Hogwarts Mystery im Test: Das schlechteste Harry Potter Spiel gibt es auf dem Handy

Test: Hogwarts Mystery ist ein Potter-Game fürs Smartphone. Das Spiel ist Free2Play und setzt auf viele Mikrotransaktionen. Mehr erfahrt ihr im Test zum Handyspiel.

Ein Traum wird wahr: Mein Brief von Hogwarts ist doch noch eingetroffen! Als frisch gebackener Schüler der berühmten Schule für Zauberei und Hexerei darf ich mich ins Abenteuer stürzen und am magischen Schulleben teilhaben. Hogwarts Mystery verspricht ein fantastisches Harry-Potter-Erlebnis auf dem Smartphone. Doch schnell wird klar: Hier ist fauler Zauber im Spiel!

Hogwarts auf dem Smartphone

Das Konzept von Hogwarts Mystery klingt fantastisch: Als neuer Schüler dürfen wir in den ehrwürdigen Hallen von Hogwarts die Lehre als Zauberer oder Hexe antreten. Die Handlung beginnt einige Jahre vor den Ereignissen der Potter-Romane, sodass wir zwar nicht gemeinsam mit Harry und seinen Freunden zur Schule gehen, aber dafür viele bekannte Gesichter treffen.

In Hogwarts Mystery drücken wir als Zauberschüler die Schulbank in Hogwarts.

Endlich als Schüler in Hogwarts sitzen. Hogwarts Mystery besitzt das Potenzial, diesen Traum zu erfüllen … serviert stattdessen aber lieber Mikrotransaktionen.

Wir können also Hagrid in seiner Hütte besuchen, treffen die Weasly Zwillinge und haben Zaubertränke natürlich bei Snape. Die Zauberer-Welt könnte so schön sein, immerhin scheint das Konzept auf dem Smartphone perfekt aufzugehen.

Hogwarts passt plötzlich in die Jackentasche! Im Zug zücke ich mein Handy, starte das Siel und tauche in die Welt der Zauberer ein. Als Schüler durchstreife ich das Schloss, treffe erste Freunde und erlebe zauberhafte Abenteuer.

Verfluchte Warterei

Aber leider hat Hogwarts Mystery ein großes Problem. Während man das Setting grandios getroffen hat und Hogwarts auf dem Smartphone wirklich gut aussieht, hat man etwas wichtiges ausgelassen. Denn egal wie man es dreht und wendet: Hogwarts Mystery hat kein Gameplay.

Das klingt zunächst zwar stumpf, entspricht aber traurigerweise der Realität. Denn statt aktiv den Schulalltag zu bestreiten, darf man als Zauberschüler nur auf leuchtende Objekte drücken. Egal was im Schloss ansteht, wir müssen auf Charaktere und Objekte klicken, damit sich eine Fortschrittsleiste füllt. Ist sie voll, haben wir es geschafft und werden mit ein paar Handlungs-Häppchen belohnt.

In Hogwarts Mystery können wir an vielen Unterrichtsstunden teilnehmen. Darunter auch Kräuterkunden mit Professor Sprout. Im Unterricht klicken wir auf leuchtende Objekte, was uns Energie kostet und unseren Unterrichtsfortschritt erhöht.

Wo ist eigentlich das Gameplay? Nur selten wird der endlose Loop des „leuchtende Objekte“ anklicken und Energie verlieren durchbrochen. Schade – letztlich verzichtet Hogwarts Mystery weitestgehend auf jegliche spielerische Elemente

Statt einer interaktiven Erfahrung werden uns also viele kleine Story-Episoden in Hogwarts geboten. Zwar können wir hier so gut wie keine Entscheidungen treffen, aber zumindest wird Potter-Fans hier durchaus Fan-Service geboten. Das Konzept erinnert stellenweise an die The Walking Dead Games von Telltale Games, verzichtet aber noch stärker auf interaktive Elemente.

Ein Schloss voller Mikrotransaktionen

Doch obwohl Hogwarts Mystery auf spielerische Elemente weitestgehend verzichtet, wurde das Spiel mit allen Mikrotransaktion-Maschen vollgestopft, dass selbst im Raum der Wünsche kein freier Platz bleibt. Und diese Mechaniken sind so invasiv, dass sie als Ersatz für eigentliches Gameplay herhalten. Ein eindrucksvolles Erlebnis, dass wie ein dystopischer Fiebertraum für Videospieler daherkommt.

Denn wenn wir auf leuchtende Objekte klicken, um unsere Aufgaben abzuschließen, verbraucht das Energie. Energie ist in diesem Fall eine Ingame-Währung, die für alle Aktionen eingesetzt werden muss. Ist unser Energievorrat leer, geht es auch nicht weiter. Naja, außer wir zahlen echtes Geld, um auf magische Weise frische Energie herbeizuzaubern.

Hogwarts Mystery basiert auf einem Energiesystem. Jede Aktion verbraucht Energie. Ist die Energie aufgebraucht, müssen wir warten oder sollen zahlen.

Wer nicht warten will, soll zahlen. Energie ist in der Welt der Zauberer knapp und selbst eine Unterrichtsstunde kann man nicht mal eben durchziehen, ohne zu warten … oder ein paar Diamanten auszugeben.

Anfangs können wir mit der Energie noch eine Unterrichtsstunde bestreiten oder ein kleines Abenteuer abschließen. Aber recht schnell reicht der Vorrat nicht mehr, um überhaupt noch eine Aktion abschließen zu können. Wir spielen also fünf Minuten, klicken uns durch die beschauliche Welt und müssen dann warten … oder eben Geld ausgeben.

