Server Defense – Ein aktuelles Werbespiel

Verteidigt den Server gegen fiese Viren und andere Angreifer!

Der Berliner Internetdienstleister STRATO hat Anfang diesen Jahres ein Werbespiel für den Browser veröffentlicht, in welchem wir einen Server vor gefährlichen Viren, Trojanern und anderer Malware verteidigen müssen. Dafür rüsten wir unsere Server-Verteidigung mit Antivirus-Software, Firewalls und Mailfiltern auf. Doch wie gut ist Server Defense wirklich und was sind überhaupt Werbespiele?

Werbespiele

Bei Werbespielen (auch Ad-Games genannt) handelt es sich um den Versuch, Werbung mit einer möglichst unterhaltsamen Form aufzustellen. Die Idee ist dabei recht simpel; Statt den Nutzer mit Werbung zu konfrontieren, zum Beispiel indem ein Video von einer Werbung unterbrochen wird, soll er dazu gebracht werden, sich freiwillig und aktiv mit der Werbung auseinanderzusetzen. Auf diese Weise soll die eigentliche Werbebotschaft also spielerisch aufgenommen, die entsprechenden Informationen angeeignet werden. Hier wird auch von Advertainment oder Infotainment gesprochen, eben weil der Rezipient nicht nur informiert, sondern letztlich auch unterhalten werden soll. Bei Werbespielen eben auf Basis eines Spiels, oft auch eines Videospiels. Neben der unterhaltenden Vermittlung einer Werbebotschaft verfolgen Werbespiele auch oft das Ziel, Adressdaten bestehender oder potenzieller Kunden zu generieren, indem man die eigentlichen Spiele mit Gewinnspielen koppelt.

Die Bedeutung von Werbespielen sollte dabei nicht zu gering eingeschätzt werden; Eines der bekanntesten und zugleich erfolgreichsten Werbespiele überhaupt ist Moorhuhn, welches 1999 als Werbespiel für eine schottische Whisky-Marke entstand. Bis heute entstehen beständig neue Moorhuhn-Ableger, auch wenn diese natürlich keine Werbespiele mehr darstellen (2018 wird zum Beispiel Moorhuhn Knights & Castles für die Switch veröffentlicht). Dennoch unterstreicht das Beispiel Moorhuhn recht deutlich, wie gut die Idee des Infotainments tatsächlich aufgehen kann, immerhin erlangte das olle Moorhuhn in den frühen 2000ern massive Popularität und verbreitete sich in tausenden Büros auf der ganzen Welt wie ein Lauffeuer.

Die Originale Moorhuhnjagd

Moorhuhn wurde zunächst (schon 1998) in ausgewählten Bars auf zwei Laptops präsentiert, bei welchem die Spieler Whisky-Proben als auch das Spiel selbst gewinnen konnten.

Natürlich schafft es nicht jedes Werbespiel direkt zu einem „viralen Hit“ zu werden, wie es Moorhuhn noch vor Jahren vollbrachte. Dennoch sind Werbespiele immer noch Thema in der bunten Welt der Werbeindustrie und tauchen weiterhin beständig auf. Besonders der technische Fortschritt hat es vereinfacht, mit geringerem Aufwand interessante Werbespiele umzusetzen und zugleich einer breiten Masse an Usern zugänglich zu machen. Während Moorhuhn zum Beispiel herunterladen werden musste, kann man Server Defense direkt im Browser spielen. Doch genug von Werbespielen generell, kommen wir zum Werbespiel der Stunde; Server Defense.

Server Defense

Bei Server Defense handelt es sich um ein recht klassisch aufgesetztes Tower-Defense-Spiel im Browser, bei welchem wir den namensgebenden Server gegen angreifende Schadsoftware und andere Angriffe verteidigen müssen. Die Angreifer bewegen sich auf vorgegebenen Bahnen recht zielstrebig auf unseren Server zu, weshalb wir zusehen müssen, mit entsprechenden „Türmen“ für unsere Abwehr zu sorgen. Wie eingangs schon erwähnt, nutzen wie für die Verteidigung verschiedene Antivirus-Software, Firewalls und Mailfilter. Um diese nützliche Helfer aufzustellen, müssen wir wiederum Coins investieren. Zunächst greifen wir dabei auf ein gewisses Startkapital zurück, im laufenden Spiel generieren dann erfolgreich abgewehrte Angreifer neue Coins, welche für die weitere Verteidigung eingesetzt werden können. Schaffen es Angreifer jedoch unseren Server zu erreichen, sorgen sie für Leistungsverlust, fällt die Leistung des Servers auf null, haben wir verloren.

