Ich kam, sah und hörte – Videospiele sind in der Regel audiovisuelle Medien. Unser Seh- als auch Hörvermögen ist also gefragt, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. Um dabei jedoch das volle Potenzial unserer Sinnesorgane ausschöpfen zu können, bedarf es heute der entsprechenden Technik, um nicht im Nachteil zu sein. Besonders in kompetitiven Games spielt so auch die Hardware der Spieler eine entscheidende Rolle. Und während die meisten Gamer mit einem hochwertigen Monitor ausgestattet sind, wird besonders beim Headset häufig gespart. Das kann ein echter Nachteil sein, weil es so schwieriger wird, Geräusche richtig zu deuten und die Position von Gegnern korrekt zu erfassen. Auch kann die Kommunikation mit den Mitspielern darunter leiden – fast jeder hat diesen einen Freund, der mit blechernen Hall den Voicechat betritt und sich nicht vom Kauf eines neuen Headsets überzeugen lässt…
Soundqualität steht an erster Stelle
Die Soundqualität ist das wichtigste Kriterium, wenn es um den Hörvorteil beim Gaming geht. Nur bei höchster Qualität können wir unsere Gegenspieler perfekt orten. Besonders in Shootern spielt der Sound eine entscheidende Rolle. Wer seinen Gegenspieler als erstes wahrnimmt und dann auch lokalisieren kann, erhält einen enormen Vorteil. Hunt: Showdown und Call of Duty sind Paradebeispiele, wenn es um die Bedeutung des Hörens beim Zocken geht. In Sekundenbruchteilen muss in diesen Spielen klar werden, wo sich ein Gegner befindet – nur dann können wir reagieren und den oft entscheidenden, ersten Schuss setzen.
Mit schlechter Soundqualität bewegen wir uns wiederum mit einem echten Manko über das Schlachtfeld. Schlimmstenfalls können wir die Postion von Gegenspielern nur erahnen oder sogar komplett fehldeuten. Dadurch kann der Feind uns zum Beispiel im Nacken sitzen, ohne dass wir diesen überhaupt bemerkt haben – bis dann das Messer in unserem Rücken steckt. Es ist also klar: nur wer gut hört, wird auf dem Schlachtfeld bestehen können.
Für eine gute Soundqualität sind folgende Punkte wichtig:
Abschirmung
Frequenzbereich
Ausgewogener Sound
Abschirmung: Besonders in Sachen Gaming ist die Abschirmung des Headsets von größter Bedeutung und sollte nicht unterschätzt werden! Ein gutes Gaming-Headset isoliert uns von jeglichen äußeren Geräuschquellen – allein der Spiel-Sound als auch die lieblichen Stimmen unserer Mitspieler im Voicechat sollten an unsere Ohren dringen. Wer möchte schon Autos auf der Straße oder streitende Nachbarn hören, wenn im Spiel ein Feind durchs Unterholz schleicht? Selbst ein ansonsten qualitativ hochwertiger Kopfhörer wird ohne gute Abschirmung zum absoluten Störfaktor. Daher sind natürlich geschlossene, also das Ohr gänzlich umschließende Bauformen des Headsets zu empfehlen.
Frequenzbereich: Der menschliche Übertragungsbereich bzw. Frequenzbereich liegt bei 20 bis 20.000 Hertz. Bei der Einheit Hertz handelt es sich um eine Maßeinheit, welche die Schwingungen (also die Frequenz) eines Tons pro Sekunde erfassen kann. Dabei gilt: je höher die Frequenz, desto höher nehmen wir den Ton wahr. Dabei könnten 20 Hertz der tiefste Ton einer Kirchenorgel sein, 20.000 Hertz wiederum ein sehr schriller Pfiff. Alles war außerhalb unseres Frequenzbereichs liegt, hören wir nicht mehr – entsprechend müssen Headsets auch wirklich nur diesen Bereich abfangen (außer wir wollen einen Delfin oder eine Fledermaus mit der Technik ausstatten). Die meisten modernen Kopfhörer decken das menschliche Hörspektrum ab, weshalb Ihr nicht zu viel Zeit mit solchen Zahlenspielereien versenken solltet.
Ausgewogener Klang: In Videospielen kommen besonders basslastige Klänge oft zum tragen. Dadurch wirkt es sinnvoll, sich besonders auf einen starken Tieftonbereich zu konzentrieren. Das Problem ist ein Balance-Verlust, wodurch das natürliche Klangbild in Mitleidenschaft gezogen wird. Folgen sind unter anderem eine ungenauere Wahrnehmung von Geräuschen in der Spielwelt, als auch unserer Kumpanen im Voicechat. Ein ideales Gaming-Headset bietet daher ausgewogenen Klang und so ein möglichst natürliches Klangbild.
Surround-Sound: Wie gut sind 5.1 und 7.1 wirklich?