Shop statt Spiel

Wer kostenlos spielt, kann sich darauf einstellen, immer nur in kurzen Etappen zu klicken, um dann abzuwarten, bis wieder etwas Energie da ist. Zudem kann ich die Schauplätze des Spiels ablaufen, um ein paar kostenfreie Energiepunkte einzusacken.

Nur wer Geld auf den Tisch knallt, kann auch mal am Stück „spielen“. Doch die Relationen sind hier abenteuerlich. Denn auch wer Geld ausgibt, wird nicht etwa das beschränkende Energiesystem los, sondern kann sich nur etwas „Spielzeit“ in Form von zusätzlicher Energie einkaufen.

Hogwarts Mystery hat viele Mikrotransaktionen und einen großen Shop. Es gibt verschiedenen Ingame-Währungen und einige Pakete Kosten bis zu 100 Euro.

Hogwarts Mystery wirkt wie ein spielbarer Shop. Jede Aktion im Spiel soll letztlich den Weg zu den aktuellen „Angeboten“ ebnen. Pakete kosten hier gerne mal 100 Euro. Für Kinder gänzlich ungeeignet.

Das Problem daran: Das Spiel ist vollgestopft mit langweiligen und sinnlosen Aufgaben, die extra viel Energie kosten. Dadurch verbrauchen sich selbst große Energiemengen in kürzester Zeit, ohne dass wir viel vom Spiel gehabt hätten.

Überhaupt: Dadurch, dass Mikrotransaktionen hier mehr oder weniger die Funktion des Gameplays übernommen haben, hat man eigentlich nie Spielspaß. Denn wer Geld ausgibt, kommt nur schneller an die nächste Hürde, die entweder wieder Wartezeit beansprucht oder einen weiteren Einkauf im Shop triggern soll.

Das Potter-Setting als Lockmittel

Hogwarts Mystery wird allein vom populären Potter-Setting getragen. Die Welt sieht für ein Smartphone-Spiel fantastisch aus, Fans können überall liebevolle Details entdecken und die kleinen Storys sind meist ebenfalls gelungen. Wenn wir etwa für den Kopflosen Nick eine schauderhafte Geisterparty organisieren, fühle ich mich als Potter-Fan durchaus abgeholt.

Zugleich setzt das Spiel auf ein großes Fortschrittssystem, dass vom fehlenden Spiel-Elementen ablenkt. So durchschreiten wir tatsächlich mehrere Schuljahre, schalten neue Bereiche des Schlosses frei, lernen immer neue Charaktere kennen und können so neue Geschichten erleben. Natürlich können wir auch unseren Schlafraum einrichten, neue Kleidung sammeln, Quidditch spielen und sogar magische Tierwesen adoptieren.

Hogwarts Mystery bietet Unterrichtsstunden wie Pflege magischer Geschöpfe. Hier sind zum Beispiel unzählige Niffler zu sehen, die für Unruhe in Hogwarts sorgen.

Hogwarts Mystery ist vor allem verschenktes Potenzial. Das Handyspiel glänzt mit vielen liebevollen Details wie dieser Horde Niffler, setzt diese allerdings nicht spielerisch um.

Aber leider bleibt es genau dabei. Die Entwickler durften viel Energie und Liebe ins Setting pumpen, nur damit dieses irgendwie das Mikrotransaktionssystem tragen kann. Dadurch haben wir hier kein Spiel, sondern erhalten eher eine interaktive Abenteuergeschichte, deren Mechaniken sich darauf beschränken, Spieler den Shop öffnen zu lassen. Wer nichts kauft, darf dann fünf Minuten „spielen“, um dann eine Stunde zu warten und mit neuer Energie erneut fünf Minuten am schulischen Fortschritt zu schrauben.

Wer als Potter-Fan nach Fan-Service sucht, erhält mit Hogwarts Legacy zudem ein hundertfach besseres Paket.

Fazit: Ein wunderschöner Shop, aber ein schreckliches Potter-Spiel

Hogwarts Mystery wirkt wie das gelungene Konzept eines Videospiels, welches sich als leere Hülle entpuppt. Als Spieler bekomme ich eigentlich nichts geboten, während zugleich der Schein aufrecht erhalten wird, dass ich langfristig ein spannendes Ziel verfolge.

Doch eigentlich gibt es kein echtes Ziel, keine Herausforderung und keine Entscheidungen. Stattdessen soll ich als Spieler nur so lange wie möglich in Hogwarts gehalten werden, um die vielen neuen Tierwesen, Kleidungsstücke und besonders „lohnenswerten“ Angebote für Diamanten, Energiepunkte oder Münzen wahrzunehmen.

Hogwarts Mystery wichtigste Features:

  • Vorteile:
    • Hogwarts auf dem Smartphone
    • als Zauberschüler mehrere Schuljahre durchlaufen
    • Schöne Geschichten und Details für Potter-Fans
  • Nachteile:
    • kein echtes Gameplay
    • extrem invasive Mikrotransaktionssysteme
    • hohe Preise sowie viele unterschiedliche Ingame-Währungen
    • penetrante Einblendung von Angeboten
    • zahlreiche und lange Wartezeiten, wenn man nicht zahlt

Vom eigentlichen Harry-Potter-Zauber bleibt am Ende nichts übrig. Hogwarts Mystery ist eine eindrucksvolle Illusion von einem Spiel, die durch ihren wunderschönen Lizenzmantel um Harry Potter und das Zauberschloss Hogwarts getragen wird. Leider fungiert das Setting letztlich nur als Transportmittel für die invasiven Mikrotransaktionssysteme, sodass dem Spieler am Ende kein Spiel, sondern ein aufreizender Shop geboten wird.

Johann von Ti
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