PC-Gaming – Weshalb sind Grafikkarten aktuell so teuer?

Zu sehen ist das Innenleben eines Gaming PC. Im Fokus steht dabei eine GEFORCE GTX Grafikkarte.

Wer in den letzten Monaten mit der Anschaffung neuer Hardware geliebäugelt hat, wurde von manchen „Angeboten“ da draußen bitterböse überrascht – wenn überhaupt etwas lieferbar war. Besonders High-End-Grafikkarten sind fast gänzlich vergriffen und selbst ältere Gebrauchtmodelle erklimmen auf Handelsplattformen astronomische Preise. PC-Spieler schauen in die Röhre, denn fast alle Hardwarekomponenten sind aktuell schwer zu bekommen – doch warum ist das so?

Die Preise für Grafikkarten steigen unaufhörlich

Die Knappheit leistungsfähiger Grafikkarten ist seit Monaten ein bestehendes Problem. Wer aktuelle Games in höchster Auflösung und maximaler Bildrate spielen will und deshalb aufrüsten müsste, wird mit einem leergefegten Markt konfrontiert. Spieler finden GTX hier bei Mindfactory, doch die Auswahl der Grafikarten ist deutlich beschränkt. Die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller haben keinerlei Bedeutung mehr – nicht selten verdoppeln sich die Preise online. Die AMD Radeon RX 6800 ist eigentlich bei 600 Euro Kaufpreis angesetzt, möchte man der Preisliste des Herstellers glauben schenken. Wer sich heute (28.03.2021) auf die Suche begibt, findet Angebote von bis zu 1400 Euro, Tendenz steigend. Gleiches lässt sich bei der Nvidia RTX 3070 und allen anderen Hochleistungs-Grafikkarten beobachten. Die Nachfrage ist längst so groß, dass hartgesottene Interessenten bereit sind, die astronomischen Preise zu zahlen.

Zu sehen ist eine Ebay-Suche zur AMD Radeon RX 6800. Die Preise befinden sich zwischen 1300 Euro und 1400 Euro.

Auf Handelsplattformen wie Ebay steigen die Preise für Gaming-Grafikkarten unaufhörlich. Einiger Unser sind scheinbar bereit, die absurd hohen Preise zu zahlen, um überhaupt an eine neue Grafikkarte zu gelangen.

Die Pandemie befeuert die Preis-Entwicklung

Natürlich ist die Corona-Pandemie einer der Hauptgründe für die aktuelle Situation. Zunächst führt die Pandemie zu Engpässen in China, wo die Produktion der Grafikkarten angesiedelt ist. Auch herrscht aktuell Mangel an Mikrochips, welche für die Herstellung der Karten benötigt werden. Steigende Kupferpreise, ein schwächelnder US-Dollar und eben die erschwerten Arbeitsbedingungen durch die Pandemie, zeigen hier ihre Wirkung. Und dann gab es da ja kürzlich noch ein Schiff, welches den Suezkanal verstopfte und die globale Handelsschifffahrt zur Nutzung alter, wenig profitabler Umwege zwang.

Entsprechend kämpft die Industrie aktuell damit, die nötigen Ressourcen für die Fertigung zu beschaffen und Lieferketten überhaupt aufrecht erhalten zu können. Hinzu kommt die durch die Lockdowns massiv gesteigerte Nachfrage. Alle sitzen plötzlich Zuhause und sowohl beruflich als auch privat rückt die Anschaffung neuer Geräte für viele in den Fokus. Dieses Phänomen betrifft fast alle technischen Komponenten und Geräte: Notebooks und Webcams für das Homeoffice, Tablets beim Homeschooling und hochwertige Bildschirme, Motherboards und letztlich Grafikkarten für Gamer und alle jene, die in Zeiten des Lockdowns ein neues Hobby für sich entdeckt haben. Ich selbst habe in den letzten Wochen vergeblich nach einem Upgrade für meinen Monitor gesucht, und wurde vor allem von saftigen Preisen und leergefegten Angebotsseiten empfangen – da heißt es tief in die Tasche greifen, oder wie in meinem Fall – abwarten.