Bei Gaming-Headsets wird immer wieder stark mit 5.1 oder 7.1 Surround-Sound geworben. Dabei handelt es sich um virtuellen Raumklang. Hier werden softwareseitig mehrere Kanäle simuliert, wodurch der Sound bei Stereo-Kopfhörern von unterschiedlichen Seiten bzw. von vorne und hinten zu kommen scheint. Einige Anbieter schaffen es damit tatsächlich einen ganz guten Raumklang zu schaffen, wobei ein echter „Mehrwert“ eher bei hochpreisigen Modellen erzielt wird.
Doch lohnt sich das überhaupt fürs Gaming? Natürlich ist auch das eine Frage der persönlichen Vorliebe – ich muss aber sagen, dass ich hier fürs Gaming keinen echten Mehrwert sehe. Tatsächlich ist die Qualität von virtuellem Surround-Sound meist nicht besser als Stereo. Das liegt auch daran, dass viele Spiele für Stereo-Kopfhörer optimiert sind und selbst einen angepassten Raumklang über diese ausgeben. In meinem Freundeskreis haben wir alle Headsets mit optionalem Surround-Sound, spielen jedoch ausschließlich in der Stereo-Variante (hier vor allem Hunt: Showdown). Ich würde dieses Feature also eher als zweitrangig für Gamer erachten – sicherlich lässt sich mit Höherpreisigen Modellen und weiterer Feinanpassung der Software einiges herausholen, aber in der Regel ist das nicht notwendig.
Hören und gehört werden – das Mikro ist wichtig
Wenn Du im Team spielst, musst Du nicht nur gut hören – Du musst auch glasklar gehört werden! Ein schlechtes Mikro fällt Dir zwar nicht weiter auf, aber Deine Teammates werden Dir schnell Rückmeldung geben, wenn Deine Stimme mit einem grauenhaften Rauschen daherkommt. Für ein Team kann das schlechte Mikrofon eines Kollegen ein enormer Nachteil sein! Jedes gesendete Störgeräusch sorgt dafür, dass eine Feindbewegung schlechter gehört werden kann. Auch erschwert es den Informationsaustausch untereinander, wenn es in hitzigen Momenten um jede Millisekunde geht und der schnelle Austausch von Feindpositionen essenziell wird. Stelle also unbedingt sicher, dass Dein Headset über ein hochwertiges Mikro verfügt.
Geeignet sind Mikrofone mit der Richtcharakteristik Niere, Superniere oder Hyperniere. Bei diesen werden Hintergrundgeräusche weniger aufgenommen. Im Kehrschluss sind Mikros mit Kugelcharakteristik nicht zu empfehlen – hier wird mehr vom Raumklang aufgenommen. Auch solltet Ihr darauf achten, dass das Mikro über einen Schutz vor Atemgeräuschen verfügt. Dabei handelt es sich zumeist um einen Schaumstoff-Aufsatz. Einige Anbieter haben auch ein entsprechendes Schutzmaterial verbaut. Ebenfalls wichtig: die Länge des Schwanenhalses Eures Mikros. Am besten sind Headsets, bei welchen der Schwanenhals lang genug ist, um das Mikrofon frei zu positionieren. So könnt Ihr selbst die beste Position vor, neben oder unterhalb Eures Mundes finden.
Gaming-Headset oder Kopfhörer und Mikro?
Nun stellt sich vielleicht die Frage, ob man sich ein Headset zulegt oder lieber auf Kopfhörer mit einem separaten Mikrofon zurückgreifen will. Auch das ist natürlich eine Glaubensfrage und vor allem Streamer setzen oft auf hochwertige, separate Mikros.
Komfortabler ist natürlich ein Headset, einfach weil es Kopfhörer und Mikrofon vereint. Du musst nur ein Gerät anschließen und kannst direkt loslegen. Weiterhin bieten Gaming-Headsets durch die feste Position des Mikros einen konsistenten Klang. Egal wie Du Deinen Kopf bewegst – Winkel und Abstand des Mikrofons bleiben identisch – Deine Stimme sollte so immer gleich bei Deinen Freunden zu hören sein. Die Nähe des Mikros zum Mund hilft zudem dabei, dass nichts vom störenden Raumschall mit aufgeschnappt wird. Letztlich sind Headset-Lösungen in der Regel preiswerter, als wenn Du noch ein zusätzliches Mikrofon kaufen musst. Falls Du das Mikrofon primär fürs Gaming brauchst, würde ich also eher ein Headset empfehlen – solltest Du aber auch noch aufwändigere Aufnahmen erstellen wollen (etwa Musik oder Podcasts), kann sich die Investition in ein eigenständiges Mikrofon lohnen.
Tragekomfort sollte nicht unterschätzt werden
Der beste Sound der Welt bringt nichts, wenn die Kopfhörer unbequem sind. Besonders bei längeren Spielesessions fällt der Faktor Tragekomfort besonders ins Gewicht. Ein rutschendes oder zu eng anliegendes Headset kann in einer mehrstündigen Sitzung nicht nur nerven, sondern ein echter Nachteil sein. Stimmt die Tragequalität nicht, können unterschiedlichste Störfaktoren auftreten. Darunter zum Beispiel folgende:
Schmerzen durch das lange Tragen
Ablenkung durch ein rutschendes Headset
Mangel an Konzentration, wenn das Headset dauerhaft unbequem sitzt
Einschränkung der Bewegung, wenn das Kabel zu kurz ist
Wer gerade in einer hitzigen Runde ist, will sich auf keinen Fall mit dem Sitz des eigenen Headsets beschäftigen wollen.
