Bereits am 28. Oktober kündigte Valve für Counter-Strike: Global Offensive eine größere Änderung an. Wie man in einem offiziellen Blog-Post auf der Counter-Strike-Website mitteilte, war es ab sofort nicht mehr möglich, die so genannten Container-Schlüssel für das Spiel auf dem Steam-Marktplatz zu handeln oder zu verkaufen. Im Klartext also: Ein gekaufter Schlüssel muss nun auf dem Konto des Käufers verbleiben und kann nicht auf andere Benutzerkonten transferiert werden. Ausgenommen sind lediglich die Schlüssel, welche vor dem Stichtag, also dem 28. Oktober, erworben wurden. Diese Schlüssel können auch weiterhin auf dem Community-Markt verkauft und gehandelt werden.
Um was für Schlüssel geht es?
Kurz zur Erläuterung – was sind das eigentlich für Schlüssel, um die es hier geht? Viele Videospiele nutzen heute verschiedene Modelle, welche auf Mikrotransaktionen aufbauen. Das bedeutet, dass Spieler innerhalb des Spiels Geld ausgeben können, um sich mit virtuellen Gütern auszustatten. Theoretisch werden dabei „kleine“, finanzielle Transaktionen angestrebt, wobei die möglichen Kaufsummen oft auch weit über dem Einkaufspreis eines Vollpreisspiels liegen können, besonders wenn auch fiktive Ingame-Währungen zum Einsatz kommen.
In CS:GO erlangen Spieler mit der Zeit Lootboxen, in welchen zufällige Items gefunden werden können. Vornehmlich handelt es sich dabei um Skins, welche zum Beispiel die Waffen im Spiel optisch verändern. Die Boxen können Spieler aber nicht einfach öffnen, nachdem sie diese erhalten haben. Stattdessen müssen sie auf Steam einen entsprechenden Schlüssel für echtes Geld erwerben, mit welchem sich dann die Box öffnen und der Inhalt verwenden lässt.
Gründe für die Einschränkung
Den Grund für die Einschränkung des Weiterverkaufs der Schlüssel benennt Valve folgend: Lange wäre der Handel mit den CS:GO-Containerschlüssel im rechtlichen Rahmen verlaufen. Seit einiger Zeit sollen jedoch „weltweite Betrugsnetzwerke“ den Handel mit den Keys genutzt haben, um Geld zu waschen. Man nehme an, dass ein Großteil der aktuell auf dem Markt gehandelten Schlüssel auf betrügerischen Absichten beruhen. Als Konsequenz habe man beschlossen, dass neu gekaufte Keys nicht mehr gehandelt werden können. Entsprechend ändert sich für die „normale Nutzung“ eigentlich nichts: Wer eine Lootbox in CS:GO öffnen möchte, kann weiterhin einen Schlüssel direkt auf Steam erwerben und damit seine Kiste öffnen. Nur der Kauf von anderen Usern oder Drittanbieter-Portalen im Netz bzw. der Weiterverkauf eigener Schlüssel ist nicht mehr möglich. Zumindest wenn es sich um neue Schlüssel handelt. Alle Keys, welche vor dem 28. Oktober erworben wurden, sind weiterhin frei handelbar, nur die Preise für diese sind zum Teil ein gutes Stück angestiegen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es hier wirklich allein um Geldwäsche ging. Viel eher würde ich sagen, dass man ganz allgemein gegen Betrüger vorging, welche auf Basis der Keys operierten. Dabei verschaffen sich Betrüger zunächst große Mengen an Keys, wobei gestohlene Kreditkarten- oder Bankinformationen genutzt werden. Die erworbenen Keys werden dann, zum Beispiel über externe Trading-Seiten, ebenfalls im großen Stil, weiterverkauft oder eingetauscht (und eingetauschte Skins oder ähnliches dann wieder weiterverkauft). Am Ende steht in jedem Falle erworbenes Geld, während die zuvor gekauften Keys abgestoßen wurden. Wird nun der Betrug bemerkt und die unrechtlich erworbenen Keys zurückgezogen, sind die eigentlichen Betrüger davon nicht weiter betroffen – sie haben die entsprechenden Schlüssel ja längst weiterverkauft. Natürlich ist aber auch Geldwäsche denkbar, die ähnlich abläuft – mit dem illegal erworbenen Geld werden ebenfalls viele Keys gekauft und dann, über möglichst viele Zwischenstationen, weiterverkauft und eingetauscht. Auch hier steht am Ende wieder Geld, dessen eigentlicher Ursprung jedoch nur schwer bis gar nicht zurückverfolgt werden kann und zunächst aus rechtlich einwandfreien Transaktionen zu stammen scheint. Ich würde vermuten, dass beide Aspekte eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben müssen, sodass Valve sich zu dieser Entscheidung „durchrang“.
