MMORPGs – Weniger Zusammenspiel – Mehr Singleplayer

Immer mehr Spieler ziehen alleine durch die großen digitalen Welten, doch ist das gut?

Habe ich genug Zeit und ein paar Gefährten am Start, tauche ich immer mal wieder gerne in MMORPGs ein, um Abenteuer zu erleben und Spaß zu haben. Für mich stehen da eben nicht die zu sammelnden Erfahrungspunkte im Vordergrund, sondern tatsächlich die Möglichkeit in einer anderen Welt mit Freunden unterwegs zu sein. Ich spiele dann also ganz klar meine Rolle aus, lebe mit dieser in dieser Welt, setzte mir eigene Ziele und erlebe Abenteuer. Diese haben dann mit dem klassischen Sammeln von Erfahrungspunkten wenig zu tun, weil das allein viel zu langweilig für mich ist – Da könnte ich auch ein normales Rollenspiel im Singleplayer spielen und hätte in der Regel bessere Quests samt Grafik. Doch in einem MMORPG geht es eben auch um die soziale Komponente, dem Zusammenkommen. Man trifft Leute, lernt sie im Spiel kennen und es bilden sich neue Freundschaften – Man organisiert sich zuweilen in Gilden, zieht zusammen los und reizt die Grenzen des Spiels aus.

Meine Erfahrung

So habe ich in Herr der Ringe Online oft im sozialen Treffpunkt der Welt am Feuer gesessen, am Kamin des Tänzelnden Ponys, und mit meinem Freund lustige Abende verbracht. Man konnte der Musik von Spielern lauschen, die als kleine Musikgruppen auftraten, mit passenden Kostümen und Showeinlagen, oder wir haben uns mit aufmüpfigen Junghelden geprügelt, die dachte sie müssten sich unheimlich aufspielen. Natürlich sind wir auch ausgezogen, zu regulären Missionen, um Erfahrungspunkte zu sammeln, und zu unseren eigenen – So hatten wir bald eine Gruppe von ca. 10 Anfängern versammelt, mit denen wir nach Bruchtal reisen wollten – Ein Gebiet der Elben, welches für unsere Level eigentlich nicht zu erreichen war, weil viele für uns unbesiegbare Monster den langen Weg säumten. Doch das konnte uns nicht aufhalten und unsere Gruppe machte sich auf. Nach schrecklichen Gefechten und Kämpfen gegen Hirsche (ja, die sind dann eben 20 Level über einem) und andere Kreaturen wie Trolle, überlebten nur ich und ein anderer Glücklicher – Doch dafür war unser Ritt in das Tal der Elben umso epischer – Wir hatten etwas überlebt, erlebt. Viel besser als jeder Quest im eigentlichen Spiel.

Herr der Ringe Online - Die Gilde beim Angeln

Die Problematik

Doch nun komme ich zum eigentlichen Problem – Wobei es nicht jeder als Problem erachten wird. MMORPGs setzen ganz bewusst auf die Möglichkeit, das gesamte Spiel (oder große Teile davon) alleine spielen zu können. Manche Missionen kann man nur alleine machen, viele lohnen sich alleine sogar mehr und oft bleiben nur bestimmte Dungeons und Gebiete dem Spielen in festen Gruppen vorbehalten. Die Idee dahinter ist recht logisch: Der Spieler soll jederzeit die Möglichkeit erhalten, das Spiel alleine zu spielen und dabei auch Erfolge, Fortschritte verbuchen zu können. Er soll unabhängig von anderen Spielern seine Zeit im Spiel optimal nutzen können, ganz für sich spielen. So hat man eine größere Zielgruppe und der Spieler kann spielen, wie er will. Alleine oder eben mit Freunden. Doch leider geht dabei der Teil des Zusammenspielens ein wenig unter – Denn oft lohnt es sich nicht mehr, in der Gruppe normale Quests zu lösen – Hier wird dann die Erfahrung aufgeteilt, während man alleine mit keinem teilen muss, mehr erreicht. Zeitgleich gibt es kaum noch Aufgaben, die sich alleine nicht lösen lassen, sodass es für Gemeinschaften oft keinen Grund gibt.

Es gibt beides

Das meint aber nicht, dass es grundlegend so ist. Denn wer aktiv WoW oder andere große Titel spielt, weiß, dass man immer noch in Gruppen zocken kann. Doch wird dieses Zusammenspiel immer weniger von den digitalen Welten gefördert, gefordert. Man schiebt das eher auch Instanzen, Dungeons und Raids ab – Spezielle Gebiete und Missionen, wo sich die Spieler nach wie vor Zusammenschließen müssen, um weiter zu kommen. Der Witz in MMORPGs liegt für mich auch oft in der Verteilung der Rollen im Kampf – Wie man es eben von World of Warcraft kennt – Tanks, Heiler, Diebe und so weiter – Jede Klasse hat ihre Funktion und muss in einem großen Kampf funktionieren und zusammenspielen. Doch diese Situationen werden seltener, zumindest in vielen MMORPGs, ich kann hier kaum für alle sprechen, aber es ist mir dich immer wieder aufgefallen. Denn ich reise gerne in der Gruppe durch die großen digitalen Welten und löse Aufgaben, aber wenn diese dann kaum mehr Erfahrung abwerfen bzw. nicht mehr fordernd sind, läuft was falsch.

World of Warcraft - Helden Gruppe

Zusammenspiel und Singleplayer

Doch MMORPGs wollen heute mehr bieten, als eine digitale Welt zum zusammen spielen, handeln und erkunden – Der Markt ist umkämpft und man will auch Spieler ansprechen, die etwas anderes suchen. Singleplayer mit dem Fokus auf Langlebigkeit und erkennbaren Fortschritt. Damals wie heute identifizieren sich viele Spieler mit ihrem Charakter, bauen eine emotionale Bindung auf. Ein MMORPG verspricht in der Theorie endlosen Spielspaß, weil die Welt ja bei Bedarf immer erweitert oder verändert wird (wie es World of Warcraft seit Jahren gut zeigt). Das gibt auch einem am reinen Singleplayer interessierten Spieler eine gute Basis, um zu spielen. Denn das Spiel hat kein absehbares Ende, es gibt immer etwas zu tun, man wird stärker – Kann seine Fortschritte auf lange Sicht verfolgen. Und dafür müssen sie keine zusätzlichen Kontakte knüpfen, können in ihrem persönlichen Rhythmus spielen und Abenteuer erleben, wie und wann sie es wollen. Das ist zwar nichts für mich, denn wenn ein MMORPG, dann bitte mit vielen Mitspielern, aber auf der anderen Seite ist es auch verständlich, diesen Spielern etwas zu bieten.

Fazit

Die Frage ist am Ende, wie man die Balance hält, wie man Spieler beider Gesinnungen bei Laune hält und ihnen etwas bietet. MMORPGs entwickeln sich beständig weiter und passen sich den Spielern mehr oder minder an. Events und gezielte Veranstaltungen werden immer wichtiger um die Spieler die es wollen, zusammenzubringen, während im klassischen Gameplay weniger dafür getan wird als früher. Mich stört das zuweilen ein wenig, aber auf der anderen Seite gibt es ja durchaus die Möglichkeit zusammenzuspielen, man muss eben ein weniger mehr „Arbeit“ hineinstecken. Doch die Wahl zu haben, ist fast nie etwas schlechtes und so will ich es auch in MMORPGs nicht verteufeln, wenn Spieler in der Gruppe oder eben Solo, ganz alleine, spielen wollen.

Johann von Ti
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