Warum Indie der Gaming Landschaft so gut tut!
Der Videospielmarkt wächst seit Jahren beständig und ist schon längst ein wichtiger Faktor in der Wirtschaft. So fließen bei großen Projekten wie Call of Duty oder Battlefield im Vorfeld enorme Summen, die in die Entwicklung und Vermarktung der Produkte fließen. Eine ganz normale Sache, die aber langfristig negative Auswirkungen aufweist. Warum? Weil an solchen Projekten zahlreiche Jobs hängen, der Publisher, die Entwickler (bei vielen AAA Titeln sogar direkt mehrere Teams) und alle, die in irgendeiner Form an dem Spiel beteiligt sind. Wird das Spiel dann ein Reinfall, kann das drastische Konsequenzen wie die Schließung eines Entwicklers oder Insolvenz eines Publishers haben. Die logische Reaktion: Keine Experimente! Spiele werden möglichst nach einem bestimmten Erfolgsrezept erstellt und erhalten nur geringfügig neue Ansätze spendiert, denn mit dem alt bekannten hat man bereits Erfahrungen gemacht und waren diese positiv, versucht man sich beim neuen Spiel möglichst daran zu orientieren. Und leider bestätigen wir, also die Spieler, immer wieder diese Vorgehensweise: Jedes Jahr wird Call of Duty massenhaft verkauft (in diesem Jahr gibt es erstmals Rückgänge in der Kaufkraft), obwohl hier seit Jahren Innovationsarmut herrscht. Call of Duty ist durch sein jährliches Release schon längst zur Stangenware verkommen und traut sich kaum, neue Wege zu gehen. Zwar werden immer wieder minimale Neuerungen ins Spiel gebracht, aber wenn man mal ehrlich ist, hat sich seit Call of Duty 4 oder spätestens MW2 nichts am Spielkonzept geändert. Selbst das Setting ist seit Jahren in diversen Zukunftsszenarien eingeschlafen. Trotzdem kaufen die Leute die Games für absurd hohe Summen, wenn man DLCs zuzählt. Warum? Keine Ahnung, aber es ist tragisch. Und während also der Shooter Einheitsbrei beständig gut verkauft wird, fallen Experimente wie das erste Mirror’s Edge in der Käuferschicht durch und sind lediglich Geheimtipps, welche von einer Minderheit gefeiert werden und eben nicht genug Geld einbringen – Grob gesprochen: Floppen.
Innovation als Gefahr
Damit ist Innovation immer eine Gefahr, denn plötzlich könnte man den Geschmack der breiten und scheinbar abgestumpften Masse verfehlen und damit sich und die gesamte Firma in wirtschaftliche Gefahr bringen. Und dadurch fühlten sich moderne Shooter in den letzten Jahren, egal von wem entwickelt, relativ gleich an, denn letztlich versuchten alle den Mainstream zu treffen und vergaßen mit der Zeit die Wurzeln der eigenen Reihen. So wurde Battlefield in meinen Augen mehr und mehr zu einem Klon von Call of Duty, was das Gameplay betraf (Battlefield 3, Battlefield 4). Alle andere großen Genres im AAA hatten das gleiche Problem: Jahre lang gab es jedes Jahr ein neues Assassin’s Creed, bis der Markt vom immer gleichen Spielkonzept so übersättigt war, dass die Verkaufszahlen merklich schrumpften und man der jährlichen Veröffentlichung den Rücken kehrte. Denn das Problem, wenn sich Entwickler auf Teufel komm raus jährliche Release-Termine für ihre Spiele aufzwingen lassen, ist nicht nur der Verlust von möglicher Innovation, sondern auch der Verlust von Qualität. Das sehen wir jedes Jahr an Titeln wie Call of Duty, aber auch im Rollenspiel-Genre. Wo zu wenig Zeit ist, werden die Spiele und die dort gebotenen Inhalte austauschbarer, man beginnt alte Inhalte wie Animationen zu Recyclen und letztlich hat man halt irgendein Spiel, ohne Herz und Seele, aber auch ohne neue Ideen oder interessante Ansätze.
Indie als Rettung
Doch dann kam vor einigen Jahren die große Indie Welle, welche unabhängige Spiele-Entwickler zu wichtigen Faktoren in der gesamten Szene machte. Der Grund war eine Öffnung des Marktes für diese Form der Entwicklung, also kleinen Teams, die ohne großen Publisher, also Geldgeber im Rücken, Spiele auf die Beine stellten – Die meisten davon Projekte mit größtem Herzblut der Beteiligten. Der digitalisierte Spiele-Markt, der über Plattformen wie Steam oder auch GOG unabhängig zum klassischen Einzelhandel agieren kann und diesen sogar mehr und mehr ersetzt, kann auch ein kleiner Entwickler sein Spiel veröffentlichen und hat direkten Zugang zu einem Millionen-Publikum auf der ganzen Welt. Dies wird noch verstärkt durch Plattformen wie Indiegogo oder Kickstarter, die Indie Entwicklern die Verwirklichung ihrer Visionen ermöglichen, indem normale User durch Schwarmfinanzierung diese Projekte finanziell absichern. Klassische Publisher sind demnach für neue Teams und Entwickler kein Ausschlaggebendes Kriterium mehr, da neue Finanzierungs- (Crowdfunding via Kickstarter und andere Plattformen) als auch Vertriebsmodelle (Digitale Plattformen wie Steam, GOG) alte Systeme ersetzen können.
Frischer Wind durch Indie
Und durch diese Möglichkeiten können Indie Entwickler Ihre Spiele auf den Weg bringen und das hat einen klaren Effekt: Es wird endlich wieder so richtig bunt in der Gaming Landschaft. Denn das, was sich die großen Studios seit Jahren nicht mehr so wirklich trauen, wird in geballter Form hundertfach veröffentlicht. Tausende Projekte schießen wie Pilze aus dem Boden und kämpfen auf Kickstarter und Co um Finanzierung. Plattformen wie Steam haben mit eigenen Projekte wie Steam Greenlight auf diese Entwicklung reagiert und geben Indie Entwicklern gezielt Platz auf der Vertriebsplattform. Und natürlich ist da nicht alles gut, nicht alles innovativ – Es gibt endlos viele Indie Games, die ganz schrecklich sind. Dennoch gibt es immer wieder diese Perlen, die dann ganze Genres entstehen lassen oder ganz neue Ansätze verfolgen. Und nachdem die ersten Jahre mit der Indie Welle ins Land gegangen sind, gibt es auch langsam erste Reaktionen in der AAA Szene. Große Studios schielen auf die beliebten Indie Games und versuchen nun selbst ein wenig Innovation zu zeigen. Anders lässt sich der Mut von EA bzw. DICE zum WW1 Setting in Battlefield 1 nicht erklären. Und wenn es so weiter geht, profitieren wohl alle von diesen Entwicklungen. Denn der frische Wind, welchen die Indie Games in die Gaming Industrie tragen, sorgt für geballte Segel, sodass Innovation wieder möglich ist, sogar bei AAA Titeln (auch wenn wir für echte Innovation noch etwas warten müssen).
- Old Market Simulator im Test – die Cozy Shop-Simulation entfacht im Koop echte Verkaufswut - 4. November 2024
- Hinter der Gartenmauer streamen – die perfekte Serie für Halloween - 30. Oktober 2024
- Hunt: Showdown 1896 Bounty Clash: Der neue Spielmodus klingt genial, aber offenbart Probleme - 30. Oktober 2024