Von Gwint über Gwent bis zu Thronebreaker; Dieses Sammelkarten-Spiel hat eine lange Reise hinter sich.
Für mich und sicherlich auch viele andere Spieler war die Begegnung mit dem Kartenspiel „Gwint“ in The Witcher 3: Wild Hunt eine freudige Überraschung. In dem großartigen Rollenspiel war plötzlich ein ebenfalls großartiges Kartenspiel als Minigame etabliert, welches sich schnell größter Beliebtheit erfreute. Ich weiß noch, dass ich einige Stunden nur damit zubrachte, neue Gegenspieler in der Spielwelt zu suchen und mein Deck weiter auszubessern. Auf Basis dieser Beliebtheit entschloss sich CD Projekt RED dazu, das eigentliche Minispiel auch als eigenständiges Spiel auf den Markt zu bringen: Gwent: The Witcher Card Game war geboren.
Von Gwint zu Gwent
Doch bevor es weiter geht; Ein kleiner Exkurs zur Namenswandlung. In The Witcher 3 wurde das Kartenspiel im polnischen Originaltitel Gwint: Wiedźminska Gra Karciana genannt und auch die deutsche Version betitelte das Kartenspiel entsprechend als Gwint.. Als auf er E3 2016 dann aber „Gwent“ angekündigt wurde, war ich zunächst ein wenig verwirrt. Aber der Hintergrund der „Namensänderung“ ist natürlich recht naheliegend; Im englischen wurde aus Gwint eben Gwent und entsprechend hat man sich für die eigenständige Version des Spiels für den englischen und eben internationalen Titel entschieden. Trotzdem ein wenig schade, zumindest ich war dem Originaltitel ein wenig mehr zugeneigt, auch wenn es natürlich am Ende keinen Unterschied macht. Ok. Genug Exkurs? In Ordnung!

In The Witcher 3 ist Gwint lediglich ein Minispiel, welches in die gewaltige Rollenspiel-Welt integriert wurde. Dennoch war das Spiel schon damals recht komplex und wurde von vielen Spielern sehr positiv aufgenommen. Hier sieht man im übrigen noch das alte Konzept mit drei Reihen.
Gwent: The Witcher Card Game – Beta
Das als Free-to-Play angelegte Kartenspiel aus dem Witcher-Universum ging zunächst mit der Closed-Beta und später der offenen Beta an den Start und ich war begeistert. Im Grunde hatte man das Spielprinzip aus dem Original Gwint aus The Witcher 3 kaum verändert und aus dem Minispiel eben eine umfangreichere Standalone-Variante geschaffen. So wurden die Kartensätze der jeweiligen Fraktionen erweitert, neue Spezialfähigkeiten hinzugefügt und an einigen Details gefeilt. Aber alles in allem blieb man den Wurzeln treu, auch wenn schon zu Beginn klar war, dass man für die finale Umsetzung noch ein wenig experimentieren wollte.
Release & Homecoming-Update
Mit dem „Homecoming-Update“ wurde Gwent dann aus der Beta-Phase gehoben und feierte im Oktober 2018 sein Release. Doch mit besagtem Update wurde das ursprüngliche Gwent-Gameplay massiv geändert. Statt der drei Reihen pro Seite, standen plötzlich nur noch jeweils zwei Reihen zur Verfügung. Auch der Deckaufbau, Kartentypen, Sonderfähigkeiten, Befehle und so gut wie alle anderen Gameplay-Elemente wurden im großen Stil geändert, was mich doch stark traf. Besonders der Verlust der „drei Reihen“, aber auch die wirklich vielen Änderungen im grundlegenden Spielprinzip, gefielen mir nicht. Da mochte ich das Gameplay in der ca. zweijährigen Beta-Phase sehr viel mehr. Tatsächlich bezieht sich ein Großteil der vorhandenen Kritik genau auf jene großen Änderungen des Homecoming-Updates (Auf GOG 3,5 von 5 Sternen; Stand 08.02.2019). Auch ich empfand diese Änderungen als Rückschritt, die dem Spiel viel vom Charme des in The Witcher 3 vorgestellten Originals nahm.

