eSport – Echter Sport?

Diskussionen kommen immer auf: Dürfen Gamer Sportler sein? Ich denke ja und kläre in diesem Beitrag auf!

Immer wieder flammen in der letzten Zeit Diskussionen auf, in welchem im Zusammenhang mit dem wachsenden eSport Sektor auch über die Bedeutung der professionellen Gamer gestritten wird. Können wir den eSport als echten Sport ansehen und deren Akteure als Sportler? Während viele das schnell mit ihrem Bauchgefühl entscheiden und entweder dafür oder eben dagegen sind, werden auch immer wieder verschiedenste Wissenschaftler mit der Frage betraut, die dann ebenso unterschiedlichste Ergebnisse zutage bringen. Doch was denn nun? Ist eSport echter Sport und Mitglieder der professionellen Teams eben echte Sportler?

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Die strukturellen Grundlagen

In manchen Ländern wie Korea aber auch Amerika können einigen eSportler schon sehr gut mit ihrem Beruf über die Runden kommen. Natürlich betrifft dies nur einen sehr geringen Anteil der Spitzenspieler, aber das ist bei anderen Sportarten nicht anders, nicht überall können solche Summen wie im Fußball fließen, was auch besser ist. In meinen Augen sollte niemand so unverhältnismäßig viel Geld erhalten, egal welche Tätigkeit er ausübt. Aber egal, machen wir mal weiter. Es gibt Ligen, Turniere und große Events – Teams treten gegeneinander an und füllen damit durchaus große Hallen. Titel wie League of Legends oder Counter-Strike: Global Offensive sind für diese Entwicklung tragend und machen den größten Anteil aus. Doch eSport existiert schon länger – Blizzards Starcraft oder auch Warcraft 3 haben schon vor Jahren Hallen gefüllt – Doch die Markt wächst und langsam merkt man das auch bei uns. Diverse Fernsehsender übertragen ab und an eSport Events (zum Beispiel zeigt ProSieben MAXX erstmals E-Sport ab 1. Juni 2016 in regelmäßigen Abständen) und Schalke will eSport Events in der Veltins Arena veranstalten. Und auch sonst ist die Szene schon recht weit – Große Sponsoren sind längst aufgesprungen und die Teams zuweilen sehr professionell organisiert. Damit kann man sagen: Die Grundvoraussetzungen, um als echter Sport zu funktionieren, sind gegeben.

eSport - ESL ONE - GG - Counter Strike Event

Die Definition von Sport

Doch geht das? Darf etwas Sport sein, was nichts mir Bewegung und körperlicher Leistung zu tun hat? Oft fällt das Argument, dass eSport genau deswegen kein Sport sein könnte – Immerhin wäre es ja so nichts wirklich besonders, so etwas auszuüben. Doch warum sind dann Sportarten wie Schießen, Darts oder Schach Sport? Wobei auch Schach das Leben schwer gemacht wird, weil die eigenmotorische Aktivität des Sportlers als enorm wichtiges Kriterium gesehen wird. Doch wie viel größer diese beim Werfen eines Darts ist, soll mir mal jemand erklären. Bogenschießen, Gewichte heben – Alles „echter“ Sport und trotzdem sehe ich hier nicht die enormen Unterschiede, die es dem eSport verwehren sollten, akzeptiert zu werden. Dabei muss man es doch so sehen: Ein professioneller Golfer, Bogenschütze und so weiter muss sehr viel trainieren, passt meist seine Ernährung an und nimmt an Meisterschaften und Turnieren teil. Doch genau das macht ein eSportler auch – Ohne beständiges Training, ist nichts zu gewinnen, so wird auch das Leben der professionellen Gamer maßgeblich beeinflusst. Der Unterschied liegt lediglich in der Akzeptanz der Allgemeinheit und den Geldmitteln, die es dem Sport und den Sportlern erlauben, den Sport als Beruf auszuüben. Sind wir ehrlich, werden die Sportarten am höchsten gehalten, die entweder viel Geld einbringen oder eben viel Prestige versprechen, wo dann wiederum viel Geld im Hintergrund fließt. Warum ist das fahren eines Rennautos Sport und das bedienen eines PCs nicht?

