Steam erklärt Kritik an DRM als Review Bombing

Auf Steam sollen die Nutzer-Reviews weiter angepasst werden.

Vor kurzem kündigte Valve für die Vertriebsplattform Steam Änderungen bezüglich der Darstellung der Nutzer-Reviews für Spiele an. In einem recht umfangreichen Blogeintrag wurden die Gründe und groben Details dieser Änderungen bekannt gegeben, welche vor allem vor „Review Bombing“ schützen sollen. Doch was genau soll nun geändert werden?

Das Thema Review Bombing ist nicht neu. Bereits im September 2017 hatte sich Valve umfassend zu dieser Problematik geäußert und das System der Bewertungen angepasst. Nun wurden aber neue Änderungen angekündigt, welche weiter in die Nutzer-Reviews eingreifen sollen. In dem aktuellen Blogeintrag wird angegeben, dass neue Analyse-Werkzeuge geschaffen wurden, welche Review Bombing früher erkennen sollen. Wurde ein solcher Fall erkannt, soll ein spezialisiertes Team entscheiden, ob die Nutzerbewertungen in den Gesamtschnitt einfließen sollen, oder ausgeschlossen werden. Zwar soll nichts gelöscht werden, dennoch wird in diesem Falle stark in das jetzige System eingegriffen.

Eine schwierige Grauzone

Für Valve sind Review Bombs Bewertungen, welche nicht aufgrund der eigentlichen Qualität eines Spiels abgeben werden, sondern aus Gründen darüber hinaus („Off-Topic“). Ein aktuelles Beispiel für solches Review Bombing waren die Metro-Spiele, welche zahlreiche negative Bewertungen erhielten, nachdem Metro Exodus für ein Jahr exklusiv in den Epic Store wechselte. Die Bewertungen hatten dabei nicht das Ziel, die tatsächliche Qualität der Spiele zu bewerten, sondern den Frust über die Vertriebsentscheidung zum Ausdruck zu bringen. Valve gibt selbst an, dass man sich hier schnell in eine Grauzone bewegen würde, wenn es darum geht, zu entscheiden, wann solcher Bewertungen nun für Käufer wirklich irrelevant und als Review Bombing aus der Gesamtwertung auszuschließen sind. Aus diesem Grund sollen die Algorithmen auch nicht allein entscheiden, sondern lediglich „Anomalien“ in den Bewertungen aufdecken, während ein Team den Fall dann gezielt untersucht.

Zunächst klingt das alles noch recht nachvollziehbar. Review Bombing ist in den letzten Jahren zu einem verstärkten Phänomen geworden und auch wenn ich nachvollziehen kann, dass Spieler ihren Ärger Ausdruck verleihen wollen, ist es in gewisser Weise unfair, einen Titel abzustrafen, der als solcher nichts mit dem eigentlichen Problem zu tun hat.

DRM-Kritik fällt unter Review Bombing

Ein Aspekt der angekündigten Änderungen ist jedoch mehr als Kritikwürdig, wenn es darum geht, welche Themen als „Off-Topic“ eingestuft werden sollen. So fällt laut Valve auch Kritik an Digital Rights Management (DRM) unter Review Bombing, was ich nur als schlechten Scherz erachten kann. Diese Maßnahmen haben zwar nichts mit dem Spiel selbst zu tun, besitzen aber für viele Spieler eine massive Bedeutung und nehmen je nach Umfang auch gewaltigen Einfluss auf die Nutzbarkeit des Spiels. Zum Beispiel wenn neben Steam weitere Dienste wie Uplay eingebunden werden müssen, oder die Anzahl von Installationen des Spiels beschränkt wird. Diese Aspekte nun einfach als Review Bombing abzutun, fühlt sich stark danach an, als wolle Valve das System eher nutzen, um unbeliebte Kritik mundtot zu machen. Hier mal die entsprechende Passage im Wortlaut:

F: Ich interessiere mich für Dinge, für die sich andere Spieler leider nicht interessieren, wie die DRM- oder EULA-Änderungen. In der Vergangenheit haben sich Review-Bombs darauf bezogen. Gelten solche Reviews jetzt als irrelevant bzw. nicht zum Thema gehörig?

A: Wir hatten lange Diskussionen über diese beiden Punkte und ähnliche Themen. Sie sind eigentlich nicht Teil des Spiels, aber für manche Spieler ein Problem. Schlussendlich haben wir uns entschieden, solche Bewertungen als Review-Bombs ohne Themenbezug zu definieren. Unsere Begründung ist, dass der „allgemeine“ Steam-Spieler sich nicht so viel Gedanken darüber macht. Daher sind Bewertungspunkte genauer, wenn sie diese Reviews nicht einbeziehen. Außerdem sind wir der Meinung, dass Spieler, die sich für Themen wie DRM interessieren, häufig bereit sind, sich vor dem Kauf mehr mit den Spielen zu befassen. Aus diesem Grund belassen wir alle Bewertungen in den Review-Bombs. Es kostet nicht viel Zeit, in diese Bewertungen zu schauen und zu sehen, ob Sie das Problem interessiert.

Zwar wird die Möglichkeit in Aussicht gestellt, dass Nutzer die als Review Bombs gefilterte Bewertungen auch zukünftig in die Gesamtbewertung einfließen lassen können, dies muss jedoch erst manuell im eigenen Profil eingestellt werden. Das ganze wirkt eher wie eine Alibi-Funktion, um die tatsächliche Schwere des hier geplanten Eingriffes zu unterminieren. Im Mantel der Bekämpfung von Review Bombing scheint man hier ein einfaches Zensurmittel etablieren zu wollen, um unerwünschte Kritikthemen zukünftig auszuschließen zu können. Anders kann ich den Fokus auf DRM nicht werten. Ich für meinen Teil bin erschüttert, dass Steam sich in diese Richtung entwickelt, denn auf diese Weise verspielt man die Punkte, welche den Store für Nutzer so attraktiv machen. Ob diese Anpassungen der neuen Konkurrenz durch den Epic Store geschuldet sind, ist zwar rein spekulativ, so wird man aber das Wohlwollen der Spieler eher verlieren als behalten.

Johann von Ti
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