Schürfer kaufen den Grafikkarten-Markt leer

Doch leider ist die Pandemie und der damit einhergehende Lockdown nicht alleine Schuld an der Situation – tatsächlich spielt auch die anhaltende Goldgräberstimmung der Kryptoschürfer eine entscheidende Rolle für die Preisentwicklung der Gaming-Grafikkarten. Auch das ist kein neues Phänomen – seit nun schon einigen Jahren werden Kryptowährungen wie Bitcoin, Ehterium oder Ripple mithilfe mathematischer Berechnungen erzeugt, also „geschürft“. Wer sich an den Berechnungen beteiligt, erhält kleine Anteile der virtuellen Währung. Der heimische Gaming-PC ist dafür aber längst nicht mehr ausreichend – unlängst nutzen Schürfer die hohe Rechenleistung der Grafikchips von Grafikkarten – und das im ganz großen Stil. Der Vorteil von Grafikkarten ist ihre Parallelität – leicht lassen sich zahlreiche Grafikkarten zusammenschließen, um so besonders hohe Rechenleistungen zu erzeugen. Ein Vorteil, welchen Grafikarten gegenüber klassischer Hauptprozessoren mitbringen.

Und es ist eben diese Parallelität, welche die Grafikarten für die Schürfer so interessant macht. Denn mit nur einer Grafikkarte lässt sich, wie schon gesagt, wenig schürfen. Besser ist es da schon, hunderte der Hochleistungs-Grafikkarten zusammenzuschließen und eine kleine „Mine“ zu betreiben. In Deutschland kaum lukrativ, da allein die Stromkosten jegliche Erträge in den Schatten stellen würden – doch wer günstig an Strom kommt, kann hier tatsächlich noch Gewinne erzielen. Entsprechend kaufen die Schürfer gezielt den Markt leer, um ihre Minen zu unterhalten – beständige steigende Preise sind die Folge. Die eigentliche Zielgruppe der Grafikarten, wir Gamer, ist verständlicherweise verärgert und Forderungen werden laut, das Mining zu bekämpfen.

Erste Bestrebungen seitens der Hersteller gab es bereits: Nvidia hat Schutzmaßnahmen für neue Modelle entwickelt. Dabei sollen die Grafikarten erkennen, ob diese für das Schürfen genutzt werden und dann ihre Leistung drosseln, sodass diese Karten für die Schürfer unrentabel werden. Wie zu erwarten schafften es die Miner aber sehr schnell, die Softwarebremse zu knacken, sodass auch weiterhin keine Entspannung an dieser Front abzusehen ist.

Zusätzliche Verknappung durch Scalper

Die angeheizte Gesamtsituation und ansteigenden Preise werden letztlich auch noch ausgenutzt. Längst sind viele Gamer bereit, deutlich höhere Summen auf den Tisch zu legen, um überhaupt an neue Hardware zu kommen. So genannte „Scalper“ nutzen diese Bereitschaft aus. Bei diesen Scalpern handelt es sich um Menschen, die große Mengen eines Produkts kaufen, um es danach teurer weiterzuverkaufen. Durch den gezielten Einsatz von Bots schaffen es die Scalper, freigewordene Kontingente schneller aufzukaufen, als normaler User. Besonders die PlayStation 5 ist seit Release von diesem Phänomen betroffen, doch auch bei Grafikarten machen sich die Praktiken bemerkbar.

Fazit – echte Ursachen und künstliche Verschärfung

Letztlich kann man sagen, dass es zwei Hauptursachen für den Preisanstieg gibt: Zunächst wäre da die Verknappung des Angebots, welche aus der gestiegenen Nachfrage, fehlenden Rohstoffen und gestörten Lieferketten resultiert. Dann gibt es findige Zulieferer, Schürfer und Scalper, welche durch Aufkauf und Zurückhalten der Ware die Preise künstlich in die Höhe schießen lassen, um dann davon profitieren zu können. Uns Gamern kann es am Ende aber egal sein, welche Gründe es sind, die den Kauf einer neuen Grafikkarte heute so unerschwinglich machen – viel dagegen tun können wir aktuell nicht. Wer nicht bereit ist, tief in die Tasche zu greifen und weit über Marktpreis zu kaufen, sitzt auf dem Trockenen oder hofft auf einen Glückstreffer, wenn ein Online-Shop dann doch mal wieder ein neues Kontingent beschaffen konnte. Ich bin glücklicherweise mit dem Nötigsten versorgt und kann versuchen die Sache auszusitzen – anderen geht es da schlechter.

Wie geht es Euch mit der aktuellen Situation? Habt Ihr Probleme an neue Hardware zu kommen und Tipps, wie man dem begegnen kann? Ich bin auf Eure Meinung gespannt!

Johann von Ti
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