Blizzard gegen Bossland

Ein wichtiger Rechtsstreit für die Gaming-Branche und uns als Community.

Für uns als aktive Community und Spieler von Online-Spielen ist der folgend vorgestellte Prozess wirklich wichtig. Immerhin wird hier langsam eine Grauzone angegangen, die Spieler auf der ganzen Welt beschäftigt. Cheater und Hacker sind in fast jedem Online-Titel zu finden und können eine ganze „Spielkultur“ eines Titels zerstören und Community „vergiften“. Egal ob in MOBAs wie League of Legens, MMORPGs wie World of Warcraft, Anbieter-Seiten wie LeoVegas, Shootern wie Counter Strike oder Strategie-Titeln wie Starcraft – User die in Online-Spielen aktiv betrügen, sind ein wirkliches Problem.

Blizzard gegen Bot-Entwickler

Es ist diese endlose Geschichte des Rechtsstreits zwischen Blizzard und dem deutschen Bot-Entwickler Bossland, die schon seit einigen Jahren beständig erzählt wird. Dabei verklagt Entwickler Blizzard die Firma, weil diese Bots für diverse MMORPGs und andere Titel vertreibt, mit deren Hilfe Spieler automatisiert Gold, Gegenstände oder Erfahrungspunkte sammeln können. Davon waren unter anderem eben auch einige Titel von Blizzard betroffen, was den Rechtsstreit letztendlich auslöste. Besonders die Bots für World of Warcraft als auch Diablo III erfreuten sich in diesem Zusammenhang einer besonderen Beliebtheit. Das Verfahren bzw. die Verfahren (neben Deutschland wurden auch in den USA und Großbritannien Klagen von Blizzard eingereicht) laufen nun schon eine ganze Weile und erste Urteile sind gesprochen. So entschied der Bundesgerichtshof, das oberste Gericht Deutschlands auf dem Gebiet der ordentlichen Gerichtsbarkeit, dass der Vertrieb von Bots für Online-Spielen unzulässig ist. Eine detaillierte Begründung des Urteils liegt derweil noch nicht vor, dennoch ist das Urteil für sich genommen tatsächlich ein wichtiger Schritt, um zukünftig besser gegen Anbieter von Cheats vorgehen zu können. Natürlich verbieten eigentlich alle Betreiber von Online-Spielen die Nutzung von Bots oder anderen, externen Programmen um Vorteile im Spiel zu erhalten in ihren AGBs, aber bisher konnte diese Bedingungen nur genutzt werden, um Nutzer solcher Programme vom Spiel auszuschließen, also entsprechende Accounts zu bannen. Bossland gab an,

Klagesumme von 8,5 Millionen US-Dollar

Nun kann aber auch aktiv gegen die Ersteller solcher Programme vorgegangen werden, was Blizzard jetzt mit einer offiziellen Klagesumme auch versucht. Während in Deutschland gerade erst geklärt wurde, dass der Vertrieb von Bots nicht zulässig ist, ist Blizzard vor amerikanischen Gerichten schon weiter – Es geht um konkrete Summen. Ca. 8,5 Millionen US-Dollar will Blizzard nun von Bossland bei einer Verhandlung am 10. August in Kalifornien einfordern. Der Betreiber von Bossland gab an, man habe Blizzard gegenüber offengelegt, für den betreffenden Zeitraum 111.939 Lizenzen für diverse Online Titel verkauft zu haben. Blizzard vermutet nun, dass ca. 36% dieser Lizenzen ihre Spiele (World of Warcraft, Diablo III und Overwatch) betreffen würde. Genaugenommen will man über 42.000 nachweisbare Fälle von „Cheating“ geltend machen. Für jeden dieser Fälle möchte man nun 200 US-Dollar einfordern, was in der Summe die besagten 8,5 Millionen ergibt. Laut dem Betreiber von Bossland ist diese Forderung aber maßlos übertrieben, da über 35.000 Lizenzen „lediglich“ Testlizenzen waren, welche für einen Euro angeboten wurden und einen drei tätigen Testzugang ermöglichten. Die meisten Bots kosten, je nach Angebot, ca. 12 bis 60 Euro, wobei die teuersten Lizenzen für 200 Euro zu haben sind. Die besonders hochwertigen „Angebote“ sollen aber weniger als 100 mal verkauft wurden sein. Neben den 8,5 Millionen Euro kommen noch Anwalts und Gerichtskosten hinzu, welche Blizzard Bossland abringen möchte. Bossland gab gegenüber torrentfreak.com jedoch an, dass man die Zuständigkeit amerikanischer Gerichte in diesem Fall bezweifelt:

Weder haben wir dort Vertragspartner, noch Server stehen, noch Zahlungsanbieter, noch werben wir dort gezielt Kunden. Alles Punkte, die Blizzard in Ihrer Klageeinreichung dem Gericht mitgeteilt haben, was aber in keiner Weise der Wahrheit entspricht.

Tatsächlich wird es sich als schwer erweisen, die Forderung nach den 8,5 Millionen US-Dollar in Deutschland geltend zu machen. Zumindest bisher. Blizzard gibt an, Bossland würde versuchen die ganze Sache auszusitzen und nicht mehr auf Anwälte und Gerichte zu reagieren. Es ist damit unwahrscheinlich, dass Bossland an der Verhandlung in Kalifornien teilnehmen wird.

Zum „Cheaten“ generell

Ich bin generell auch gegen Cheater in Spielen, wobei mir Cheater in aktiven PVP Titeln ein weitaus größerer Dorn im Auge sind, als Farm-Bots in MMORGs. Doch so oder so – Ich kann nicht so wirklich nachvollziehen, warum man in Mehrspieler-Spielen betrügen sollte, egal auf welche Art und Weise. Ein Bot der farmt, ist in meinen Augen kein wirkliches Problem, dennoch verstehe ich nicht, warum man überhaupt Zeit mit einem Spiel verbringt, welches man mit einem automatisierten Programm „spielt“ bzw. spielen lässt. Vielleicht sollte man einfach auf etwas umsteigen, was auch ohne solche Bots genug Spaß bereitet. Was ich aber noch viel weniger verstehen kann, sind Cheater in PVP-Spielen wie Shootern. Was bringt es denn, sich unfaire Vorteile zu verschaffen und dann damit zu siegen? Ich meine, man zerstört das Gameplay und den Spaß der anderen Spieler. Besonders cool sind dann Spieler mit Aim-Bot (am besten in Kombination mit Auto-Shoot), welche sich aktiv nur noch über die Map bewegen und sonst nichts mehr selbst machen. Ich meine man ist dann „besser“ als die anderen, aber doch nur in einer virtuellen Rangliste, die nach der Runde nicht mal mehr Bestand hat. Eine besondere Motivation dürfte einfach der „Troll-Faktor“ von dieser Art von Cheating sein, bei dem man anderen Spielern den Spaß am Spiel verdirbt und sich an deren Reaktionen erfreut. Dass das extrem armselig ist, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen, oder?

Fazit

Mit dem Rechtsstreit zwischen Bossland und Blizzard wird nun eine Grundlage geschaffen, nach welcher man in Zukunft aktiver gegen die Ersteller von Cheats vorgehen könnte. Dabei sollte man aber beachten, dass Bossland eine ziemliche Ausnahme innerhalb dieser Szenen darstellt. Bossland stand Jahrelang für „deutsche Qualitätsware“, welche schwer zu entdeckende Bots vertrieb und diese beständig verbesserte und anpasste. Das ganze wurde also ordentliche Firma aufgezogen, die ganz offiziell Bots anbot und auch aktuell noch anbietet. Viele andere Verbreiter und Ersteller von Hacks, Cheats und Bots arbeiten aber im Verdeckten, verkaufen ihre Programme in geschützten Foren und bleiben weitestgehend Anonym. Diese werden auch weiterhin ihre Programme anbieten, egal was Gerichte noch konkret entscheiden werden. Tatsächlich sollten wir Spieler selbst zu dem Schluss kommen, dass die Nutzung solcher Tools ziemlich sinnlos ist. Entweder, man spielt ein Spiel, weil es einem Spaß macht es zu spielen, oder man sollte es deinstallieren und sich mit etwas beschäftigten, was einem Spaß macht. Aber gut, man darf nicht zu viel erwarten – Gönnt Euch also lieber eine Tasse Tee und genießt den Tag.

Johann von Ti
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