Frostpunk – Szenarien und Endlosmodus – Review

Frostpunk erhielt nach Release noch zusätzliche Inhalte, doch ist dieser Content gelungen?

Eines meiner liebsten Spiele der letzten Zeit war eindeutig Frostpunk der 11 bit studios, welches bereits im Sommer 2018 erschien und entsprechend eine Review von mir erhielt. Damals bemängelte ich, trotz meiner generellen Begeisterung für das Survival-Aufbau-Spiel, vor allem den geringen Umfang und das Ausbleiben von Langzeitmotivation für das Spiel, sobald man einen Durchlauf erfolgreich abschließen konnte. Schon zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass der Entwickler einiges an Material kostenlos nachreichen wollte, was die 11 bit studios in den letzten Monaten auch taten. Zunächst wurden Szenarien, im November 2018 dann auch der heiß ersehnte Endlosmodus nachgeliefert und wie versprochen, möchte ich nun erneut einen kurzen Blick auf Frostpunk werfen und das Fazit meiner ersten Review ergänzen!

Dieser Beitrag kann also als Ergänzung zur eigentlichen Frostpunk-Review von mir gesehen bzw. gelesen werden und beschränkt sich lediglich auf die zusätzlich implementierten Inhalte. Also, was taugen denn Szenarien und der Endlosmodus eigentlich und kann das den guten Eindruck von Frostpunk nochmals verbessern?

Die Szenarien als tolle Ergänzung

Zunächst einmal eine einfache Antwort auf eine einfache Frage: Ergänzen die „neuen“ Inhalte Frostpunk positiv? JA! Definitiv. Durch die zusätzlichen Inhalte wird das gelungene Grundgerüst insofern erweitert, als dass endlich mehr spielerische Variation vorhanden ist. Insgesamt stehen uns, neben der ursprünglichen Hauptgeschichte, drei Szenarien zur Auswahl, in welchen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, die jeweils andere Herangehensweisen fordern und sich so angenehm vom klassischen Spiel abheben.

Drei neue Szenarien

Im Szenario „Die Archen“ sind wir mit der Erhaltung von Samen- und Pflanzenproben betraut und müssen dieses Saatgut, welches für die Welt einen unschätzbaren Wert besitzt, vor dem ewigen Winter schützen. Dabei müssen wir besonders auf die Automatone vertrauen.

Die Flüchtlinge“ setzt den Fokus auf einen schwer zu kontrollierenden Zustrom an Flüchtlingen, welche Schutz in unserer Wärme versprechenden Kolonie suchen. Hier geht es auch darum, ob man jeden Schutzsuchenden überhaupt aufnehmen kann, ohne die Stabilität der gesamten Siedlung zu erschüttern.

Der Fall von Winterheim“ bietet eine besonders interessante Ausgangssituation. In diesem Szenario werden wir mit einer Kolonie konfrontiert, die erst kürzlich ihren Anführer stürzte, da dieser die Fehlfunktionen des wärmenden Generators zu lange ignorierte. Jedoch ließ sich der ehemalige Anführer nicht ohne Widerstand entmachten. Nach heftigen Kämpfen liegt die halbe Stadt in Trümmern und die Hoffnung scheint zu schwinden. Wir müssen die Trümmer beseitigen, die Situation in der Stadt stabilisieren und letztlich versuchen, eine Lösung für den fehlerhaften Generator zu finden.

Frostpunk - Der Fall von Winterheim

Beim „Der Fall von Winterheim“ beginnen wir das Spiel kurz nach einem Machtwechsel. Große Teile der Stadt sind zerstört, die Hoffnung der Menschen droht gänzlich zu schwinden. Schnell müssen wir die Trümmer beseitigen und die Siedlung wieder auf Kurs bringen.

Natürlich wird in den Szenarien keine gänzlich neue Spielerfahrung geboten, das Bekannte jedoch in einen neuen Rahmen gehievt, was gut funktioniert und den Inhalt des Spiels angenehm erweitert. Allein die Tatsache, dass wir nun mit unterschiedlichen Karten und Ausgangsbedingungen konfrontiert werden, ist eine Menge wert.

Der Endlosmodus als Krönung

Doch kommen wir nun zur, in meinen Augen, größten Ergänzung für Frostpunk; der Endlosmodus. Oder sollte ich besser von Modi sprechen? Tatsächlich haben wir auch hier die Wahl zwischen zwei grundsätzlichen Schwierigkeitsstufen.