Kabellos oder Kabelgebunden?
Die Frage nach dem richtigen Tragekomfort ist natürlich, wie immer, eine ganz individuelle Angelegenheit. Eine grundlegende Frage könnte aber zunächst sein, ob man sich für ein kabelloses oder kabelgebundenes Headset entscheiden möchte.
Zunächst kann man festhalten, dass kabellose Headsets „bequemer“ sind, da durch das fehlende Kabel natürlich keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit aufkommen kann. Auch kann kein Kabel „locker“ sein oder sich verheddern, was für nervige Störgeräusche sorgt. Jedoch haben alle Wireless-Geräte ein entscheidenden Nachteil: der Akku. Bei einem kabellosen Headset kann es passieren, dass Dir mitten im entscheidenden Moment der Saft ausgeht – ist der Akku leer, fällt das Gerät aus und wir sind taub und stumm im Game – keine gute Situation. Wer besonders lange Sessions spielt, sollte diesen Aspekt nicht außer Acht lassen und ein Exemplar mit guter Akkuleistung wählen. Auch spielen bei kabellosen Geräten Reichweite und Empfang eine Rolle – kannst Du Dich vom PC oder der Konsole entfernen, ohne dass die Verbindung abbricht?
Kabelgebundene Headsets bieten potentiell einen besseren Sound, der zuverlässiger gesendet und empfangen werden kann. Ansonsten fallen die Geräte mit Kabel im direkten Vergleich günstiger aus – in der Regel zahlt man bei gleicher Soundqualität mehr, wenn es ohne Kabel sein soll. Die meisten Kabelgebundenen Headsets sind in ihrer Bauweise zudem so angepasst, dass die Kabel kaum als echter Störfaktor auszumachen sind. Letztlich wird ein kabelgebundenes Headset dauerhaft mit Strom versorgt, sodass uns mitten im Gefecht nicht einfach der Saft ausgehen kann.
Ein guter Mittelweg sind wiederum Bluetooth-Kopfhörer mit optionalem USB-Anschluss. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Headset auch im Betrieb über das Kabel geladen werden kann, damit auch lange Sitzungen am Stück bewältigt werden können.
Material und Verarbeitung
In Sachen Komfort sollten neben der Fragen nach dem Kabel auch weitere Aspekte berücksichtigt werden. Vergesst dabei nie, dass Ihr Euer Headset vielleicht einige Stunden auf dem Kopf tragen werdet! Beachtet also Faktoren wie:
Gewicht des gesamten Headsets – es sollte dabei nie zu schwer sein!
Sicherer, aber nicht zu fester Anpressdruck – es darf nicht rutschen, aber auch nicht drücken!
Bequeme Polsterung – Ohrmuscheln als auch der Kopfbügel sollten gut gepolstert sein!
Genug Platz in den Ohrmuscheln – Deine Ohren dürfen keinesfalls gequetscht werden!
Zudem ist auch darauf zu achten, welche Materialien zum Einsatz kommen. Bei der Polsterung sollten im Idealfall luft- und schweißdurchlässige Materialien genutzt werden – beispielsweise Naturfasern, Velours, Echtleder und Mikrofaser sind geeignet. Verzichtet beim Bügel auf „billige“ Plastik-Headsets – diese sind meist schlecht verarbeitet, können leicht brechen und „knarzen“ gerne. Ein Metallbügel bietet mehr Stabilität und festen Sitz und ist mit der passenden Polsterung angenehm zu tragen.
Fazit
Es wird also klar: wer online bestehen will, kann nicht auf ein gutes Headset verzichten! Nur wer perfekt hört, was auf dem Schlachtfeld passiert, kann dieses auch dominieren. Die Wahl der richtigen Hardware sollte also keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden! Achtet auf die genannten Schwerpunkte und sucht so das für Euch passende Gerät.
Und bei all diesen Aspekten gilt sowieso: das Hören ist eine gänzlich individuelle Angelegenheit. Das beutet, dass jeder seinen ganz eigenen Anspruch an das perfekte Headset hat. Im Idealfall testet man das Headset vor Kauf selbst, um sich von der Soundqualität und Tragekomfort zu überzeugen. Der Vergleich unterschiedlicher Test- und Erfahrungsberichte kann ebenfalls hilfreich sein, wenn es darum geht, die ideale Hardware für seine Ansprüche zu finden.
Wie sieht es bei Euch aus: kann ein Headset über Sieg und Niederlage entscheiden? Und habt Ihr bereits das ideale Headset für Euch gefunden, oder vertraut Ihr mehr auf Kopfhörer mit separatem Mikrofon? Ich bin auf Eure Meinung gespannt!
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