Nicht das erste Problem rund um de Mikrotransaktionen in CS:GO
Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Skandale, welche sich besonders um die Mikrotransaktions-Systeme rund um Valves CS:GO drehten. So gab es 2016 etwa den Fall, bei welchem YouTuber gezielt Werbung für Portale machten, auf welchen waschechtes Glücksspiel um CS:GO-Skins betrieben werden konnte. Was für sich genommen schon eine ziemlich miese Angelegenheit ist, wurde nur noch dadurch getoppt, dass die betreffenden YouTuber heimlich auch die Betreiber dieser Seiten waren – also im großen Stil unkenntliche Eigenwerbung machten und zudem jederzeit die Möglichkeit besaßen, die Ausgänge des dargestellten Glücksspiels für ihre Videos zu manipulieren. Es ging dabei also nicht um herkömmliche Glücksspiel-Portale, wie sie unter anderem auf solchen Seiten zu finden sind, sondern um gänzlich unregulierte Seiten, welche primär Kinder und Jugendliche ansprachen und durch die Werbe-Videos auf YouTube zur aktiven Teilnahme animierten – knallhartes Glücksspiel unter dem Deckmantel eines Videospiels – ein verdammt trauriges Szenario. Das ganze schlug damals durchaus große Wellen, doch die wirklichen Konsequenzen scheinen mir nur gering gewesen zu sein. Zwar machte die von den YouTubern beworbene Seite dicht, aber auch heute existieren noch zahllose vergleichbare Seiten, auf welchen mit CS:GO-Skins Glücksspiel (unter anderem Wetten) oder zumindest Handel betrieben wird. Zum Teil übte Valve zwar in den letzten Jahren Druck gegen einiger solcher Seiten aus, auf der anderen Seite nutzen viele der noch bestehenden Portale weiterhin Valves Steam Web-APIs, um ihre Angebote betreiben zu können.
Kürzlich wurde auch Valve direkt tätig, um die Glücksspiel-Regularien in Frankreich zu umgehen. Dabei geht es darum, dass Spieler in Frankreich wissen müssen, was sie für ihr Geld erhalten – also auch, was sie beim Öffnen einer Lootbox in CS:GO letztlich herausbekommen. Es genügt nicht, eine Wahrscheinlichkeit für bestimmte, mögliche Gewinne zu benennen. Ansonsten fällt das Angebot unter das Glücksspielgesetz des Landes und wird entsprechend reguliert. Doch statt den Verkauf der Lootboxen in Frankreich einzustellen und den Shop auf ein nicht auf Glück basiertes System umzustellen, entschied man sich, äußerst kreativ zu werden. Mit der Implementierung eines so genannten „X-Ray-Scanners“ erhalten Spieler in Frankreich nun die Möglichkeit, den Inhalt einer Kiste vor dem Öffnen einzusehen. Der Haken an diesem Scanner: Nachdem man eine Lootbox gescannt hat, muss man diese beanspruchen und öffnen, um den Scanner erneut nutzen zu können – neue Lootboxen dürfen bis dahin nicht durchleuchtet werden. Das eigentliche und in der Kritik stehende Grundprinzip blieb also gänzlich unverändert, lediglich wurde der Glücksfaktor „um eine Kiste verschoben“. Weiterhin dürfen die Kisten in Frankreich nicht mehr auf dem Steam-Marketplace gehandelt werden. Valve will also weiterhin auf Glücksspiel-Mechanismen setzen, sich aber nicht den entsprechenden Regularien unterwerfen – eigentlich ein Unding. Ob dieser Ansatz in Frankreich langfristig in dieser Form bestehen bleiben kann, muss sich noch zeigen.
