Wirft man einen Blick in die Vergangenheit, so wird man feststellen, dass Poker lange Zeit einen eher bescheidenen Ruf als Glücksspiel genoss und vor allem mit zwielichtigen Gestalten sowie Betrügereien in Verbindung gebracht wurde. Die frühsten Formen des Poker-Spiels stammen aus Europa: Das deutsche „Poch“ oder das französische „Poque“ sind als die „Urformen“ des Poker-Spiels anzusehen. Dabei handelt es sich um ein recht altes Kartenspiel, welches bereits im 15. Jahrhundert existierte.
Entstehungsphase in den USA
Anfang des 19. Jahrhunderts brachten französische Siedler das Spiel dann nach New Orleans, wo es sich besonders über die Dampfschiffe auf dem Mississippi im Osten der Vereinigten Staaten verbreitete. Im Rahmen des kalifornischen Goldrauschs erreichte das Spiel dann auch den Westen der USA und konnte sich schließlich im gesamten Land verbreiten. Poch bzw. Poque leiten sich von „pochen“ ab, was im englischen „to poke“ heißt, woraus sich wiederum der Name „Poker“ entwickelte. Der schlechte Ruf entstand in dieser Entstehungsphase, als besonders „Berufsspieler“ und Trickbetrüger das Kartenspiel verbreiteten und Amateure um ihre Einsätze brachten. Zu dieser Zeit wurde auch vor diesen Spielen gewarnt, da Siedler so um ihren ganzen Besitz gebracht werden würden. Die Tatsache, dass sich das Spiel dann vor allem in der rauen Gesellschaft von Goldsuchern, später unter den Soldaten des Sezessionskrieges verbreitete, wird dem Ruf des Spiels wenig zuträglich gewesen sein.
Der Popularitätsanstieg des Poker-Spiels
Nachdem das Spiel in den Vereinigten Staaten verbreitet war, entwickelten sich unterschiedliche Formen und Varianten, wobei einige auch heute noch gespielt werden. Poker wurde dabei in freundschaftlicher Runde, oder auf Turnieren gespielt. Eine wichtige Rolle für einen Beliebtheitsanstieg vom Poker nahm die World Series of Poker (WSOP) ein, welche sich Anfang der 1970er Jahre etablierte und den Wettbewerbsgedanken des Pokerspiels betonte. Ein wirklicher Boom wurde dann im Rahmen der WSOP 2003 ausgelöst, als der Amateurspieler Chris Moneymaker das Turnier gewann. Durch Onlinepoker wurde dieser Popularitätsanstieg noch weiter begünstigt, sodass in kurzer Zeit ein starkes Wachstum des gesamten Marktes verzeichnet werden konnte. Auch in Europa konnte Poker ein starkes Beliebtheitswachstum verzeichnen. Viele neue Spieler begannen gezielt über Online Poker Software zu spielen, was durch massive Werbemaßnahmen weiter begünstigt wurde. Auch gab es einen starken Anstieg bei den Teilnehmerzahlen der Turniere. Durch die gestiegene Popularität wurde Poker auch für den Mainstream interessanter. Im Fernsehen wurden Turniere übertragen, Serien und Filme griffen gesellige Poker-Runden unter Freunden auf und Firmen begannen komplette Poker-Sets auf den Markt zu bringen, um den Einstieg zu erleichtern.
Wie Poker gespielt wird
Homegames: Wie schon gesagt, wird Poker gerne im freundschaftlichen Kreis zelebriert. Dies wird allgemein als „Homegame“ bezeichnet und ist vor allem in den USA weit verbreitet. Durch den Poker-Boom ist das Spielen mit Freunden und Kollegen aber auch in Deutschland angekommen. In diesen privaten Runden kann um Geld gespielt werden, jedoch sind die Beträge oft deutlich niedriger, als zum Beispiel in Casinos. Auch die Spielvarianten unterscheiden sich, zumal oft Sonderregeln Verwendung finden. Besonders Texas Hold’em ist hier mittlerweile eine der beliebtesten Pokervarianten.
Casinos: Casinos sind die wichtigsten Veranstalter von Poker-Turnieren und seit dem Poker-Boom bieten auch immer mehr Spielbanken Poker als Spielvariante an. In Deutschland sind Spielbanken die einzigen legalen Anbieter von Poker-Spielen um Geld. Finanziert wird das Angebot dadurch, dass das „Haus“ sich immer einen Anteil am Pot zuschreibt, oder in regelmäßigen Abständen Geld von den teilnehmenden Spielern einsammelt. In einigen Bundesstaaten der USA haben sich auch öffentliche Poker-Räume etabliert, welche anders als Casinos nur Poker-Spiele als Glücksspiel anbieten und keine Glücksspiellizenz besitzen.
