Wenn nicht mehr Qualität eines Spiels im Fokus steht, sondern Pre-Order-Zahlen.
Ich liebe Videospiele und doch gibt es immer wieder die Momente, in welchen ich die gesamte Branche dahinter verfluchen möchte. Eines dieser Themen, die mich innerlich aufschreien lassen, ist diese elende Vorbesteller-Thematik, die immer und immer wieder von jeglichen Videospiel-Magazinen als News verkauft wird (ich war da früher übrigens auch nicht besser). Dann werden fleißig die Vorbesteller-Editionen vorgestellt und sogar noch munter gefragt, welche Version sich der Leser denn nun vorbestellt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Pre-Order? Selten. Dabei hat es Southpark schon vor Jahren perfekt auf den Punkt gebracht:
„When you pre-order a game, you’re just committing to paying for something that some assholes in California haven’t even finished working on yet. You know what you get for pre-ordering a game? A big dick in your mouth.“
Vorbestellungen haben keinen Mehrwert für den Spieler
Heutzutage macht eine Vorbestellung kaum noch Sinn; Wer zum Release kauft, erhält direkten Zugang zum Spiel und kann es herunterladen. Verfügt man über eine potente Leitung, kann man nach wenigen Minuten spielen. Die bessere Verfügbarkeit ist also nicht mehr wirklich relevant, besonders weil auch Preloads keine Regel sind und ein so vielleicht zu erringender Zeitvorsprung wenig Wert besitzt. Auch sind die tollen Boni, die Vorbesteller erhalten, eigentlich immer eine miese Geschichte. Entweder sind die Inhalte völlig belanglos, oder sie sind tatsächlich von einem Mehrwert geprägt, sodass User, die nicht vorbestellen, benachteiligt werden. Der eigentliche Grund, warum Vorbestellungen für die Videospiel-Industrie so wichtig geworden sind, ist die Tatsache, dass sie zeigen, wie effektiv das eigene Marketing fruchtet. Man kann an dieser Stelle nicht das Produkt selbst, sondern die Idee des Produktes verkaufen. Es kommt dabei nicht auf die Qualität des Spiels an, dieses ist immerhin noch nicht mal fertig entwickelt, es geht lediglich um die Werbung und den geschaffenen Hype. Objektivität ist unwichtig und wenn sich das Spiel später als absolute Gurke offenbart, ist das Geld schon verdient.
Die Spieler selbst sind Teil des Problems
Das ist wieder eines dieser Probleme, an welchem die Spieler selbst die größte Schuld tragen; Immer wieder bestellen hunderttausende Spiele vor, betonen unter Trailern, dass sie blind vorbestellt haben und sich mächtig auf das Spiel freuen. Die Werbeindustrie hat in der Videospiel-Welt längst eine Macht entwickelt, die mich erschaudern lässt. Da prahlen Spieler dann damit, dass sie ohne jegliches Wissen zur Qualität eines Spiels dieses bereits gekauft haben. In der Welt der Videospiele reicht es eben eine tolle Idee oder einen großen Namen zu bewerben, damit die Zielgruppe ihre Geldbörse zückt. Lediglich eine Minderheit ist dann Jahr für Jahr enttäuscht, schreibt in wütenden Posts, dass man nie wieder vorbestellt und endlich geläutert ist. Jedoch sind viel zu wenige Enttäuscht, die Masse an Vorbestellern macht es eben weiter und die Industrie nimmt dies dankend auf. Und plötzlich geht es in News darum, dass Battlefield V hinter den Erwartungen zurückliegt und es deutlich weniger Vorbesteller gab, als etwa bei Call of Duty: Black Ops 4 oder Red Dead Redemption 2. Eigentlich sollten Vorbestellungen überhaupt keinen Wert besitzen, stattdessen bilden sie heute einen der wichtigsten Indikatoren, wenn der Erfolg eines Spiels prognostiziert wird. Und in diesem Kontext wird Erfolg eigentlich auch immer mit Qualität gleichgesetzt, einfach weil über die Qualität selbst ja keiner spircht. Da wird dann eben eifrig der drohende Untergang von Battlefield V in einer News verwurstet oder die tollen Vorbesteller-Editionen von Metro Exodus vorgestellt.
Fazit
Dass es wohl für die Spieler deutlich besser wäre, Spiele würden aufgrund ihrer Qualität bewertet, nicht auf Basis ihrer Vorbestellungen, sei mal dahingestellt. Letztlich sind es die Spieler, die dankend auf Vorbestellungen zurückgreifen, auch wenn es für sie eigentlich nur Nachteile mit sich bringt. Auf diese Weise sieht die Industrie keinen Grund, nicht weiter überteuerte Vorbesteller-Versionen anzukündigen und freudig die Taschen für die willigen Käufer zu öffnen. Und dann werden eben Spiele nicht mehr anhand ihrer Qualität, Originalität oder Umsetzung bewertet, sondern daran, wie effektiv die Werbung im Vorfeld Idee und Name vermarkten konnte. Ätzend.
- Warhammer 40k: Rogue Trader: Tastatur oder Maus frieren ein – so fixt ihr den USB-Bug - 4. Oktober 2024
- Warhammer 40k: Space Marine 2 im Koop Test – dieser Shooter macht den Imperator stolz - 23. September 2024
- Crusader Kings 3: Ironman ausschalten und im normalen Modus spielen - 3. September 2024