Mit dem Homecoming-Update wurde Gwent massiv angepasst und geändert. Statt der ursprünglichen drei, sind nun nur noch zwei Reihen verfügbar. Fast alle Gameplay-Mechaniken wurden geändert und angepasst.
Thronebreaker: The Witcher Tales
Interessant war der Umstand, dass man die Single-Player-Inhalte in Gwent, welche in Form einer umfangreichen Kampagne erscheinen sollten, als eigenständiges Spiel veröffentlichte. Statt diese Inhalte also in Gwent selbst zu integrieren, wurde mit Thronebreaker: The Witcher Tales ein eigenes RPG-artiges Standalone veröffentlicht, welches für knapp 26 Euro angeboten wird und eine Story mit ca. 30 Stunden Gameplay verspricht.
Thronebreaker: The Witcher Tales erzählt eine eigene Geschichte im Hexer-Universum. Der Spieler erkundet die Spielwelt, kann darauf Ressourcen sammeln und Entscheidungen treffen. Kämpfe werden dann über das Spielen von Gwent gelöst, wobei neben klassischen Gefechten auch sehr viele Rätsel Anwendung finden. Das ist besonders zu Beginn SEHR gewöhnungsbedürftig und es müssen durchaus Zahlen jongliert werden, um hier zu bestehen. Hier stört mich das „neue“ Gwent-Gameplay im übrigen nicht ganz so stark, da es durch die oft stattfindenden Sonderegeln und spezielle Story-Kämpfe, aber auch die interessante und gut erzählte Handlung ergänzt wird.
Auch ist es großartig, dass wir im Spiel tatsächlich Entscheidung treffen müssen, und diese auch nicht folgenlos bleiben. Thronebreaker hat 20 verschiedene Enden, was den Wiederspielwert bis zu einem bestimmten Punkt stärkt. Ich weiß aktuell zwar noch nicht (erst wenige Stunden Spielzeit), ob mich das tatsächlich zu einem zweiten Spieldurchgang animieren kann, aber so oder so gefällt mir Thronebreaker insgesamt schon jetzt besser als das Free-to-Play Gwent und damit bin ich wohl nicht alleine (Auf GOG 4,3 von 5 Sternen, auf Steam 87% positive Bewertungen; Stand 08.02.2019).

Mit Thronebreaker schafft das ehemals in einem Rollenspiel geborene Gwent nun einen eigenen RPG-Ableger, welcher sich ganz auf eine storylastige Einzelspieler-Erfahrung fokussiert und das Gameplay mit Sonderegeln und Rätseln auflockert.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass das ursprüngliche Gwint eine mehr als spannende Entwicklung hingelegt hat. Als kleiner Bestandteil eines Rollenspiels etablierte sich ein komplexes Sammelkarten-Spiel, welches sogar die Basis für eine eigene RPG-Umsetzung bot. Schon in The Witcher 3 verbrachte ich wirklich gerne Zeit mit Gwint und ahnte bereits, dass dieses Kartenspiel auch als eigenständiges Spiel funktionieren würde. Doch dass man 2018 dann ein eigenes RPG auf Basis von Gwent auf die Beine stellen und mir das auch noch gefallen würde, hätte ich damals wohl kaum gedacht.
Dennoch bin ich dieser Entwicklung nicht abgeneigt. Zwar empfinde ich die Änderungen, welche mit dem Homecoming-Update eingeführt wurde, als gewisse Abwertung des ursprünglichen Spiels, jedoch konnte man mit Thronebreaker wieder Boden gut machen. Denn während ich diese Änderungen auf der einen Seite bemängele, gefällt mir die Aufmachung von Gwent im Rahmen von Thronebreaker: The Witcher Tales ziemlich gut, in welchem auf Basis eines Kartenspiels ein storylastiges RPG geboten wird, welches das ursprüngliche Gameplay um zahlreiche Faktoren erweitert. Und möchte ich das ursprüngliche Gwint mal wieder genießen, hält mich nichts davon ab, The Witcher 3 anzuwerfen.