Onlinepoker: Onlinepoker ermöglicht einen sehr leichten Zugang zum Poker-Spiel. Oft werden von den Anbietern auch Räume bereitgestellt, welche das Spiel ohne echte Geldeinsätze ermöglichen, sodass Spieler erste Erfahrungen sammeln können. Für professionelle Pokerspieler ist es zudem attraktiv, zugleich an mehreren Tischen zu spielen, um so den Gewinn pro Stunde zu maximieren. Einige Anbieter gehen aktiv gegen diese Praxis vor und beschränken zum Beispiel an Anzahl aktiver Sitzungen.
Zwar spielt man auch beim Onlinepoker gegen echte Menschen, jedoch fallen wichtige Aspekte des Poker-Spiels hier weg. So können Verhalten und Mimik der Mitspieler nicht mehr analysiert werden, was für viele den eigentlichen Reiz des Poker-Spiels ausmacht. Auch kursieren im Internet zahlreiche Anbieter für spezielle Analyse-Programme, welche den Verlauf des Spiels verfolgen und gezielt die Wahrscheinlichkeiten berechnen. Viele Poker-Seiten verbieten die Verwendung solcher Hilfsmittel.
Letztlich ist die rechtliche Lage von Onlinepoker schwer zu fassen. In Deutschland ist das Anbieten, aber auch die Teilnahme an nicht genehmigten Glücksspiel strafbar. Der Glücksspielstaatsvertrag verbietet jegliche Formen des Online-Glücksspiels, weshalb es für Deutschland eigentlich keine legalen Anbieter gibt. Die Anbieter beharren währenddessen auf Lizenzen anderer EU-Staaten, um ihr Angebot auch hier anzubieten.
Mit einem Trick umgehen die Anbieter in Deutschland dann auch das Werbeverbot, in dem sie eigene Seiten aufziehen, welche kein spielen mit Echtgeld ermöglichen. Diese Seiten sollen die Nutzer dann auf die eigentlichen Seiten locken, auf denen dann mit Echtgeld gespielt werden kann. Auch verwenden die Anbieter oft aggressives Marketing, welches den Eindruck vermittelt, dass sich mit Poker schnell und einfach Gewinne erzielen lassen.
Gefahren des Poker-Spiels
Als Glücksspiel mit der Möglichkeit des Geldeinsatzes birgt auch Poker Abhängigkeitsrisiken. Durch massive Werbung wird vielen Spielern zudem suggeriert, dass hier leicht und schnell Geld gewonnen werden könnte. Auch bieten vor allem Online-Anbieter zunächst die Möglichkeit, mit geringen Einsätzen zu spielen, um Spieler anzulocken. Online entfällt weiterhin die „soziale Kontrolle“ durch Mitspieler oder das Personal des Casinos, die bei auffälliger Spielweise eingreifen würden. Für das Online-Pokern fehlt letztlich der rechtliche Rahmen, sodass sich Spieler beständig in einer rechtlichen Grauzone bewegen.
Fazit
Es kann festgehalten werden, dass das Poker-Spiel eine interessante Entwicklung hinter sich hat und mittlerweile gesellschaftlich weitestgehend etabliert zu sein scheint. Besonders in der Populär-Kultur konnte sich das Kartenspiel eine gewisse Präsenz erkämpfen. Ich für meinen Teil sehe Poker vor allem im Rahmen der Homegames, wo es einen Platz neben Spielen wie Skat oder Rommé einnimmt. Mit Freunden in geselliger Runde, mit Bier und vielleicht sogar Zigarren, wenn man Klischee vollends bedienen will, lassen sich so ganze Abende prächtig füllen.
Ansonsten überlasse ich professionelles Poker-Spielen dann doch anderen, wobei die weltbesten Poker-Spieler recht interessante Charaktere sind (hier seien mal Fedor Holz als auch Koray Aldemir als deutsche Spieler genannt). Sicher ist aber, dass man über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen muss, um tatsächlich als professioneller Poker-Spieler agieren zu können.
Online-Poker bietet zwar einen sehr leichten Zugang zum Poker-Spiel und bietet mit den Spielgeld-Varianten sogar „kostenlose“ Möglichkeiten, jedoch ist die rechtliche Situation in Deutschland bedenklich und auch die Suchtgefahr ist hier deutlich höher, als bei den „klassischen“ Varianten.
Titelbild: His Station and Four Aces (1903), von Cassius Marcellus Coolidge
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