Aus einem ähnlichen Grund wird Valve auch immer wieder mit Klagen der amerikanischen Ureinwohner konfrontiert. Die Native American Quinault Nation betreibt im US-Bundesstaat Washington ein eigenes, klassisches Casino. Die Ureinwohner geben an, dass sie sich dem strengen, staatlichen Glücksspiel-Gesetzen unterwerfen müssen, während Valve ohne jegliche Regulierung agiert. Dabei geht es nicht um die Lootboxen, sondern Drittanbieter-Seiten, welche Wetten auf Basis von CS:GO-Skins ermöglichen – Valve wisse, dass mit den Skins Glücksspiel betrieben werde und würde dies sogar fördern. Die Anschuldigungen sind in meinen Augen auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen; einiger solcher Seiten nutzen wohl ganz offiziell „Steam Web-APIs“, um ihren Service anzubieten. Zwar wird in Steams Nutzervereinbarungen ausgeschlossen, über die Plattform jegliche Form von Glücksspiel zu ermöglichen, aber man scheint alles andere als konsequent gegen die vielen Drittanbieter-Seiten vorzugehen. Klar ist dabei auch, dass Valve natürlich auch an den Wett-Seiten für CS:GO-Skins langfristig mitverdient, da die Transaktionen ja letztlich auch immer irgendwie über Steam ablaufen.
Meine Einschätzung
Kommen wir aber zurück zum aktuellen Fall: Mit der Einschränkung bezüglich dem Weiterverkauf von Container-Schlüsseln für CS:GO reagiert Valve wohl auf massive Missstände, die diesbezüglich Einzug gehalten haben müssen. Dabei ist es wieder bezeichnend, dass man es überhaupt soweit kommen ließ. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Valve erst kürzlich auf den Missbrauch des Systems aufmerksam wurde – dazu existiert diesbezüglich schon viel zu lange eine Menge Kritik. Auch ist die Herangehensweise in meinen Augen nicht wirklich konsequent, da die aus den Boxen generierten Skins ja (scheinbar?) weiterhin ohne größere Einschränkungen gehandelt werden können. Zahlreiche Drittanbieter-Seiten, welche Wetten, Glücksspiel und Handel für die Skins anbieten, existieren weiterhin in großer Zahl. Ich wüsste nicht, warum man, sollte man zuvor betrügerische Absichten über die Container-Schlüssel umgesetzt haben, das Gleiche nun nicht über die Skins macht. Zwar führte Valve für diese im Verlauf der letzten Jahre ein paar Einschränkungen ein, das hält aber die Drittanbieter-Seiten nicht davon ab, ihren Service weiterhin anzubieten.
Für mich scheint eines klar zu sein: Valve will die lukrativen Systeme rund um die Lootboxen in CS:GO nicht aufgeben, zugleich aber auch nicht strenger reguliert werden. Missbrauch der Systeme und Kritik an diesen scheint man so lange wie möglich zu ignorieren. Lösungsansätze versuchen zudem eigentlich immer, das eigentliche System beizubehalten und die einzelne, besonders in der Kritik stehende Aspekte lediglich zu entschärfen. Gegen „illegale“ Drittanbieter geht man zudem viel zu wenig vor.
Ich bin sicherlich nicht gegen Skins allgemein, auch wenn ich wenig mit diesen anfangen kann. Doch der Verquickung von Videospielen und Mikrotransaktionen in Kombination mit Glücksspiel-Mechanismen ist ein in meinen Augen stark kritikwürdiges Thema, besonders wenn es gänzlich unreguliert daherkommt. Die Vergangenheit zeigte, dass Valves Systeme immer wieder missbraucht werden und oft zu spät und wenig konsequent darauf reagiert wurde. Ich würde mir wünschen, man würde das System gänzlich umstellen und den Faktor des Glücks entfernen – wenn schon Mikrotransaktionen, dann bitte für die Nutzer nachvollziehbar aufgestellt. Warum nicht Skins nach bestimmter Seltenheit preislich gestaffelt zu Festpreisen anbieten? Ersteller von Skins könnten dabei weiterhin direkt an den Verkäufen beteiligt werden. Warum das nicht passiert? Ganz einfach – mit den Glücksmechanismen verdient es sich besser und das will Valve sich aktuell noch nicht entreißen lassen – der Druck von Außen scheint noch nicht groß genug zu sein.
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