Hogwarts Legacy ist eingeschlagen wie eine Bombe und hat alle Erwartungen übertroffen. Millionenfach verkauft und Zuschauerrekorde auf Twitch brechend, hat sich das Spiel im Harry Potter Universum nicht nur behauptet, sondern ist eines der erfolgreichsten Singleplayer-Spiele überhaupt. Und das zurecht! Doch trotzdem will der Funke bei mir nicht überspringen, ich bleibe nicht lange verzaubert – und das ist wirklich extrem schade!
Die schönste Harry Potter Welt jemals
Es hätte alles so perfekt sein können. Hogwarts Legacy präsentiert ein Hogwarts, welches schöner kaum sein könnte! Wie in einem wahr gewordenen Traum wandle ich plötzlich durch die Gänge und Korridore des Zauberer-Schlosses und erkunde sogar die umliegenden Ländereien, die mir ebenfalls ein funkelndes Glitzern in die Augen zaubern. Die Welt von Harry Potter ist wunderschön und Hogwarts Legacy schafft es, das Potenzial voll auszuschöpfen.
An der fantastischen Open-World kann man sich kaum sattsehen, auch wenn ein paar Details weniger schön ausfallen (ich spiele hier besonders auf die Gemälde an, die mich weniger überzeugten). Doch alles in allem wird uns hier das schönste Hogwarts geboten, welches ich jemals in einer Videospiel-Umsetzung gesehen habe. Imposant erheben sich die Gemäuer der Schule für Hexerei und Zauberei, während das umliegende Land nur darauf wartet, von einem jungen Zauberschüler erkundet zu werden.
Ich liebe die Welt, die uns hier präsentiert wird und genieße viele der Details, die man entdecken kann. Doch leider ist es primär die Optik, die mir so sehr gefällt – und das reicht leider nicht. Denn abseits der wunderschönen Spielwelt hat eines der erfolgreichsten Singleplayer-Spiele der letzten Jahre noch einige Defizite, die mir das Eintauchen in die Welt der Zauberei echt vermiesen.
Das macht Hogwarts Legacy schlecht
Nach anfänglicher, fast schon kindlicher Begeisterung für das Spiel, setzte bei mir schleichend ein Gefühl ein, welches ich zunächst nicht recht definieren konnte. Erst mit etlichen Spielstunden konnte ich in Worte fassen, was ich schon nach meinen ersten Schritten im Schloss spürte. Hogwarts Legacy ist ein AAA Open-World-RPG – nach industriellen Maßstäben ein gewaltiges Projekt, welches richtig abliefert – mehr aber auch nicht.
Es fehlt etwas. Für mich ist es die Seele, die in diesem bildgewaltigen Schwergewicht der Spieleindustrie fehlt. Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben und natürlich, wie immer wenn wir über Formen von Kunst sprechen, ein extrem individuelles Empfinden. Dennoch möchte ich euch erklären, was ich in Hogwarts Legacy vermisse und warum ich nur kurz verzaubert wurde.
Schwache Story
Ein Problem für mich ist definitiv die Story und die Art, wie diese erzählt wird. Die Handlung rund um den Aufstand der Kobolde wirkt aufgesetzt und will nicht so recht zum „Schulrahmen“ Hogwarts passen. Statt endlich selbst Schüler in Hogwarts zu sein, beschäftige ich mich mit einem gefährlichen Aufstand. Auch rutscht man nicht in die Handlung hinein, sondern wird von Anfang an direkt hineingeworfen.
Das müsste kein Problem sein, wenn die Story und ihre Protagonisten spannend wären. Aber leider blieb für mich die Spannung aus. Der Oberschurke bleibt oberflächlich und primär einfach nur fies-böse. Überhaupt wirken alle Charaktere und Dialoge in diesem Spiel so unsäglich blass und belanglos, dass es schon fast wehtut.
Keine Konsequenzen
Egal mit wem wir reden: uns bleiben grob zwei Optionen – übertrieben nett oder fies. Relevanz hat unsere Wahl aber nicht, sodass es völlig egal ist, was wir in den langweiligen Dialogen klicken.
Dieses Ausbleiben jeglicher Konsequenz zieht sich durch das gesamte Spiel. Die Wahl des Hauses? Egal, du hast sowieso die gleichen Freunde, die sich auf alle Häuser verteilen. Die Leistung in der Schule? Egal, Hauspunkte werden zwar in Dialogen ab und an genannt, aktiv sammeln können wir aber keine. Kämpfe im Duellierclub? Egal, diese kannst Du so lange folgenlos verlieren, bis Du dann eben gewinnst und so geht es immer weiter.
Egal was wir tun: es ist egal. Unser Fortschritt wird einfach nur im Sammeln von Items und dem Voranschreiten in der Handlung gemessen. Das funktioniert zwar ganz gut – ich „rätsel“ mich also durch das Schloss und die Umgebung und sammel dabei diverse Sammelobjekte und klicke mich munter durch die Story – doch fehlt hier zu viel.