Server Defense - Angreifende Viren

Das Design von Server Defense passt sich dem Setting gut an, sodass ein insgesamt recht stimmiges Gesamtbild geschaffen wird.

Die Spielmechanik

Soweit gestaltet sich die Spielmechanik als absolut klassisch und bietet eben Tower-Defense mit dem Setting einer Server-Verteidigung. Dennoch unterscheidet sich die Mechanik in einem Punkt aber ganz gehörig von den klassischen Gerne-Vertretern. Während in den meisten Tower-Defense-Spielen gebaute Türme bestehen bleiben und diese dann auch langfristig noch mit Upgrades ausgestattet werden können, verschwinden die Türme bei Server Defense nach einer gewissen Zeit einfach, sodass wir beständig neue Türme errichten müssen. Ich vermute, dass man dies der Einfachheit zuliebe so umgesetzt hat, um nicht ein zu komplexes Spiel aufziehen zu müssen. Auf der anderen Seite entspricht es auch ein wenig der Idee des Settings, immerhin veralten fast jegliche Maßnahmen gegen Schadprogramme und Cyberangriffe extrem schnell, wenn man nicht für beständige Erneuerung der Verteidigung sorgt – Also kann ich mich damit arrangieren, wenn Antivirus-Programme und Co mit der Zeit verschwinden.

Ansonsten werden dem geneigten Spieler drei Modi geboten, welche sich nur gering voneinander unterscheiden. Es existiert ein Modus für drei Minuten, einer für fünf Minuten und letztlich ein endlos-Modus. Und obwohl sich diese Modi spielerisch eher wenig voneinander unterscheiden, bringt jeder der Modi eine eigene Karte mit sich. Weiterhin sind die ersten beiden Modi mit ihren zeitlichen Rahmen gut gesetzt, da so die Spielerfahrung auf eine gut überschaubare Zeit begrenzt wird, was ich bei einer solchen Form des Gelegenheitsspiels, was dann auch noch als Werbespiel auftritt, als angenehm empfinde. Dennoch ist es richtig und auch wichtig, dass neben den Zeit-Modi auch ein Endlos-Modus angeboten wird, denn nicht selten sucht man bei solchen Tower-Defense-Spielen die langfristige Herausforderung, zumindest geht es mir so.

Server Defense - Spams und DDoS Attacken im Spiel

Schaffen wir es nicht die verschiedenen Angreifer erfolgreich abzuwehren, werden sie unseren Server erreichen und für einen Leistungsverlust sorgen.

Spielerisch empfinde ich Server Defense allenfalls als nett, kann aber nicht von einer spielerischen Offenbarung sprechen. Zwar ist die Anzahl der verschiedenen Türme ausreichend (mit dem Scanner können wie 6 Türme errichten, wobei der Scanner nur einmalig zu Beginn einer Runde aufgestellt wird), dennoch sorgen die fehlende Upgrade-Möglichkeiten für wenig Abwechslung im Spiel. Tatsächlich ist es die geringe Lebensdauer unserer Türme, die einen gewissen Druck schafft, da beständig Türme nachgebaut werden müssen. Damit sind die ersten Runden zwar noch durchaus „knifflig“ und erfordern etwas Übung, aber spätestens dann kann man für ganz ordentliche Punktzahlen beim Highscore sorgen. Damit bleibt Server Defense ganz klar ein „Spiele-Snack“, welchen man mal für zwischendurch kurz anspielen kann – Aber mehr ist es nicht, muss es aber auch eigentlich gar nicht.

Server Defense als Werbespiel

Denn letztlich stehen Werbespiele oft (und im Idealfall) für eine kurzweilige Unterhaltung. Und was mich bei Server Defense am meisten unterhalten hat, war nicht die Spielmechanik, sondern viel mehr das Design des Spiels. Ich finde es schon mal ziemlich stimmig, wenn ein Internetdienstleister wie STRATO nicht die Verteidigung einer Burg oder Prinzessin inszeniert, sondern einen Server in den Mittelpunkt rückt. Hier wird eine einfache Werbebotschaft extrem charmant verpackt; STRATO bietet Server an, in diesem Spielchen verteidigst du einen Server. Und was ich besonders toll fand (ja, wirklich toll!); Die Gestaltung der Angreifer.