Die zwei Schwierigkeitsmodi

Bei „Durchhalten“ werden wir mit knappen Ressourcen, bitterer Kälte und häufig auftretenden Kälte-Stürmen konfrontiert, welche jede Spielminute zu einem bitteren Kampf ums Überleben machen. Und das ist nicht nur so dahingesagt. In meiner ursprünglichen Review schrieb ich davon, dass man mit dem nötigen Wissen um die Mechaniken des Spiels recht unproblematisch durch die Apokalypse „spazieren“ könnte. Nun. Beim „Durchhalten“-Modus habe ich mir die Zähne ausgebissen und schon die ersten Tage im Spiel sind eine wirkliche Herausforderung. Besonders die schweren Eis-Stürme bereiteten mir einige Probleme und spätestens nach dem dritten Sturm fliegt mir die Kolonie um die Ohren und ich stehe vor den Trümmern meiner Siedlung. Sicherlich wird es genug Spieler geben, die auch damit keine großen Probleme haben, aber für mich ist der hier geforderte Schwierigkeitsgrad in jedem Falle ausreichend und es gelang mir auch nach mehreren Anläufen nicht, eine stabile Kolonie aufzubauen.

Und damit solche Warmduscher wie ich auch was vom endlos Gameplay haben, gibt es noch den den Modus „Sorgenfrei“. Diese Variante bietet deutlich mehr Ressourcen, mildes Wetter und nur kurze Schneestürme, was uns ein recht entspanntes Aufbauen der Siedlung ermöglicht. Zwar muss auch hier ein wenig weitsichtig gebaut und gewirtschaftet werden, aber wer bereits die Hauptgeschichte erfolgreich durchgespielt hat, wird hier keinerlei Probleme haben. Hier errichtete ich eine gewaltige Siedlung und kam an die Grenzen des Endlosmodus, denn irgendwann sind die Ränder des Kraters erreicht, alle Technologien erforscht und jeder Arbeitsplatz von einem Seelenlosen Automaton besetzt. Für entspanntes und eben „sorgenfreies“ Bauen in der eisigen Apokalypse genau der richtige Modus und eine gute Ergänzung zum „Durchhalten“, wobei auf letzteren eindeutig der eigentlich Fokus liegt, da dieser mit seiner Herausforderung für die eigentliche Langzeitmotivation sorgt.

Frostpunk - Große Kolonie im Endlosmodus

Im „Sorgenfrei“ Modus lässt es sich entspannt siedeln, was einem nach einigen Stunden auch die Grenzen des Endlosmodus aufzeigt. Alles ist erforscht, alle Vorräte gelagert, alle Bewohner zufrieden. Bei „Durchhalten“ sind solche Bedingungen (für mich) undenkbar und nicht zu schaffen.

Kartenwahl

Für weitere Abwechslung, und das erachte ich für besonders wichtig, sorgt die Wahl der Karte. Zwischen vier verschiedenen Karten können wir zu Beginn eines neuen Endlos-Spiels wählen. Diese Karten unterscheiden sich deutlich voneinander und erfordern, ähnlich wie die Szenarien, unterschiedliche Herangehensweisen. Auf der Karte „Felsen“ behindern zum Beispiel einige zerklüftete Felsen unsere Stadtplanung, während wie in „Schlucht“ mit einer massiven Platzbegrenzung umgehen müssen, da uns die Felswände stark eingrenzen. Auf der Karte „Ebene“ haben wir ein sehr großes Stadtgebiet, müssen jedoch bedenken, dass die Ressourcen auf dieser Karte zum Teil weit entfernt sein können, was besonders Anfangs ein echtes Problem darstellen kann. Mit „Krater“ wird zuletzt noch eine Karte geboten, die am ehesten der Karte aus der Hauptgeschichte „Ein neues Zuhause“ entspricht.

Frostpunk - Map Die Schlucht

Die verschiedenen Karten bieten besonders viel Wiederspielwert, weil sie einer der wenigen Faktoren sind, die sich tatsächlich stark verändern. Gerne hätte ich hier noch ein paar mehr Karten gesehen, ähnlich wie mich einige zusätzliche Szenearien, vllt. auch mit noch deutlicheren Sonderbedingungen, gefreut hätten.

