Das große Lizenz-Geschäft funktioniert auf dem Videospiel-Markt nicht so wirklich.
Ich habe in meinem letzten Artikel zum Thema Videospiele und Superhelden bereits angemerkt, dass viele Games, die sich direkt auf aktuelle Hollywood-Filme beziehen, sich oft als reine Lizenzgurken entpuppen – Also spielerisch wenig bieten und primär vom großen Namen leben und damit Verkäufe generieren wollen. Da so eine große Lizenz in der Regel auch einen entsprechend großen Preis hat, bleibt den Entwicklern, welche solche Lizenz-Titel auf den Markt werfen dürfen (müssen?), zum einen wenig Budget für die Entwicklung selbst, auf der anderen Seite muss das Spiel natürlich auch zum Erscheinen des Films oder einer neuen Staffel veröffentlicht werden. Auch geht es dabei nicht immer nur um Hollywood-Filme, auch andere populäre Medienerzeugnisse, deren Adaption sich in Videospiel-Form vorstellen lässt, leiden unter dem Phänomen „Lizenzgurke“.
Ein Beispiel: Game of Thrones
Das führt letztlich dazu, dass wir in im Verhältnis zu Popularität meist nur wenige Videospiel-Umsetzungen bekannter Marken zu Gesicht bekommen. Game of Thrones erhielt zwar mehrere Videospiel-Umsetzungen, jedoch zeigen diese Umsetzungen das Problem der Lizenz-Politik. Überschauen wir das ganze; Am besten kommt wohl noch die obligatorische Umsetzung von Telltale weg, die mit Game of Thrones – A Telltale Games Series eine nette, interaktive Erzählung anbieten (leider haben die Entscheidungen im Spiel keine wirklichen Konsequenzen, ich war sehr enttäuscht). Dann gibt es da noch das recht solides Action-Rollenspiel mit dem einfachen Titel Game of Thrones, welches eine eigene Geschichte im GoT-Universum erzählt (was ich sehr zu schätzen weiß), leider mit einem gewöhnungsbedürftigen Kampfsystem „glänzt“, welches mich langfristig doch sehr abgeschreckt hat.
Und dann haben wir da noch A Game of Thrones – Genesis… und was soll ich groß zu diesem Debakel sagen. Das Strategie-Spiel erschien 2011 und könnte als Inbegriff einer Lizenzgurke gesehen werden. Game of Thrones als Strategie-Spiel? Da kann doch eigentlich nichts schief gehen. Leider doch, wenn das Gameplay, die Story und letztlich das Gesamtpaket so überhaupt nicht das widerspiegeln, was man als Fan des Universums und Freund von Strategie-Spielen erwarten würde. Nicht mal im mindesten. Einzig einige Ideen des Gameplays, bei dem Intrigen eine Rolle spielen sollten, fand ich interessant. Leider blieben diese Ideen nur in der Theorie interessant, denn praktisch funktionierte dieses Spiel einfach nicht.
Die neuen Game of Thrones „Games“
Nun zeigt sich aber auch, was die „Lizenz-Problematik“ noch mit sich bringt. Denn die großen Medien-Marken, ob nun Film oder Serie, werden letztlich immer uninteressanter für den klassischen Videospiel-Markt, sodass entsprechend weniger klassische Games veröffentlicht werden. Heute, wo Game of Thrones wohl noch populärer geworden ist, gibt es nicht etwa mehr Spiele, sondern eher weniger. Dafür findet man aber plötzlich Slot-Games mit Game of Thrones-Optik in dem ein oder anderen Online Casino, es wird für 2019 ein Game of Thrones-Browsergame angekündigt und mit Reigns: Game of Thrones erscheint demnächst ein primär für den Mobile-Mark ausgelegtes Minispiel. Es wird sich also auf Märkte konzentriert, die vermutlich viel Geld abwerfen oder deren Akteure bereit sind, ordentliche Summen für die Lizenzen zu zahlen (ich weiß wirklich nicht, wie solche Deals Zustandekommen). Denn klassische Titel, etwa ein Game of Thrones-Rollenspiel, ein (endlich mal guter) Strategie-Titel oder andere, aufwändige Genres, bleiben aus. Solche Spiele benötigen neben den Namen nämlich auch viel Arbeit, welche die Entwickler in die Erstellung der Games einbringen müssten und das funktioniert mit dem teuren Lizenz-Geschäft nicht. Daher wird sich auf die Märkte fokussiert, auf denen mit wenig Aufwand „Spiele“ geschaffen werden können, welche sich dann primär mit ihrem großen Namen vom Markt abheben, nicht aber mit ihren spielerischen Qualitäten.
Fazit
Natürlich gibt es Ausnahmen. Das aktuelle Spider-Man kann auch mit Qualität glänzen (auch wenn es sich um einen PS4-Exklusiv-Titel handelt), ist dann aber aktuell auch eher die Ausnahme. Was nämlich auf der Leinwand noch erstaunlich gut funktioniert, nämlich zig Heldenfiguren mit eigenen Filmreihen aufzubauen und dann frei zu kombinieren, will auf dem Videospiel-Markt nicht gelingen. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Dennoch finde ich es oft schade, dass die großen Filme und Serien so selten Videospiel-Umsetzungen erhalten. Und noch viel seltener gute Umsetzungen.
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