Die Handlung reißt mich nicht mit, die Charaktere wirken völlig blass und bleiben schablonenhaft, die Aufgaben und Rätsel sind zu leicht und die Rollenspielmechaniken wirken aufgesetzt. Was bringt es mir, überall in der Welt Kleidungsstücke mit irgendwelchen Werten zu finden, wenn ich davon, besonders anfangs, nur extrem wenig im Inventar haben darf?
Statt also beim Erkunden der Welt mit allerlei Loot belohnt zu werden, muss ich ständig zum Händler rennen, um Umhänge, Hüte und Brillen zu verhökern… oder vernichte die Gegenstände, damit wieder Platz ist. Überhaupt wirkt das ganze System rund um die „Ausrüstung“ mit ihren Werten so aufgesetzt, dass ich vermute, dass es nachträglich integriert wurde. Und neben der eher schwachen Haupthandlung bleibt mir nicht mehr, als die wirklich vollgestopfte Welt abzusammeln – Ubisoft wäre stolz.
Kaum Bezug zur Spielwelt
Und während ich mich also durch die zauberhafte Welt schlage, um irgendwelche Bücher, entlaufende Zauberwesen, verlorene Murmeln oder besondere Zutaten zu sammeln, baue ich keinen echten Bezug zu dieser fantastischen Welt auf. Mir fehlen echte Freundschaften, gehaltvolle Dialoge, das Ringen um den Hauspokal und Konsequenzen meiner Handlungen. Obendrein ist alles auch noch zu leicht, sodass das ganze System rund um Geld und Ausrüstung schnell obsolet wird – schade.
Keine grandiose Musik
Mein letzter Kritikpunk geht auf die Ohren: die Soundkulisse will einfach nicht an die optische Pracht anknüpfen. Stattdessen hört man recht belangloses Gedudel, manchmal gar nichts oder typische Kampfmusik, der man gefühlt schon in 30 anderen Rollenspielen lauschen durfte. Wie entscheidend aber Musik für die Stimmung und das Spielgefühl ist, darf niemals unterschätzt werden. Mit der falschen musikalischen Untermalung kann die schönste Welt niemals wirklich glänzen.
Für mich extrem schade, gerade weil die alten Videospiel-Umsetzungen immer grandiose Soundtracks boten, die von Jeremy Soule komponiert wurden. Und diese Soundtracks sind verdammt gut. So gut, dass ich sie auch heute noch gerne höre und jetzt eben auch wieder in Hogwarts Legacy anmache, um wenigstens etwas musikalische Magie in die Welt zu verpflanzen.
Fazit – ein gutes Produkt, kein gutes Videospiel
Hogwarts Legacy überzeugt vor allem durch sein Setting, welches als absolutes Zugpferd dieses „Produkt“ voran zieht. Und das beschreibt es auch ganz gut: Hogwarts Legacy ist ein handwerkliches starkes AAA-Produkt, aber kein starkes Open-World-Rollenspiel. Es bietet neben Sammelaufgaben zu wenig, um spielerisch wirklich fesseln zu können. Abseits der schwachen Haupthandlung gibt es fast nichts gehaltvolles oder forderndes zu tun. Enttäuschend.
Die Welt ist vollgestopft mit Referenzen und grandiosen Details für Potterheads. Wer jedoch eine tolle Story, starke Charaktere oder spannendes Gameplay erhofft, wird hier unweigerlich enttäuscht werden. Das Spiel setzt voll auf Harry Potter, traut sich abseits davon aber kaum etwas. Das ist schade, gerade weil die Kulisse, das Schloss samt Umland, so unfassbar gut aussehen.
Es betrübt mich sehr, dass ich in diesen ehrwürdigen Hallen dann eben nicht meine eigenen Abenteuer erlebe, sondern Suchmissionen ablaufe und flache Dialoge führe. Für jüngere und neue Spieler sicherlich bestens geeignet, bleibt altgedienten Videospielern hier zu wenig Videospiel im eigentlich soliden Produkt. Für Potterfans also durchaus einen Blick wert, wenn Du damit leben kannst, dass Du in einer wunderschönen, aber irgendwie seelenlosen Kulisse herumstreifen wirst.
An dieser Stelle vielen Dank an simplekey.de, die so freundlich waren, mir den Key für Hogwarts Legacy zur Verfügung zu stellen!
Jetzt bist Du gefragt: wie hat Dir Hogwarts Legacy gefallen? Kannst Du meine Kritikpunkte teilen, oder hast Du eine ganz andere Erfahrung mit dem Harry-Potter-Spiel gemacht? Konnte Dich die Spielwelt verzaubern, oder bist Du auch über einige Schnitzer gestolpert? Ist es das beste Potter-Game überhaupt, oder sind die alten Teile besser? Schreibe es gerne in die Kommentare!
- Made in Abyss Videospiel im Angebot: Binary Star Falling into Darkness mit 85 Prozent Rabatt auf Steam - 21. Januar 2025
- Stronghold Crusader: Definitive Edition – Neue Einheiten, Koop und mehr – das steckt im Remaster - 20. Januar 2025
- Gothic als Brettspiel: Das steckt hinter A Shadow’s Quest - 19. Januar 2025