Sonstiges

Ansonsten bietet der Endlosmodus noch ein neues Gebäude; Das Archiv. Im Archiv können mit der Zeit Artefakte, so genannte Mementos, gelagert werden, welche unsere Expeditionstrupps in der Eiswüste finden können. Diese geben Aufschluss über die Welt von Frostpunk, was ich als nette Kleinigkeit erachte. Weiterhin wurden einige Dekorationsmöglichkeiten dem Spiel hinzugefügt; So können wir in unserer Stadt nun Laternen aufstellen oder Marktplätze errichten, auf welchem sich die Bewohner versammeln können. Ebenfalls nette Ergänzungen, die jedoch keinen wirklichen Einfluss auf das eigentliche Gameplay haben.

Frei wählbarer Schwierigkeitsgrad

Weiterhin ist es großartig, dass wir den Schwierigkeitsgrad in den Szenarien wie dem Endlosmodus frei anpassen und dabei sogar recht umfassende Feineinstellungen vornehmen können. Neben der generellen Schwierigkeit können Faktoren wie „Bedürfnisse der Einwohner“, „Wirtschaft“, „Wetter“ und „Gesinnung der Gesellschaft“ ganz individuell angepasst werden, was ich durchaus zu schätzen weiß. Wer dann noch eine echte Herausforderung sucht, kann den „Überlebensmodus“ aktivieren, bei welchem das Spiel nicht aktiv pausiert oder gespeichert werden kann und die generelle Herausforderung nochmals spürbar angehoben wird. Ich muss gestehen, für mich ist das nichts, aber ich kenne genug Leute, die auf solche Schwierigkeitsgrade schwören und ihren Spaß mit solcher Tortur haben.

Frostpunk - Schwierigkeitsgrad einstellen

Wir können selbst bestimmen, wie schwer wir uns die Apokalypse machen wollen. Damit kann man sich bei Bedarf langsam an die schwierigeren Stufen herantasten und hat nicht zu viel Stress beim spielen.

Fazit

Damit will ich nun zu einem zweiten Fazit kommen und so meine ursprüngliche Review ergänzen; Frostpunk profitiert ganz erheblich von den zusätzlichen Szenarien und ganz besonders vom Endlosmodus. Endlich wird auch nach dem Abschließen der Hauptgeschichte ordentlich Inhalt geboten, welcher den Wiederspielwert und die Langzeitmotivation steigert. Durch die freie Wahl der Schwierigkeitsmodi kann man sich als Spieler zudem selbst Stück für Stück an die maximale (und für mich aktuell nicht zu bewältigende) Schwierigkeitsstufe herantasten.

Dennoch bleibt ein Grundproblem erhalten; die spielerischen Möglichkeiten sind nach den ersten erfolgreichen Durchläufen einfach erschöpft. Dadurch setzt, trotz des durchaus fordernden Endlosmodus oder unterschiedlicher Szenarien, schnell Ernüchterung ein. Wir werden mit immer den gleichen Problemen konfrontiert, die im Grunde immer auf die gleiche Weise gelöst werden. Das ist vor allem dem Setting geschuldet, welches zwar durch seine zunächst dichte Atmosphäre hervorsticht, aber letztlich die spielerischen Möglichkeiten beschränkt. Für mich trotzdem auch heute noch ein tolles Survival-Aufbau-Spiel, welches sich jedoch früher oder später abnutzt. Ich habe nach gut 40 Stunden alles gesehen gehabt und auch der höllisch schwere Survival-Modus konnte mich nicht mehr motivieren.

Frostpunk - Das Archiv und die Mementos

Die im Archiv gelagerten Mementos geben Aufschluss über die Welt von Frostpunk. Die Idee finde ich großartig, auch wenn ich die Umsetzung mehr mit dem Gameplay verknüpft hätte. So ist es eine nette Sache, die jedoch kaum Einfluss auf das Spiel selbst nimmt.

Der reguläre Preis von 29,99 Euro auf Steam bzw. 34 US-Dollar auf GOG (aktuell mit 33% Rabatt auf GOG; Stand 24.01.19) erachte ich trotz der neuen Inhalte als etwas zu teuer. Wie in meiner ersten Review würde ich den Preis eher bei 20 Euro ansetzen, was auch die letzten Sales gut widerspiegelten, in welchen 33% Rabatt gegeben wurde. Ich würde empfehlen, mindestens auf einen solchen Rabatt zu warten, dann erhält man ein grandioses Survival-Aufbau-Spiel im frostigen und unverbrauchten Setting zu einem guten Preis, welches Dank verschiedener Szenarien und dem Endlosmodus einige Zeit zu unterhalten weiß, auch wenn es sich hier um kein Evergreen wie Anno oder Age of Empires handelt.

Johann von Ti
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