Auch jetzt ist man in Sachen virtueller Realität noch in einer Orientierungsphase.
Im Moment befinden wir uns immer noch in einer wichtigen Pionier-Phase einer neuen Technologie, die uns zukünftig sicherlich unglaubliche Spielerlebnisse bescheren wird. Die Rede ist hier von der virtuellen Realität, die mittlerweile auf primär drei Geräten zelebriert wird: Der HTC Vive, der Oculus Rift und der Playstation VR. Alle VR Headsets haben mittlerweile ein recht umfangreiches Sortiment an Games, wobei die Vive als auch Rift ein enormes Angebot bündeln, auch weil die Verknüpfung mit Valves Distributionsplattform Steam einen enormen Markt erreicht. Dennoch bleibt der große, alles verschlingende Hype aus. Den Grund habe ich hier auf Game 2 schon oft genannt: Die Technik steckt noch in den Kinderschuhen, viele Probleme müssen gelöst werden, bevor wir das Potenzial der virtuellen Realität auch wirklich nutzen können. Diese Probleme sind vielseitig – Von der Qualität der Auflösung innerhalb der VR, der Optik der Games, der Umsetzung von funktionierenden und zugleich spaßigen Gameplay Mechaniken (meist kann VR aktuell höchstens eins der beiden Aspekte liefern) bis hin zu Titeln, deren Spielzeit deutlich zu wünschen übrig lässt, ist eigentlich alles dabei, was man an einem Videospiel schlecht finden kann. Doch während die Probleme echt sind und VR aktuell für den Massenmarkt eher uninteressant machen, ist innerhalb der letzten Jahre bzw. Monate durchaus eine Entwicklung zu beobachten, was ich enorm spannend finde.
Horror und Racing funktionieren gut in der VR
VR Spiele schaffen es aktuell kaum, langfristiges mit Gameplay zu überzeugen. Die meisten Titel setzen (verständlicherweise) auf die audiovisuellen Erfahrungen, die ein Nutzer in einer virtuellen Realität macht. Davon profitieren Spielkonzepte, die primär von Schauplätzen/Szenarien bzw. ihrer Optik leben. Es sollte also niemanden überraschen, dass Horror-Games gut in der VR funktionieren, weil dem User in der virtuellen Realität die Distanz zum Geschehen genommen wird, die wir vom klassischen Videospielen, aber auch dem Horror-Film im TV kennen. Nicht mehr einen Bildschirm zu betrachten, sondern scheinbar innerhalb der dargestellten Welt zu stecken, ist eine besondere Erfahrung und kann simple Horror-Elemente viel intensiver vermitteln.
Neben Horror und Mystery Games sind vor allem Racing-Games für eine Umsetzung in der VR geeignet – Der Vorteil ist hier die relativ gut übertragbare Spielmechanik vom klassischen Gameplay. In der VR muss die Steuerung eines Rennspiels kaum verändert werden, auch die Tatsache, dass es hier Sinn macht, dass der Spieler beim spielen sitzt und sich eben nicht zu Fuß durch die virtuelle Welt bewegt, vereinfacht die Geschichte enorm. Die VR macht die Rennerfahrung, oder besser Flugerfahrung, denn recht viele gute VR-Titel sind Weltraum-Racer, intensiver und bereichert sie durch die optischen Möglichkeiten, ohne dabei Abzüge im Gameplay in Kauf nehmen zu müssen. Hier möchte ich gerne den Vergleich zu Shootern ziehen, die in verschiedensten Variationen innerhalb der VR umgesetzt wurden. Hier tun sich nämlich schnell Probleme auf, weil Shooter primär vom Gameplay leben. Es bringt hier wenig, einfach die technische Basis zu schaffen und einen Spieler mit Waffen in eine virtuelle Welt zu stecken – Kann er sich in dieser nicht dynamisch bewegen bzw. kämpfen, bringt einem das intensivste audiovisuelle Erlebnis auch nichts. Und während der Gang durch ein virtuelles Online Casino durchaus eine Weiterentwicklung zum klassischen Webseiten-Besuch darstellt, fühlen sich viele aktuelle VR Shooter und RPGs eher wie ein Rückschritt an, wenn man sie mit den Titeln auf Basis „klassischer“ Technologien betrachten (also über unseren Bildschirm, nicht über eine VR-Brille).
Der Weg ist noch lang
VR und Gameplay müssen sich unterstützen, dürfen sich nicht im Weg stehen. Doch wie schon gesagt, lassen sich nicht viele klassische Gameplay Konzepte einfach in die VR übertragen. Die Möglichkeiten der Technik müssen weiter ausgeschöpft, Konzepte gegebenenfalls sinnvoll angepasst werden. Das ist aber nur möglich, wenn weiterhin fleißig entwickelt wird – Ich spreche in diesem Zusammenhang immer wieder von der Pionier-Phase dieser Technologie. Die jetzt erscheinenden Titel leisten eine wichtige Arbeit, auch wenn viele Titel nicht ausgereift daherkommen, erfüllen sie in ihrer Masse einen Zweck und geben zugleich einen Ausblick auf die Zukunft. Ein gutes Beispiel für einen solchen Ausblick ist in meinen Augen Batman: Arkham VR – Dieses VR Game der Rocksteady Studios lässt uns in die Rolle von Batman schlüpfen und setzt das auch noch großartig um! Die Aufmachung und das Gameplay funktioniert, doch natürlich gibt es auch hier einen Haken, der eines der aktuellen Probleme in der VR offenbart – Die Spielzeit. Das Game unterhält gut eine Stunde und ist dann vorbei – Viel zu kurz, wenn man den Preis von 20 Euro bedenkt. Klar ist aber auch: Um Spielerfahrungen wie in Batman: Arkham VR zu schaffen, ist aktuell deutlich mehr Aufwand vonnöten, als wenn man ein herkömmliches Spiel entwickelt. Die Tatsache, dass der User die Spielwelt plötzlich völlig anders wahrnimmt, macht die Entwicklung eines Spiels ebenfalls zu einer völlig neuen Geschichte.
Fazit
Es ist also kaum verwunderlich, dass die VR nicht alles Altbekannte überflügelt. Diese Technologie benötigt Zeit und auch die Videospiele selbst müssen auf Basis dieser Technologie zum Teil neu konzeptioniert werden. Wir können schon großartige Titel bestaunen, aber den Massenmarkt kann man damit in meinen Augen nach wie vor nicht bedienen. Es bleibt aktuell große Phase der technischen Reifung und Orientierung, deren Ende bisher nicht wirklich abzusehen ist. Aktuell versuchen die meisten Entwickler einfach etwas auf Basis der bekannten Möglichkeiten zu schaffen und stoßen dabei oftmals auf Grenzen, die wir noch durchbrechen müssen. Ich bin glücklich in dieser Orientierungsphase dabei zu sein, freue mich aber mehr auf den Zeitpunkt, wenn VR den Massenmarkt erreicht und Gameplay wie auch audiovisuelle Erfahrung in der virtuellen Realität eine Symbiose bilden. Bis dahin kann man aktuell noch ganz gut auf VR verzichten.
- Warhammer 40k: Rogue Trader: Tastatur oder Maus frieren ein – so fixt ihr den USB-Bug - 4. Oktober 2024
- Warhammer 40k: Space Marine 2 im Koop Test – dieser Shooter macht den Imperator stolz - 23. September 2024
- Crusader Kings 3: Ironman ausschalten und im normalen Modus spielen - 3. September 2024