Ein interaktives Hörspiel-Erlebnis für das Smartphone!
Vor einigen Tagen erhielt ich die Möglichkeit die kurze Presse-Version eines Smartphone-Spiels zu testen, welches nicht nur mein Interesse weckte, sondern mich sogar positiv überraschte. Dabei handelt es sich um das Spiel Sound of Magic von dem kleinen Entwickler-Team Everbyte, die ein Fantasy-Abenteuer bieten wollen, welches sich angenehm von der breiten Masse des Mobile-Gaming-Marktes abzuheben versteht. Erscheinen soll das Smartphone-Spiel für Android und iOS am 10. Dezember. Doch was macht Sound of Magic so interessant?
Ein interaktives Hörspiel
Bei Sound of Magic ist der Titel Programm, sodass wir es hier mit einem sogenannten Audio-Game zu tun haben. Dabei werden klassische Hörspiel-Inhalte mit Gameplay-Elementen verknüpft, sodass ein interaktives Erlebnis entsteht. Wir übernehmen im Spiel die Steuerung unseres Spielcharakters, durch welchen wir die Spielwelt erleben. Das ganze ist so aufgesetzt, dass unser Charakter beschreibt, was er sieht und zugleich mit seiner Umwelt interagieren kann. Wir führen also Dialoge, bewegen uns durch die Welt, nehmen Gegenstände auf und wirken Zauber. Also alles Dinge, die wir von klassischen Adventure-Games schon kennen, mit dem Unterschied, dass hier komplett auf eine Visualisierung verzichtet wird. Es bleibt, wie bei einem Buch, unserer Fantasie überlassen, wie wir uns die Spielwelt und deren Bewohner vorstellen. Das Smartphone dient hier lediglich als Eingabe-Gerät und Audio-Vermittler, zu sehen gibt es auf dem Bildschirm (so gut wie) nichts.
Dafür wird natürlich, einem Hörspiel entsprechend, eine stimmungsvolle Sound-Kulisse geboten. Im Kerker hören wir zum Beispiel das vereinzelte Fiepen einiger Mäuse, es Tropft Wasser von der Decke und in der Ferne quietschen Kerkertüren. Unsere Aktionen werden zudem von passenden Sounds untermalt, die der Spielerfahrung sehr zuträglich sind. Schwere Türen schwingen geräuschvoll auf, unsere Schritte hallen in den unterirdischen Gängen wieder und wenn wir Zauber wirken, hören wir das magische Surren in der Luft.
Auch die Sprecher, die ich im Rahmen der Test-Version bereits hören konnte, bieten eine hochwertige und professionelle Klangerfahrung. Das ist insofern auch nicht verwunderlich, als dass einige der Stimmen bereits aus Spielen wie Hearthstone, World of Warcraft, Final Fantasy, Resident Evil und vielen mehr bekannt sein sollen. Ich habe jetzt zwar nicht direkt eine der Stimmen erkannt, man merkt aber, dass hier professionelle Sprecher gewählt wurden, welche zudem ein Verständnis für das gewollte Hörerlebnis mitbrachten. Auch technisch hat man hier gute Arbeit geleistet und die gesamte Vertonung des Abenteuers scheint sehr gut abgemischt, sodass der Klang glasklar daherkommt. Für ein Audio-Game wohl eine der wichtigsten Kriterien überhaupt.
Gameplay und Steuerung
Doch wie sieht es mit dem Gameplay aus? Auch hier war ich überrascht, wie gut mir die Umsetzung gefiel. Mit dem Wischen auf unserem Smartphone steuern wir unsere Figur und interagieren mit der Welt. Mit einem Wisch nach vorne bewegen wir uns in die Richtung, in welche wir blicken oder interagieren bzw. kommentieren das, was direkt vor uns ist. Mit dem Wisch nach recht oder links drehen wir uns im Raum. Ein Wisch nach unten öffnet unseren Beutel, in welchem wir Gegenstände sammeln, die uns auf unserem Abenteuer nützlich werden könnten. Weiterhin können wir Gegenstände anwählen, kombinieren und einsetzen als auch Zauber wirken, indem wir mit unserem Finger bestimmte Runen zeichnen. Das Magie-System hat mich stark an das von Arx Fatalis erinnert, was mir ausgesprochen gut gefiel und auch die Möglichkeiten der Touch-Steuerung gut ausnutzt. Und keine Sorge, die Steuerung wird im Spiel gut vermittelt, sodass die verschiedenen Eingaben recht schnell in Fleisch und Blut übergehen (zumal das System einfach und funktionell gehalten ist).
Die Test-Version bot bisher zwar nur recht einfache Rätsel, jedoch versprechen die Entwickler, dass in der Vollversion ein Anstieg in der Schwierigkeit und Komplexität geboten sein wird, welche den Spieler jedoch an keiner Stelle überfordern sollen. Das erscheint mir auch realistisch, da die Gameplay-Mechaniken gut funktionieren und auch die bisherigen Quest zwar recht simpel, aber dennoch spaßig waren. Hier bin ich wirklich gespannt, was uns in der Vollversion im Dezember erwartet.