Insgesamt sieben Schädlinge wollen unseren Server attackieren und deren Art-Design ist wirklich gelungen. Zumindest ich habe mich an der Darstellung von DDoS, Malware, Phishing-Mail, Ransomware, Spam, Tojaner und Virus erfreut und erkenne die Mühe, die in der Ausarbeitung der Designs steckt. Ganz ehrlich; Die größte Gefahr für ein Werbespiel ist, lieblos und generisch daherzukommen. In Server Defense steckt aber ganz eindeutig Mühe und das macht sich eben auch bemerkbar. Natürlich finde ich auch die Designs unserer Türme gut, aber besonders die Angreifer haben es mir mit ihrem putzigen Aussehen angetan.

Server Defense - Cooles Artdesign der Gegner

Die Übersicht, welche das Spiel und seine Bestandteile noch mal erklärt, ist super. Hier kommt auch das tolle Art-Design unserer fiesen Angreifer super zu Geltung und ich halte diese für sehr gelungen. Leider hat man auf weitere Informationen zur jeweiligen Schadsoftware verzichtet, schade.

Verschenktes Potenzial

Leider wurde hier weiteres Potenzial verschenkt, noch größeren Mehrwert zu bieten. Server Defense bietet eine Spielhilfe an (was für sich schon mal super ist!), in welcher die Mechanik des Spiels, aber auch die verschiedenen Elemente wie Türme und Gegner näher erläutert werden. Leider beschränken sich diese Erläuterungen allein auf die spielerischen Elemente. Wirklich toll hätte ich es gefunden, man hätte hier noch tatsächliche Informationen zu den jeweiligen „Gegnern“ ergänzt. Also möglichst einfache, vielleicht sogar kindgerechte Erklärungen hinzugefügt, bei was es sich zum Beispiel bei einer DDoS-Attacke handelt oder was eine Phishing-Mail eigentlich ist. Mit diesen Erklärungen würde Server Defense deutlich an Mehrwert gewinnen und spielerisch zur Sensibilisierung beim Thema Netz-Sicherheit beitragen. Schade, hier hätte man noch mal deutlich mehr aus der coolen Idee herausholen können.

Fazit

Was lässt sich also zu Server Defense sagen? Server Defense ist ein modernes Werbespiel, welches direkt im Browser gespielt werden kann und eine funktionierende Spielmechanik, einen netten Sound (leider loopt der eine Hintergrundsong zu schnell, ein längeres Thema oder ein weiterer Song hätten hier gut getan) und ein stellenweise wirkliches tolles Art-Design liefert. Auch tritt Server Defense primär als Spiel auf und eben nicht als Werbung, was ebenfalls ein extrem wichtiger Aspekt ist. Hier geht es nicht darum, dem User etwas aufzudrängen, viel mehr wird auf unterhaltsame Weise die Information vermittelt, dass STRATO eben Server anbietet – In meinen Augen ein Paradebeispiel für gelungenes Infotainment.

Hätte man noch mehr Informationen ergänzt, also zum Beispiel über die grobe Funktionsweisen diverse Schadprogramme, könnte Server Defense sogar Kindern und jüngere Usern helfen, ein besseres Verständnis von Gefahren im Internet zu erhalten. So bleibt das ganze eben eine nette Spielerei, die Tower-Defense in einem unverbrauchten Setting bietet, dabei aber eben auch in Sachen Gameplay eher das untere Mittelfeld repräsentiert. Es funktioniert, hat ein nettes Art-Design, bietet aber eben nur kurzweilig Inhalt. Für ein Werbespiel aber eine gelungenes Tower-Defense, bei welchem eine nette Idee gebührend umgesetzt wurde.

Das mit dem Spiel verknüpfte Gewinnspiel lief, soweit ich weiß, nur bis zum 19. März 2018 – Ihr könnt Euch also die Teilnahme an diesem sparen. 😉

Johann von Ti
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