind, können die meisten Trailer zu großen Shootern eher weniger mit wirklichem Inhalt glänzen. Das macht zwar die Kritik am Battlefield 5-Trailer nicht weniger relevant, aber zeigt doch, dass das kein Problem der Battlefield-Reihe, sondern der gesamten Branche, des Videospielmarktes insgesamt ist. Immerhin sind es letztlich die Spieler, die solche recht billige Action immer und immer wieder kaufen und somit selbst für eine gewisse Innovationsarmut der großen Reihen sorgen. Aber weiter im Text.
Battlefield 5 und die Frauen
Und dann ist da eben die Darstellung der Soldaten. Dass wir hier zahlreiche Frauen sehen, wird stark diskutiert und auch ich störe mich ein wenig daran. Dabei geht es mir nicht darum, dass ich Frauen in irgendeiner Form herabsetzen möchte, ich kenne selbst eine ehemalige „Soldatin“ und könnte mir nicht vorstellen, selbst jemals in einer Armee zu dienen. Frauen können also sehr wohl kämpfen und daher natürlich auch als spielbare Figuren herhalten. Übrigens vertritt kaum ein Kritiker des Trailers eine „Frauenfeindliche-Position“, es geht den meisten einfach um den historischen Kontext, so wie mir auch. Dass Frauen schon im Trailer so stark repräsentiert sind, hat wohl ganz klar etwas mit bemühter, politischer Korrektheit zu tun, die hier aber völlig am Setting vorbei geht. Das finde ich insofern schade, als dass es auch anders gegangen wäre und man dennoch Frauen im Spiel hätte verwirklichen können.
Im Zweiten Weltkrieg kämpften durchaus auch Frauen und nicht mal so wenige, als man denken würde. Dennoch waren weiblich Soldaten letztlich aber eher die Ausnahme und besonders an direkten Frontkämpfen waren Frauen eher weniger beteiligt. Während die Russen tatsächlich recht früh damit begannen, Frauen im größeren Stil an Waffen auszubilden und im Krieg einzusetzen, setzten die Deutschen erst gegen Ende des Krieges Frauen in Freikorbs ein (neben Kindern und alten Männer). Ansonsten waren Frauen in fast allen Nationen oft an Flak-Stellungen eingesetzt und übernahmen einen enorm großen Anteil der Waffen- und Munitionsproduktion. Ansonsten kann man davon ausgehen, dass viele Frauen in besetzen Gebieten zu den Waffen griffen und im Widerstand kämpfen. Frankreich mal als populäres Beispiel genannt. Ich hätte es deutlich interessanter gefunden, man hätte Frauen nicht einfach so, sondern mit einem historischen Kontext ins Spiel integriert. Warum nicht eine Einheit französischer Widerstandskämpfer oder eben eine russische Frauen-Einheit? Battlefield 1 hatte das mit den russischen Scharfschützen eigentlich schon elegant gelöst, wie ich finde.
Battlefield 5 scheint Frauen im Mehrspieler aber einfach über die Individualisierung der Charaktere abzuhandeln, was ich doch irgendwie schade, aber noch vertretbar finde. Letztlich kann ich damit Leben, dass eben Frauen ohne historischen Kontext gespielt werden können… mit Kontext würde jedoch das Setting stützen und es nicht untergraben. Aber das ist ja noch der kleinste Kritikpunkt, denn mit dem Schlüsselword Individualisierung geht man noch ein ganzes Stück weiter.
Bunte Farben und Prothesen
Blaue Kriegsbemalung, exotische Nahkampfwaffen und Prothesen – Damit hat der Trailer bei mir ein ganz bitteren Beigeschmack ausgelöst. Hier kann man wieder darüber streiten, dass es immer gewisse Begebenheiten oder Ausnahmen gab, in welcher zum Beispiel bestimmte taktische Bemalungen aufgetragen, bestimmte Personen ganz spezielle Waffen eingesetzt oder Verwundete mit entsprechenden Prothesen ausgestattet wurden. ABER warum nutzt man das nun so inflationär? Im Trailer sehen dir britischen Kräfte alle enorm unterschiedlich aus und damit sind nicht Details wie Frisuren, bestimmte Bemalungen oder so gemeint, sondern auch die Uniformen und allgemeine Darstellung.
Das stört mich insofern, als dass die Uniformen ja auch einen Sinn erfüllt haben; Man sollte klar zwischen Freund und Feind unterscheiden können. Hier kann man wieder argumentieren, dass das ja nicht notwendig ist, weil das Spiel ja Freund und Feind unterschiedlich markiert (rot und blau, lel). Ein anderer Punkt sind die Prothesen, welche in dieser Form tatsächlich existierten, man mit diesen aber keinesfalls eine Waffe bedienen konnte. Gut, vielleicht könnte eine Waffe irgendwie bedienen, langes Training könnte einen Menschen vielleicht dazu befähigen. Aber wenn wir immer so weiter argumentieren, warum wählt man dann überhaupt noch dieses Setting? Von vorne bis hinten muss man nun irgendwie klarstellen (man muss nicht, aber es passiert eben), dass XY zwar nicht die Regel ist, aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden und daher auch dargestellt werden kann. Aber wenn man so stark von der eigentlichen Wirklichkeit des Settings abweicht, warum wählt man es dann überhaupt? Warum kein fiktives Szenario, in welcher man offen mit einer alternativen Realität argumentiert und dann auch ordentlich experimentiert?