Setting und Story
Wie schon erwähnt, will man mit Sound of Magic ein Fantasy-Abenteuer bieten, welches den Spagat zwischen „abgedrehter Mittelalter-Fantasy und märchenhafter Erzählung“ schafft. Es wird also eine ernsthafte und spannende Erzählung geboten, die zugleich genug Raum für Humor lässt, der sowohl jüngere als auch ältere Spieler ansprechen soll. Wir schlüpfen im Spiel in die Rolle des finsteren, herzlosen Magiers, dem größten Schrecken des Landes, der aus zunächst ungeklärten Umständen in seinem eigenen Kerker erwacht und jegliche Erinnerung verloren hat. Stück für Stück muss er die Welt Azalen erkunden, um Fragment um Fragment Teile seiner Erinnerung zurückzuerhalten.
Die Spielzeit der Vollversion soll über neun Stunden betragen, was ich für ein Spiel dieser Art als ordentlich betrachte. Dabei sei betont, dass die Entwickler bewusst auf lange, narrative Parts verzichtet haben, um das Gameplay selbst in de Fokus der Spielerfahrung zu rücken. Statt also einfach einer Erzählung zu lauschen, erleben wir die Handlung über die Interaktion mit der Spielwelt. Die Geschichte erstreckt sich dabei über das Schloss des Magiers sowie fünf weitere Schauplätze, die wir nacheinander erreichen und dort auf unterschiedlichste Wesen und Charaktere treffen.
Barrierefreiheit für blinde Spieler
Da Sound of Magic vollständig auf visuelle Mittel verzichtet, ist es auch für blinde Spieler uneingeschränkt und ohne Abstriche spielbar. Das funktionale Design der Steuerung, die Vertonung als auch eine bedachte und umsichtige Realisierung des Spiels selbst bieten völlige Barrierefreiheit für blinde Spieler. Screenreader werden zum spielen nicht benötigt, alle spielen letztlich das gleiche Spiel. Für mich der richtige Weg, da hier die Möglichkeiten des Genres Audio-Game voll genutzt wurden, um einen einfachen, barrierefreien Zugang zu ermöglichen, ohne dabei das Spiel selbst weiter einschränken zu müssen. Gefördert wird das Projekt im übrigen durch den Digital Content Fund der Medien- und Filmförderung Baden-Württemberg.
Fazit
Es wurde sicherlich deutlich, dass ich recht angetan von der Test-Version von Sound of Magic war und gespannt bin, wie sich die Vollversion am 10. Dezember präsentieren wird. Das Konzept des Audio-Games ist keine Neuheit, jedoch ist das Genre schrecklich unterbesetzt, obwohl es eigentlich perfekt für die heutige Smartphone-Welt geeignet zu sein scheint. Ich bin froh, dass nun ein solches Spiel auf uns zukommt und zugleich gespannt, wie gut das Endprodukt gelungen ist. In der kurzen Version, die ich bereits testen konnte, wurde das Potential eines solchen Spiels deutlich und ich als Bücherwurm und Hörbuch-Freund freue mich, nun auch eine für mich neue, interaktive Form des Geschichten-Erzählens kennenzulernen. Wie gut diese Erfahrung letztlich wird, hängt stark davon ab, wie gut die Geschichte geschrieben ist und wie viel Kreativität in Charakteren, Wesen und Rätseln steckt. Bei der Vertonung selbst mache ich mir währenddessen eigentlich keine großen Gedanken mehr, da diese in der Test-Version bereits sehr gut daherkam und ich das auch für das ganze Spiel erwarte.
Sound of Magic soll, wie bereits angemerkt, am 10. Dezember 2018 für Android und iOS (und scheinbar auch Steam) erscheinen. Der Preis der Android- und iOS-Version ist bei 4,49 Euro angesetzt (für Steam wird noch nichts angeben). Weiterhin wird eine kostenlose Demo-Version auf Goolge-Play als auch im AppStore veröffentlicht, sodass sich interessierte Spieler zunächst selbst einen Eindruck verschaffen können, bevor sie sich für den Kauf entscheiden, was ich generell empfehle.
Ich glaube, dass wir es hier mit einem wirklich tollen Audio-Spiel zu tun haben, welches eine interaktive Hörspiel-Erfahrung bietet und sich damit ganz fantastisch vom breiten Markt der Mobile-Spiele abhebt. Wie gut das Spiel, abseits seiner tollen Ideen und Ansätze aber tatsächlich wird, muss ein finaler Test der Vollversion erst klären. Bis dahin kann man Sound of Magic aber definitiv im Blick behalten.
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