Ich liebe Spieler gegen Spieler Action, aber auf dem Smartphone funktioniert das nicht.
Ich bin ein Freund klassischer Browsergames wie Die Stämme oder auch Supremacy 1914, wobei ich, wie die genannten Titel erahnen lassen, eher PVP-lastige Titel bevorzuge. Doch auch sonst habe ich immer mal gerne das eine oder andere Browsergame oder Browser orientierte MMO gespielt und dabei auch gerne meine Zeit investiert. Wie ich schon vor einiger Zeit in meinem Beitrag „Zeitfresser und Snacks“ aufgezeigt hatte, können Browsergames, oder eben MMOs wie EVE Online, durchaus extrem Zeitintensiv daherkommen. Besonders PVP orientierte Spiele liegen dabei ganz weit vorne, weil Ihr „Spieler gegen Spieler“ Gameplay dazu auffordert, möglichst viel Zeit aktiv online zu spielen, um gegen seine Gegner bestehen zu können. Das ist tatsächlich auch eines der großen Probleme dieser Spiele, denn wer nicht den ganzen Tag Zeit für das Spiel hat, wird besonders im Endgame solcher Titel schnell abgehängt und vernichtet. Daher komme ich zurzeit neben dem Studium nicht wirklich dazu, mich auf solche Spiele einzulassen, obwohl ich ihr extrem kommunikatives und Team-orientiertes Gameplay liebe. Wer selbst schon mal an diplomatischen Verhandlungen in EVE Online oder Stronghold Kingdoms teilgenommen hat, weiß wohl, was ich damit meine. Einige der Vertreter dieses Genre bieten „Speed-Rounds“, in welchen man viel schnelleres Gameplay geboten bekommt – Die Idee: Die typischen Wartezeiten eines Browsergames, um zum Beispiel ein Gebäude zu bauen, werden massiv reduziert, Truppen bewegen sich schneller und schon nach wenigen Wochen wird ein Sieger ermittelt. Supremacy 1914 bietet da sehr schöne Optionen, die ich vor einigen Jahren mit großem Spaß genutzt habe und letztlich mit Österreich-Ungarn die zweitstärkste Macht in meiner Runde wurde.
Smartphone als ungeeignete Plattform
Ein logischer Schritt, um solche Zeitfresser auch langfristig an den Mann bringen zu können, sind Versionen für Smartphones. Die „always on“ Mentalität, die mehr und mehr unsere Gesellschaft durchdringt und uns immer und überall erreichbar macht (was man durchaus kritisch betrachten sollte), passt in der Theorie fast schon perfekt zu diesen Spielen. Doch tatsächlich haben sich viele der großen Anbieter sehr schwer getan, überhaupt auf den Smartphone Markt zu kommen. Meist wurde nur recht grobe Versionen für mobile Geräte zur Verfügung gestellt, die das Spiele auf diesen Geräten zwar erleichtern, aber wohl niemand auf die Idee kommen würde, diese Spiele nun komplett auf dem Smartphone zu spielen. Viele der klassischen Browsergames stehen auch in einer ganz anderen Tradition und funktionieren anders, als die Spiele, die wir in den App-Stores finden. Wenn wir zum Beispiel Casinos online spielen wollen, funktioniert dies auf modernen Applikationen fürs Smartphone recht gut, weil die spielerischen Mechaniken so einfach gehalten sind, dass eine Umsetzung für mobile Geräte aufgeht. Titel wie Clash of Clans vermitteln nach außen ein ähnliches Bild in Sachen Gameplay und Aufbau wie klassische PVP MMOs, tatsächlich haben diese aber wenig mit den „Klassikern“ wie Die Stämme gemein. Das ist aber auch kaum verwunderlich: Die Zielgruppe ist auf Basis des Endgeräts, also dem Smartphone, auf jüngere Konsumenten eingestellt, was Optik und Gameplay massiv beeinflusst. PVP Browsergames haben sich besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie extrem fordernd daherkamen und man bei einer Niederlage meist alles verlor, was man sich aufgebaut hatte. Dieses Modell ist aber für jüngere Spieler wenig interessant, da es sie eher abschreckt, alles verlieren zu können. Daher ist Titeln wie Clash of Clans deutlich „Schärfe“ entzogen wurden. Man kann zwar immer noch andere Spiele angreifen, wischt sie damit aber nicht mehr von der Bildfläche, sondern plündert im optimalen Fall einige Vorräte. Der Spieler soll auf keinen Fall abgeschreckt werden. Damit verlieren diese Spiele aber auch die Komplexität der älteren Vertreter aus dem Browser, wenn wir Punkte wie Diplomatie oder Spiel-Interne Kommunikation betrachten. Weiterhin wurden Mikrotransaktionen in neuen Titeln massiv ausgebaut, was die Pay to Win Problematik verstärkt.
Doch nicht allein die Zielgruppe wird durch das Endgerät Smartphone beeinflusst, auch die technische Umsetzung des Gameplays in Bezug auf die Eingabegeräte ist deutlich differenziert. Damals hat man MMOs im Browser gespielt, musste meist keinerlei Daten herunterladen und konnte direkt loslegen. Doch Dienste wie TS als Ergänzung waren fast schon Pflicht, man wollte sich ja koordiniert absprechen, musste Verhandlungen führen und wenn man als Stamm oder Clan organisiert war, gehörte ein TeamSpeak Server eben dazu. Weiterhin konnten mit der Maus ganz gezielt feine „Operationen“ durchgeführt werden, die auf dem PC-Bildschirm dann gut wiedergegeben wurde. Auf dem Smartphone steuert man über den Touchscreen, der zeitgleich auch das „Wiedergabe“ Medium ist. Der Faktor der geringen Größe wird also noch dadurch verstärkt, dass wir durch die Eingabe mit den Fingern, weitere Details verdecken – Die Konsequenz: Man muss eine sehr einfach zu bedienende Benutzeroberfläche schaffen, welche mit großen Icons arbeitet und gleichzeitig nicht zu komplex sein darf, damit man sich nicht „dumm und dämlich“ tippt. Koppelt man das mit der kinderfreundlichen Optik eines Clash of Clans, ist das Spiel für mich gänzlich uninteressant geworden. Titel speziell fürs Smartphone haben kein echtes PVP, weniger komplexes Gameplay, mehr Mikrotransaktionen und letztlich eine für mich uninteressante Benutzeroberfläche. Und für das Smartphone optimierte Spiele, lassen sich in meinen Augen nicht gut auf dem mobilen Geräten spielen. Daher spiele ich PVP MMOs lieber auf dem PC, als auf meinem Smartphone und werde das wohl auch nicht ändern.
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