Ich habe Battlefield 1 stark dafür kritisiert, dass es besonders in der Kampagne viel zu viel unsinnigen Bombast inszeniert. Zum Beispiel als man als einzelner Soldat eine ganze Fliegerstaffel im Alleingang vom Himmel holt. Der Spieler muss eben immer irgendwie der Super-Krieger sein, welcher alles umholzt, was ihm in die Quere kommt… year. Dass es auch anders geht, zeigt die Prolog-Mission von Battlefield 1, wo man noch den Versuch wagte, zu zeigen, dass der einzelne Frontsoldat nichts zählte und es in Kriegen eigentlich keine Gewinner gibt. Ja gut, das hat man dann aber vergessen und eben das Standartprotokoll gefahren.
Letztlich entscheidet der Entwickler, wie er sein Spiel machen will
Jetzt kann man wieder sagen; Der Entwickler kann mit dem Setting doch letztlich anfangen, was er möchte. Warum sollte er sich auf historische Begebenheiten festfahren (was ja ohnehin so gut wie kaum noch gemacht wird) und sich damit beschränken, wenn er doch einfach machen kann, was er möchte? Und ich kann dem wenig entgegenwerfen. Wenn ein Entwickler denkt, dass er sein Spiel so machen will, soll er es so machen, ich persönlich finde das dann eben weniger interessant und werde mir Battlefield 5 vermutlich nicht holen oder erst, wenn es deutlich im Preis gesunken ist, aber das ist eben mein Bier, ok. Zumal man sagen muss, dass Battlefield 1942: Secret Weapons of WWII schon 2003 einen gewissen Abstand zum historischen Setting einging, (die Jetpacks waren aber genial!).
Letztlich glaube ich einfach, dass Battlefield 5 wieder in eine Richtung geht, die mehr auf Schein, als auf Sein bedacht ist. Battlefield Hardline war für mich bisher der absolute Tiefpunkt und ich hatte eigentlich gedacht, dass man aus diesen Fehlern gelernt hätte. Aber jetzt sind meine Sorgen wieder entfacht und ich glaube, dass Battlefield 5 gute Ansätze von Battlefield 1 abbaut und negative Aspekte vergrößern wird. Doch kommen wir zu einem letzten, wichtigen Punkt. Tatsächlich verschwimmen für mich, gemessen an diesem Trailer, die Grenzen zwischen Call of Duty und Battlefield und ehrlich gesagt finde ich das wirklich extrem schade. Doch wir sind noch nicht ganz fertig, ein Punkt, unabhängig vom Trailer, müssen wir auch noch besprechen; Die DLC-Politik.
DLCs, Season-Pass und Mikrotransaktionen
Denn hier hat die PR wieder geschickt angesetzt; Schon jetzt hat man klar gemacht, dass es wohl keine kostenpflichtigen DLCs als auch keinen Season-Pass bzw. Premium geben wird. Das klingt erst mal super und man könnte denken, dass EA endlich auf die Kritik der letzten Jahre reagiert hat und mit den unliebsamen Geschäftsmethoden aufhört. ABER ein wichtiges Detail wird im aktuellen Diskurs gerne vergessen; Bezüglich Mikrotransaktionen hält man sich bisher nämlich recht bedeckt und wenn ich mir die Aufmachung des Trailers anschaue, stinkt das fast schon nach Mikrotransaktionen, welche vllt. optische Änderungen der Spielfigur betreffen. Natürlich kann man es jetzt noch nicht wissen, aber ich weiß, wie viel EA mit seinen Mikrotransaktionen bei Spielen wie FIFA 17 verdient. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass sie es nun wirklich völlig ohne diese miesen Praktiken durchziehen – Aber gut, wollen wir nicht zu viel spekulieren, sondern warten ab, was da auf uns zukommt.
Fazit und WW2-Alternativen
Ich für meinen Teil bin enorm skeptisch und erwarte von Battlefield 5 so gut wie nichts. Ich scheine auch nicht die Zielgruppe des Spiels zu sein, der Trailer versucht eher in Richtung Fortnite-Spieler zu gehen, zumindest war dies mein Eindruck bei all dem Durcheinander. Wer an einem historisch halbwegs authentischen Shooter im Setting des Zweiten Weltkrieges interessiert ist, wird weder in Battlefield noch Call of Duty sein Spiel finden. Zum Glück ist man aber nicht darauf angewiesen, denn mit Day of Infamy, Red Orchestra 2: Heroes of Stalingrad und dem hoffentlich bald erscheinenden Post Scriptum gibt es für Spieler wie mich genug Alternativen. Dennoch schade, denn auf ein gutes Battlefield im WW2-Setting hatte ich mich eigentlich gefreut, aber ich scheine nicht mehr der Zielgruppe zu entsprechen, welche man erreichen möchte – Schade.
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