eSport Arena

Leistung als Kriterium

Denn wo heute noch viel Akzeptanz fehlt, vollbringen die Profi Gamer schon echte sportliche Leistungen, die unglaublich sind. Bei Spielern auf großen Turnieren, wo es um hohe Preisgelder geht, wurden Herzfrequenzen von 160 – 180 Schlägen pro Minute aufgezeichnet – Vergleichbar mit einem Lauf eines professionellen Marathonläufers mit Topzeit. Auch spricht der Hormonspiegel der Spieler eine klare Sprache: Cortisol (ein Stresshormon) wird bei diesen in gleichem Maße ausgeschüttet, wie beim zuvor schon erwähnten Rennfahrer. Die Spieler sind also in gleichem Maße angespannt und vollbringen am Rechner sitzend ähnliche Leistungen, nur dass man es eben weniger bei den Personen sieht, als daran, was sie in der digitalen Welt vollbringen. Doch auch die Bedienung von Tastatur und Maus sind in Sachen Motorik Hochleistungsport. 400 Aktionen und Tastatur und Maus in einer Minute? Bei spitzen eSportlern kommen diese Zahlen beständig auf, führen wir uns das vor Augen eine enorme Leistung, denn all diese Klicks sind nicht wahllos, sondern sind direkte und koordinierte Aktionen. Das Hirn vollbringt enorme Leistung, um das Geschehen auf dem Bildschirm mit den zahlreichen Aktionen an Tastatur und Maus zu bestimmen. Hinzukommt: Die Aktionen werden parallel von zwei Händen ausgeübt, noch mehr Arbeit fürs Hirn. Alles muss in Konsens gebracht werden, während extremer Anspannung – Echte Leistung eben und genau diese Leistung ist für mich so entscheidend, um etwas als Sport zu beurteilen. Diese wird nicht allein beim treten eines Balls oder Springen von einer Schanze vollbracht, sondern eben auch wenn man ein Match spielt, wo jeder Punkt entscheidend und jeder Fehler Folgen hat. Es ist dann nicht einfach nur der Spaß – Es ist Können, welches aufeinander trifft. Taktik, Teamplay, Motorik, persönliche Belastungsgrenzen – Die eSportler werden enorm gefordert, vollbringen große Leistungen. Das kann man nicht widerlegen, das sind eben Tatsachen.

eSport - ProGamer Team

Fazit

Und deshalb ist es doch völliger Unsinn, eSport nicht als Sportart anerkennen zu wollen. Das ist in etwa so, als wolle man den Fortschritt der Menschheit im Bereich des Sportes ausblenden, ohne dabei wirkliche Begründungen anzuführen. Denn Leistungen werden wie in jedem anderen Sport auch erbracht, die Strukturen sind für den Sport geeignet und erste hallen füllen sich bereits. Am Ende müssen wir uns aber nicht streiten, denn die Entscheidung, ob etwas sich mit der Zeit als Sport durchsetzt, hängt auch mit der Popularität und Zahl der Anhänger zusammen: Ist etwas erst mal so interessant, dass großes Interesse an Wettkämpfen besteht, ist der Sprung zum echten Sport nicht mehr weit – Und ich denken, wenn wir noch ein paar Jahre warten, dann wird der eSport auch als echter Sport und seine Spieler als Sportler gelten. Zumindest wüsste ich nicht, warum wie gerade hier eine Ausnahme machen müssten, wenn doch andere Sportarten ebenso akzeptiert sind. Sport ist eben durch Leistung definiert, nicht, wie diese erbracht wird. So zumindest meine Meinung.

Johann von Ti
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