Egal ob Hearthstone, Gwent oder TES: Legends; Die Konzepte & Entwicklungen sind ähnlich.
Der Sprung von Sammelkarten-Spielen in die Online-Welt wurde spätestens mit Scrolls (heute Caller’s Bane) vom Minecraft–Entwickler Mojang angestoßen. Markus Persson, der Erfinder von Minecraft, war es, welcher das virtuelle Sammelkarten-Spiel auf den Plan brachte und damit den Grundstein für zahlreiche nachfolgende Titel legen sollte. Doch Scrolls war in den Jahren 2012 bzw. 2013 seiner Zeit noch weit voraus und scheiterte letztlich. Ein Rechtsstreit um den Namen mit Bethesda aufgrund der „The Elder Scrolls“-Reihe, als auch technische Schwierigkeiten sowie ein zum Teil zu komplexes Gameplay sorgten dafür, dass der Vorreiter der virtuellen Sammelkarten-Spiele letztlich nie den Markt für sich einnehmen konnte. Der wirkliche Durchbruch gelang 2014 dann Hearthstone von Entwickler Blizzard, 2017 folgte The Elder Scrolls: Legends von Bethesda Softworks und 2018 erschien (nach langer Beta-Phase) auch Gwent – The Witcher Card Game von CD Projekt RED. Ich habe mich hier einmal auf die von mir gespielten Titel beschränkt, abseits davon wurde eine ganze Welle an weiteren virtuellen Sammelkarten-Spielen losgetreten, die kaum zu überschauen ist.
Taktik, Kartenwissen und optimierte Decks
Bei Titeln wie Hearthstone, Gwent oder The Elder Scrolls: Legends kommt es zumeist auf ein gutes Kartenwissen, die richtige Strategie und ein optimiertes Deck an. Anders als bei herkömmlichen Kartenspielen wie Doppelkopf wird man bei Sammelkarten-Spielen schnell mit einer Vielzahl an Karten mit ganz individuellen Fähigkeiten und Werten erschlagen. Hinter diesen Spielen stehen dann auch ganze Universen, welche beständig erweitert werden, sodass auch immer neue Karten hinzukommen. Im virtuellen Bereich funktioniert das noch einfacher, als im analogen. Durch die primär taktische Komponente dieser Spiele ist der Einsatz diverser Wettsysteme hier überhaupt nicht anwendbar (generell haben solche Systeme keinen wirklichen Nutzen, da sie zumeist auf Wahrscheinlichkeiten aufbauen, die dem Gesetz der großen Zahlen unterliegen). Zwar spielt Fortuna auch in Spielen wie Hearthstone eine Rolle, jedoch keine große im eigentlichen Spiel. Auf der anderen Seite haben Sammelkarten-Spiele (egal ob nun virtuell oder analog) den Glücksfaktor beim Sammeln der Karten angesetzt.
Und über das Sammeln von Karten finanzieren sich diese Spiele natürlich, was geradezu ideal in die virtuelle Welt zu passen scheint. Die Basis-Spiele sind dabei zumeist kostenlos, also als Free-to-Play aufgesetzt, während man für den Start einigen Karten erhält. Weitere Karten müssen dann langsam erspielt, oder eben gekauft werden, wobei man Kartenpacks mit unterschiedlicher Wertigkeit erwirbt, die dann zufällige Karten dropen. Mit der Zeit erscheinen dann immer neue Karten, sodass es beständige Anreize gibt, Geld in den Ausbau der eigenen Decks zu pumpen. Wer komplett auf den Einsatz von Geld verzichtet, muss deutlich länger sammeln und an Events und Aktionen teilnehmen, um kostenlos an neue Karten zu gelangen.
Single-Player-Inhalte gewinnen an Bedeutung
Interessant ist die Tatsache, dass die meisten virtuellen Sammelkarten-Spiele nicht nur auf Player VS Player setzen, sondern auch Single-Player-Inhalte bieten. Dabei werden erzählerische Kampagnen oder einzelne Missionen geboten, in welchen die Spieler gegen den Computer antreten. Diese Missionen unterliegen dann zum Teil besonderer Regeln oder werden in einem bestimmten Rahmen präsentiert. So werden bei Hearthstone im Rahmen von Events und neuen Kartenpacks auch oft neue Single-Player-Inhalte veröffentlicht. Es scheint also nicht mehr auszureichen, Spieler allein mit dem Veröffentlichen neue Karten bei Laune zu halten, auch PvE (Player versus Environment) ist wichtig, um Spieler abzuholen. Ich persönlich glaube, dass solche Inhalte auch deshalb wichtig sind, um eine alternative für das recht raue PvP zu bieten. Gelegenheitsspieler haben in den Matches gegen Vielspieler so gut wie keine Chance, weshalb eine Alternative, um das Spiel für sich genießen zu können, wichtig ist.
Ein besonders interessanten Weg beschritt das ursprünglich im Rollenspiel The Witcher 3 etablierte Kartenspiel Gwent (bzw. Gwint), welches 2018 zwar als kostenloses, eigenständiges Multiplayer-Spiel erschien, mit Thronebreaker: The Witcher Tales aber auch einen Standalone-Ableger als reines Single-Player-Spiel spendiert bekam. In Thronebreaker wird eine eigene Handlung im Witcher-Universum geboten, welche gut 30 Spielstunden einnimmt und 20 mögliche Enden bietet. Und statt Free-to-Play wird dieses Single-Player-Abenteuer für einen Kaufpreis von ca. 26 Euro angeboten. Hier wird eine Saga erzählt, wobei das Kartenspiel im Gameplay verwoben ist. Diese doch recht experimentelle Ausprägung der digitalen Sammelkarten-Spiele scheint bei der Spielerschaft jedoch recht gut anzukommen. Zumindest auf GOG liegt die durchschnittliche Bewertung bei 4,3 von 5, während die Reputation auf Steam mit 87% positiver Bewertungen bei „Sehr positiv“ liegt (GOG und Steam Stand 08.02.2019).
Fazit
Ich für meinen Teil bin gespannt, wie sich der Markt der virtuellen Sammelkarten-Spiele in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Können die Single-Player-Inhalte an Bedeutung gewinnen oder bleibt das Free-to-Play-Konzept mit Mikrotransaktionsfokus weiterhin Marktbeherrschend? Ich persönlich empfinde die PVP-Askepte dieser Spieler zwar durchaus als reizvoll, bin als Gelegenheitsspieler aber eher an Single-Player-Inhalten ala Thronebreaker interessiert, auch wenn es gewöhnungsbedürftig ist, eine epische Geschichte auf Basis eines Kartenspiels zu erleben.
Auf der anderen Seite sind solche Spiele für den eSport doch recht spannend, haben sich Titel wie Hearthstone, aber auch Gwent schon zu einem gewissen Grad etabliert. Hier ist es durchaus interessant, versierten Spielern bei den komplexen Matches zuzuschauen. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie ausgeprägt die Strategien und Effekt-Kombinationen einiger Spieler sind, sodass einem erst bewusst wird, wie weitreichend die taktischen Möglichkeiten dieser Titel wirklich sind.
- Warhammer 40k: Rogue Trader: Tastatur oder Maus frieren ein – so fixt ihr den USB-Bug - 4. Oktober 2024
- Warhammer 40k: Space Marine 2 im Koop Test – dieser Shooter macht den Imperator stolz - 23. September 2024
- Crusader Kings 3: Ironman ausschalten und im normalen Modus spielen - 3. September 2024