Nur wer wagt, kann gewinnen; Ein tolles Spiel, welches sich nur schleppend verkaufte!
Wer kann sich noch an Mirror’s Edge erinnern? Ich denke das können sich viele, wurde der Titel von der Fachpresse gefeiert und in den Himmel gelobt; Innovativ, neu – mal was anderes. Und das stimmt auch; Mirror’s Edge ging neue Wege und setzte dem Spieler einem neuen Spiel-Konzept aus. So übernahm man die Rolle der Protagonistin Faith, welche sich durch ihre umfangreichen Fähigkeiten beim urbanen Parkour auszeichnet. Agil müssen wir uns im Spiel vor allem über die Dächer einer fiktiven, futuristischen Großstadt bewegen und uns mit den Sicherheitskräfte der Regierung auseinandersetzen. Denn die Spielwelt wird von einem totalitären Regime überwacht und die sichere Übermittlung von Informationen, welche besser nicht in die Finger der Regierung fallen sollten, müssen von Runnern (also Boten) überbracht werden. Ein solcher Runner sind wir und werden mit dem Mord an einem Politiker verwickelt – und schon geht es los.
Mängel
Während also Konzept und Idee zu überzeugen scheinen, gab es doch diverse Mängel, die dem Titel sehr geschadet haben. Dies liegt vor allem in der Umsetzung zahlreicher Aspekte. Das Spiel konnte wirklich schön sein, obwohl die Welt mit einer schlichte weißen Umgebung mit einigen farblichen Akzenten auskam. Dies war wirklich schön anzusehen und konnte durchaus überzeugen. Ein Schwachpunkt war die Optik jedoch in den Innenräumen der Hochhäuser; Hier wurde der sterile Stil der Stadt beibehalten, was aber auf diese enge Umgebung nicht passte. Zu wenig Akzente wurden gesetzt (viele der Räume waren einfach leer oder lediglich mit Kisten voll gestellt). Dennoch konnte man dies verzeihen, lag das Augenmerk ja weniger an der Optik, als an dem Gameplay. Doch auch dieses konnte ein Potenzial nicht ganz ausschöpfen. Zwar waren die Möglichkeiten die Umgebung beim Klettern, Springen und Abrollen auszunutzen recht umfangreich, wiederholten sie sich aber bald und waren durch recht klare Laufwege weniger individuell wie gedacht. Geeignete Flächen in der Welt sind durch die Runner Vision rot; Diese Markierungen zeigt meist den schnellsten Weg und markieren so manches mal auch den einzigen. Der Runner war also nicht wirklich frei, was das Spielgefühl natürlich negativ beeinflusste.
Die Spielwelt
Hinzu kam die Monotonie der Spielwelt, welche sich von Anfang bis Ende nicht wirklich veränderte. Zwar steht das Gameplay im Vordergrund, jedoch ist dieses mit der Umgebung verwoben. Klettern wir immer wieder über die selben Zäune, hangeln uns jedes mal die gleichen Stangen hinauf springen unzählige Male auf ein weißes Hochhaus, kann dies ermüden und die Motivation nehmen. Es fehlte die Möglichkeit neues zu entdecken, die Welt individuell zu erkunden und sein eigenes Ding zu machen. Für ein wenig Abwechslung sorgten da schon die Sicherheitskräfte, welche Faith fast immer auf die Pelle rückten und sie mit Waffen unter Beschuss nahmen. Während man als Runner sein Glück meist in der Flucht vor diesen Kerlen suchte, konnte es schon mal zur direkten Konfrontation kommen. Mit Nahkampf-Fähigkeiten waren die Jungs schnell zu überwältigen, weiterhin bestand die Möglichkeit selbst eine Waffe zu ergattern und diese gegen die Widersacher einzusetzen. Jedoch schränkten diese Waffen (je nach Beschaffenheit und Größe) die Geschwindigkeit sowie Wendigkeit der Spielfigur ein.
Mal kein Shooter
Dieser Aspekt war jedoch recht positiv, verkam der Titel so nicht zu einem Shooter mit Kletter-Einlagen. Trotzdem war die Umsetzung der Kämpfe ungenügend; Zu steif spielte sich die sonst so flinke Protagonistin und zu hakelig war die Steuerung. Das kostete besonders in den Situationen Nerven, wenn eine direkte Konfrontation mit den Gegner nicht auszuschließen war. Weiterhin war die Erzählweise des Spiels nicht völlig ausgereift und auch die Geschichte konnte ihr Potenzial in meinen Augen nicht entfalten. Zu plump waren die Wendungen, zu flach die Charaktere. Irgendwie passte sich alles der sterilen Spielwelt an, was jedoch nicht hätte passieren dürfen. Hier hätte ein klarer Kontrast aufgebaut werden müssen, was jedoch am Ende nicht gelang – Schade.
Sind Gamer nicht mehr bereit für Innovation?
Dennoch hat Mirror’s Edge etwas geschafft, was heute selten gelingt; Etwas riskiert! Publisher neigen dazu, nur Spiele auf den Markt zu bringen, bei denen sie genau wissen, dass diese Erfolg haben werden. Da wird nichts versucht, nicht experimentiert. Aus diesem Grund schlagen wir uns jedes Jahr mit einem Call of Duty oder Battlefield rum und dürfen uns den Verfall der ehemals glanzvollen Games vor Augen führen. Doch mit Mirror’s Edge hat EA tatsächlich etwas gewagt. Dennoch hat der Markt gezeigt, wie er auf neues reagiert; Träge. Die Gamerschaft heute reagiert leider nur noch auf bestimmte Schlüsselreize, welche über Jahre von den großen Publishern aufgebaut wurden. Wo es keinen Mehrspieler, Rang-System und am besten 10 DLCs gibt, wird gar nicht erst eines Blickes gewürdigt. Das erklärt die äußerst positive Bewertung der Fachpresse und den ausbleibenden Erfolg bei der Verkäufen. Mirror’s Edge ist nämliche nicht schlecht, zwar habe ich hier alle Unzulänglichkeiten des Titels aufgezeigt, trotzdem ist das Spiel großartig und etwas besonderes. Es macht vieles anders und das ist gut und wichtig. Ich will nicht jedes Jahr das selbe Spiel, mit anderer Maske spielen! Ich für meinen Teil freue mich auf Mirror’s Edge 2, habe jedoch auch Sorge, dass man nun kein Risiko mehr eingehen wird – wir werden sehen.
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